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heute endet die Amtszeit von Olaf Scholz ­– beim Großen Zapfenstreich spielt das Stabsmusikkorps der Bundeswehr am Abend auf Wunsch und zu Ehren des scheidenden Kanzlers „In My Life“ von den Beatles, einen Auszug aus dem „2. Brandenburgischen Konzert“ von Johann Sebastian Bach und „Respect“ von Otis Redding. Was stattdessen auch gut gepasst hätte: „Sorry Seems to Be the Hardest Word“ von Elton John.

Egal, vielleicht beim nächsten Mal (Scherz!). Außerdem heute auf der Polit-Agenda: Die SPD benennt Ihre Minister, Jens Spahn wird Fraktionschef der Union – und wie hier vor zehn Tagen exklusiv angekündigt (und prompt aus dem Adenauer-Haus falsch dementiert), unterzeichnen am Mittag im Schöneberger Gasometer auf dem EUREF-Campus die Vorsitzenden von CDU, CSU und SPD vor rund 800 Gästen den Koalitionsvertrag. Dort steht in der Präambel auf Seite 1: „Wir müssen besser werden.“ Na, dann mal los.

Auch wichtig heute: der „Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung“. Wir haben uns aus diesem Anlass in den U- und S-Bahnhöfen von Berlin, Paris und London umgeschaut – und unsere persönlichen Reise-Eindrücke (Paris ganz schlimm, London kaum besser, Berlin nicht perfekt, aber ok) mit den offiziellen Zahlen abgeglichen.

Hier das Ergebnis:

PARIS:

+ Nur 29 der 303 Metrostationen sind barrierefrei, lediglich eine Linie (14) ist voll zugänglich.

+ Alle Stationen der beiden S-Bahnlinien sind grundsätzlich barrierefrei, Rollstuhlnutzer müssen sich aber an Stationsmitarbeitende wenden, um eine Rampe in den Zug gelegt zu bekommen.

+ Alle Tram- und Buslinien gelten als barrierefrei, aber längst nicht alle Haltestellen.

LONDON:

+ Nur etwas mehr als ein Drittel der U-Bahnhöfe (Underground) sind barrierefrei, lediglich die Elizabeth Line (2022 eröffnet) ist vollständig frei zugänglich.

+ Nur etwas mehr als die Hälfte der S-Bahn-Stationen (Overground) sind barrierefrei.

+ Alle Tramhaltestellen und Busrouten werden als barrierefrei beschrieben.

BERLIN:

+ Laut BVG sind 85 Prozent der 175 U-Bahnhöfe grundsätzlich barrierefrei erreichbar (mit Rampe oder Aufzug).

+ 90 Prozent aller 170 S-Bahnhöfe in Berlin und Umland sind barrierefrei.

+ Von 825 Straßenbahnhaltestellen sind knapp 600 barrierefrei, von den fast 6500 Bushaltestellen viele zwar nicht, dafür aber verfügen alle Busse über eine Rampe.

Unser Eindruck war also schon ganz richtig – Berlin könnte sich zumindest in Sachen ÖPNV selbstbewusst für die Paralympics bewerben.

Und auch ansonsten hat Berlin einiges für mehr Barrierefreiheit getan in den vergangenen Jahren – auf der Habenseite stehen das Landesgleichberechtigungsgesetz und die Eingliederungshilfe, die verpflichtende Einbeziehung des Landesbeirates bei neuen Gesetzen und Vorschriften und leichtere Zugänge in öffentlichen Einrichtungen wie Museen und Rathäusern.

Dennoch liegt in der Stadt noch immer einiges im Argen – von den oft kaputten, wenn auch meist schnell reparierten Aufzügen in den Bahnhöfen mal abgesehen (derzeit sind fast 50 als defekt gemeldet). Kathrin Geyer, Vorsitzende des Landesbeirats für Menschen mit Behinderungen, zählt hier für uns beispielhaft einiges auf:

Schüler mit Behinderungen kommen nur schwer an eine Berufsausbildung, es fehlen immer mehr barrierefreie Wohnungen, auf den Straßen gibt es zu viele Stolperfallen, es fehlen ausreichend zugängliche Arztpraxen.

Das klingt für eine ambitionierte Politik nicht unüberwindbar.

Was allerdings oft übersehen wird: Auch Eltern und Geschwister von Kindern mit Einschränkungen müssen auf vieles verzichten. Rebecca Aßmann von der Berliner Stadtmission kennt das aus eigener Erfahrung – sie ist die Schwester von Samuel Koch, der 2010 bei „Wetten, dass ...?“ schwer verunglückte und seitdem querschnittsgelähmt ist. In Kooperation mit dem Verein „Samuel Koch und Freunde“ hat sie deshalb das Gussower Erlebnis Camp der Berliner Stadtmission weiterentwickelt: Vom 10. bis 15. August wird in diesem Jahr erstmals auch eine Freizeit für Geschwister von Kindern mit Behinderung angeboten – und es gibt noch freie Plätze (zur Anmeldung bitte hier entlang).