eine schöne kurze Woche ist das. Der Auslöser dafür zieht sich allerdings schon sehr lange in die Länge: die deutsche Einheit, die am Donnerstag mit einem Feiertag begangen wird, den kaum jemand ausgelassen zu feiern gedenkt. Zu sehr ist und fühlt sich Ostdeutschland noch benachteiligt im gemeinsamen Land, zu sehr gefällt es sich aber auch in dieser Rolle und wird darin beständig politisch befeuert. Dabei haben Ost, West, Nord und Süd genügend gute Gründe, sich selbstkritisch zu hinterfragen, was für das Gemeinsame zu tun ist und getan wird.
Die eroberte Demokratie sich immer wieder neu zu erarbeiten – das bleibt gerade in Ostdeutschland und erst recht nach den jüngsten Wahlen eine Herausforderung, die sich noch lange hinziehen dürfte. Zusammen eine Einheit zu finden; eine Einheit in auch selbst empfundenem Frieden und in täglich geschätzter Freiheit; eine Einheit, die niemals in einer Gleichheit münden kann, aber zumindest ein gleiches Maß an Interesse für alle Menschen haben sollte – dafür wird es hoffentlich nicht noch einmal mehr als 30 Jahre brauchen. Denn das kann und will sich niemand mehr vorstellen: dass Berlin nicht wie heute eine freie Stadt ist, die ungeteilt das Schönste schafft: Gemeinsamkeit.
Vielleicht ist die deutsche Einheit genau das: für immer unfertig. Ein gutes Symbol dafür ist das immer noch nicht gebaute Freiheits- und Einheitsdenkmal in Berlins Stadtmitte. Bei der sogenannten Einheitswippe vor der überflüssigen Stadtschloss-Attrappe bewegt sich seit mehr als einem Jahr gar nichts mehr. Dabei ist die Idee einer großen Wippe, die vom Volk in Schwung gebracht wird, vielleicht aktueller denn je. „Menschen, die sich nicht kennen, finden zusammen und verständigen sich über alle Grenzen, Herkünfte und Meinungen hinweg, etwas in Bewegung zu setzen – das ist der Kern des Denkmals“, sagt Kreativdirektor Johannes Milla im Checkpoint-Gespräch. „Gerade heutzutage braucht es ein verbindendes Denkmal, denn es geht längst nicht mehr nur um die Einheit von Ost und West, sondern von uns allen – und wir kämpfen gerade um die Freiheit in ganz Europa.“
Doch so wichtig scheint das die Bundesregierung nicht zu nehmen. Denn nach Berlin-typischen Verzögerungen und Verteuerungen sowie Deutschland-typischen Lieferproblemen und Bauvorschriften kommt nun ein Problem in der Stahlbaufirma hinzu, die die Wippe konstruiert hat. Inzwischen hat sie Insolvenz angemeldet. Nun soll eine andere Baufirma den Auftrag übernehmen – das kostet aber inzwischen mehr Geld. Nach Checkpoint-Informationen sind von den zunächst geschätzten 10 Millionen und dann veranschlagten 15 Millionen Euro für die Wippe bereits 12 Millionen ausgegeben; nach Informationen aus dem Kulturausschuss des Bundestages fehlen bis zur Vollendung noch knapp vier weitere Millionen. Nicht einfach in Zeiten knapper Kassen.
Wer sich die Baustelle des Denkmals anguckt, sieht tatsächlich Berlins Dauerzustand: das Halbfertige. Die Pfahlgründung ist abgeschlossen, auch eine Vertiefung für die Stahlwippe wurde ausgehoben, die Rampen stehen bereit. Die zuständige Behörde, das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, hatte mit Milla & Partner einen Generalübernehmervertrag geschlossen. Diese hatte die Stahlfirma beauftragt, was aber in gegenseitigen Vorwürfen endete. „Es ist schon beschämend, dass das Projekt in völliger Stagnation verharrt ist“, sagt Milla.
So wird der Bau des Denkmals selbst ein Denkmal für den Zustand der deutschen Einheit. Vom Bundestag bereits 2007 beschlossen, brachten Wettbewerbe, Meinungsverschiedenheiten im Siegerteam über die Konstruktion, Bedenken von Denkmal- und Tierschützern etwa wegen wilder Fledermäuse sowie Finanzierungslücken die Wippe immer wieder neu zum Stehen. Die vorvorletzte Eröffnung war 2019 geplant, die vorletzte 2022, die letzte im vergangenen Jahr, die allerletzte in diesem Oktober. Nun wird es wohl noch ein Jahr dauern. Wenn es überhaupt klappt.
Offiziell zuständig ist Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), die nun die knapp vier Millionen Euro zusätzliche Kosten einwerben müsste. Milla, der selbst seit 13 Jahren mit dem unvollendeten Projekt betraut ist, gibt die Hoffnung nicht auf. „Frau Roth ist politisch am Zug“, sagt der verhinderte Denkmalerrichter. Keiner weiß so gut wie er: Eine Wippe bewegt sich nicht, wenn niemand einen Anstoß gibt.
Es war das Mittelmeer von Ost-Berlin, wo die DDR im Wellenbad, auf der Schlittschuhbahn oder bei der vom DDR-Fernsehen übertragenen Gymnastik mal auf großer Welle zur Entspannung lud. Heute nun könnte die letzte Stunde des legendären Sport- und Erholungszentrums in Friedrichshain schlagen (eine alte Erinnerung hier). Wie die Finanzverwaltung auf Nachfrage bestätigte, soll am heutigen Dienstag ein Gerichtsvollzieher das Gebäude übernehmen. Damit soll der bisherige Eigentümer Rainer Löhnitz gezwungen werden, das Gelände zu verlassen, das er 2003 vom Land Berlin für einen symbolischen Euro gekauft hatte, dann aber nicht wie zugesagt in ein neues Bad verwandelte. So verfiel das „baukulturell hochwertvolle Ensemble“, wie es Architektenkammer-Chefin Theresa Keilhacker nennt, in großen Teilen zusehends zur Ruine.
In diesem Jahr erstritt sich das Land vor Gericht nun ein Rückkaufrecht; inzwischen ist der Berliner Liegenschaftsfonds wieder Eigentümer. Nun soll die Stadt wieder Zutritt bekommen, um hier etwas Neues zu bauen. „Wir wollen 500 Wohnungen bauen und hier auch Raum für soziale Angebote schaffen“, sagt SPD-Stadtentwicklungspolitiker Mathias Schulz. Der Bebauungsplan ist vor einigen Jahren aufgestellt worden, damals noch unter der Ägide der früheren Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke). „Umzubauen statt abzureißen und neu zu bauen ist das Gebot der Stunde“, sagte Lompscher nun bei einer Podiumsdebatte (nachzusehen hier). „Dieses Gebot, das sage ich auch selbstkritisch, ist damals so deutlich nicht erkannt worden.“
Was Berlin im einst legendären SEZ am Volkspark Friedrichshain noch erkennen kann, wird sich heute zeigen. „Bisher wissen wir nicht, wie es innen aussieht“, sagt Schulz. Danach wird man sehen, ob Ost-Berlins größte Welle bald von den Zeitläuften der Stadtgeschichte hinweggespült wird.
Ostdeutschland bleibt in seinen Gefühlen zerwühlt. Deshalb schreiben wir weiterhin jede Woche unseren Newsletter „Im Osten“ mit aktuellen Analysen und Hintergründen über die gar nicht mehr neuen Bundesländer (kostenloses Abo hier). Und wir treffen Menschen, die den Wandel zwischen Ostsee und Erzgebirge erleben, beklagen und gestalten, zu ausführlichen Gesprächen. So auch Linkspartei-König Gregor Gysi, dessen Partei allmählich das einstige Land abhanden kommt und den ich gemeinsam mit meinen Kolleginnen Esther Kogelboom und Karin Christmann im Bundestag getroffen habe. Das Interview, bei dem es munter hin und her ging, erscheint am Mittwoch im Tagesspiegel – aber Sie dürfen hier schon mal reinlesen:
Herr Gysi, verzweifeln Sie manchmal an den Ostdeutschen?
Nein. Ja.
Nein oder ja?
Ich verzweifle doch nicht an mir! Nein, bei der AfD-Wahl kommen mehrere Faktoren zusammen. Menschen in Ost und West, aber mehr im Osten, haben Angst vor der Globalisierung. Zweitens: Menschen haben auch Angst vor Flüchtlingen. Wenn du in einer geschlossenen Gesellschaft gelebt hast wie in der DDR, hast du Menschen muslimischen Glaubens in Dresden nicht kennengelernt. Drittens: Die Daffke-Haltung darf man nicht unterschätzen.
Daffke-Haltung?
Dass du jemanden ärgern willst. Du sagst: Die sagen mir, ich darf alles wählen, bloß nicht die AfD. Jetzt mache ich es gerade. Wenn die Ostdeutschen hören: Ihr seid ein brauner Fleck — es interessiert viele nicht. Sie möchten die etablierte Politik ärgern. Etabliert sind für sie inzwischen alle Parteien, von der CSU bis zur Linken.
Die ganze Zeit zu jammern, das war doch Ihr Ticket früher als Linkspartei. Darauf baut jetzt die AfD auf.
Wir haben doch nicht gejammert, hören Sie mal zu, wir haben die Probleme benannt.
Aber immer alles schwarz gemalt.
Zumindest das, was schwarz war.
Sie haben nicht auf die Frage geantwortet. Haben Sie zu viel schlecht gemacht an der Einheit, so dass die Leute die Schnauze voll haben?
Nein, die Verhältnisse bestimmen das Denken der Leute. Sie haben uns ja gar nicht mehr gewählt. Trotzdem denken sie so.
Und was denken Sie, liebe Leserinnen und Leser?
Wir kommen zu einem der Top-Zitate des Regierenden Bürgermeisters. „Machen ist wie wollen. Nur krasser. Lassen Sie uns einfach mal krass machen“, verkündete Kai Wegner (CDU) vor einem Jahr. Ausgerechnet bei einem seiner Lieblingsthemen, der lange fälligen Verbesserung des Bürgerservices, misslingt das Machen allerdings ziemlich krass. Statt des versprochenen zusätzlichen Bürgeramtes wurden in Marzahn-Hellersdorf am Montag lediglich drei neue Arbeitsplätze in Betrieb genommen. Und die sind nicht mal voll arbeitsfähig.
Die Senatskanzlei verkündete dennoch feierlich die Eröffnung eines „neuen Bürgeramtsstandorts“. Besser wäre es wohl gewesen, sie hätte nicht groß darauf hingewiesen, denn die Sache fällt bisher ziemlich klein aus. Nach Checkpoint-Informationen starteten die neuen Mitarbeitenden am Montag zunächst ohne Telefone, auch die angekündigte Freischaltung der Termine klappte nicht wie geplant. Zu allem Überfluss kann bislang vor Ort nicht bezahlt werden, weshalb hier nur gebührenfreie Dienstleistungen angeboten werden. So werden aus 30 Tagen Wartezeit auf einen Bürgeramtstermin in Berlin wohl auch im nächsten Jahr keine 14 mehr. Krass, oder?
Berliner Schnuppen
Telegramm
Und jetzt alle: Das Geld ist alle! Angesichts des drei Milliarden Euro tiefen Haushaltslochs hat die schwarz-rote Koalition eine Haushaltssperre für das Jahr 2025 verhängt. Das gilt ab sofort, unverzüglich, wie aus einem Beschlusspapier der Koalition hervorgeht. Bis in den nächsten zwei Monaten geklärt ist, wo das viele Geld eingespart werden soll, dürfen die Senatsverwaltungen keine Mittelzusagen oder Förderbescheide mehr für das kommende Jahr tätigen. Es wird heftig gespart in Berlin, und es quietscht.
Regen wir uns nicht über Regen auf! Denn der Herbst verhagelt Berlins Fahrraddieben das Geschäft – sie schlagen weit weniger Schlösser kaputt als noch im Spätsommer. Bei der Berliner Polizei wurden in der vergangenen Woche 291 Fahrräder als gestohlen gemeldet, ihr Wert summiert sich auf 400.000 Euro. Allein 8000 Euro davon gehen auf das verchromte Blech eines gestohlenen Rads am Kollwitzplatz, wie unsere Checkpoint-Auswertung zeigt (Diebstahl-Karte hier). Jetzt ist gutes Rad teuer.
Im Berliner Verkehr läuft vieles verkehrt. Laut Verkehrsverwaltung gab es im vergangenen Jahr 4100 nachgewiesene Fälle von Nötigung im Straßenverkehr – eine Verdopplung binnen fünf Jahren. Laut einer Umfrage der Behörde empfinden sich 89 Prozent selbst als sehr rücksichtsvoll, aber nur 37 Prozent attestieren das auch anderen Verkehrsteilnehmern. Mehr als die Hälfte der Berlinerinnen und Berliner erleben regelmäßig Streit und Beschimpfungen im Straßenverkehr; ein Viertel gab an, sich unterwegs nicht mehr sicher zu fühlen. Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) startete nun die nächste Kampagne für mehr Rücksichtnahme. Doch ohne Regeln und ihre Durchsetzung dürfte es kaum besser werden. Die Zahlen der im Verkehr tödlich Verletzten als auch die der verunglückten Kinder in diesem Jahr liegen schon über denen des gesamten Vorjahres.
Stau auch an der Schönhauser Allee: Berlins größte Brückensanierung über den S-Bahn-Ring startet wegen Verzögerungen im Bauablauf zwei Jahre später. Erst ab 2027 soll das marode Bauwerk abgerissen und dann fünf Jahre lang neu aufgebaut werden. Schon jetzt ist die 1886 errichtete Brücke bröselig und darf zwar noch von Straßenbahn und oberirdischer U-Bahn, aber nicht mehr von Schwerlasttransportern befahren werden. Immerhin bleibt dafür die alte Imbissbude auf der Brücke der Schönhauser noch etwas länger erhalten. Hier gibt‘s traditionsreiche Kettwurst nach DDR-Rezept – auch nicht gerade leichte Kost.
So, jetzt servieren wir hier nur noch gute Nachrichten:
Berlin lässt die immer offener zu Tage tretende Gewalt von selbst ernannten pro-palästinensischen Aktivisten auf den Straßen, gegen Menschen und in den sozialen Netzwerken nicht mehr ohne Weiteres geschehen. Am Montag gab es Razzien der Polizei bei fünf Männern, die im Verdacht stehen, offen Israelhass verbreitet und am Rande von Demonstrationen an gewalttätigen Ausschreitungen mitgewirkt zu haben. „Wir haben in den letzten Wochen wieder verstärkt gesehen, wie sehr das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit von Extremisten für Hass und Gewalt missbraucht wird“, sagte Stephan Weh, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei. „Daher ist es wichtig, dass der demokratische Rechtsstaat entschlossen Grenzen aufzeigt und die Strukturen hinter der anhaltenden Bereitschaft für schwerste Straftaten mit den zur Verfügung stehenden Mitteln ans Tageslicht bringt.“ Es wird tatsächlich Zeit.
Einen Sprung ins kalte Wasser wagen können in den Herbstferien wieder Kinder, die noch nicht schwimmen können. In kostenlosen Kursen (ab sofort buchbar hier) bieten Sportjugend und Schwimmvereine 2400 Plätze in verschiedenen Hallenbädern an – und zwar in Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf, Mitte, Neukölln, Pankow, Steglitz-Zehlendorf, Treptow-Köpenick und Spandau. Gut, wenn hier niemand auf dem Trockenen bleibt.
Vor 35 Jahren erkämpften Menschen in Ostdeutschland mutig die Freiheit, die wir heute alle täglich einatmen können. Ein wichtiges Zentrum in Berlin war die Gethsemanekirche in Prenzlauer Berg, wo die DDR-Opposition ein Kontakttelefon einrichtete, die Staatsmacht im Oktober 1989 die gewaltvolle Niederschlagung der Proteste probte und wo Tausende Menschen in Fürbitten unter dem Motto „Wachet und Betet“ für politische Gefangene eintraten – was die Gemeinde bis heute täglich für Verfolgte in aller Welt weiterführt. Nun erinnert die Kirche ihren Kiez an ihre historische Geschichte (eindrucksvolle Bilder hier). Heute um 17 Uhr wird eine Ausstellung mit Fotos am Kirchenzaun eröffnet. „Wir waren so frei“, lautet die Erinnerungsaktion. So frei dank mutiger Menschen.
Er war ein Berliner Junge von der Straße. Er boxte sich durch sein Leben lang – mit dramatischen Kämpfen bis hinauf zu einem der berühmtesten und beliebtesten Boxer Deutschlands; mit Schlägereien auf dem Ku’damm bis hinab in den Berliner Knast. „Jegner am Boden, jutes Jefühl“ – dieser Satz wird sein Markenzeichen. Im Ring fühlt sich Graciano Rocchigiani manchmal von den Kampfrichtern benachteiligt, viele Zuschauer erleben es genauso. „Rocky“ wird auch Pseudonym für einen bodenständigen Jungen, der es selten leicht hatte und es sich nie leicht gemacht hat. „Rocky – Unbeugsam bis zur letzten Runde“, lautet nun der Titel einer Autobiografie – neu aufgeschrieben von Ralf Grengel und digital angereichert mit all seinen früheren Kämpfen im Video. Am 1. Oktober 2018, genau heute vor sechs Jahren, wird Graciano Rocchigiani bei einem Autounfall getötet. Sein Grab auf dem Schöneberger Alten St.-Matthäus-Kirchhof umringt ein kleiner Boxring.
Menschen, die anderen Menschen Gutes tun, soll die Ehre zuteilwerden, die ihnen gebührt. Deshalb verleiht heute der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) im Roten Rathaus den Berliner Landesorden an zwölf verdienstvolle Menschen unserer Stadt. Darunter sind Elio Adler und Dervis Hizarci, die sich gegen Antisemitismus einsetzen, die frühere DDR-Oppositionelle Tina Krone sowie Uta Rinklebe vom „Machmit!-Museum für Kinder“, Unternehmer Eric Schweitzer, der frühere Hertha-Präsident Bernd Schiphorst und Eva Schumann von der Opferhilfe Berlin.
Ebenfalls ausgezeichnet wird Mandy Mangler, Chefärztin und Klinikchefin für Gynäkologie und Geburtshilfe im Vivantes-Klinikum und bekannt geworden durch ihren Tagesspiegel-Podcast „Gyncast“. Zur Begründung für ihre Ehrung heißt es: „In ihrem Podcast ‚Gyncast‘ enttabuisiert Mangler frauenspezifische Gesundheitsthemen und begegnet der Diskrepanz zwischen oft sexistischer Frauendarstellung und verbreiteter Unsicherheit in Fragen weiblicher Körperlichkeit und Sexualität.“ Bald erscheint von ihr „Das große Gyn-Buch“ – bis dahin hören Sie einfach mal hier rein, was sie uns zu sagen und erzählen hat.
Zitat
„Dieser Song wird ein Desaster oder etwas sehr Schönes.“
Nick Cave führt bei zwei Live-Konzerten in Berlin erstmals seinen „Song of the Lake“ auf und zeigt mit viel Hingabe, warum Berlin seine musikalische Heimat bleibt.
Stadtleben
Verlosung – Am Einheitsfeiertag noch eine Lücke im Kalender? Sagen wir, eine gute Stunde? Wir verlosen 3x2 Tickets für eine Stadtrundfahrt per S-Bahn unter dem Motto „Berlin Grenzenlos“. Die Sonderfahrt mit einer historischen Bahn führt entlang des Südrings und der Stadtbahn, der ehemaligen Stammstrecke der Panorama-S-Bahn. Fahrkarten gibt es im Vorverkauf, ab 18 Euro (Kinder 7 Euro). Der Zug startet um 11, 13 und 15 Uhr am Ostbahnhof. Bewerbungen bitte an das Checkpoint-Postfach.
Essen & Trinken – Die wohl wichtigste Mitarbeiterin steht ganz hinten in der Ecke. Gersi heißt sie und surrt leise, wenn sie ihren Dienst verrichtet. Denn sie ist eine Kompostiermaschine. Alles, was man in der Küche nicht mehr weiterverarbeiten kann, und auch alle Essensreste kommen hier rein und nach 30 Stunden als Erde wieder raus. Das „Frea“, ein lichtes Ecklokal in Mitte, bezeichnet sich selbst als weltweit erstes pflanzenbasiertes Zero-Waste-Restaurant. Viel wichtiger ist aber: Hier kann man fabelhaft essen, weil die Küche kompetent und handwerklich arbeitet. Pasta, Brot, Schokolade – alles hausgefertigt. À la carte oder im Menü gibt es Gerichte, die mal Richtung Mittelmeer oder mal Richtung Mexiko schielen (Zucchini mit Süßkartoffel-Tamal, gelber Chili, Pfifferlingen und Mais-Chips). Guter Ort, wenn man was zu feiern hat. Mehr richtig gute Lokale für Veggies gibt es von unserer Genuss-Redaktion hier zusammengestellt. Tägl. 17.30-24 Uhr, Kleine Hamburger Straße 2, U-Bhf Rosenthaler Platz
Noch hingehen – Die große Sex-Schau: Hier kommen (fast) alle zu Wort, vom talmudischen Gelehrten über die Sexualtherapeutin oder zeitgenössische Kunstschaffende. In der Ausstellung „Sex. Jüdische Positionen“ im Jüdischen Museum werden viele Aspekte des Themas beleuchtet, von Tabus und sozialen Normen bis hin zur Erotik der Spiritualität. Der schwule Fotograf Benjamin Reich hat zum Beispiel dokumentiert, wie er von seiner streng religiösen chassidischen Familie Abstand nahm; das Bild eines scheinbar frisch verheirateten ultraorthodoxen Paares auf dem Ehebett wirft mehr als eine Frage auf. Wer sich vorsichtig nähern will: Es gibt viele digitale Angebote. Nur noch bis Sonntag, tägl. 10-18 Uhr, 10/4 Euro, Lindenstraße 9-14, U-Bhf Hallesches Tor
Berlinbesuch – Spannung wie bei der Fußball-EM – sechs Vorrunden, Halbfinale, Finale! Auf beiden Grips-Bühnen kämpfen die 60 besten Nachwuchstalente aus dem gesamten deutschsprachigen Raum bei der U20-Poetry-Slam-Meisterschaft um den Sieg. Das Festival war vor zehn Jahren zuletzt in Berlin zu Gast. Den Auftakt bildet ein „Battle der Generationen“ (morgen, 20 Uhr), bei der die neue Generation bekannte Namen herausfordert, etwa Kirsten Fuchs. Jury ist – auch noch beim Finale – das Publikum. Do/Fr je 18 und 20 Uhr (parallel Hansaplatz und Podewil), Finale am Sa um 20 Uhr, Karten 10/ 5 Euro, Eröffnung: Altonaer Straße 22, U-Bhf Hansaplatz
Grübelstoff – Denken Sie seit der Lektüre unseres Interviews zum Thema Superreiche (kann man hier nachlesen) auch ab und zu darüber nach, was sich bei Ihnen ändern würde, wenn Sie mit einer Million unterm Kopfkissen aufwachen würden?
Kiekste
Pietätvoll ausgemustert? Axel Brastrup hatte seinen Mona-Lisa-Moment in der Schlangenbader Straße. Weitere tolle Bilder gern an checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.
Berlin heute
Verkehr – Torstraße (Mitte): Bis Herbst 2026 ist die Fahrbahn in beiden Richtungen zwischen Novalisstraße und Chausseestraße auf einen Fahrstreifen verengt und verschwenkt.
Heerstraße (Wilhelmstadt): Von 21 bis 5 Uhr steht zwischen Glockenturmstraße und Freybrücke in beiden Richtungen jeweils nur ein Fahrstreifen zur Verfügung.
Mecklenburgische Straße (Wilmersdorf): Bis Mitte 2025 ist die Fahrbahn Richtung Blissestraße zwischen Schlangenbader Straße und Binger Straße auf einen Fahrstreifen verengt.
Regionalverkehr – FEX: Mehrere Züge dieser Linie fallen in der Nacht auf Mittwoch von 20.45 bis 5 Uhr zwischen Berlin Hbf und Berlin Gesundbrunnen aus.
Demonstration – Für heute sind 14 Demos angemeldet (Stand 30.9., 14.15 Uhr), u.a. „Warnstreik Baustoffindustrie“: 60 Menschen, IG Bauen – Agrar – Umwelt, Am Schlangengraben 15 (6-14 Uhr)
„Kundgebung anlässlich des Tags der älteren Menschen (Seniorenaktionstag)“: 100 Teilnehmende, Die Linke Berlin, Rathausstraße 15 (14-16 Uhr)
„5. Jahrestag, die irakische Oktober-Revolution“: 70 Demonstrierende, Pariser Platz (15-17 Uhr)
„Protestkundgebung gegen die transnationale Repression der chinesischen Regierung – Für Freiheit und Menschenrechte in China am 75. Nationalfeiertag der VR“: 30 Protestierende, Weltkongress der
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Rosalie Esser (17), Basketballspielerin, spielt für Alba Berlin / „Mein Haase wird heute 38. Ich liebe dich und wünsche dir mit mir viele weitere 38er Geburtstage :-)“ / Jana Henke (51), ehem. Schwimmprofi, gewann neun internationale Medaillen, startete für den OSC Potsdam / „Liebe Jana, alles Liebe und nur das Beste zum Geburtstag wünscht Dir Johannes“ / Andreas Keller (59), ehem. Hockeyspieler und -trainer, spielte für den Berliner HC und in der Nationalmannschaft, als Trainer 2005 mit der Damenmannschaft Gewinn der deutschen Meisterschaft / „Happy Le Noblex 130 – LSI“ / LeFloid (bürgerlich Florian Diedrich Mundt, 37), Betreiber mehrerer YouTube-Kanäle, studierte an der Humboldt-Universität / Lea Rosh (88), Fernsehjournalistin, Autorin und Publizistin, auf ihr Engagement geht das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin zurück, mehrere Dokus. u.a. „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“ / Devid Striesow (51), Schauspieler („Drei“, „Lichter“, „Die Fälscher“), u.a. Deutscher Schauspielerpreis 2015 für die Rolle in „Wir sind jung. Wir sind stark“ / Klaus Wowereit (71), Politiker (SPD), war von 2001 bis 2014 Regierender Bürgermeister von Berlin und von 2009 bis 2013 einer der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der SPD
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Christian Berg, * 1. August 1955, verstorben am 16. September 2024 / Jutta Hildebrandt (geb. Treichel), * 24. März 1940, verstorben am 5. September 2024 / Eginhard Jungermann, * 17. April 1934, verstorben am 12. September 2024 / Kurt Ottenberg, * 25. Januar 1929, verstorben am 17. September 2024 / Dr. Helmuth Polster, * 31. Oktober 1938, verstorben am 7. September 2024 / Felician Wellnitz, verstorben am 5. September 2024 / Peter Zwegat, * 22. Februar 1950, verstorben am 9. August 2024
Stolperstein – Bianka Herzog wurde 1903 in Wien geboren, war nicht verheiratet und lebte mit ihrer jüngeren Schwester Elsa in Berlin. Sie arbeitete als Büroangestellte. Am 13. Januar 1942, ihrem 39. Geburtstag, wurde sie vom Bahnhof Grunewald nach Riga deportiert. Von dort wurde sie am 1. Oktober 1944 ins KZ Stutthof bei Danzig deportiert und sofort ermordet. An Bianka Herzog erinnert ein Stolperstein in der Giesebrechtstraße 1 in Charlottenburg.
Wer in Berlin über die Gedenktafeln stolpert und mehr wissen will: Mit einem Klick gelangt man über die App „Stolpersteine – Die Schicksale“ zu den Biografien der Verfolgten.
Encore
Berlin sieht nachts manchmal zu viel Sterni. Dabei gibt es trotz des hellen Lichtscheins der Stadt auch genügend Sterne am Himmel zu entdecken. Forschende der Astrophysik haben jetzt eine rekordverdächtige Karte der Milchstraße mit mehr als 1,5 Milliarden Himmelsobjekten erstellt – sie zeigen unsere Galaxie in bislang nie da gewesener Detailtiefe (zu sehen hier). Ein Team vom Leibniz-Institut für Astrophysik in Potsdam hat sich auch unser Universum ganz genau angeschaut und dabei festgestellt: Wir sind offenbar bloß ein Anhängsel eines riesigen kosmischen Anziehungsgebiets namens „Shapley“. Ein ganz kleines Licht eben.
Den astronomischen Sternensuchern zufolge haben Galaxien zwei Geschwindigkeiten gleichzeitig: die Ausdehnung des Universums und die Gravitation. Ohne die Ausdehnung des Alls würde ein Anziehungsgebiet in sich zusammenfallen. Bei der Beschreibung von Strukturen im All besteht nun die Herausforderung darin, Grenzen zwischen den verschiedenen Regionen zu bestimmen, erzählt der Potsdamer Projektleiter Noam Libeskind. Man könne das mit urbanen Ballungsräumen vergleichen, „wo man sich ohne Karte oft fragt: Ist das hier noch Berlin oder schon Brandenburg?“ Tja, wer weiß das schon genau? Auf jeden Fall sind wir hier alle sternenhagelvoll.
Mit mir ganz irdisch unterwegs waren heute Antje Scherer (Stadtleben) und Jaqueline Frank (Produktion). Morgen landet hier Anke Myrrhe. Ich grüße Sie!
Ihr Robert Ide