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SPD-Vorsprung vor Grünen weiter geschrumpft – wegen Nachzählungen kann es noch anders kommen„Körperliche Mängel“ waren laut Berliner Polizeibilanz häufigste Ursache tödlicher Unfälle 2022FU-Meteorologen taufen ein Tief für die Erdbebenopfer

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nach unbestätigten Informationen wird heute ein amtliches Endergebnis der Wiederholungswahl von vor zwei Wochen verkündet. Nach vom Landeswahlleiter am Sonntag dementierten Informationen ist der Vorsprung der SPD vor den Grünen seit dem Wahlabend final von 105 auf nur noch 53 Stimmen geschrumpft. Stephan Bröchler stellte klar, dass sich auch dieser Abstand durch die mögliche Nachzählung in einem Lichtenberger Wahlkreis (wo ein CDU-Direktkandidat nur zehn Stimmen vor einer Linken liegt) noch ändern könne. Die Grünen zeigen trotz der geringen Differenz zwischen Silber und Bronze bisher keine Ambitionen, eine komplette Neuauszählung zu forcieren.

Bedeutsamer ist, welche Koalition sich finden wird. Unser Landespolitikbüro hat die rechnerischen Optionen einem Realitätscheck unterzogen (T+). Spoiler: Ohne ihre Parteien würden Kai Wegner und Franziska Giffey sofort losregieren. Die Grünen-Landeschefs sagten am Sonntag, dass sie sich ein Bündnis mit den Linken weiter vorstellen könnten – obwohl z.B. deren Agh-Abgeordneter Alexander King sich als Mitorganisator der Wagenknecht-Schwarzer-Querfrontdemo via „Berliner Zeitung“ über die mangelnde Unterstützung seiner Parteispitze beklagte. Die Demo-Teilnehmer beschreibt King als „ganz normale friedliebende Menschen“. Den Holocaustleugner Nikolai Nerling verschweigt er ebenso wie die Nazis von den „Freien Sachsen“, die QAnon-Schwubler und Leute mit Hitler-Baerbock-Schildern. Wie gespalten u.a. die Lichtenberger Linken sind, berichtet Kollege Robert Klages im heute neuen Bezirksnewsletter (Gratis-Abo hier).

Was aktuell in der Ukraine passiert, erfahren Sie jederzeit in unserem Liveblog.

Und wie es drei von hunderttausenden Russen geht, die es in Putins Land nicht mehr ertragen haben, lesen Sie hier (T+).

326 Stellen im technischen Dienst waren bei der Berliner Feuerwehr (Stand 7.2.) unbesetzt. Dabei ist die Lücke schon kleiner geworden, nachdem in den vergangenen beiden Jahren 351 Feuerwehrleute die Behörde verlassen haben und 622 neu eingestellt wurden. Dass es nicht reicht, zeigt neben dem fast täglichen Ausnahmezustand auch die Überstundenbilanz: Rund zweieinhalbtausend Mal pro Monat wurden die üblichen Zwölfstundenschichten überschritten – im Mittel um gut eine Stunde, wie die Innenverwaltung auf Anfrage von Tom Schreiber (SPD) mitteilt. Weitere Erkenntnisse: Die meisten Rettungseinsätze sind vormittags zu bewältigen, die meisten Brände abends. Der arbeitsintensivste Wochentag ist freitags, dicht gefolgt vom Montag. Also passen Sie auf sich auf!

Am Freitag hat die Polizei die Verkehrsunfallbilanz für 2022 veröffentlicht – ohne die sonst übliche Pressekonferenz. Meistgenannte „Hauptunfallursache“ bei den tödlich Verunglückten, nämlich bei fünf von 34, sind „körperliche Mängel“. Klingt wie „kann man nichts machen“, auch wenn es hoffentlich nicht so gemeint ist. Zum ersten, aber bestimmt nicht zum letzten Mal waren mehr als die Hälfte der Getöteten mindestens 65 Jahre alt. Wenn der E-Fuel- und überholspurbesoffene Bundesautobahnminister etwas für Verkehrssicherheit übrighätte, würde er sich gelegentlich mit der Initiative von mittlerweile mehr als 500 Kommunen und Landkreisen für flexiblere Tempolimits (mit Tendenz zu 30 km/h innerorts als Regel und 50 als Ausnahme) befassen.

Dass auch im vergangenen Jahr wieder rund 100 Kinder durch „Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr“ verunglückt sind, wäre vielleicht mal einen verschärften Blick auf die Stellen wert, an denen man typischerweise in den Fließverkehr einfahren soll: Abgesenkte Bordsteine und Furten, blickdicht zugeparkt von Blech. Blasse Farbmarkierungen am Ende von Radwegen, die direkt in Autospuren münden oder unter parkenden Autos. Nur an manchen Stellen wurde schon nachgebessert. Dass besser nicht unbedingt gut ist, zeigt der Tod des 50-Jährigen, dessen am Sonntagnachmittag mit einer Mahnwache gedacht wurde: Der Mann war auf dem neuen Radweg der Kantstraße unterwegs und gegen die Tür geknallt, die der Fahrgast eines zu dicht daneben haltenden Taxis aufgerissen hatte. Und Sonntagmittag starb wieder eine Radfahrerin: Die 57-Jährige wurde auf dem Mariendorfer Damm von einem Auto gerammt, als sie links abbiegen wollte.

Markus Söder hat in einem Interview mit der „Welt“ mal wieder richtig vom Krachleder gezogen über die „Berliner Blase“, die zum Glück wenig mit Deutschland zu tun“ habe. „Bei uns darf man essen, was man will, sagen und singen, was einem gefällt“, verkündete der Ministerpräsident des einzigen Bundeslandes mit Kruzifix-Pflicht in Behördengebäuden. Söder weiß auch, warum es in der Bundesregierung keine:n bayrische:n Minister:in (Doppelpunkte entsprechen der von Söder suggerierten Berliner Genderpflicht, Anm. d. A.) gibt: „Es soll der Wohlstand von Süd nach Nord umverteilt werden.“ Gemerkt hat der Bierzeltplatzwart das u.a. daran, dass „die Bundesregierung auch den Bau von Wasserstoffleitungen in Nord-Süd-Richtung verschleppt“. Das Heißfluftgebläse in umgekehrter Richtung funktioniert offensichtlich stabil.

Berliner Schnuppen

von Naomi Fearn

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Telegramm

Die Berlinale ist vorbei, wir können uns wieder anderen Dingen zuwenden (im Fernsehen kommt ja eh nüscht). Und wie war’s, abgesehen vom Goldenen Bären für „Sur l’Adamant“? Baulich teils verrumpelt, finanziell zunehmend schwierig, aber inhaltlich stark auch wegen interner Konkurrenz, resümiert Kollege Robert Ide (T+), der sich mit viereckigen Augen (16 mm breit, 9 mm hoch) gerade wieder in der Wirklichkeit einlebt.

Knapp eineinhalb Jahre ist es her, dass sich Ella Nik Bayan auf dem Alexanderplatz mit Benzin übergoss, anzündete und starb. Bereits vier Mal ist das Grab der trans Frau geschändet worden. Die anschließenden Ermittlungsverfahren wurden jeweils ergebnislos eingestellt, teilt die Innenverwaltung auf Grünen-Anfrage mit. Mein Kollege Karl Grünberg hat Bayans dramatisches Leben in einem Nachruf beschrieben (T+).

Das garstige Wetter am Freitag und Samstag hatte auch sein Gutes, nämlich seinen Namen: Yiğit haben die FU-Meteorologen das Tiefdruckgebiet spontan getauft und mit einem Spendenaufruf für die vom Erdbeben in der Türkei und Syrien Betroffenen verbunden. Der alttürkische Name stehe für Stärke, Tapferkeit und Mut – und damit auch für die Helfer:innen. Noch lieber hätten sie das Tief an einen echten Spender abgegeben, aber mit Y hätten sie nur einen Interessenten für den Namen Yorck, der allerdings ein Sturmtief wolle. Das aktuelle trockenkalte Wetter sei Hoch „Hazal“ zu verdanken – ein kurdischer und türkischer Name, mit echter Patenschaft (für 390 Euro; Tiefs kosten 260 Euro).

Diese Woche gibt’s fünf Brückentage am Stück: „Vom 27.02. bis 03.03. feiern wir die Woche der Ingenieur*innen“, teilt die Verkehrsverwaltung mit. Rund ein Dutzend Projekte werden teils online, teils auf den Baustellen präsentiert (Infos und Anmeldung hier). Grund zum Feiern dürfte weniger der Zustand vieler der etwa 840 Berliner Brücken sein als die Tatsache, dass zumindest ein paar erneuert werden, bevor es zu spät ist. Die knapp 30 Jahre alten scheußlichen Behelfsbrücken am Schloss Köpenick, von denen eine noch mit Tempo 10 befahrbar ist und die andere komplett gesperrt, stehen nicht auf dem Festprogramm.

Schneller Blick ins Amtsblatt: Die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz gibt die Aufstellung der für die Saison 2023 an die EU-Kommission gemeldeten Badegewässer bekannt. Check: Alle 39 Badestellen in acht Bezirken sind dabei, von der Bammelecke über die Bürgerablage bis zur Radfahrerwiese. Treptow-Köpenick führt mit 11 Badestellen vor Reinickendorf (9), StegZehl (7), Spandau (5) und ChaWi (4). Mitte, Lichtenberg und Pankow haben jeweils eine. Es kommentiert der am Havelstrand abgelegte Bürger: Wenn ich den See seh‘, brauch‘ ich kein Meer mehr.

Die Grüne Minna ist tot – es lebe die Weiße Maus! Die Berliner Polizei beschafft laut Ausschreibungsportal „Kradanzüge und Eskortejacken“ – und zwar in Weiß. Zur geforderten Qualität der Nähte kommentiert Roy Black: „Es gibt nichts mehr, was uns beide trennen kann.“

Quizfrage: Was ist orange und muss morgens ganz früh raus? – Genau! Die 150 Schlafanzüge (kurze Arme, kurze Hosen), deren Beschaffung die JVA Plötzensee ausgeschrieben hat. Außerdem sucht wird eine Firma gesucht, die für das Gefängnis 4000 Quadratmeter Gerüst baut. Flucht und Sägen … – äh, pardon, Fluch und Segen für die Gefangenen, die Monate hinter Planen verbringen müssen, bevor ihr unfreiwilliges Zuhause dann etwas freundlicher aussieht.

Der vollelektrische Löschwagen der Feuerwehr stromert bald nicht mehr allein durch Berlin: Jetzt will die Behörde auch einen elektrischen Rettungswagen anschaffen. Geschätzter Kaufpreis laut Ausschreibung: 295.000 Euro.

Zitat

Wenn du nach München fährst, musst du einfach rotzfrech auftreten.

Rani Khedira vom 1. FC Union rekapituliert nach der 0:3-Niederlage gestern Abend gegen Bayern München, was den Berlinern fehlte.

 

Tweet des Tages

Wer setzt dagegen? Ich wette, dass sich @FranziskaGiffey bei der Wahl zwischen Bürgermeisterin einer SPD-geführten Regierung oder einfacher Fachsenatorin in einer CDU-Regierung für die CDU entscheidet. Ich setze: einjährige Futterpatenschaft für den sardischen Zwergesel im Zoo.

@MarkRackles

Antwort d. Red.: Mark Rackles (SPD), ehemaliger Bildungsstaatssekretär. Sardische Zwergesel sind laut dem Zoo „besonnen, nicht stur“.

Stadtleben

Essen – Wer das chinesische Lokal „SUO noodle house“ auf der Novalisstraße 17 in Mitte betritt, dem steigen Essensdüfte direkt in die Nase. Unweit der Torstraße gehören Nudeln zur Grundzutat des Mitte Januar 2023 eröffneten Gourmettempels. Die langgezogenen Teigwaren werden scharf gewürzt, in Schalen serviert und mit Krupuk getoppt. Dabei präsentiert jedes Gericht eine andere Provinz Chinas. Mo-Fr 12-15 und 17.30, 21.30, So 17.30-22 Uhr, samstags geschlossen. U-Bhf Oranienburger Tor

Berliner Gesellschaft

Geburtstag – Tobias Ancicka (22), Eishockeytorwart bei den Eisbären Berlin / Wilhelm von Boddien (81), deutscher Kaufmann, Gründer des Förderverein für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses / Adam Baldwin (61),
US-amerikanischer Schauspieler / Chelsea Clinton (43), US-amerikanische Autorin / Rosemarie Gabriel (67), ehemalige Schwimmerin / Linus Jasper Gechter (19), Innenverteidiger als Leihspieler von Hertha BSC bei Eintracht Braunschweig / Jonathan „Jony“ Ive (56), britischer Designer, u.a. für Produkte von Apple / Karlheinz Nolte (74), ehemaliger stellv. Fraktionsvorsitzender der Berliner SPD / Andreas Otto (61), für die Grünen im AGH, Sprecher für Baupolitik und für Berlin-Brandenburg / Wolfram Rohst (57), Politiker der Piratenpartei / „Für Tarek (zarte 54) tief in Spandaus Süden an seinem Ehrentage viel Vergnügen! Alles Gute von Deiner alten Ute!“ / „Der besten Nichte, TZB (48), schickt zia aus ‚unserer‘ Stadt die herzlichsten Glückwünsche. A hearty hug. See you soon in this city.“ / Petra Vandrey (58), für die Grünen im AGH / Joanne Woodward (93), US-amerikanische Schauspielerin / Nachträglich zum 26. Februar: „26.02.2023/ Hubert Draegert/ Lieber Hubert, alles Liebe und Gute zum Geburtstag aus New York von Julia & Familie!“

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

Gestorben – Gundl Arenknecht, geb. Enger, * 11. März 1935 / „Frauke Helwes, *19.06.1966, +19.02.2023, Kreuzbürgerin – wir werden dich immer lieben. Deine Freunde“ / Ole Meiners, * 1. November 1971 / Sybille von Oppen, geb. van Hooven, * 30. Januar 1941 / Rolf Schmedes, * 25. Januar 1952 / Renate Wormuth, geb. Link, * 6. November 1938

Stolperstein – Gertrud Nanny Ropaschinski (geb. Gattel, 1871) heiratete den Bankbeamten Eugen Ropaschinski, bekam zwei Kinder und wohnte in der Sybelstraße 36 in Charlottenburg. Nachdem sowohl ihr Mann als auch ihre Tochter verstarben, wurde die 73-jährige am 10. Januar 1944 in einem Güterzug nach Theresienstadt deportiert. Dort kam sie heute vor 79 Jahren ums Leben.

Encore

Weil das Leben hart genug ist, enden wir hier flauschig. Zum heutigen Welt-Eisbär-Tag (2004 von amerikanischen Zoos initiiert) spendiert der Berliner Tierpark Gästen kleine Plüsch-Eisbären. Aber nicht allen und einfach so, sondern jenen, die nach der kommentierten Fütterung durch Eisbär-Kurator Markus Klamt um 11 Uhr von ihrem persönlichen Beitrag zum Klimaschutz berichten. Wer das nicht einrichten kann, bekommt das Plüschtier auch bei Kauf oder Verlängerung einer Online-Jahreskarte – ab heute, solange der Vorrat reicht, abzuholen an der Kasse. Im Unterschied zu den Tagestickets, die ab April teurer werden, bleibt der Preis der Jahreskarten übrigens gleich (57,50 Euro nur Tierpark, 101,50 inkl. Zoo und Aquarium; diverse Ermäßigungen).

Als Rechercheur für alle Felle war Thomas Lippold an diesem CP beteiligt. Das tierisch bunte Stadtleben hat Sophie Rosenfeld geschrieben, den frühen Vogel mit dem Gesamtwerk in Ihr Mailfach geschickt hat Florian Schwabe. Morgen füttert Sie Lotte Buschenhagen hier mit dem Neuesten. Machen Sie’s gut!

Ihr Stefan Jacobs

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