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Blumen, Catering, Kalligrafen: Wofür Kai Wegner Geld ausgeben lässt Flut an Behördenpost: Berlins Behörden verschicken mehr als 38 Millionen Briefe Sexuelle Übergriffe bei Bolt und Uber in Berlin

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Checkpoint-Leserin Annette Vogel wünscht schöne Grüße aus dem Urlaub. Sie ist im Ostseebad Graal-Müritz in Mecklenburg-Vorpommern und schreibt: „Aufatmen nach der Hitze!“

Grüße von Annette Vogel aus Müritz-Graal

Beach, Berge oder Balkonien – nehmen Sie uns mit! An dieser Stelle zeigen wir während der Sommerferien, wo Sie gerade den Checkpoint lesen. Schicken Sie uns ein Foto mit einem Satz zum Urlaubsort an checkpoint-aktion@tagesspiegel.de.

Nicht am Strand- und Freibadwetter sondern den großen Finanzproblemen Berlins liegt’s, dass die schwarz-rote Koalition den Landeshaushalt gerade auf Abnehm-Kur schickt. Milliardenbeträge müssen in den kommenden Jahren eingespart werden – und so richtig wissen gerade auch die Finanzer von CDU und SPD nicht, wie das gelingen soll, ohne Berlin teilweise funktionsunfähig zu machen oder zumindest die Entwicklung der Stadt abzuwürgen. Was das konkret bedeutet, zeigt sich nun beim Thema Radwege. Der Senat stoppt fast alle Radschnellverbindungen. Erstmal soll nur die Route entlang des Königs- und Kronprinzessinnenwegs nach Wannsee weitergeplant und irgendwann gebaut werden. Zumindest geplant werden soll auch noch die einmal durch die Stadt führende Ost-West-Route von Spandau nach Marzahn. Ob sie dann auch gebaut wird, werde erst anschließend entschieden, teilte die Verkehrsverwaltung mit. Alle anderen Strecken sind gestoppt. Sieben Jahre nach der Ankündigung von zehn Routen bleibt damit nur noch ein Radschnellweg übrig – und zwar der, der bereits heute weitgehend gut befahrbar ist. „All the things I could do If I had a little money“, denkt sich wohl Finanzsenator Stefan Evers (CDU) und singt unseren heutigen Checkpoint-Song „Money, Money, Money“ von Abba. Die ganze Playlist gibt es hier zu hören.

Opinary: Sparmaßnahmen von Schwarz-Rot an Radschnellwegen

Wir öffnen den Briefkasten und ziehen folgende Meldung heraus: 38,38 Millionen Briefe haben Berliner Behörden vergangenes Jahr verschickt (Q: schriftliche Anfrage Martin Pätzold, CDU). Das waren vier Millionen mehr als im Vorjahr. Die Papierflut der Verwaltung ergebe sich aus dem Versand der Wahlunterlagen für die Nachwahl zum Abgeordnetenhaus und den Volksentscheid, teilte die Senatsinnenverwaltung auf Anfrage mit. So verfahren behördliche Vorgänge in Berlin auch sein mögen – zumindest die Post kommt trotz der großen Menge an. Beschwerden gab es kaum: Insgesamt seien 2022 und 2023 „130 entsprechende Reklamationen eingegangen“. Was heutzutage noch zwingend mit der Post verschickt werden muss? Das liege „in der Entscheidung der einzelnen Landesbehörden”, erläuterte eine Sprecherin der Senatsverwaltung.

Manchen Menschen ist einfach nichts heilig. Auf Berlins Friedhöfen kam es im vergangenen Jahr ganze 170-mal zu Diebstählen und Sachbeschädigungen. Die Fallzahl bleibt damit auf dem schändlich hohen Niveau von 2022 (172 Fälle). Den Großteil machen mit 132 Taten die Diebstähle aus, zeigt die Antwort der Innenverwaltung auf eine schriftliche Anfrage von Kristian Ronneburg (Linke). Den Tätern ist die Totenruhe nichts wert, umso mehr dafür das Buntmetall von Kreuzen und Inschriften auf den Gräbern. Nach den wiederholten Vorfällen reagieren die Bezirke nun. In Neukölln setzt man nach Diebstählen auf andere Baumaterialien, „um den Anreiz zu reduzieren“. Steglitz-Zehlendorf baut auf Vor- statt Nachsicht. „Die aus Metall bestehenden oder mit Metall verzierten Grabmäler werden in regelmäßigen Abständen kontrolliert, da dem Diebstahl oft eine Demontage/ Lockerung im Vorfeld vorangeht.“ Worauf sich die Täter auch gefasst machen sollten: jede Menge schlechtes Karma.

Karmapunkte gibt es auch für alle, die in diesen Zeiten in eine kritische und unabhängige Presse investieren – zum Beispiel mit einem Checkpoint-Abo. Für 8,25 Euro im Monat erhalten Sie ein Jahr lang die Checkpoint-Vollversion, alle Bezirks-Newsletter und Zugang zu allen Plus-Artikeln auf tagesspiegel.de. Heute lesen Abonnenten unter anderem

+ wie viel Geld Kai Wegner für Blumen, Catering und Kalligrafen ausgeben lässt

+ warum Friedrichshain-Kreuzberg einen Wahlkreis verliert bei der nächsten Abgeordnetenhauswahl – und welcher Bezirk ihn stattdessen bekommt

+ Wo sich Bürger nun im Voraus über Berlins Luftqualität informieren können

Zum Angebot geht’s hier.

Telegramm

Einsteigen, bitte! Zum 100. Geburtstag der Berliner S-Bahn bringt Kollegin Ann-Kathrin Hipp unseren Checkpoint-Podcast „Eine Runde Berlin“ live auf die Bühne – und zwar in der Wartehalle am Nordbahnhof. Als Passagiere mit dabei sind Berlins Ex-Regierender Klaus Wowereit, („Kleo“-)Schauspieler Dimitrij Schaad und die Schriftstellerin Lea Streisand. Los geht’s am 08.08. um 17 Uhr, Einlass ist bis 16.45 Uhr. Die Veranstaltung ist kostenfrei (Softdrinks inklusive), die Plätze allerdings sind begrenzt. Unter allen Abonnenten der Vollversion verlosen wir deshalb vorab bereits 4 x 2 Gästelistenplätze.

Und was haben Sie in den vergangenen hundert Jahren in der S-Bahn erlebt? Zum Geburtstag (und für den Live-Podcast) sammeln wir die kuriosesten, schönsten, berlinerischsten Geschichten. Wir freuen uns über Ihre an checkpoint@tagesspiegel.de.

Auch aus Angst auf dem Heimweg nutzen viele Menschen die Angebote von Uber, Bolt oder Freenow. Doch immer wieder kommt es gerade dort zu Übergriffen und Belästigungen. Gerade erst wurde ein Uber-Fahrer wegen einer Vergewaltigung zu drei Jahren Haft verurteilt. Nun muss sich ein Bolt-Fahrer wegen sexueller Belästigung vor Gericht verantworten. Doch die Übergriffe sind keine Einzelfälle, wie Kollegin Madlen Haarbach recherchiert hat.

An dieser Stelle müssen wir uns korrigieren: Zum Thema überlastete Standesämter hatten wir vergangene Woche geschrieben, dass wegen der vielen Arbeit auch der Bezirk Steglitz-Zehlendorf keine Hochzeiten mehr am Samstag vornimmt. Stimmt aber nicht, stellt der Bezirk richtig. Wie wir zuvor draufgekommen waren: Steglitz-Zehlendorf taucht nicht in der berlinweiten Übersicht der Termine für Samstagstrauungen auf. Warum aber das Versteckspiel? „Hintergrund dieser Entscheidung ist die hohe Nachfrage nach Samstagsterminen. Durch eine Veröffentlichung auf der Internetseite der Servicestelle würde sich die Nachfrage, bei gleichbleibender Anzahl an Trauterminen, deutlich erhöhen“, teilt der Bezirk mit. Zu tun hat das Standesamt schon genug. Also bloß nicht noch mehr Bürger auf den Service aufmerksam machen.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt. In diesem Sinne ist auch der Negativpreis „Die goldene Abrissbirne“ für die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) keine Auszeichnung. Verdient hat die Behörde sie trotzdem für den Abriss des ehemaligen sowjetischen „Generalshotels“ am Berliner Flughafen BER, wie der Deutsche Verband für Kunstgeschichte e.V. nun entschieden hat.

Wie schlecht oder gut wird Berlins Luft heute und in den kommenden Tagen? Ab sofort lässt sich die Frage mit einem Blick auf das neue, KI-basierte Prognose-Modell der Senatsverkehrsverwaltung klären. Für Mittwoch blinkten schon gestern früh einige Straßen wegen schlechter Schadstoffwerte rot auf. Wenig überraschend all jene, über die der meiste Autoverkehr rollt: Die A100 und die A113, die Leipziger Straße, Heidestraße sowie die Frankfurter und Landsberger Allee. Sollten sie heute einen langen Spaziergang planen oder joggen gehen wollen, sieht die Sache aber schon wieder besser aus. Für Donnerstag prognostiziert das Modell deutlich weniger Schadstoffe in der Berliner Luft.

Auch Berlins Wasser ist nicht immer astrein. Mehrere Wasserproben in der Angerburger Allee in Westend sind mit erhöhten Legionellen-Werten aufgefallen. Ein Nachweis sei aber „nicht gleichbedeutend mit einer gesundheitlichen Gefahr zu werten“, teilt die Senatsgesundheitsverwaltung. Demnach seien vermehrte Legionellen in der Küche nicht so schlimm, wie beim Duschen, da dabei Wasser vernebelt wird und die Keime so in die Lunge gelangen können. Nun wird das Wasser regelmäßig getestet. Zudem wurden „diverse Baumaßnahmen zur Beseitigung der Legionellen eingeleitet bzw. umgesetzt“.

Ganz schön viele falsche Fuffziger sind in Berlin unterwegs. Im vergangenen Jahr stellte die Polizei 3613 Falschgelddelikte fest. 8,17 Prozent mehr als 2022, aber immer noch deutlich weniger als 2019 (5588 Fälle). In den überwiegenden Fällen geht’s um gefälschte Euro-Banknoten gefolgt von Dollar-Scheinen. Schon auf Platz drei taucht allerdings die gute alte D-Mark auf (Q: schriftliche Anfrage Sebastian Schlüsselburg, Linke). Mancher kann sich eben einfach nicht davon trennen.

In Spandau steht bald die größte Rollschuhbahn Europas. Direkt gegenüber von den Spandau Arcaden kann ab dem 2. August losgeskatet werden. Zur Eröffnungsfeier kommen auch Bezirksbürgermeister Frank Bewig und Baustadtrat Thorsten Schatz (beide CDU). Zu hören gibt’s laut Pressemitteilung „zeitgenössische Party-Hits im Stile des 50er Jahre Rock’n’Roll“. Nicht von den CDU-Politikern natürlich, sondern der Band Rockhouse Brothers.

Der Bezirk Treptow-Köpenick macht sich um die Kaffee-Kultur verdient und feiert mit seiner „Treptow-Köpenicker Bohne“ fünfjähriges Jubiläum. Kaffeeplantagen gibt’s im Berliner Südosten noch nicht, dafür im Umland der peruanischen Partnerstadt des Bezirks, Cajamarca, woher der Fairtrade-Kaffee stammt. Wer das mal probieren möchte: Zu kaufen gibt’s den Kaffee, gemahlen oder als ganze Bohne, in den Weltläden Köpenick und Baumschulenweg.

Zitat

„Den Pariser Planern sind die Athleten offenbar komplett egal.“

Tagesspiegel-Sport-Redakteur Martin Einsiedler schreibt über Triathleten in der Seine und Olympia-Planer, denen schöne Bilder aus Paris wichtiger sind als das Wohl der Sportler.

 

Kiekste

Mysteriöser Einblick in den Luisenblock West des Bundestags. Leser Sebastian Schrader hatte Zugang. Danke! Weitere Bilder gern an checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem KIEKSTE-Wettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.

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Berliner Gesellschaft

Geburtstag Stephan Braunsfels (74), deutscher Architekt, zu seinen Werken gehört das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus und das Paul-Löbe-Haus / Marco Buschmann (47), FDP-Politiker und Bundesjustizminister / Gunter Friedrich (86), deutscher Filmregisseur, zuletzt „Sturm der Liebe“, lehrt seit 2010 an der Filmschauspielschule Berlin / „Hasenfuß, alles Liebe zum Geburtstag vom Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal! Es gratulieren Tochter, Schwiegersohn und Enkel.“ / „LL Jenny, heute feierst du einen sehr besonderen Geburtstag umgeben von Vulkanen und Wellen auf Island. Wir sind in jeder Hinsicht ganz nah bei und freuen uns auf ein großartiges Jahr mit dir. dLL“ / Alexander King (55), deutscher Politiker, seit 2021 mit kurzer Unterbrechung Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, Co-Vorsitzender des BSW-Landesverbands / „Herzlichen Glückwunsch Fritz Kraut und weiterhin ein schönes Leben wünschen drei ehemalige Kölnerinnen.“ / Hans Lindberg (43), dänischer Handballspieler, hat bis zur Saison 2023/24 für die Füchse Berlin gespielt, ist Rekord-Bundesliga-Schütze / Dr. Norbert H. Weber (83), ehem. Hochschullehrer der TU Berlin, Träger des Bundesverdienstkreuzes

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

Gestorben – Ursula Brauer-Wormit (geb. Meurin), * 20. April 1939, verstorben am 20. Juli 2024 / Axel Thimm, * 2. Januar 1940, verstorben am 20. Juli 2024 / Prof. Dr. Gerald Wilhelm Ulrich, * 12. Juni 1943, verstorben am 3. Juli 2024

Stolperstein Ella Rosenbaum, geborene Lewin wurde am 20. März 1873 in Berlin geboren. Sie war Miterbin der 1901 gegründeten Leder- und Schuhfirma Lewin & Glück, von der sie 1938 enteignet wurde. Zuerst wurde die Firma arisiert und dann 1939 liquidiert. Aus Verzweiflung beging sie am 1. August 1941 Suizid. Ihre Wertgegenstände wurden von den Nationalsozialisten eingezogen. Sie wohnte viele Jahre mit ihrem Mann in der Westfälischen Straße 41 in Halensee. Dort erinnert ein Stolperstein an Ella Rosenbaum.

Wer in Berlin über die Gedenktafeln stolpert und mehr wissen will: Mit einem Klick gelangt man über die App „Stolpersteine – Die Schicksale“ zu den Biografien der Verfolgten.

Encore

Willkommen im Sommerloch, in der Ferienzeit stellen wir Ihnen jeden Tag ein anderes Berliner Loch vor (im wahrsten Sinn des Wortes). Heute: Richten wir den Blick gen Himmel, auf den Spuren von Schwarzen Löchern und wagen einen Blick ins Nichts.

Ein Schwarzes LOCH schluckt alles, was ihm zu nah kommt – Sterne, Planeten, Staub, selbst Licht. Deshalb ist es unsichtbar und fällt nur indirekt durch seine Umgebung auf. Die Faszination dieses Phänomens, ihre Erforschung und wie ein solches Loch im Universum entsteht, bringt eine Vorstellung im Zeiss-Großplanetarium näher.

Ein Besuch im Planetarium bei strahlendem Sonnenschein mag kontraintuitiv erscheinen, für andere ist es ein Refugium vor der Hitze – oder vor einem Schlechtwetter-Ferientag. Die nächste Vorführung „Schwarze Löcher“ ist am Samstag um 19:30 Uhr, Karten kosten 7,50 bis 9,50 Euro, Tickets gibt es hier.

Galaktisch gut waren heute die Beiträge und Recherchen von Katharina Kalinke (Stadtleben), Ann-Kathrin Hipp und Neele Schumacher (Frühproduktion). Morgen lesen wir uns hier gleich wieder mit dem Neusten aus dem kleinen Universum namens Berlin. Machen Sie es gut!

Ihr Christian Latz

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