Sonne-Wolken-Mix bei Höchstwerten um 33°C

Senat scheitert mit Carsharing-Regeln vor GerichtHU-Frauenbeauftragte wird monatelang nicht bezahlt – und tritt zurückUntersuchung zeigt, wo Berlin besonders laut, heiß und stickig ist

von Christian Latz
und Joana Voss

diesen freundlichen Gruß haben wir heute von Checkpoint-Leserin Brinja Manske von den griechischen Inseln erhalten: „Kalimera Team Checkpoint von Naxos! Hier liest sich der Checkpoint gut! ;) “

Foto Brinja Manske (Naxos)

Beach, Berge oder Balkonien – nehmen Sie uns mit! An dieser Stelle zeigen wir während der Sommerferien, wo Sie gerade den Checkpoint lesen. Schicken Sie uns ein Foto mit einem Satz zum Urlaubsort an checkpoint@tagesspiegel.de

Es wird wieder heiß in Berlin. Auf bis zu 34 Grad steigt das Thermometer heute. Wir versuchen trotzdem einen kühlen Kopf zu bewahren, auch, wenn das nächste Thema direkt brenzlig wird: Die Senatsumweltverwaltung hat am Dienstag den neuen Umweltgerechtigkeitsatlas für Berlin veröffentlicht. Hinter dem sperrigen Titel verbirgt sich die Erkenntnis, dass es vor allem im Stadtzentrum zu laut, zu heiß, zu grau und die Luft zu dreckig ist. Und dass sich die schlechten Umweltfaktoren besonders dort ballen, wo bislang vorrangig ärmere Bevölkerungsschichten leben. Besonders in Wedding, Moabit, Gesundbrunnen, Kreuzberg und Neukölln leiden die Menschen unter den äußeren Bedingungen. Bedeutet aber zugleich: Der Umbau Berlins zur klimaangepassten Stadt ist auch eine soziale Aufgabe.

Krawumm! Erneut crasht der Senat vor Gericht. Diesmal bleiben die neuen, strengeren Regeln für Carsharing-Anbieter auf der Strecke, darunter die Pflicht, Falschparker innerhalb von vier Stunden umzusetzen. Der Klage von Weshare und Sharenow gegen die Einstufung ihrer Mietwagen als Sondernutzung des Straßenlands (CP von gestern) hat das Verwaltungsgericht am Dienstag im Eilverfahren stattgegeben. Damit kommen die neuen Abstellregeln ab September nur auf E-Scooter, Leihrad- und Roller-Anbieter und deren Nutzer zu. Unerwartet kam die Richterentscheidung nicht. Gutachten und Experten hatten vor rechtlichen Unsicherheiten gewarnt. Bettina Jaraschs (Grüne) Verkehrsverwaltung blieb trotzdem auf dem Gaspedal. Dabei gilt in der Politik manchmal wie im Straßenverkehr: Besser vorausschauend unterwegs sein.

Sind die Kerzen am Adventskranz das Einzige, was zur Weihnachtszeit angesichts der Energiekrise noch brennen wird? Laut Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos für SPD) könnte die Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt zumindest geringer ausfallen. „Es ist ein Vorschlag, der auf dem Tisch liegt.“ Keine Einschränkung wird es hingegen für gewerbliche Leuchtreklame in Berlin geben. „Das Land hat lediglich Einfluss auf Werbeflächen im öffentlichen Straßenland, für die Nutzungsverträge bestehen. Ein Verbot von Leuchtreklame ist dabei weder möglich noch geplant“, teilte ein Sprecher der Senatsumweltverwaltung mit. Auch die seit Jahren geplanten, schärferen Energieeffizienz-Vorschriften für die Außenwerbung (CP von gestern) wird es vorerst weiterhin nicht geben. Gegenüber anderen Energiesparvorhaben sei die Maßnahme „nicht priorisiert“ worden. Mit anderen Worten: Außer Papier hat der Senat dazu bislang alles eingespart.

Vielleicht bieten dem Senat da die Tipps unserer Leser eine Anregung. Wir hatten Sie gefragt, wie sich Energie sparen ließe. Eine Auswahl ihrer Antworten:

+ „Die Klimatisierung in den Geschäften um 2° bis 3° C anheben. Außerdem müssen deren Türen nicht dauerhaft aufstehen.“ (Robert Amtsfeld)

+ „Gaslaternen aus oder auf Solar umrüsten.“ (Ulrike Schochow)

+ „Schaufensterbeleuchtung nachts reduzieren oder ausknipsen.“ (Brigitte Kammerer-Jöbges)

+ „Im Fernsehen nachts ein Testbild statt hunderter Programme.“ (Klaus Thiel)

+ „Öffnungszeiten auch für Webseiten.“ (Anja Wrede)

+ „Alle Ampeln ausschalten, Chaos haben wir auch mit Ampeln.“ (Anne Hennig)

Ein Mahnmal des russischen Angriffskriegs in der Ukraine wollte Museumschef Enno Lenze vom „Berlin Story Bunker“ mit einem zerstörten russischen Panzer direkt vor deren Botschaft Unter den Linden platzieren. Nachdem der Bezirk Mitte zunächst wochenlang nicht auf den Antrag reagierte, kam nun die Ablehnung: Einen zerstörten Panzer aufzustellen, sei „nicht angemessen“, da „in dem zerstörten Kriegsgerät Menschen gestorben“ sein könnten, schreibt der Bezirk. Auch das nötige Einverständnis der Senatskanzlei sei „nicht zu erwarten“. Zudem berühre das Vorhaben „die außenpolitischen Interessen der Bundesrepublik Deutschland“, schreibt der Bezirk, ohne darauf näher einzugehen. In Prag und Warschau war das Einverständnis größer. Dort waren die kaputten Panzer bereits zu sehen.

Nachtrag zur Stadt-Toiletten-Meldung von gestern: 50 der 280 WCs sollen wie beschrieben testweise kostenfrei werden. Warum man bei den anderen nur noch mit Karten- oder Handyzahlung reinkommt, hatten wir jedoch unterschlagen. Die Senatsumweltverwaltung weist darauf hin, dass eine Serie aufgebrochener Toiletten Anlass für das neue Konzept ist. Nicht nur der Schaden liegt demnach im mittleren sechsstelligen Bereich. Die WCs seien zudem bis zur Reparatur nicht nutzbar – egal ob mit oder ohne Karte. Jetzt fällt auch bei uns der Groschen. Und was denken Sie zum Streit um Berlins stille Örtchen?

Umfrage kostenlose City-Toiletten

Telegramm

Weiter geht’s mit den wichtigsten Nachrichten rund um den russischen Angriffskrieg in der Ukraine:

+++ Das erste Schiff mit Getreide aus der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskrieges hat die türkische Küste erreicht.

+++ Bei einem russischen Angriff auf einem Evakuierungsbus bei Cherson sind nach Angaben einer ukrainischen Militärsprecherin drei Menschen getötet und fünf Menschen verletzt worden.

+++ Die US-Regierung verhängt neue Sanktionen gegen Kreml-nahe Oligarchen. Betroffen seien unter anderem der Putin-Vertraute Andrej Gurjew und dessen Sohn.

In unserem Newsblog informieren wir Sie fortlaufend über die aktuellen Entwicklungen.

Die Berliner Polizei fahndet aktuell in den eigenen Reihen. Nicht nach Verbrechern, sondern Menschen mit einer besonderen Gabe. Seit Mitte 2021 sucht die Behörde unter ihren 18.000 Mitarbeitern nach „Super Recognizern“. Das sind Menschen, die sich überdurchschnittlich gut Gesichter merken können. Sie könnten vor allem beim Identifizieren gesuchter Personen in großen Menschenmengen helfen. Ob und wie häufig die Polizei fündig wurde, ist noch offen, heißt es auf die Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Frank Balzer (CDU). Die Ermittlungen dauern an.

1161 Euro Prämie für besondere Leistungen erhielten die Mitarbeiter der Senatsgesundheitsverwaltung im vergangenen Jahr im Durchschnitt, teilt die Verwaltung auf Anfrage des Abgeordneten Stephan Standfuß (CDU) mit. Für Mitarbeiter im politisch-administrativen Bereich waren es 934 Euro durchschnittlich. Trotz extremer Arbeitsbelastung durch die Corona-Pandemie nur ein Bruchteil dessen, was die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung 2021 ihren Mitarbeitern gewährte: 3654 Euro im Durchschnitt, bei politisch-administrativem Personal sogar 4573 Euro.

Anfang des Jahres eingestellt und bis heute nicht bezahlt? So geschehen an der Berliner Humboldt-Universität. Die Ende 2021 gewählte dezentrale Frauenbeauftragte des Instituts für Rehabilitationswissenschaften und der Sportwissenschaften an der Exzellenz-Hochschule ist nach über einem halben Jahr umsonst Arbeiten zurückgetreten, wie aus einem Mail-Verkehr hervorgeht, der dem Checkpoint vorliegt. Klingt alles andere als exzellent.

Hoffen wir, dass es für Katrin Münch-Nebel im neuen Job besser läuft. Nach einem halben Jahr ohne Leitung wird sie die neue Chefin des Landespresseamts. Münch-Nebel hat schon das Büro der ehemaligen SPD-Vorsitzenden Andrea Nahles geführt und soll in Zukunft die Kommunikation des Roten Rathauses als Doppelspitze gemeinsam mit Senatssprecherin Lisa Frerichs leiten.

Dass Leipzig das neue Berlin ist, wird seit Jahren hoch und runter geschrieben. Die Grafik-Abteilung der Süddeutschen Zeitung hat das wohl durcheinandergebracht. Auf einer Karte (Foto hier) verortet sie die Hauptstadt tatsächlich in Sachsens Nordwesten. Aber aus Bayern betrachtet, ist der Rest Deutschlands ja ohnehin einerlei.

Seit sechs Jahren kämpft Leser Boris Becker (nicht der Ex-Tennisspieler) in Schöneberg dafür, sicher über die Goebenstraße zu kommen. Vor fünf Jahren versprach die Verkehrsverwaltung, eine Gehwegvorstreckung baulich abzusichern. Und heute? Inzwischen ist sie zwar angeordnet, aber nicht umgesetzt. Wegen „personellen Notbetriebs“, erklärt Verkehrsstadträtin Saskia Ellenbeck (Grüne). Mehr zu der wahrlich lahmen Nummer im Tempelschön-Newsletter von Sigrid Kneist.

Behördle #18

Zitat

„Jede Kilowattstunde, die wir einsparen, ist ein Beitrag. Am Ende muss man abwägen: Wollen wir in der ganzen Stadt die Lichter alle ausmachen? Wollen wir das Weihnachtsgeschäft der Einzelhändler damit abwürgen? Ist es das wert, dass am Ende vielleicht Arbeitsplätze verloren gehen?“

Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos, für SPD)

 

Tweet des Tages

Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, ich habe nach dem ersten Viertel genug, aber werde garantiert nicht damit aufhören

@elhotzo

Stadtleben

Auf die Hand – Vom Fensterverkauf zum Eiscafé: Mittlerweile verschlingen Eis-Liebhaber:innen Klassen's Eis nicht nur in Kleinmachnow, sondern auch unweit des Walter-Benjamin-Platzes in Charlottenburg. Die Früchte für seine hauseigenen (Spezial-)Eissorten und Sorbets kommen vorzugsweise aus der Region, Kakao und Schokolade stammen in erster Linie aus fairem Handel und sind biologisch. Die gefrorenen Kugeln kommen in Eiswaffeln oder Waffelbechern auf die Hand. Täglich von 12 bis 18 Uhr, Uhlenhorst 2, Kleinmachnow oder Leibnizstraße 48, Charlottenburg

Berliner Gesellschaft

Geburtstag – Wilhelm Bender (78), Wirtschaftsmanager / Marica Bodrožić (49), Schriftstellerin / „Frieder Bonnin (7) Alleskönnerinnenkind das demnächst zur Schule darf.“ / „Meiner liebsten Nachbarin HASRET wünsche ich alles Gute für das neue Lebensjahr, viel Glück und Gesundheit, Brigitte“ / Christoph Geiser (73), Schweizer Schriftsteller / Wolfgang Nagel (78), ehem. Berliner Bausenator (1989-1996) / Katrin Schmidberger (40), für die Grünen im AGH / Kristina Schröder (45), ehem. Bundesfamilienministerin (2009-2013) / Robert Stadlober (40), österreichischer Schauspieler

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

Gestorben – Peter Früstück, * 24. April 1939 / Susanne Elisabeth Kirschbaum-Klaßen, * 20. November 1955 / Joachim Pichler, * 20. Mai 1935, Rechtsanwalt und Notar a.D. / Susanne Riemer, * 25. April 1961 in Hagen

Stolperstein – Gertrud Landsberg wurde am 26. Mai 1873 in Königsberg/ Kaliningrad geboren. Heute vor 80 Jahren deportieren die Nationalsozialisten sie nach Theresienstadt und am 26. September 1942 weiter in das Vernichtungslager Treblinka, wo sie ermordet wurde. Auf der Konstanzer Straße 55 in Wilmersdorf erinnert ein Stolperstein an sie.

Encore

An dieser Stelle gibt’s in den Sommerferien jeden Tag einen Neun-Euro-Ticket-Tipp für Kurzentschlossene. Alles, was Sie tun müssen, ist: den Checkpoint lesen, um 9 Uhr am Hauptbahnhof stehen und losfahren. Heute zum Beispiel geht es nach L... Und zum Probe-Abo hier entlang.

Das Stadtleben präsentierte Ihnen heute Sophie Rosenfeld und im Frühdienst war Kathrin Maurer im Einsatz. Morgen bringt Sie an dieser Stelle Ann-Kathrin Hipp auf den neuesten Stand. Kommen Sie gut durch die Hitze!

Ihr Christian Latz

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