wir fangen mit dem Schlimmsten an: Auf Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) ist ein weiterer antisemitischer Angriff verübt worden. Unbekannte beschmierten in der Nacht zu Montag den Hauseingang seiner Privatadresse mit Farbe und mit israelfeindlichen Schriftzügen, darunter der Parole „Genocide Joe Chialo“. Der Senator war bereits vor knapp zwei Wochen von selbst ernannten propalästinensischen Aktivisten tätlich angegriffen worden. Bei einer Veranstaltung in Moabit bedrängten ihn rund 40 Personen, die größtenteils Palästinensertücher trugen, es wurde Pyrotechnik gezündet und ein Mikrofonständer in Chialos Richtung geworfen. Wie berichtet, treten die angeblichen Verteidiger der palästinensischen Interessen in Berlin auch bei Demonstrationen immer aggressiver und gewaltvoller auf.
„Der Angriff auf das Wohnhaus von Joe Chialo überschreitet jede Grenze. Er zeigt, dass sich die Täter für jegliche Diskussion disqualifizieren“, teilte der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) mit. „Noch wichtiger ist es jetzt, die dahinter liegenden Strukturen aufzubrechen. Deshalb ist eine Demokratieklausel bei der Vergabe staatlicher Mittel dringend notwendig.“ Chialo und Wegner wollen die Kulturförderung künftig an ein Bekenntnis gegen Antisemitismus und Diskriminierung knüpfen. Nach Protesten aus der Kulturszene und rechtlichen Bedenken hatte Chialo das Vorhaben zunächst ausgesetzt, um nachzubessern.
Chialo wertete den Angriff auf sich und seine Privatsphäre als klares Signal „eines radikalen Milieus, einer kleinen Gruppierung, die versucht, ihre Meinung mit Gewalt durchzusetzen“. Seit dem ersten Vorfall habe er Personenschutz, seine Adresse sei nicht einfach zugänglich, sagte er der „SZ“. „Die Täter müssen mich beobachtet haben. Das zeugt von erheblicher krimineller Energie.“
Nach drei Wahlen in Ostdeutschland gibt es zumindest drei gute Nachrichten: Die Demokratie lebt. Mut zahlt sich aus. Und die Politik fordert die Menschen dazu heraus, sich selbst mehr einzubringen.
Nach dem knappen Sieg von Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) gegen eine in Brandenburg besonders radikale AfD steht das Land allerdings vor einem politischen Patt. SPD und CDU kommen im neuen Parlament auf 44 von 88 Stimmen – das populistische Bündnis Sahra Wagenknecht wird damit auch hier zum Königsmacher. Zählt man die drei Wahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg zusammen, hat die AfD die meisten Stimmen erhalten und dabei insbesondere junge Wählerinnen und Wähler für sich gewonnen. Die nach Berlin transferierte Bonner Republik existiert nach diesen Wahlen politisch nicht mehr.
Wie in Thüringen zeigte sich auch im die Hauptstadt umgebenden Bundesland: Je radikaler die AfD auftritt, desto stärker wird sie im Osten gewählt. Nur mit Protest gegen die nicht mal mehr im Notbetrieb laufende Ampel-Koalition in Berlin ist das nicht zu erklären. Sondern mit einer verfestigten Angst und Müdigkeit gegenüber allen Veränderungen, selbst wenn sie nötig sein sollten, und mit dem von Generation zu Generation weitergegebenen Wunsch, eine neue Obrigkeit solle endlich für Ruhe und Ordnung sorgen. Die Demokratie in Ostdeutschland fordert sich selbst heraus. Und gerät dabei an ihre Grenzen.
Einer, der schon in der DDR für die Demokratie kämpfte, ist der Bürgerrechtler und langjährige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse. Im Checkpoint-Interview spricht der 80-jährige Sozialdemokrat über die Lehren aus den Wahlen und seine Hoffnungen für die ostdeutsche Gesellschaft.
Herr Thierse, sind Sie erleichtert, dass die SPD noch lebt?
Dass die SPD lebt, wusste ich auch vor der Wahl. In Ostdeutschland hat sie es generell schwer, weil es dort zwei Diktaturen gab, die die Sozialdemokratie zerstört haben. Nach dem Sieg von Dietmar Woidke dürfen wir natürlich etwas erleichtert sein. Aber die AfD hat auch in Brandenburg bei hoher Wahlbeteiligung eine Sperrminorität erreicht, das ist äußerst beunruhigend.
Wie erklären Sie sich, dass gerade junge Leute im Osten die AfD wählen?
Die AfD hat medial und kommunikativ einen dramatischen Einfluss auf die Jugend, insbesondere im Internet. Es hilft nicht, dafür allein den anderen Parteien die Schuld zuzuschieben. Die Parteien haben im Osten wenige Mitglieder, sie sind nicht überall präsent. Ich frage mich eher: Was ist in der Erziehung in Elternhäusern und Schulen schiefgelaufen? Die politische Bildung und die Aufklärung, wie Demokratie funktioniert, hat hier versagt.
Fast die Hälfte der ostdeutschen Wählerinnen und Wähler unterstützten die radikale AfD oder das populistische BSW. Verfestigt sich hier eine Ablehnung der bisher gekannten Politik?
AfD und BSW setzen allein auf Emotionen und schüren Ressentiments. Das wichtigste Ressentiment der AfD ist ihre Ausländerfeindlichkeit. Den politischen Verschiebungen liegen dramatische Veränderungsängste zugrunde. Brandenburg zum Beispiel hat ein größeres Wirtschaftswachstum als Bayern und steigende Einkommen. Aber diese Realität wird von den Leuten nicht wahrgenommen, wenn ihnen übers Internet oder asoziale Kommunikationsmittel permanent mitgeteilt wird: Alles ist furchtbar. Die Unterschiede zwischen Stadt und Land werden ins Negative aufgebauscht. In der Lausitz schaffen wir Ersatzarbeitsplätze für den Bergbau, aber so etwas dauert eben Jahre. Die Populisten setzen hier auf apokalyptische Kommunikation. AfD und BSW versprechen wahre Wunder, die sie nicht einlösen müssen.
Ist die Bundesregierung von SPD-Kanzler Olaf Scholz nicht längst am Ende?
Alles geht leider im unsäglichen Streit unter, den die FDP immer weitertreibt. Muss die FDP erst minus zehn Prozent der Stimmen bekommen, bevor sie begreift, dass ihre Blockade alles kaputt macht? Was Olaf Scholz betrifft: Wir werden ihn menschlich nicht ändern. Aber ich wünsche mir, dass er die Dramatik und Ernsthaftigkeit der Lage endlich aufgreift, sich dazu erklärt und Menschen sichtbar zeigt, dass er ihre Ängste wahrnimmt.
Die Regierungsbildung in den Ost-Ländern wird jetzt sehr schwer. War die Polarisierung in den Wahlkämpfen ein Fehler?
Diese drei Wahlen sind ein Weckruf für die demokratische Zivilgesellschaft. Und die Wahlkämpfe der Ministerpräsidenten waren eine Antwort auf die Polarisierung, die die AfD betriebt. Die AfD in ihrer jetzigen Verfassung ist ein Frontalangriff auf die Demokratie. Dass man sich dagegen wehrt und wie Dietmar Woidke seine ganze persönliche Autorität einsetzt, finde ich nicht kritikwürdig, sondern gut.
Wie kann die Demokratie im Osten gerettet werden?
Politik muss Probleme schneller lösen und ihre Wege angemessen erläutern und erklären. Die Menschen müssen merken, dass ihre Ängste angenommen und bearbeitet werden. Aber eine Demokratie funktioniert nur Schritt für Schritt. Demokratische Politik darf in diesen sich rasant wandelnden Zeiten keine Wunder ohne Schmerzen versprechen. Das wäre nicht ehrlich.
Wenn Sie weiterhin wissen wollen, wie sich in Brandenburg eine neue Regierung formt, wie die sächsische Zivilgesellschaft mit der veränderten Stimmung kämpft und welches politische Drama schon in dieser Woche in Thüringen ansteht, dann lesen Sie gerne unseren Newsletter „Im Osten“ mit Hintergründen, Analysen und exklusiven Interviews aus den nicht mehr neuen Bundesländern. Hier diskutieren wir auch mit vielen Leserinnen und Lesern über die neue Lage im Land und halten stets Tipps parat, wo man zwischen Ostsee und Erzgebirge mal gut durchatmen kann. Ein kostenloses Abo gibt es hier.
„Hey, das geht ab – wir feiern die ganze Nacht!“ So tanzte sich die Berliner Band „Die Atzen“ vor 15 Jahren in die Herzen der Partypeople (Video hier). Ein paar Jahre später dichteten Hertha-Fans im Rennen um die deutsche Fußball-Meisterschaft – kaum zu glauben, aber damals zum Greifen nah – die Hymne um und sangen mit den Rappern gemeinsam in der Ostkurve des Olympiastadions: „Hey, das geht ab – wir feiern die Meisterschaft!“ (Video hier). Nun, bei der Wahlparty der Brandenburger AfD grölten Jungnazis zu dem Song die ausländerfeindlichen Zeilen: „Hey, das geht ab – wir schieben sie alle ab!“ (hier kein Video). Grünen-Politiker Volker Beck stellte Strafanzeige wegen Volksverhetzung. Und die Partyrapper zeigten sich am Montag auf Instagram stabil: „Die Einzigen, die unseren Song umdichten dürfen, sind die Hertha BSC Ostkurve und Spongebob.“ Klarer kann man eine Distanzierung kaum ausdrücken.
Wie sollen Studierende eigentlich zum Studieren kommen, wenn die Monatsmieten selbst für kleinste Mikroapartments oder WG-Zimmer die Studienförderung auffressen? Diese Lebensfrage für viele junge Menschen haben wir hier im Checkpoint schon öfter behandelt. Nun zeigt auch eine parlamentarische Anfrage die Probleme der Studienfinanzierung in Berlin auf. Demnach wurden im August 2745 Anträge für eine Studienförderung durch Bafög gestellt – ein Rückgang von mehr als 50 Prozent innerhalb eines Jahres. Sowohl die Mittel als auch die Anzahl der Geförderten sind im Vergleich zu 2023 kontinuierlich zurückgegangen, berichtet die Wissenschaftsverwaltung auf Linken-Anfrage. Hat die wissbegierige Jugend etwa keinen Bock mehr auf das besserwisserische Berlin?
Das Studierendenwerk vermutet eher einen Zusammenhang zu den hohen Mieten in der Hauptstadt. „Ein Studium in Berlin leisten sich eher Programmstudierende, welche nicht förderungsberechtigt sind, und Studierende mit Eltern, deren finanzieller Background dies möglich macht, aber eben auch eine Bafög-Förderung eher nicht ermöglicht“, sagt Jana Judisch vom Studierendenwerk dem Checkpoint. Es sei wahrscheinlich, dass immer weniger Bafög-Berechtigte nach Berlin kommen, „solange der Wohnungsmarkt hier keine erschwinglichen Mieten anbietet“. Vielleicht sollte die Stadt einmal ihre sozialen Kennzahlen studieren. Dann wird sie aus sich selbst ein wenig schlauer.
So, wer hat heute ein Rad ab? Die BVG, die in Berlins U-Bahn-Schächten nach wie vor mit ihrer Selbstüberforderung kämpft, kriegt auch auf der Straßenbahnschiene nicht alle Räder zum Rollen. Nach Checkpoint-Informationen stehen derzeit viele Straßenbahnen zur Reparatur im Betriebshof Marzahn. Die BVG bestätigte auf Nachfrage, „dass es auch bei der Tram aktuell ein leicht erhöhtes Werkstattaufkommen gibt“. Zu den Verzögerungen im Betriebsablauf erklärt BVG-Sprecher Markus Falkner: „Dies hat mit Rad-Schiene-Themen zu tun, die analysiert wurden und in Kürze gelöst sind.“
Nach Informationen aus Unternehmenskreisen soll es vor allem auf den Schienen der vor einem Jahr eröffneten Strecke zwischen Hauptbahnhof und Moabit zu einem stärkeren Reifenabrieb kommen. Deshalb müssten die Straßenbahnen häufiger in die Werkstatt. Im Gegensatz zur U-Bahn hat das Unternehmen aber angeblich noch Reserven. „Es gibt und gab keine Auswirkungen auf den Fahrplan und die Fahrgäste“, teilt Falkner mit. Für die zuletzt unterirdisch fahrende BVG wäre das schon ein Erfolg.
Berliner Schnuppen
Telegramm
Wenn mal was gut läuft bei der Bahn, muss sofort ein Prellbock her. So will es das deutsche Gesetz der Straße. Die Verkehrsministerinnen und Verkehrsminister der Bundesländer beschlossen am Montag, dass das beliebte Deutschlandticket für den Nahverkehr teurer wird. Statt 49 Euro im Monat kostet es ab nächstes Jahr dann 58 Euro. Der Verkehr auf der Schiene soll den Menschen eben bloß nicht zu nah kommen. Erinnern Sie sich noch an das Wochenendticket für 15 und später dann für 30 Mark? Am Ende der Zugfahrt kostete es 44 Euro bei nur noch beschränkter Gültigkeit und wurde 2019 eingestellt. Da waren den meisten Kundinnen und Kunden längst die Gesichtszüge entgleist.
Wir kommen zur Rubrik: Offene Briefe, die die Politik verändern sollen. Zunächst pocht die Berliner Wirtschaft noch einmal deutlich vernehmbar auf die versprochene Verwaltungsreform, die derzeit insbesondere von der SPD in öffentlich gestreute Zweifel gezogen wird. Unternehmenschefs wie Johannes Evers von der Berliner Sparkasse, Wolf-Dieter Adlhoch von der Dussmann Group und Martina Hacker von der Königlichen Porzellan-Manufaktur fordern die Parteien auf, die „Verwaltungsreform zügig und entschlossen umzusetzen“ (Aufruf hier). Porzellan wurde im Berliner Zuständigkeits-Wirrwarr schließlich genug zerschlagen.
Widerstand von unten artikuliert sich auch gegen die verschärfte Asyl- und Sicherheitspolitik der SPD. In einem offenen Brief an ihre Partei appellieren unter anderem Arbeits- und Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe, Treptow-Köpenicks Bezirksbürgermeister Oliver Igel und Berlins Juso-Chefin Svenja Diedrich für einen kühleren Kopf in der aufgeheizten Debatte. Diese werde gerade genutzt, „um Menschen pauschal auszugrenzen, ganze Gruppen der Gesellschaft zu stigmatisieren und rassistische und fremdenfeindliche Narrative zu bedienen“ (Aufruf hier). Der Appell endet durchaus dramatisch: „Das Nachgeben der demokratischen Parteien vor rechten Forderungen gefährdet die Demokratie und unsere Gesellschaft nachhaltiger, als es Faschisten alleine jemals könnten.“ Fortsetzung folgt.
Noch was vergessen? Na klar, Berlins geklaute Fahrräder. In der vergangenen Woche wurden 342 Räder als gestohlen gemeldet, ihr Wert beläuft sich auf nahezu eine halbe Million Euro. Die meisten Diebstähle gab es am Reuterplatz in Neukölln, rund um die Charité in Mitte und am Leopoldplatz in Wedding. Das teuerste entwendete Rad stand in Grünau und hatte einen Wert von 7199 Euro. Das zeigt die wöchentliche Checkpoint-Auswertung von Daten der Polizei. Auf unserer Fahrraddiebstahl-Karte (hier) können Sie sehen, wo Sie Ihr Rad lieber nicht abstellen sollten. Bitte fahren Sie weiter!
Und damit biegen wir ab zu den guten Nachrichten:
Wenn das nicht abgefahren ist: Bei der Verkehrsmesse Innotrans ist ab heute nicht bloß eine Lok zu sehen, auch sind nicht bloß 13 Transportwagen ausgestellt, sondern nicht weniger als 133 Züge, Waggons und Lokomotiven. Dafür wurden auf dem Messegelände 3500 Meter Gleis verlegt. Schön, wenn Weichen auch mal hart gehen.
Über diese Brücken kannst du gehen: Spandau saniert drei Holzbrücken für den Fuß- und Radverkehr, und zwar den „Spektegrabensteg“ und den „Steg über die Spektelake“ im Grünzug am Falkenhagener Feld sowie die Brücke im Südpark. Bretter, die die Welt verbessern.
Nicht aus Watte ist Berlins Polizei. Dennoch braucht sie neue Watteträger für die Spurensicherung. Laut Ausschreibung sollen die Watteträgerköpfe „aus Baumwolle bestehen und mit sterilem Wasser angefeuchtet sein“. Da bleibt kein Stäbchen trocken.
Flauschalarm auch in Tierpark und Zoo: Neben einem weiteren Giraffenbaby (Foto hier) fasziniert auch ein neues Rotschulter-Rüsselhündchen (Story hier). Deren Eltern führen laut Zoo trotz der wilden Großstadt-Umgebung „vermutlich eine Art monogame ,Dauerehe auf Abstand’“. Also eine Beziehung wie Berlin und Brandenburg.
Zitat
„Kyiv und Berlin wissen genau, was Freiheit bedeutet!“
Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew, auf seinem selbst gestalteten Plakat zur Erinnerung an den Mauerfall vor 35 Jahren. Am 8. und 9. November will Berlin mit einer vier Kilometer langen Installation entlang der früheren Mauer in der Innenstadt viele Plakate der friedlichen Revolution und von heute zeigen. Die von einem Konzert begleiteten Feiern stehen unter dem Motto „Haltet die Freiheit hoch!“.
Stadtleben
Verlosung – Berlin in den 1990ern, diese sagenhafte Zeit, in der man – so wird gemunkelt – kein Geld brauchte, ohne Handy durch die Tage und Nächte tanzte und sich die Wohnungseinrichtung von der Straße holte. Aber in der Idylle hatte der durchkapitalisierte Geist der Zukunft bereits unerkannt Platz genommen. Mit „HELMITROPOLIS – eine fiebertraumhafte Reise ins Berlin der 90er“ (26.9.-29.9.) blicken die Macher:innen des Helmi Puppentheater zurück, und zwar im Ballhaus Ost (je 19 Uhr). Wir verlosen je zwei Karten für den 27.9. und 29.9! Bewerbung bitte ans Checkpoint-Postfach. Geboten wird ein Mix aus Puppen, Performance und Livemusik. Dabei sind jede Menge Gäste, u.a. das Videokollektiv Institut für experimentelle Angelegenheiten, Leute vom Rambazamba Theater und die Arbeitslosentheatergruppe Enttäusche Mich! Reguläre Karten 16,95 Euro (ermäßigt: 11,30), Pappelallee 15, U-Bhf Eberswalder Straße
Essen & Trinken – Frankreich bekommt eine neue Botschaft am Savignyplatz: Zehn Jahre nach der Eröffnung von „La Cantine d’Augusta“ in Schöneberg startet Sébastien Gorius eine Filiale in Charlottenburg. Auch hier dreht sich alles um Käse und Wein, ergänzt um französische Genussprodukte aus handwerklicher Produktion. Die Käsetheke erstreckt sich über fünf Meter und wartet mit 80 Sorten auf, deren bäuerliche Herkunft man schmeckt, etwa beim wunderbar würzig-cremigen Bûche de Brebis fermière. Der Küchenchef des „Augusta“-Restaurants steuert eine saftige Pâté en croûte mit Ente und Rotweinjus bei. Außerdem gibt es – zum Mitnehmen oder zum Lunch vor Ort: Quiches, Käse- und Wurstplatten, Sandwiches sowie Raclette während der kalten Jahreszeit. Der Herbst kann kommen! Mo 12-19, Di-Do 10-19, Fr 10-20, Sa 10-16 Uhr, Carmerstraße 8, S-Bhf Savignyplatz
Noch hingehen – Barrie Kosky hat „Semele“ als düsteres Märchen umgesetzt, bei Axel Ranisch wurde „Saul“ zu einer queeren Emanzipationsgeschichte: Die Komische Oper inszeniert Händels Oratorien gern. Regisseur Damiano Michieletto erzählt nun mit „Messias“ die Lebensgeschichte Jesu als Monumentaldrama. Ob seine Umsetzung mit dem Fokus auf Sterbehilfe Menschen unserer Zeit abholt – beim Gastspiel im Hangar 4, mit Unterstützung des Chors der Komischen Oper und mehreren hundert Sänger:innen aus Laienchören, kann man sich das anhören und -sehen. Unser Musikkritiker war jedenfalls angetan. Für die Vorstellungen heute und morgen gibt es nur noch Restkarten, am Fr wieder Karten verfügbar, zum letzten Mal am 6.10., Columbiadamm 10, U-Bhf Platz der Luftbrücke
Berlinbesuch – Sie knabbern noch an der Wahl vom Sonntag, vielleicht auch speziell an der Frage, warum viele junge Menschen AfD gewählt haben? Die Reihe „Dürfen die das? Junge Autor:innen aus Ost und West erzählen Geschichte“ verspricht einen kritischen wie empathischen Blick auf die Konflikte in der Paarbeziehung der beiden Deutschlands. Aus der Sicht von Nachgeborenen. Organisiert vom Literaturhaus Berlin sind am nächsten Dienstag (1.10.) zum Auftakt Charlotte Gneuß („Gittersee“) und Lukas Rietzschel („Raumfahrer“) zu Gast. Start 19 Uhr, Karten kosten 8/5 Euro, MS Poseidon (Reederei Stern und Kreis), Ableger Nikolaiviertel, S-Bhf Hackescher Markt
Grübelstoff – Gerade ist Besuch zu Hause, der erzählt, dass er nicht kochen kann – also, nullkommanull, gar nicht. Er ist Single in einer Kleinstadt und lebt von Broten, Imbissbuden und Tiefkühlgerichten. Krass? Oder finden Sie das gar nicht so ungewöhnlich? Wie viele Gerichte haben Sie im Repertoire?
Kiekste
Der Duft der frischen, weiten Welt auf der Havel nahe der Pfaueninsel. Leserin Helge Haftenberger hatte Paddel und Kamera in der Hand. Fantastisch – vielen Dank! Weitere Bilder gern an checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.
>Berlin heute
Verkehr – A10 (Nördlicher Berliner Ring): Heute Nacht werden im Autobahndreieck Kreuz Oranienburg von 20 bis 5 Uhr folgende Überfahrten gesperrt:
* Überfahrt von der B96 auf die A10, Fahrtrichtung Magdeburg
* Überfahrt von der B96 auf die A10, Fahrtrichtung Frankfurt O./Prenzlau
* Abfahrt von der A10 auf die B96, in Fahrtrichtung Stralsund/Oranienburg
Umleitungen sind ausgewiesen, weitere Sperrungen folgen bis 27.9.
A113 (Schönefeld-Zubringer): Die Straße ist in der Nacht in beiden Richtungen von 21 bis 5 Uhr zwischen den Anschlussstellen Schönefeld-Nord und Späthstraße gesperrt. Alle Ein- und Ausfahrten sind in diesen Bereichen gesperrt (Arbeiten beginnen ab 20 Uhr).
A100 (Stadtring)/AVUS: Bis Freitag ist morgens und zum Abend mit Verkehrseinschränkungen rund um das Messegelände zu rechnen.
Tegeler Weg (Charlottenburg): Von 7 bis 17 Uhr steht in Richtung Jakob-Kaiser-Platz zwischen Mindener Straße und Osnabrücker Straße nur ein Fahrstreifen zur Verfügung.
Daumstraße (Haselhorst): Die Straße ist in Richtung Wasserstadtbrücke zwischen Kleine Eiswerderstraße und Rhenaniastraße auf einen Fahrstreifen verengt (bis Mitte November).
Regionalverkehr – RE7: Zahlreiche Züge fallen in der Nacht von 20.30 bis 5 Uhr in verschiedenen Abschnitten zwischen Berlin-Wannsee und Lübben (Spreewald) aus.
RB14: Die Züge fallen bis 29.9. jeweils ganztägig zwischen Nauen und Berlin Südkreuz aus.
Demonstration – Für heute sind 20 Demos angemeldet (Stand 23.9., 13.30 Uhr), u.a. „Einrichtung einer Schulstraße. Wir fordern die Einführung von verkehrsberuhigten, autofreien Schulstraßen. Kinder sollen selbstbestimmt, selbstbewusst und vor allem sicher zur Schule (Kita, Hort) und nach Hause kommen“: 200 Teilnehmende, Schulenburgring 7 (7-9 Uhr)
„Der Faktenteppich: Erfolge der Entwicklungspolitik“: 100 Menschen, The ONE Campaign gGmbH, Wilhelmstraße (8-8.45 Uhr)
„CumCum – keine Verkürzung der Aufbewahrungsfristen beim Bürokratieentlastungsgesetz“: zehn Demonstrierende, Bürgerbewegung Finanzwende, Paul-Löbe-Allee/Konrad-Adenauer-Straße (9-11 Uhr)
„In memoriam René Paulokat: Der Kampf geht weiter! – Gemeinsam gegen AfD und Krieg. Für ein besseres Leben für alle!“: 150 Teilnehmende, Herrmannstraße, Kottbusser Straße, Adalbertstraße (12.30-14.15 Uhr)
„Für ein starkes Tierschutzgesetz“: 30 Protestierende, BUND, Konrad-Adenauer-Straße 1 (12.30-14.30 Uhr)
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Sebastian Achilles (44), von 2013 bis 2016 spielt er im Udo-Lindenberg-Musical „Hinterm Horizont“ den Rockrebellen „Elmar“ / Maike Arlt (61), ehemalige Volleyballspielerin, 1988 nahm sie an den Olympischen Spielen in Seoul teil und belegte mit dem Team dort Platz fünf, spielte für den SC Dynamo Berlin, später bei CJD Berlin und beim Berlin Brandenburger Sportclub / „Der beste Bruder, den ich mir wünschen könnte, wird heute 70 Jahre alt: Rechtsanwalt und Notar Andreas Braun. Ein großartiger Vater und ein treuer Freund. Bleib gesund. Dein Bruder Michael.“ / „Meiner liebsten Freundin Katrin Heise nur das Beste zum runden Geburtstag, bleib so herrlich wie du bist! Herzlich, Martina“ / Valerie Koch (50), Schauspielerin, studierte an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin, u.a. am Maxim Gorki Theater und am DT, für die Rolle in „Die Anruferin“ wurde sie 2008 für den Deutschen Filmpreis nominiert / Matthias Kollatz (67), Politiker (SPD), ehemaliger Finanzsenator (von 2014 bis 2021), heute MdA / Uschi Obermaier (78), Mitglied der Berliner Kommune 1 und Model, spielte auch in mehreren Filmen mit / „Sabrya wird heute 40. Eine harmonische gemeinsame zweite Halbzeit wünscht dir CH“
Nachträglich: „Dem wunderbaren jüngsten Bruder Gregor L. alle guten Wünsche zum 60ten Geburtstag. Deine Schwestern und Dein Bruder mit Allen.“
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Thomas Knöppchen, verstorben am 30. August 2024 / Michael Petersen, * 24. Februar 1951, verstorben am 12. September 2024 / Ingeborg Ramm, * 7. Oktober 1934, verstorben am 29. Juli 2024 / Dr. Friedrich Schorlemmer, * 16. Mai 1944, verstorben am 9. September 2024 / Ashok Kumar Sharma, verstorben am 16. September 2024 / Anette Simone Sonnek (geb. Burgemeister), * 19. Dezember 1961, verstorben am 11. September 2024
Stolperstein – Martin Cohn wurde am 29. März 1912 in Berlin geboren. Über seinen Werdegang ist nicht viel bekannt, außer dass er von den Nazis zur Zwangsarbeit in einer Fabrik verpflichtet worden war. Am 24. September 1941, mit 29 Jahren, nahm er sich mit einem Sprung von einer Brücke das Leben. Seine Eltern, Carl und Gertrud Cohn, wurden erst nach Theresienstadt, später weiter nach Auschwitz deportiert. Beide wurden ermordet. An Martin Cohn erinnert ein Stolperstein in der Dahlmannstraße 1 in Charlottenburg.
Wer in Berlin über die Gedenktafeln stolpert und mehr wissen will: Mit einem Klick gelangt man über die App „Stolpersteine – Die Schicksale“ zu den Biografien der Verfolgten.
Encore
Wir trafen uns in einem Garten – und fanden dort ein schönes Bild. Die Berliner Künstlerin Hannah Höch liebte das Grün vor ihrem Haus in Heiligensee genauso wie die bunte Kunst. Die Dadaistin lebte und arbeitete hier von 1939 bis zu ihrem Tod 1978. Während des Zweiten Weltkrieges nutzte sie ihren Garten zum Anbau von Lebensmitteln und versteckte hier Kunstwerke befreundeter Künstlerinnen und Künstler. Am Ende des Krieges vergrub sie sogar einige Bilder in ihrem Garten. Inzwischen blühen hier neben den Blumen viele Erinnerungen – und auf Anmeldung kann man den Garten im Herbst bei einer Führung entdecken.
Welche kunst- und geistreichen Gärten noch der Neugier offenstehen, verraten wir Ihnen hier. Denn eines blüht in Berlin zum Glück immer: die Fantasie.
Mit mir den letzten Spätsommertag gepflückt haben Isabella Klose (Recherche), Antje Scherer (Stadtleben) und Jaqueline Frank (Produktion). Morgen bestellt hier Stefan Jacobs das weite Feld. Ich grüße Sie!
Ihr Robert Ide