Locker bewölkt bei Temperaturen um 19°C

Kai Wegner bekennt sich am Tag der Befreiung ohne Wenn und Aber zur UkraineBahn lässt Bäume für den Naturschutz fällen, Berlin will Öko-Vorgaben beim Bauen lockernWenn die Krähe zweimal hackt: Wie man mit aggressiven Vögeln klarkommt

ukrainische Fahnen sind erlaubt, russische und sowjetische Fahnen plus Georgsbänder bleiben verboten. So ist die Rechtslage für diesen 8. und 9. Mai, an denen die Polizei zunächst sowohl ukrainische als auch russische Flaggen an den drei Ehrenmalen in Treptow, Pankow und Tiergarten verboten hatte. Das Verwaltungsgericht hatte zunächst beide Verbote aufgehoben; nur im Fall der russischen Symbole ging die Polizei in die nächste Instanz – und bekam vor dem Oberverwaltungsgericht auch deshalb Recht, weil die zuletzt verstärkten Angriffe Russlands auf die Ukraine die Konfliktlage noch verschärften. Die Konfliktlage hatte sich bereits tags zuvor gezeigt, als am Ehrenmal im Tiergarten ein Mann auf einen anderen losgegangen war, dessen Begleiterin eine ukrainische Flagge trug. Gestern informierte die Polizei darüber. Am heutigen russischen „Tag des Sieges“ bereitet sie sich u.a. auf die Ankunft von Putins Rocker-Fanclub in Berlin vor.

Regiermeister Kai Wegner (CDU) setzte am 8. Mai Zeichen, indem er gemeinsam mit dem ukrainischen Botschafter Oleksii Makeiev in der Neuen Wache Blumen niederlegte und via Pressemitteilung nicht nur ein Bekenntnis zur dauerhaften Unterstützung der Ukraine abgab, sondern auch klarstellte: „Die Ukraine muss diesen Krieg gewinnen.“ Zugleich bezeichnete Wegner den 8. Mai als Tag der Befreiung, ohne – im Unterschied zur Bundes-CDU – den nachfolgenden Satz mit „Aber…“ zu beginnen.

Die Vorsitzenden der Berliner Linksfraktion hatten sich gemeinsam mit Parteifreunden aus anderen Bundesländern bereits am Sonntag mit der Forderung zu Wort gemeldet, den 8. Mai bundesweit zum Feiertag zu erklären, den 80. Jahrestag in zwei Jahren sogar europaweit. Sie verweisen auch darauf, dass der jährliche Anlass bereits in mehreren europäischen Ländern Feiertag ist. Für die Menschen in der ukrainischen Hauptstadt Kyiv begann dieser 8. Mai mit Müdigkeit nach stundenlangem nächtlichen Luftalarm und mit der Begutachtung der Schäden, die die Trümmer abgewehrter russischer Angriffsdrohnen verursacht hatten.

Umfrage 8. Mai Feiertag

In Staaken am westlichen Berliner Stadtrand betreibt die Bahn Naturschutz, indem sie Bäume fällen lässt: Entlang dem Mauerweg fraß sich jüngst ein Harvester durch den jungen Birkenbestand. Was für ahnungslose Passanten nach Kettensägenmassaker aussah, ist nach Aktenlage die „Schaffung von Offenlandbiotopen“ – als Ausgleich für Verluste beim Ausbau den Trassen nach Magdeburg und Erfurt vor mehr als zehn Jahren. Damals war die gerodete Fläche tatsächlich Offenland, wie der Leiter des Bundesforstbetriebes Westbrandenburg am CP-Telefon berichtet. Zwischenzeitlich ist sie zugewachsen und muss nun mindestens 25 Jahre lang freigehalten werden. Nachhaltigkeit Made in Germany. Berlins neuer Bausenator Christian Gaebler (SPD) will übrigens die Bauordnung entrümpeln, konkret: kein Verbot neuer Schottergärten, keine Pflicht für Gründächer, keine genauen Vorgaben zur Flächenversiegelung.

Neues von Murphys Baustelle in Grünau (die mit dem abgebrannten Denkmal des insolventen Bauträgers und dem zubetonierten Abwasserrohr, bei dessen Reparaturversuch 3x das Werkzeug barst und eine Gasleitung leckte; CP vom 14.9.22, 5.1.23, 9.2.23): Die Prognosen der Wasserbetriebe zur Freigabe der Regattastraße, deren Sperrung Anlieger zu kilometerlangen Umwegen zwingt und Auswärtige verzweifeln lässt, lauteten (in dieser Reihenfolge): Dezember, November, Januar, März. Als vor ein paar Tagen nur noch die obere Asphaltschicht fehlte, brach nacheinander an zwei Stellen die Trinkwasserleitung von 1940. Die wird nun ebenso erneuert wie ein Gully, der wohl unter der Last der Bau-Lkw kollabiert war. Neue Eröffnungsprognose für die an drei Stellen wieder aufgehackte Straße: Juni. (Das Jahr lassen wir lieber offen.) In der „Berliner Zeitung“ stand kürzlich die süffige Langversion des Dramas.

Telegramm

Für Autofahrer begann die Woche mit Riesenstau auf der A111 und im Gefolge einem Lkw-Unfall; das Radio meldete eine Stunde Anstehen vom Kreuz Oranienburg bis zum Anschluss Stolpe. Ursache war, wie nicht anders zu erwarten … eine Alkohol- und Drogenkontrolle der Brandenburger Polizei. Zumindest der Überraschungseffekt dürfte im montagmorgendlichen Berufsverkehr geglückt sein. Ausbeute bei 400 Kontrollierten: 1x Alkohol, 13x andere Drogen, 2 offene Haftbefehle.

Die Aktivisten der „Letzten Generation“ machen diese Woche Klebepause. Wie die Gruppe mitteilt, sollen die vielen neuen Mitstreiter angelernt werden. Außerdem sind zwei Protestmärsche geplant, einer am Mittwoch (16 Uhr ab Marx-Engels-Forum) und einer am Sonnabend (16 Uhr ab Brandenburger Tor).

Der Brauereiverband Berlin-Brandenburg prophezeit den „teuersten Biergartensommer aller Zeiten“ mit Preisen um 7,50 Euro für den halben Liter vom Fass. Da trifft es sich gut, dass man bei den aktuellen Temperaturen erst mal den Glühwein aus dem vergangenen Advent aufbrauchen kann.

Falls Sie was suchen, was von der Inflation verschont geblieben ist: Benzin! Ich habe beim Ausmisten von Quittungen aus 2012 gerade gesehen, dass der Liter Super damals knapp 1,60 Euro kostete. Gestern Abend lag er um 1,70; macht ca. sieben Prozent Teuerung in elf Jahren. Ein paar Fahrrad-Tickets (Berlin AB), die ebenfalls im Wegwerfstapel waren, kosteten damals übrigens 1,50 und sind jetzt bei 2,20 Euro, also plus 47 Prozent. Darauf ein Bier, aber nur ein ganz kleines.

Ab Juli verteilt Alba sukzessive mehr als 200.000 gelbe Tonnen, die in den Einfamilienhausgebieten die bei Krähen und Waschbären beliebten Säcke für den Verpackungsmüll ersetzen. Und was ist mit Haushalten, die sich längst eine eigene Wertstofftonne beschafft hatten? Die müssen sie ausrangieren: Aus versicherungstechnischen Gründen würden nur noch von Alba beschaffte Tonnen geleert, bestätigt der Entsorger auf Nachfrage, nachdem sich bereits ein über diese Ressourcenvergeudung empörter CP-Leser erkundigt hatte. Nun sind Hunderte oder gar Tausende intakte Tonnen für die Tonne. CP-Insidertipp*: Wenn das alte Behältnis ins neue geworfen wird, lässt sich der Kunststoff recyceln.

(*Nur möglich, wenn die neue Tonne größer ist als die alte.)

Gibt’s eigentlich noch Schulgärten? Jede Menge! Die große Mehrheit der Berliner Schulen hat welche, wie die Antwort der Bildungsverwaltung auf eine Linken-Anfrage erweist. Die Ausnahmen mit zehn bzw. elf Schulen ohne Platz für Kraut und Rüben sind Reinickendorf und Marzahn-Hellersdorf. In zwei Bezirken wurden seit 2018 Schulgärten aufgegeben, nämlich zwei in Treptow-Köpenick (wegen Neubauten auf den Flächen) und sogar vier in Reinickendorf, davon einer wegen baulicher Mängel und die anderen mangels „Lehrstunden oder Personal“. Der Nordbezirk scheint ein grünes Sofortprogramm zu brauchen, notfalls mit der Gießkanne.

Dass man auch drinnen die Früchte toller Arbeit ernten kann, zeigen Erfolgsmeldungen aus zwei Berliner Schulen im Bereich Robotik: „The Robo Penguins“ aus dem Köpenicker Alexander-von-Humboldt-Gymnasium haben sich für die Roboter-Soccer-EM in Kroatien qualifiziert. Und das „Team Mars“ des Georg-Herwegh-Gymnasiums in Reinickendorf tritt in Bordeaux bei der WM im Bereich Bühnenpräsentation an. Und bei der Verleihung des Deutschen Lehrkräftepreises am Montag wurden auch ein Lehrer und eine Lehrerin aus Berlin ausgezeichnet – auf Vorschlag ihrer begeisterten Schüler:innen.

Bello è impossibile! (Deutsch: Unmöglich, diese Hunde!) Falls Sie die Beschwerde meines Kollegen Adrian Schulz über die Menge und Größe der Berliner Hundschaft noch nicht gelesen haben: Lohnt sich (T+). Und falls Sie mal sehen wollen, wie man mit Bürohund stilecht seinen Arbeitsplatz im Regierungsviertel erreicht: Gibt’s auf Twitter in 18 Sekunden.

Die Odeg betreibt 29 Züge namens „Desiro HC“, was nach unbestätigten Informationen Lateinisch für „Ich will Dein Handy“ ist. Oder war, denn jetzt wurde der Spalt hinter den Klappsitzen, in den dort abgelegte Handys beim Hochklappen der Sitze auf Nimmerwiedersehen (bzw. bis zum nächsten Werkstatttermin des Zuges) verschwanden, mit einem Blech verschlossen. Wer Digital Detox sucht, muss künftig also wieder ICE fahren.

Das Bezirksamt Treptow-Köpenick hat gestern – zumindest indirekt – die Anleitung geliefert, wie sich die Fällung von Bäumen verhindern lässt. Benötigt werden demnach ein Meisenpaar und Fledermäuse, die jeweils abwechselnd in dem Baum brüten bzw. überwintern. In Friedrichshagen scheiterte daran gerade zum zweiten Mal die Fällung eines morschen alten Ahorns. Da er laut Amt auf keinen Fall stehen bleiben kann, soll nach der Meisenbrut im Juli ein dritter Versuch folgen – „bevor die Fledermaus zurückkehrt“.

Zitat

„Beiden Mädchen geht es besser. Es besteht keine Lebensgefahr mehr.“

Christina Reiche, Sprecherin der Evangelischen Schulstiftung, zum Zustand der beiden Schülerinnen, die am vergangenen Mittwoch von einem offenbar psychisch Kranken mit einem Messer angegriffen worden waren.

 

Tweet des Tages

Der 8. Mai ist auch Mahnung und Erinnerung daran, dass militärische Konflikte manchmal nur militärisch gelöst werden können. Nennt sich dann Sieg.

@CarloMasala1

Stadtleben

Essen & Trinken – Das Grand Café Saint Germain am Savignyplatz verwöhnt nicht mit Gerichten wie Chateaubriand, Steak Tartare oder Meeresfrüchte à la française einen Genuss. Das französische Restaurant hat täglich von 10 Uhr bis Mitternacht geöffnet und serviert u.a. Lammkoteletts, Maishähnchen, Lachsfilet und Hummer, begleitet von French Fries, Ratatouille oder Kartoffelgratin. Mit einem Klick können Sie sich die Speisekarte vorab zu Gemüte führen. Bei Sonnenschein lädt die große Terrasse ein, sich niederzusetzen. Savignyplatz 13, Charlottenburg, S-Bhf Savignyplatz

Kiekste

Fahndungsaufruf: Flauschiger Berliner Bandit gesucht, zuletzt gesichtet von Tagesspiegel-Leser Christian Petzold hinter Gittern auf einem Schulhof in Dahlem. Vielen Dank für dieses Foto! Ob kuschlig oder kratzig: Schicken Sie uns Ihre Berlin-Schnappschüsse gerne per Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.

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Berliner Gesellschaft

Geburtstag – Ghadah Al-Akel (58), Schauspielerin und Synchronsprecherin / Maya Antic (37), Schauspielerin und Eiskunstläuferin / Fred Apke (64), Regisseur und Schauspieler / Sven-Sören Christophersen (38), ehem. deutscher Handball-Nationalspieler / Nazan Eckes (47), Fernsehmoderatorin / „Meinem liebsten großen Bruder Gregor, herzliche Geburtstagsglückwünsche von deiner Beate!“ / Jupp Heynckes (78), ehem. deutscher Fußball-Nationalspieler und -trainer, Weltmeister 1974 / Carolin Kebekus (43), Schauspielerin, Sängerin und Komikerin / Hardy Krüger jr. (55), Schauspieler / „Lieber Ludger vom Lietzensee, alles Gute und viel Gesundheit zum Geburtstag wünschen dir Le und S+G!“ / Hendrik Martz (55), Gitarrist, Schauspieler und Synchronsprecher / Ulrich Matthes (64), Schauspieler / Joscha Sauer (45), Cartoonist / „Mit 88 Jahren … unerschrocken, engagiert und solidarisch. Wilfried Seiring hat Geburtstag und wir lassen ihn hochleben! Von Herzen: Deine Kinder und Enkel“ / Wolfgang Trepper (62), Kabarettist und Moderator / Sybille Waury (53), Schauspielerin / Frank Zimmermann (66), ehem. für die SPD im AGH

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

Gestorben – Karin Bergmann, * 20. August 1952 / Christian Gabriel, * 10. März 1941 / Stefan Baron von Holtey, * 23. Februar 1951 / Marian Przybilla, * 9. August 1952

Stolperstein – Ida Weile (geb. Krakauer) kam am 3. April 1872 in Löwen/Lewin Brzeski zur Welt. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Kaufmann Julius Weile, und den zwei gemeinsamen Kindern wohnte sie in Kreuzberg am Planufer 89-90. Zuletzt lebte sie dort als Witwe mit ihrer Schwester und einem jüdischen Untermieter. Unweit der Wohnung betrieb Ida Weile ihre eigene Pelzwarenhandlung. Am 1. November 1941 wurde sie nach Łódź/Litzmannstadt deportiert, getarnt als „Umsiedlung in den Osten“. Am 9. Mai 1942 ging es weiter nach Chełmno/Kulmhof, wo sie heute vor 81 Jahren ermordet wurde.

Encore

CP-Leserin Luisa B. hat ein Problem mit aggressiven Vögeln: In Hildesheim sei sie zweimal von einem Bussard angegriffen worden, in Berlin werde sie von Krähen gestalkt: Im Herbst sei ihr am Haus der Kulturen der Welt eine mit ausgefahrenen Krallen über den Kopf geratscht, gestern folgte dann ein „deutlich wuchtigerer Angriff“ auf ihrer Joggingrunde an der Moabiter Spree: „Sehe ich wirklich so aus, als würde ich Bäume hochklettern und ihre Krähenbabys ohne Messer und Gabel verschlingen wollen?“, fragt sie den CP.

Die Antwort von Berlins Wildtiergott Derk Ehlert lautet sinngemäß: Jein. Es seien nur einzelne Nebelkrähen, die während der Brutsaison aggressiv würden (also jetzt, aber nicht im Herbst). „Nach unseren Beobachtungen neigen von Hand aufgezogene Exemplare eher dazu, und sie bevorzugen bestimmte Menschentypen“. Spitze Nasen? Federnder Gang? Man weiß es nicht. In einem Charlottenburger Hof seien drei von 40 Bewohnern attackiert worden und trügen dort nun einen Besen über dem Kopf; das helfe. Für die Joggingrunde empfiehlt Ehlert eine Mütze oder einen Umweg und, falls es zu arg werde, einen Anruf bei der Polizei, die notfalls den Gefahrenbereich sperre.

Die besten Geschichten für diesen CP hat Thomas Lippold herausgepickt. Das Stadtleben stammt aus der Feder (!) von Sophie Rosenfeld, der frühe Vogel am Produktionstisch war Florian Schwabe. Morgen beflügelt Sie hier Christian Latz, und am Donnerstag lesen Sie, wie ein Fuchs Luisa B. den Weg versperrte. Machen Sie’s gut!

Ihr Stefan Jacobs

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