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Neue Pannen – aber Berliner Wahlleiter sieht keine ProblemeInterne Mail von LAF-Chefin Harms offenbart Amts-Probleme„dass Sie wirklich eine Familie sind“: Berliner Vermieter legt Bewerbern ärztlichen Mutter-Kind-Nachweis nahe

während in Brasilien gestern fanatische Anhänger des rechtsradikalen Wahlverlierers Bolsonario Regierungsgebäude stürmten (aktueller Nachrichtenstand hier), wurde Berlins Regierende Wahlkämpferin Franziska Giffey beim ARD-„Bericht aus Berlin“ im Willy-Brandt-Haus gefragt: „Haben Sie den Silvestereinsatz letztendlich nicht vergeigt?“ Ihre Antwort:

Wir haben mit dieser Form von Brutalität, Respektlosigkeit und Gewaltbereitschaft in der Akutheit von Schreckschusswaffen, die in Gesichter von Polizisten gezielt haben, Nebelbomben, die geworfen wurden, also diese Angriffe auch mit massiven Sprengkörpern, das war etwas, was nicht planbar war, aber ich kann Ihnen sagen, es ist jetzt nicht zielführend, Polizei und Feuerwehr jetzt noch einen Vorwurf zu machen über die Frage, wie der Einsatz gelaufen ist.“

Klarer äußerte sie sich zum CSU-Geböller – in Bayern wurden Forderungen laut, Berlin Geld aus dem Länderfinanzausgleich zu streichen, weil in der Hauptstadt die Rechtstaatlichkeit nicht mehr gegeben sei:

Ich finde, das ist eine absurde Debatte, die vielleicht am Stammtisch in der Kneipe funktioniert, aber weder lösungsorientiert noch zielorientiert ist. Wir sehen, dass wir in allen Teilen Deutschlands Übergriffe hatten aus unterschiedlichen Gründen. Und gerade in Bayern muss man sich ja auch sich mal ansehen was gerade mit dem Reichsbürgertum passiert. Das ist auch jenseits von Rechtsstaatlichkeit.“ (Das ganze Interview gibt’s hier).

Bevor wir zum Diesseits der Rechtsstaatlichkeit kommen (Sie wissen schon, die Berliner Wiederholungswahl), noch kurz ein Blick auf die Basketball-Bundesliga… aha! Alba Berlin hat mal wieder bei Bayern München gewonnen (80:79) – das erklärt einiges.

Auf der Startseite des offiziellen Senatsportals „berlin.de“erfahren die geneigten Leserinnen und Leser, wann die Weihnachtsbäume abgeholt werden (sofort, unverzüglich), wie wir gemeinsam durch die Energiekrise kommen („Berlin packt das!“), was in der Wohnungspolitik erreicht wurde („leistbare Mieten“), wo die Regierende Bürgermeisterin heute auftritt (19 Uhr: Neujahrsempfang von Hotel- und Gaststättenverband, Ort: „Titanic Chaussee“) und worüber sie früher doziert hat:

EU-Fundraising, EU-Beihilferecht, EU-Förderprogramme und Europäisches Projektmanagement an der Verwaltungsakademie Berlin, an der Akademie für öffentliche Verwaltung des Freistaates Sachsen, beim Studieninstitut des Landes Niedersachsen, beim Zentralen Fortbildungsinstitut des Hessischen Ministeriums des Innern, beim Kommunalen Studieninstitut Mecklenburg-Vorpommern, an der European School of Governance Berlin und an der Akademie des Deutschen Beamtenbundes“.

Gut zu wissen! Was dort aber nicht erwähnt wird: dass Berlin wieder wählt, und das ja schon bald. Checkpoint-Leser Christian v. Gélieuhat dazu eine Vermutung: „Vielleicht will der Senat diesmal nichts falsch machen, indem er die Wahlen geheim hält.“

Laut Landeswahlgesetz sind die Berliner Wahlen tatsächlich geheim durchzuführen (§7, Abs.1). Also bitte nicht weitersagen. Es läuft ja auch ganz gut, bisher gibt’s draußen nur Pännchen (CP v. 6.1.)

+ Im englischsprachigen Teil der Informationsblätter wurde die Wahl auf den 12. September terminiert.

+ In Reinickendorf fehlt auf einem roten Rücksendeumschlag die Wahlscheinnummer.

+ In Friedrichhain-Kreuzberg ist der Name der FDP-Kandidatin Diana Flemmig falsch geschrieben.

+ In Neukölln ist der Name des „Partei“-Kandidaten Martin Sonneborn falsch geschrieben.

Der betroffene Satire-Chef der „Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative“ kommentiert das so: „Liebe Kollegin Franziska Giffey, wir haben gerade erfolgreich auf Wiederholung der Wahlen in Berlin (bei Polen) geklagt. Könnten Sie bitte Sorge tragen, dass zumindest Ihre Abwahl am 12.2. einigermaßen korrekt über die Bühne geht?“

Wir haben Landeswahlleiter Stephan Bröchler gefragt, ob und wenn ja welche Folgen die Namensfehler auf den Stimmzetteln haben - hier seine Antwort:

Die Stimmzettel werden nicht neugedruckt, da die abgegebene Stimme für eine Bezirksliste gilt und nicht für eine einzelne Person auf der Liste. Alle Stimmzettel bleiben gültig. Der Fehler ist entstanden, weil tausende von Wahlbewerbern auf 246 Stimmzetteln innerhalb kürzester Zeit geprüft und redaktionell angepasst werden mussten. Ein automatisiertes Verfahren existiert im Kontext einer Wiederholungswahl nicht. Auch hier hat die Landeswahlleitung Neuland betreten.”

Immerhin gibt es berechtigte Hoffnung, dass auch die letzten Wahlbenachrichtigungen bis zum 13. Februar zugestellt werden. So freut sich RTL-Radiomoderator Hans Blomberg per Mail an den Checkpoint darüber, dass seine Briefwahlunterlagen innerhalb von nur zwei Tagen angekommen sind („Top!“). Allerdings grübelt er über den beiliegenden „Wegweiser“. Darin wird zwar beschrieben, wie mit der BVV-Wahl zu verfahren ist („Stimmzettel mit orangenfarbenem Rand in den blauen Stimmzettelumschlag legen und zukleben. Die Versicherung an Eides statt zur Briefwahl auf dem Wahlschein mit Datumsangabe persönlich unterschreiben. Wahlschein und blauen Stimmzettelumschlag zusammen in den roten Wahlbriefumschlag stecken und zukleben“) – aber wohin mit den beiden Stimmzetteln für die Abgeordnetenhauswahl?

Tja, auch hier hilft leider die Startseite des offiziellen Senatsportals „berlin.de“ nicht wirklich weiter (siehe oben: „…können an den Straßenrand gelegt werden“). Und selbst der praktische Baumarkt um die Ecke verspricht mehr, als er halten kann („Wie wo was weiß Obi“) – hier lautet die Empfehlung: „Bitte Ware die Sie nicht finden in den Eimer legen.“ Es kommentiert die große italienische Philosophin Sophia Loren: „Im Leben muss man dauernd zwischen Aufrichtigkeit und Höflichkeit wählen.“

Update: Vermutlich handelt es sich bei dem verschickten Wegweiser um das Exemplar für diejenigen, die nur für die BVV abstimmen dürfen (d.h. EU-Bürger und 16- bzw. 17-Jährige). Der zuständige Bezirk Mitte hätte dann die Wahl-Wegweiser vertauscht.

Die Forderung nach „Inhalten“ auf Wahlplakaten entspricht in etwa der Erwartung, am Kaugummiautomaten im Vorübergehen ein Fünf-Gänge-Menü serviert zu bekommen. Kurz müssen die Sprüche sein („Rumms!“), auffallen sollten die Plakate („Zack!“) und noch besser ist es, wenn die Leute darüber reden („Boing!“). So gesehen ist das FDP-Plakat „Warum bei Neuwahlen alte Probleme wählen.“ perfekt: Es lässt sich leicht kürzen („Warum wählen“), es ist grammatikalisch reizend (Frage ohne Zeichen) und sachlich falsch (eine Wiederholungswahl ist etwas anderes als eine Neuwahl). Was haben die sich nur dabei gedacht? Hier die Antwort von FDP-Sprecher Yannik Teicke:

„Dass es sich um eine Wiederholungswahl handelt, ist uns selbstverständlich bewusst. Sprachliche Spielereien sind Ihnen beim Tagesspiegel ja auch nicht unbekannt -;).“

Mit der Parole „Unbegrenzt langes Leben für alle“ (Foto: Hans-Georg Kauert) tritt die „Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung“ bei der Abgeordnetenhauswahl an – allerdings noch unter ihrem alten Namen „Partei für Gesundheitsforschung“. Auch das Programm ist deutlich verbessert: Bis vor kurzem wurden nur 500 Jahre versprochen - das brachte beim vergangenen Mal immerhin 4887 Stimmen. Diesmal gibt’s also vermutlich unendlich viel mehr. Der Trick: „Wir müssen nur noch den Reparaturansatz umsetzen.“ Unser Tipp: Um prioritär für ein ewiges Leben repariert zu werden, halten Sie bitte vorsichtshalber ein Foto Ihrer Stimmabgabe für die PfsV bereit.

Noch mehr Wahl-Arbeit fürs Bundesverfassungsgericht: Das Magazin „Tichys Einblick“ (nach eigenen Angaben „liberal-konservativ“) legt Beschwerde in Karlsruhe ein gegen den Beschluss des Bundestags, die Bundestagswahl in Berlin nur in Teilen zu wiederholen – damit werde „die Verniedlichung eines der größten Skandale der Nachkriegsrepublik“ fortgesetzt.

Die Zahl der Wahlberechtigten ist übrigens seit dem letzten Versuch im September 2021 um 5.551 gesunken – die größten Looser: Neukölln, Reinickendorf und Lichtenberg.

Berliner Schnuppen

von Naomi Fearn

Die <strong>Berliner Schnuppen</strong> in voller Länge gibt's täglich mit dem <strong>Tagesspiegel-Plus-Abo</strong> – <strong><a href="https://nl.tagesspiegel.de/r.html?uid=F.hqJfY80Da6JfbAGiX23OAA3fnqJfcs4AB5bdol9zzmOWwAyiX3XOAiLZMA.m_JHfbsYfic_onEOcI3fQLjVh_1UGeW5jBkxfPkYDYEOijqbKloFqwhkQLvTgsAuVNHF1Zp_U4TclzOlI5Aa2A" target="_blank" rel="noreferrer noopener">Hier</a></strong> geht's zur Anmeldung. 

Telegramm

Zum Krieg Russlands gegen die Ukraine – hier die Nachrichten der vergangenen Stunden:

+++ Die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Hanna Maljar bestätigt am Sonntag auf ihrem Telegram-Kanal Probleme bei der Verteidigung in der Ostukraine: „Derzeit ist es schwer in Soledar.“

+++ Wirtschaftsminister Robert Habeck kündigt am Sonntagabend im ARD-Interview weitere Militärhilfe für die Ukraine an und schließt die Lieferung von Leopard-Kampfpanzern nicht aus: „Weitere Entscheidungen werden getroffen. Nein, ausgeschlossen ist das natürlich nicht.“

+++ Der russische Opernstar Anna Netrebko sei laut ihrem Manager von den Sanktionen der ukrainischen Regierung gegen sie nicht betroffen: „Sie hat kein Vermögen in der Ukraine, sie ist nie in der Ukraine aufgetreten und sie plant nicht, das zu tun“, schrieb Manager Miguel Esteban der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Alle aktuellen Entwicklungen lesen Sie in unserem Live-Blog (hier)Spenden für die Ukraine in Not und für ukrainische Flüchtlinge in Berlin können Sie hier.

Im Landesamt für Flüchtlinge geht es drunter und drüber – in einer Mail an die „lieben Kolleginnen und Kollegen“ (Betreff: „Interne Wochenbilanz“), die dem Checkpoint vorliegt, bestätigt Chefin Carina Harms jetzt unseren Bericht von Alexander Fröhlich und Anna Thewalt (hier nachzulesen) über Gewalt und Erpressung – offenbar waren die Verantwortlichen ahnungslos und deshalb völlig überrascht.

„Vor Weihnachten haben uns Vorwürfe gegen Sicherheitsdienstleistende an den Ankunftszentren erschüttert, die uns sowohl über die Presse als auch über Beschwerden einzelner Asylsuchender zugetragen wurden.“ Die Prozesse sollen jetzt daraufhin überprüft werden, „ob und wo sie korruptionsanfällig sind“.

Weitere Punkte aus der internen Mail:

+ Trotz des Leids und der großen Raumnot leistete sich das LAF im vergangenen Jahr einen „Partyraum“ (vormals der Corona-Test-Raum) – jetzt wird er „ertüchtigt“, um dort Anträge auf Sozialhilfe zu bearbeiten.

+ Vor Weihnachten gab es einen massiven Stau bei Erfassung und Verteilung – Status Quo: „wird langsam abgearbeitet“.

+ Neue Unterkünfte sollen in einem Container-Standort an der Tempelhofer Röblingstraße und in einem ehemaligen Seniorenheim in der Lichtenberger Wotanstraße eröffnet werden.

+ Die Parkplatzflächen in Tempelhof und Tegel sollen mit Notunterkünften von je 250 bis 300 Betten bebaut werden.

+ In Tegel werden von dieser Woche an die ersten Betten in den neuen Leichtbauhallen belegt: „In Summe stehen uns dort dann weitere 3200 Betten zur Verfügung, die Hälfte davon sind für Asylsuchende vorgesehen.“

+ „Der Schalter für die 30-Tage-Auszahlung wird wieder in Betrieb genommen“ – Antragstellern sollen die ersten Leistungen schneller gewährt werden.

+ Nach einem Dienstleisterwechsel müssen innerhalb weniger Wochen wieder neue Kolleginnen und Kollegen angelernt werden, „und ja, für Sie ist es doppelte Arbeit“, aber: „Bitte helfen sie allen anzukommen“ – Angestellte des vormaligen Personaldienstleisters hatten berichtet, sie fühlten sich „als Mitarbeitende zweiter Klasse“.   

+ Von Polizeivizepräsident Marco Langner erhielt LAF-Chefin Harms eine Liste mit mehr als 50 Pensionären, die das Amt unterstützen wollen – „fast ein verspätetes Weihnachtsgeschenk“.

Aus einer Vermieter-Mail an Bewerber für eine 4-Zimmer-Wohnung in Schöneberg (Hochkirchstraße, 96 qm, 1200,- kalt): „Familien haben die Möglichkeit, heute oder morgen einen Nachweis zu machen, dass Sie wirklich eine Familie sind und somit die Bewerbung deutlich zu unterstützen. Hierzu erfolgt ein kurzer spezieller Video-Call mit einer beauftragten Ärztin, in welchem die Eltern Fragen beantworten müssen. Zudem erfolgt ein Abgleich von 3 Körperstellen (Mutter und ältestes Kind) als Mutter/Kind Nachweis.“ Die Begründung für das verrückte Verfahren: der „knappe Wohnungsmarkt“. Was ist bloß aus dieser Stadt geworden?

Aus der Rubrik „Nachrichten vom Klassenkampf“ (aka Schulpolitik“): „Wie lange dauert das Auswahl- und Besetzungsverfahren für vakante Funktionsstellen?“ (DS 19/14308, MdA Katharina Günther-Wünsch). Antwort von Staatssekretär Alexander Slotty: „Durchschnittlich ist von einer Verfahrensdauer von ungefähr einem Jahr auszugehen.“ Unbesetzte Funktionsstellen (nur Leitung und stv. Leitung) derzeit an den Berliner Schulen: 135 (Stand 12/22).

Zugabe zur Rubrik „Nachrichten vom Klassenkampf“ (aka Schulpolitik“): „Wie viel Unterricht ist im letzten und laufenden Schuljahr ganz oder teilweise ausgefallen?“ (DS 19/14345, MdA Louis Krüger). Antwort von Staatssekretär Alexander Slotty: „Summe aller zur Vertretung angefallenen Unterrichtsstunden: 1.636.894 / Summe aller ausgefallenen Stunden: 349.189.“ Das möge man aber bitte „im Kontext eines wöchentlichen Unterrichtseinsatzes von rund 586.000 Unterrichtsstunden“ sehen.

Zugabe zur Zugabe zur Rubrik „Nachrichten vom Klassenkampf“ (aka Schulpolitik“): „Wie hoch ist der Anteil an fachfremd erteiltem Unterricht im letzten und laufenden Schuljahr?“ (DS 19/14345, MdA Louis Krüger). Antwort von Staatssekretär Alexander Slotty: Sagen wir nicht. Begründung: „Nach Auffassung des Senats würde eine schulscharfe Veröffentlichung der erbetenen Informationen sehr wahrscheinlich in eine berlinweite Rangfolge, basierend auf dem Merkmal ‚fachgerecht erteilter Unterricht‘, uminterpretiert werden.“

Es kommentiert Schulsenatorin Astrid-Sabine Busse: „Wer soll es denn besser machen als ich?“ (Was sie sonst noch so vorhat, erklärt die Senatorin hier im Interview mit Susanne Vieth-Entus und Margarethe Gallersdörfer).  

Uff, es gibt noch eine Zugabe zur Zugabe zur Zugabe zur Rubrik „Nachrichten vom Klassenkampf“ (aka Schulpolitik): Norman Heise wurde für ein weiteres Jahr zum Vorsitzenden des Landeselternausschusses gewählt – zum neunten Mal in Folge. Es gibt wohl auch niemanden, der es besser machen könnte als er.

Was fehlt? Ach ja, hier: dem Bezirksamt Pankow eine „Sachbearbeitung (m/w/d) in Allzuständigkeit im Bürgeramt”, ab sofort und unbefristet. Checkpoint-Hinweis: In der Hauptstadt der organisierten Unzuständigkeit ist dieser Job nicht vergnügungssteuerpflichtig.

Was fehlt noch? Ach ne, hier: dem Pflegedienst der Sozialstation Friedenau die E-Bike-Flotte (neun Räder) – sie wurden aus einem abgeschlossenen Schuppen geklaut (wo sie außerdem an Bügel angeschlossen waren). Wer dem Nachbarschaftsheim Schöneberg mit einer Spende an die gemeinnützige „Pflegerische Dienste gGmbH“ helfen will: Bank für Sozialwirtschaft, DE91 1002 0500 0003 1062 05.

Nicht nur gefühlt wird Berlin immer teurer: Im weltweiten Lebenskosten-Ranking von 540 Orten stieg unser Städtchen innerhalb eines Jahres von Platz 224 auf 124 (national hinter München, Hamburg und Frankfurt auf 4). Auf Platz 1 liegt Hamilton (Bermudas), gefolgt von Basel, Zürich, Lausanne, Zug und Bern.

Das alte Café Einstein in der Kurfürstenstraße ist geschlossen, Mobiliar und Inventar sind geräumt – aber noch bis morgen läuft die Online-Versteigerung der Küche, und das ist eine ganz heiße Sache: 116 Gerätschaften vom Edelstahltisch über die Teigknetmaschine bis zur Tortenplatte sind noch zu haben. Hier ein paar aktuelle Gebote: Kühlschrank 1 Euro, Toaster 1 Euro, Eckregal 1 Euro… etwas höher ist der Einsatz bereits für den Weinklimaschrank (210 Euro), die Kuchenvitrine (230 Euro) und die Kombi-Eismaschine (750 Euro). Die ganze Küche gibt’s hier zu sehen.

Nachtrag (I) zur Meldung „Odesaplatz“ (CP v. 6.1.). Viele Leserinnen und Leser haben uns auf einen vermeintlichen Fehler in der Meldung über den neuen „Odesaplatz“ in Lichtenberg hingewiesen (u.a. Checkpoint-Leser Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg). Der Platz heißt jetzt aber tatsächlich so, geschrieben mit nur einem „s“, bewusst in dieser Form beschlossen vom Bezirksamt als Zeichen „für
den Respekt vor dem Kampf der Ukraine für ein friedliches, freies und demokratisches Europa“ (Bürgermeister Michael Grunst) – denn „Odesa“ ist die richtige Transkription aus dem Ukrainischen (Eigenschreibweise Одеса). Nur im Russischen heißt es „Odessa“ (Одесса). Gerüchte, denen zufolge das nebenan gelegene Theater Karlshorst in „Rusenoper“ umbenannt werden soll, entbehren dagegen jeder Grundlage.

Nachtrag (II) zur Meldung „Behörden-Pingpong ums Russische Haus“ (CP v. 2.1.) – hier die Antwort der Wirtschaftsverwaltung: „Seit dem 1.1.2023 ist gemäß dem Sanktionsdurchsetzungsgesetz II die eingerichtete Zentralstelle für Sanktionsdurchsetzung für die Prüfung und Umsetzung der Sanktionen zuständig.“ Damit liegt der Ball jetzt in der Bundesliga. Zur Ehrenrettung Berlins: In den vergangenen Monaten sind für einen solchen Sanktionsfall nationale Regelungslücken deutlich geworden. So lag die Zuständigkeit für das „Russische Haus“ in der Friedrichstraße zwar zunächst offiziell beim Bezirk Mitte, aber für die Prüfungen und Ermittlungen war die Zusammenarbeit mit anderen Stellen nötig – in diesem Fall mit der Justizverwaltung, der Innenverwaltung, der Senatskanzlei, dem LKA und der Wirtschaftsverwaltung, die das koordinieren sollte (aber wegen der Befassung der Strafverfolgungsbehörden mit dem Fall „zu Details der bisherigen Ermittlungen und deren weiteren Bewertung keine Angaben“ machen kann).

Während Sie diesen Checkpoint lesen, arbeiten wir bereits wieder an der nächsten Ausgabe des neuen Tagesspiegels – wir wollen Ihnen ja nicht nur die größte Zeitung Berlins anbieten, sondern auch die modernste und interessanteste. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie sich das neue Konzept unseres stark gewachsenen Teams einmal anschauen: Sie können uns jetzt drei Monate lang für nur drei Euro testen – dafür bekommen Sie jeden Abend das neue, viel beachtete E-Paper, freien Zugang zu allen Texten auf tagesspiegel.de und die Checkpoint-Originalfassung (Anmeldung hier). Für die Dienstags-Ausgabe analysieren wir zum Beispiel unter anderem gemeinsam mit unseren internationalen Expertinnen und Experten, was in Brasilien los ist und wie es dort weitergeht. Und ganz egal, was in Berlin passiert: Bei uns bekommen Sie es mit. Ihre Meinung zum neuen Tagesspiegel interessiert mich sehr – schreiben Sie mir gerne an chefredaktion@tagesspiegel.de. Und hier nochmal der Link zum Angebot: Drei Monate für drei Euro.

Gewonnen! Am Samstag haben wir Sie gefragt, wie viele Trabis auf Berlins Straßen laut den neuesten Zulassungszahlen unterwegs sind. Richtig ist Antwort B862 DDR-Autos.

Zitat

Dass Berlin toll ist, wissen wir alle. Aber die Leute wollen auch, dass es funktioniert.“

Franziska Giffey, SPD-Spitzenkandidatin („Pioneer“-Interview)
 
Meine Politik muss nicht allen gefallen. Aber für alle funktionieren.“

Kai Wegner, CDU-Spitzenkandidat (Wahlplakat)

Damit Berlin als Stadt wieder funktioniert, werde ich nach der Wahl die lange versäumte Verwaltungsreform endlich anpacken.“

Bettina Jarasch, Grünen-Spitzenkandidatin (Wahl-Website)

Wer immer nur funktioniert, entzieht sich dem Abenteuer des Lebens.“

Armin Mueller-Stahl, Spitzenschauspieler

 

Tweet des Tages

Unbequeme These: Männer kriegen Kinder in erster Linie nur deshalb, um sich gegenseitig im Pool beweisen zu können, wer sie weiter weg werfen kann.

@ MickyBeisenherz

Stadtleben

Essen & Trinken –Viel wurde geschrieben zur Berliner Eckkneipenkultur und ihrer Bedrohung durch Askese, Nichtraucher und jüngst die Pandemie. Aber Totgesagte leben bekanntlich länger. Im „Lotte am Zoo“ erfährt Berliner Kneipenkultur ein Update: Marc Rosenfeld und sein Team haben hier einen modernen, offenen Raum eingerichtet, mit einer langen Theke, die zum Plauschen mit dem Personal und anderen, bis dato unbekannten, Gästen einlädt. Neben Bier gibt es hier auch Wein, Mixgetränke und sogar Champagner. Außerdem kleine Berliner Gerichte, z.B. Schmalzstullen oder Bouletten mit Gürckchen. Achtung: Es wird geraucht – Eckkneipe eben. Mo-Fr 18-2 Uhr, Sa/So 15-2 Uhr, Lotte-Lenya-Bogen 547, S&U-Bhf Zoologischer Garten

Berliner Gesellschaft

Geburtstag – Pia Baresch (49), österreichische Schauspielerin, u.a. „SOKO-Kitzbühel“ / Michel Barnier (72), ehem. französischer Außenminister / „Einen nachträglichen Geburtstagsgruß an meine Tochter, Beatrice, zu ihrem 30. Geburtstag am Sonntag, den 8. Januar, vom Papa!“ / Julia Dietze (42), Schauspielerin, u.a. „Frauenherzen“ / Monika Grütters (61), ehem. Staatsministerin für Kultur, MdB (CDU) / Markus Hesselmann, Meister der „Leute“-Bezirksnewsletter vom Tagesspiegel – „Alles Liebe wünscht das Team Checkpoint!“ / „Liebe Katrin, alles Liebe und Gute nachträglich zu Deinem 22. Geburtstag wünschen Dir Mama & Papa & MISSI!“ / Benjamin Lebert (41), deutscher Schriftsteller / Sean Paul (50), Dancehall-Interpret / Grischa Prömel (28), ehem. Mittelfeldspieler bei Union, jetzt bei der TSG 1899 Hoffenheim / Mary Roos (74), deutsche Schlagersängerin / Rick Rozz (56), US-amerikanischer Death-Metal-Gitarrist / Helmut Schäfer (90), deutscher FDP-Politiker / Benjamin Seifert (41), deutscher Skilangläufer / Ralf Zacherl (52), Fernsehkoch / Waltraud Meier (67),Opernsängerin und Wagner-Interpretin

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

StolpersteinFelicia Grünbaum kam am 19. Juli 1880 in Wreschen (heute das polnische Września) mit dem Mädchennamen Sokolowski zur Welt. Am 10. September 1942 deportierten Nationalsozialisten Felicia Grünbaum und ihren Mann Simon mit insgesamt 100 Menschen vom Anhalter Bahnhof zum Ghetto Theresienstadt. Ärzte bescheinigten dort am 9. Januar 1943 eine Herzmuskelentzündung als Todesursache. An der Dahlmannstraße 28 in Charlottenburg erinnert ein Stolperstein an Felicia Grünbaum.

Gestorben Gertrud Bellinghausen-Schmitt, * 19. Januar 1949 / Prof. Em. Dr. Gernold Frank, * 19. März 1949 / Wendelin Josef Hofbauer, * 3. Oktober 1933 /  Dr. Ing. Peter Lüttmann, * 1. Mai 1938 / Eva Lore Sartori-Daugs, * 30. Dezember 1934 / Dr. Wolfgang Fritz Hermann Reuter, * 10. Dezember 1925 /  Willy Santüns, * 4. Juni 1936 / Evelyn Westhaver

Encore

Zum Schluss ein bisschen Bildung – schauen wir mal, was die Volkshochschule Neukölln so alles im Frühjahrsprogramm hat… hier, da ist doch bestimmt was dabei:

+ „Original Berlin: Currywurst und andere Hauptstadtklassiker vegan“

+ „Vegan Sandwichs: Banh Mi, Hotdog, BLT- Klassiker- verführerische Stullenkunst

+ „Knödelglück: 3-mal vegan Knödel genießen“

+ „Das 1x1 des Zero Waste – Hustensaft

Hm, oder vielleicht das?

+ „Schreibkurs - In 90 Tagen ein Roman (Online)“

Ein Gedicht war jedenfalls, was Lotte Buschenhagen und Alexander Fröhlich (Recherche), Sarah Borufka (Stadtleben) und Florian Schwabe (Produktion) für diesen Checkpoint zusammenkocht haben. Morgen schaut hier Christian Latz nach, was unter dem Deckel brodelt. Bis dahin,

Ihr Lorenz Maroldt

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Seit 2014 berichten wir exklusiv aus Berlins Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Wir stellten Berlins marode Schulen vor, bis die Politik reagierte. Wir standen vor dem Bürgeramt, bis es wieder Termine gab. Wir recherchieren hartnäckig und gründlich.

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