Betriebsbahnhof Schöneweide wird umbenannt

Vorletzter Zwischenstopp am Betriebsbahnhof Schöneweide. Hier gab es einst das Reichsbahnausbesserungswerk, wo neben alten Zügen auch sozialistische Menschen ausgebessert werden sollten. Der Künstler und Lebenskünstler Florian Havemann (mein Porträt hier) erinnert sich an seine dortige Lehrzeit für sein lehrreiches Leben so: „Einer soff den ganzen Tag. Ich fragte den Chef: Warum arbeitet der nicht? Er antwortete, dass der Typ bei der Armee rausgeflogen war und sich hier gemeldet hatte fürs Brigadetagebuch. Er schrieb rein, wie das Kollektiv ins Theater ging und abends den Sozialismus diskutierte. Alles war ausgedacht. Aber wir wurden ausgezeichnet und in Ruhe gelassen.“ Das war die Logik der DDR-Wirtschaft: Auf dem Papier war der Plan übererfüllt. Auf dem Papier der neuen Zeit wird nun die alte Station abgewickelt: „Die Umbenennung des Bahnhofsnamens ‚Betriebsbahnhof Schöneweide‘ in ‚Johannisthal‘ erfolgt zum Fahrplanwechsel am 13.12.2020“, heißt es aus dem Abgeordnetenhaus. Und plötzlich klingt Schöneweide nicht mehr papiern, zumindest nicht so schweineöde.