Stillstand seit Monaten: Fertigstellung der Einheitswippe in Berlin wird um ein Jahr verschoben
Bereits mehrfach stockte in den vergangenen Jahren der Bau des Denkmals in Mitte. Jetzt heißt es, im Herbst 2024 finde die Eröffnung statt. Das sind die Hintergründe für das Chaos. Von Robert Ide.
Seit Jahren wippt es schon hin und her, das Verfahren um den Bau der Einheitswippe. Das Freiheits- und Einheitsdenkmal vor der überflüssigen Stadtschloss-Attrappe macht Berlin durch jahrelange Debatten und Bauprobleme langsam überdrüssig. Dabei ist die Idee einer großen Wippe, die vom Volk bewegt wird, ja wenigstens einmal eine originelle. Originalgetreu für Berlin kommen aber nun Verzögerungen und Verteuerungen hinzu. Nach Checkpoint-Informationen aus kulturpolitischen Kreisen bewegt sich bei der Fertigstellung seit Monaten nichts, da offenbar ums Geld gestritten wird. Lieferprobleme und Kostensteigerungen treiben den Preis, zudem ist noch immer nicht ganz klar, ob für das bewegliche Denkmal die Bauvorschriften einer Brückenkonstruktion einzuhalten sind.
Der Bau des Denkmals geht bald selbst in die Geschichte ein, denn vom Bundestag beschlossen wurde er bereits 2007. Danach brachten Wettbewerbe, Meinungsverschiedenheiten im Siegerteam über die Konstruktion, Bedenken von Denkmal- und Tierschützern etwa wegen wilder Fledermäuse sowie Finanzierungslücken die Wippe zum Stehen. Die vorvorletzte Eröffnung war 2019 geplant, die vorletzte 2022, die letzte im vergangenen Jahr, die allerletzte in diesem Jahr. Als nächster Termin steht nun der Herbst des kommenden Jahres im Raum. Aber auch das wird angesichts des neuerlichen Stillstands immer schwieriger.
Offiziell zuständig ist Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne), deren Haus auf Checkpoint-Anfrage allerdings auf den Generalübernehmer verweist. Dieser habe „mit Schreiben von Ende August mitgeteilt, dass das Freiheits- und Einheitsdenkmal nicht zum 3. Oktober 2023 fertiggestellt werden kann“. Gründe seien demnach Schwierigkeiten mit einem Stahlbauunternehmen. In Baukreisen heißt es allerdings, dass diese Lage bereits seit Winter bekannt sei. Das für den Bau beauftragte Stuttgarter Architekturbüro Milla & Partner lässt auf Checkpoint-Nachfrage wissen, man sei weiterhin an einer konstruktiven Lösung mit dem Bund als Bauherren interessiert, um endlich alle offenen Fragen zu besprechen. Eine Sprecherin Roths versichert, dass sich „alle Beteiligten weiterhin um eine baldige Fertigstellung bemühen“, lässt aber vielsagend wissen: „Konkrete Zahlen in Bezug auf mögliche Kostensteigerungen können zu diesem Zeitpunkt nicht genannt werden.“
Roth, die schon beim Documenta-Skandal die richtigen Entscheidungen zur Aufklärung scheute, weiterhin die dringend nötige Reform der Stiftung Preußischer Kulturbesitz verschleppt und zuletzt mit der Berlinale Deutschlands größte Kulturveranstaltung ins personelle Chaos stürzte und dafür weltweit kritisiert wird (Analyse von Christiane Peitz hier), scheint auch beim Einheitsdenkmal wieder abzuwarten, wie lange sie warten kann. Nur, auf was? Dass jemand endlich Kulturpolitik macht? Eine Wippe bewegt sich nicht, ohne dass man selbst den Anstoß gibt.