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Flughafen Tegel soll jetzt doch vorzeitig schließenÖffnung der Schulen könnte die Zahl der Infektionen nach Studie massiv erhöhenBerlin gibt die Hoffnung auf die E-Akte auf

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auch heute ist wieder ein guter Tag. Gewiss, wir erleben, durchleben ungewiss eine Krise – aber in Friedenszeiten. Vor 75 Jahren war Berlin ausgebombt; als freies Gebilde war es vorher längst zertrümmert worden. Am 2. Mai 1945 kapitulierte die Hauptstadt des Nationalsozialismus gegenüber der Roten Armee, die letzte Schlacht eines weltweiten Infernos hatte noch einmal zwei Wochen gedauert und weitere Hunderttausende Tote gefordert. Nach einem millionenfachen Genozid, der niemals verjährt. Manchmal hilft ein Blick zurück, um zu erkennen, wie gut und frei wir heute leben – selbst bei manch zeitweiliger Einschränkung wegen einer weltweiten Pandemie. Damit wir nicht vergessen, mit welcher Geschichte sich Deutschland beladen hat und was früher geschehen ist auf dem Berliner Pflaster, über das wir heute gehen, erscheint der Tagesspiegel am Sonnabend mit einer umfangreichen Sonderausgabe (Infos hier; E-Paper-Probe hier). Auch digital zeichnen wir die Befreiung nach, unter anderem mit einer umfangreichen Bildergalerie zum Kriegsende in Berlin (zu sehen hier). Jeden neuen Tag friedlich und frei und nicht hungernd zu erleben – davon haben die Berlinerinnen und Berliner vor 75 Jahren geträumt. Es waren unsere Großmütter, unsere Großväter. Sie haben neu angefangen, jeden neuen Tag.

Nach sieben Wochen Homeoffice befinden sich offenbar immer mehr Menschen im Landeanflug auf den Flughafen Pegel (via Ilona Hartmann). Kein Wunder, in Tegel landet schließlich außer verschwundenen Koffern gar nichts mehr. Berlins rüstiger Airbusbahnhof mit Curry-S-Bahn und Container-Terminal wird dicht gemacht – ab Juni wohl erst mal für zwei Monate, aber danach darf Berlin sowieso bald nur noch in Schönefeld in die Luft gehen. Falls den Fluggesellschaften vorher nicht die Puste ausgeht. „Die Erreichbarkeit Berlins auf dem Luftweg muss in jedem Fall sichergestellt sein“, erklärt Berlins CDU-Fraktion dazu aus lustiger Höhe. Nur die Firma, die den Flughafen der Herzen und der Ohrenschmerzen (für Nord-Berlin) zu einem Innovationspark umbauen soll, bleibt auf dem Boden. Auf Checkpoint-Anfrage teilt die Tegel Projekt GmbH mit, sie könne das Gelände erst übernehmen, „sobald der Flughafen Tegel aus der Planfeststellung entlassen wurde, die Betriebspflicht aufgehoben ist und alle sicherheitsrelevanten Anlagen so zurückgebaut sind, dass die Freigabe zur Übernahme erteilt werden kann“. Erst also landen eine Menge Stempel auf einer Menge Stapeln von Papier, bis im Sommer 2021 in Tegel neu durchgestartet wird. Bis dahin fliegen wir alle sowieso nicht, höchstens mit dem Drachen. Auf Tempelhof.

Kinder brauchen Kinder. Und Eltern auch mal eine Pause. Deshalb werden nun die Schulen geöffnet – und damit das mit dem Digitalunterricht nicht noch überhand nimmt. Unter der Hand dürfte dann allerdings mit Seife gehandelt werden – denn Berlins Schultoiletten bleiben die wahre Lebensprüfung, wie nicht nur der Landeselternrat bemängelt. Kernig sind auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse der internationalen Forschungsgruppe Mocos. Die Modellierer haben für den Tagesspiegel errechnet, dass die Öffnung der Oberschulen in Berlin für die Gesundheitslage allgemein gefährlich werden kann. Selbst wenn es mit den neuen Distanzregeln gelingen sollte, die nahen Kontakte von Schülern im Vergleich zur Vorviruszeit um die Hälfte zu reduzieren, würde es in der Stadt wieder zu einer exponentiellen, für das Gesundheitssystem kritischen Corona-Ausbreitung kommen. Und falls die Kontaktfreudigkeit der 15- bis 18-jährigen nur auf 80 Prozent reduziert werden kann, würden in den nächsten 300 Tagen etwa 200.000 Berlinerinnen und Berliner mit dem Virus infiziert; etwa 3000 Menschen würden sterben, so das errechnete Szenario. Es zeigt, wie klein die Spielräume in den Klassenräumen sind. Und wie groß die Last der Verantwortung, die von den Eltern nun Stück für Stück auf die Lehrer verlagert wird.

Verdamp long hair ist für viele der letzte Friseurbesuch. Am Montag hat sich Berlin mal wieder geschnitten – wenn es sich vorher einen Termin besorgt hat. Beim Ohmen Friseur in Lichtenberg sind die nächsten zwei Wochen ausgebucht, für Friseure und Kundinnen liegen „Gesichtspullis“ bereit. Auch bei Heinz W. Weber in der Wintersteinstraße in Charlottenburg und bei Friseur Knipper in der Kreuzberger Oranienstraße sind die Wege zum Kurzhaarschnitt lang; die nächsten Wochen sind gut gebucht, am Eingang muss man erst mal vorbei an einer Hygienestation. Und weil Masken „echt teuer sind“, wie die Kreuzberger Friseurin Esra findet, hat die Nachbarschaft ein paar gespendet. Damit das Leben ein Ponyhof bleibt.

Neues von der Spezialdemokratischen Partei Deutschland, kurz: SPD.Bundestagsabgeordnete Eva Högl soll nach dem Willen ihrer Fraktion neue Wehrbeauftragte werden. Der bisherige Amtsinhaber Hans-Peter Bartels, anerkannt im Parlament und bei Soldatinnen und Soldaten, soll dafür den Helm an den Nagel hängen. Damit könnte es wahrscheinlicher werden, dass Michael Müller im nächsten Jahr für Berlins SPD auf Listenplatz eins in den Bundestag einziehen darf – beim letzten Mal hatte hier noch Högl gestanden. Somit wäre der Weg noch geebneter für Franziska Giffey, die als Bundesfamilienministerin ins Berliner Homeoffice zurückwechseln und dabei den Regierenden Bürgermeister in Berlin beerben will. Was all das mit den Bundeswehrsoldaten, deren Interessen die Wehrbeauftragten verpflichtet sind, zu tun hat? Wohl nur das: Parteimanöver.

Und damit schalten wir rüber zur Fußball-Bundesliga, die nach wie vor den Deutschen Geister sucht. Heute wird im Kanzleramt verhandelt, ob Ball und Rubel wieder rollen dürfen. Alle Spieler sollen nach Vorstellungen des Ligaverbands während der Restsaison in einer Art Quarantäne-Strafraum gehalten und regelmäßig nicht nur auf Doping getestet werden. Pankows Sport- und Gesundheitsstadtrat Torsten Kühne (CDU) hält das Konzept allerdings „für nicht umsetzbar", wie er meinem Kollegen Christian Hönicke verriet. Denn entgegen der Aussage der Fußballfunktionäre fehle es bundesweit an Testkits. „Die Abstrichstäbchen sind der limitierende Faktor, der Markt ist offensichtlich leergefegt“, sagt Kühne. In dieser Mangelsituation gebe es andere Prioritäten als den Profifußball, „dazu gehören für mich Krankenhäuser, andere medizinische Einrichtungen und auch Schulen“. Und vielleicht noch der Amateur- und Jugendfußball – denn der holt Kinder von der Straße, die das eigene Zuhause oft zum Rasen bringt.

Nur nach draußen gehn’n wir nicht, singt Frank Zander von Balkonien. Denn Herthas Fankurve bleibt schon lange zu Hause, während die Profis für die geistlosen Geisterspiele gerade Standardsituationen ohne Gegenspieler und Torwart üben - und so auch mal das Tor treffen. Für ein mögliches nachgeholtes Stadtderby gegen den 1. FC Union aus Köpenick im dann leeren Olympiastadion dürfte das aber nicht reichen – zumal wegen der geltenden Anstandsregeln nicht mal Berlins ballverliebter Barde vor der verwaisten Ostkurve auftreten dürfte. Falls es tatsächlich noch zum Duell ohne Fans kommt, „singe ich vielleicht auf meinem Balkon, mit dem Schal umgehängt“. In der Zwischenzeit rettet Zander lieber ein paar Eckkneipen mit, plant eine Alternative zu seinem traditionellen Gänseessen für Obdachlose und versteigert mit dem Tagesspiegel von ihm bemalte Gesichtsmasken zugunsten von Zoo und Tierpark. Damit man dort wenigstens mitsingen kann: „Hier kommt Knut“.

Umfrage zum Berlin-Derby

Telegramm

Heute in einer anderen Welt hätte Heinz Strunk im Festsaal Kreuzberg gelesen und sogar mal wieder sein Saxofon ausgepackt. Die Show wurde vorerst auf den 6. September verschoben. Bis dahin können Sie Strunks Auftritt im „Neomagazin Royale“ ansehen – falls Sie mal Lust auf zwei Männer haben, die sich toll finden.

Morgen in jeder Welt wird Berlins Verwaltung weiterhin ohne elektronische Akte auskommen müssen. Die Politik hat inzwischen die Hoffnung aufgegeben, dass Papier irgendwann nicht mehr geduldig ist. Immerhin, für elektronische Akten funktioniert zumindest der städtische Schredder.

Übermorgen in einer fernen Welt liegen wir vielleicht alle am Ufer. Denn wenn wir schon nicht zur See fahren können, wollen wir wenigstens an der Spree liegen bleiben. Rot-Rot-Grün will nun den Blick aufs Blaue als Allgemeingut gesetzlich ermöglichen – und dafür im Zweifel Grundstücksbesitzer an den Ufern enteignen. „Wir wollen, dass diese Kommerzialisierung und Privatisierung aufhört“, sagt die Linke Katalin Gennburg. Berlins SPD-Fraktion hat sich diese Meinung nun auch anenteignet.

In unserer jetzigen Welt tagen Parlamente in Turnhallen, gestern zum Beispiel Friedrichshain-Kreuzbergs Bezirksverordnete in der Flatow-Sporthalle am Landwehrkanal. Unsere Reporterin Corinna von Bodisco war dabei (Kameraschwenk hier; Ihr Bezirks-Newsletter hier), außerdem 31 Verordnete mit Schuhüberziehern und Masken. Nicht dabei waren Gäste, Tische, die erkrankte Bezirksbürgermeisterin Monika Hermann (nicht an Corona) sowie die FDP (Marlene Heihsel ist Risikopatientin). Das Ehepaar Heihsel verfolgte stattdessen den ersten Livestream der Sitzungsgeschichte – ermöglicht durch ein Smartphone der SPD. Allerdings wollte Riza Cörtlen von der Partei „Die Partei“ nicht ins Bild - während seiner Redezeit wurde dem Smartphone eine Maske übergestülpt. Womöglich als Schutz vor Computerviren.

Und damit zur kommen wir zur neuesten Ziehung der Umfragezahlen für das Berliner Abgeordnetenhaus, diesmal vorgenommen von Infratest dimap (via RBB und Berliner Morgenpost). Die Gewinnzahlen lauten: 23 (CDU), 21 (Grüne), 20 (SPD), 14 (Linke) und 10 (AfD). Zusatzzahl: 5 (FDP). Alle Angaben wie immer ohne Gewähr.

Gute Nachricht für Schwangere: Mandy Mangler, Chefärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe am Auguste-Viktoria-Klinikum in Schöneberg und jetzt regelmäßig Gast in unserem „Gyncast“-Podcast (reinhören hier), bietet werdenden Müttern einen virtuellen Kreißsaalrundgang und eine Fragestunde auf Instagram an. „Vor kurzem haben wir einen Kaiserschnitt live an den Vater übertragen, der wegen des Infektionsschutzes im Nebenzimmer warten musste - natürlich aus der Perspektive der Mutter, nicht des Operateurs.“ Ein entschneidendes Detail.

Gute Nachricht für Berlin: Flüchtlinge aus Syrien wollen in Berlin in der Pandemie helfen – sie nähen und verteilen Masken, unterstützen Ältere und Obdachlose. Ein Video unseres Reporters Muhamad Abdi sehen Sie hier – weil Helfen immer hilft, auch den Helfern.

Traurige Nachricht aus Indien: Schauspieler Irrfan Khan, berühmt geworden mit dem Film „Slumdog Millionär“ und erfolgreich ebenso in Bollywood als auch in Hollywood, ist an einem seltenen Krebsleiden gestorben. Einer der bekanntesten Gesichter Indiens, das sich mit nur einem Zucken der Augenbraue verwandeln konnte, hat die Lider für immer geschlossen. Das weltweite Kino, sowieso gerade niedergeschlagen, weint.

Falls Sie endlich mal was über Corona lesen wollen: Der erste Roman zur Pandemie ist erschienen. Paolo Giordano, Autor des Weltbestsellers „Die Einsamkeit der Primzahlen“, hat nach tagenächtetagenächtetagelanger Schreibarbeit sein neues Werk vorgelegt: „In Zeiten der Ansteckung“ (die ganze Geschichte der Entstehung lesen Sie hier). Hauptfigur ist die Chemikerin Lena Landen, die das rätselhafte Verschwinden ihres Laborleiters aufzuklären versucht, mit dem sie eine Affäre hatte. Der erste Satz des Buches klingt auf keinen Fall elaboriert: „Der Tod schwamm in einer milchig schimmernden Flüssigkeit.“

Und dann auch das noch: In Neukölln öffnet im Juni das erste Anti-Corona-Hotel – mit Sicherheitsschleuse, Fieberscanner und UV-Lichtsäule in der Lobby (via B.Z.). Wer das zu verstrahlt findet, lässt sich sicher erhellen von Projektsprecherin Claudia Sünder – vor kurzem noch Senatssprecherin ohne Mundschutz: „Für uns ist es das oberste Gebot, unseren Gästen einen Platz zu bieten, an dem man sich so sicher fühlt wie zu Hause.“ Allerdings eben in Neukölln.

Schnell noch was Abgefahrenes: Eva Kreienkamp wird die neue Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Die 57-jährige Mathematikerin, die bereits einige Jahre bei Berliner Start-ups gearbeitet hat, digitalisierte zuletzt die Mainzer Verkehrsgesellschaft. Nun soll sie ab Oktober die BVG auch abseits der Straße mobiler machen. Und die Flotte flotter.

So, jetzt noch fix den Spargel in die Mikrowelle gepackt (Rezept unserer Genuss-Redaktion mit Salz, Zucker und Zitrone hier) – und dann wird das lange Wochenende gar ganz schön. Auch wenn nur die Grillen draußen grillen dürfen.

Checkpoint-Abonnenten lesen heute außerdem:

+ So viel Theater:
Wo Hamlet als echter Prinz zu sehen ist.

+ Kunst gucken auch ohne Gallery Weekend: Wir verraten, wie.

+ Rauskommen, ohne das Haus zu verlassen: Ein Ausflug in die Mark – am besten mit dem Bus. 

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BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:

3073

Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.

Zitat

„Intimität kriegt man nicht im Späti.“

Schauspielerin Sandra Hüllerspricht im Interview vor dem Berliner Theatertreffen, das heute online startet, über Männerrollen, Frauenklischees – und wie es am Theater nach der Krise weitergeht.
 

 

Tweet des Tages

Wie wär's: Statt Prämie für die Autoindustrie klatschen wir alle heute Abend um 20 Uhr gemeinsam aus dem Fenster?

Herr Grummelmann @ndersdenker

Stadtleben

Wegbier mal anders – Ein 1. Mai ohne Flasche in der Hand? Das muss nicht sein. Fürs Feeling genügt ein Sterni, etwas ausgefallener sind die „Bottled Cocktails“ und Shots, die der Krass Böse Wolf in  Friedrichshain aus dem Fenster reicht (Di-So 16-22 Uhr, Markgrafendamm 36). Praktisch: Eine Flasche (13-15 Euro) reicht für zwei (aber bitte nicht teilen!), man muss also nicht so oft anstehen, um „Neat Negroni“-Nachschub zu holen. Dennoch: 

Für Bars und Kneipen sieht die Zukunft besonders düster aus. Viele dieser sonst hochfrequentierten Lieblingsorte können aufgrund ihrer räumlichen Beschaffenheit kaum auf eine lukrative Wiedereröffnung unter Wahrung der Abstandsregeln hoffen (siehe auch „Kiezhelfer werden“). Besonders enttäuscht ist Martin Pelz von seinen Stammgäste, die ihn jetzt doppelt hängen lassen – sein Lagebericht aus dem Einstein Unter den Linden steht stellvertrend füreine Branche, die für Berlin eigentlich Aushängeschild ist. Und damit das so bleibt, recherchiert unsere formidable Genuss-Redaktion täglich frisch, welche kulinarischen Highlights es trotz oder wegen Corona gibt. Weil die Auswahl dann doch recht groß ist, wird kiezweise geguckt, wer liefert oder Essen zum Abholen bereitstellt. Es gibt schon eine Auswahl aus Mitte, Prenzlauer Berg und aus Reinickendorf. Mehr gibt´s auf „Mehr Genuss".

Kiezhelfer werden – für das Lerchen&Eulen in Kreuzberg

Kiezhelfer werden – Das Lerchen&Eulen (Foto) ist buchstäblich ein Ort für die legendär langen Kreuzberger Nächte, eine sichere Adresse für den Drink weit nach Mitternacht, auch werktags – nomalerweise. Viele fahren quer durch die Stadt, um in der Pücklerstraße 33 „einen geselligen Abend mit schöner Musik und guten Drinks zu verbringen”, wie David, einer der Inhaber, berichtet. „Unser Ladenlebt von der Kommunikation mit den Gästen, gern auch dicht gedrängt am Tresen“. Darum fehlt der Barbetrieb zwischen Vintagemöbeln und Backsteinwänden derzeit umso mehr. Die Zwangspause wird vorerst kreativ genutzt und kräftig renoviert. Wenn der Boden geschliffen und die Wände gestrichen sind, soll es weitergehen mit einem Außer-Haus-Verkauf von Dinks und Kaffeebohnen befreundeter Kaffeebauern aus Mexiko, die schon jetzt per Mail bestellt werden können. Alles Tropfen auf den heißen Stein, aber Aufgeben ist keine Option: „Die Bar ist seit 10 Jahren für mich und mein Team Lebensmittelpunkt und Haupteinahmequelle und irgendwann geht es weiter.“ Bis es soweit ist, helfen Gutscheine dem Lerchen&Eulen am meisten – zum Beispiel online über Tagesspiegel Kiezhelfer. (Foto: privat)

Berlins heimliche HeldInnen

Mit Wasserrohren und Gasleitungen kennt sich Jens Schneider bestens aus. Sein Wissen gibt er im Technischen Sicherheitszentrum der Netzwerkgesellschaft Berlin Brandenburg an Bauarbeiter aus der freien Wirtschaft weiter. Er erklärt ihnen, wie sie „mit dem Spaten oder der Harke in den Boden kloppen, ohne dass Versorgungsleitungen kaputt gehen“ und welche juristischen Konsequenzen folgen, sollte doch ein Schaden entstehen. Die Ausbildung findet aktuell unter Hygieneauflagenstatt: Händewaschen, Sicherheitsabstand, jeden Morgen Fieber messen. „Wir, mein Kollege und ich, sind guter Dinge, dass wir mit den Maßnahmen gut fahren.“ Feuerwehrschulugen (die er im Umgang mit Gasbränden gibt) fallen derzeit aus. Einen Experten für Gasbrände hat aber immerhin die Freiwillige Feuerwehr Marienfelde  – dort ist Schneider selbst seit 38 Jahren aktiv. „Wir Feuerwehrleute sind Herdentiere und lieben die Geselligkeit“, sagt er. Gerade das fehle sehr. Keine Nachbesprechungen, um Erlebtes aufzuarbeiten, nur ein „Hallo“ aus der Ferne zur Begrüßung. (Text: Maria Kotsev; Foto: NBB – Jens Schneider rechts im Bild)

Berlin heute

Berlin vor 75 Jahren – 30. April 1945 (Tag 10 der Schlacht um Berlin): „(…) Von Halensee kamen viele Flüchtlinge, darunter auch mein Zahnarzt Simonis mit seiner Frau und seiner Gehilfin. Sie haben erst vor einem Vierteljahr ihren einzigen, rei­zenden Sohn im Kriege verloren. Jetzt ist ihr Haus ab­gebrannt, das alle Terrorangriffe überstanden hatte. Die Russen haben mit Brandmunition hineingeschossen. Nichts konnten sie retten. (…) Und morgen ist der 1. Mai!!! Am Kalender steht ‚Na­tionaler Feiertag des deutschen Volkes!‘ – Er wird dieses Jahr für das deutsche Volk gleich einem Weltuntergang sein, denn alles das, was deutsche Welt ist und sich so bezeichnen darf, geht unter, längst nicht nur das natio­nalsozialistische Reich. Wir können tatsächlich unsere alten Reichsfarben hinaushängen, ‚Schwarz, Weiß, Rot‘, mit der Auslegung ‚Schwarz‘ als Farbe der Trauer, des Unterganges, ‚Weiß‘ – weil wir daran unschuldig sind, denn diese Politik ist eine solche des Willens zur Macht gewesen und nicht nur von unserer Seite, und ‚Rot‘, als Begrüßung der Russen! (…)“

An dieser Stelle lesen Sie bis zum 75. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai Auszüge aus den Tagebüchern des Berliner Verlegers Curt Cowall.

Berliner Gesellschaft

Geburtstag Bernhard d‘Avis, „Economist UN/FAO, now retired – Happy Birthday für meinen Lieblingsonkel und connaisseur de la vie culturelle de Berlin.“ / Rainer Bieling (70), Journalist und Medienentwickler / Weert Adalbert Canzler (60) Sozialwissenschaftler und Mobilitätsforscher am Wissenschaftszentrum Berlin / Martin Gutzeit (68), ehem. Berliner Landesbeauftragter für die Unterlagen des MfS / Martin Hikel (34), SPD-Bezirksbürgermeister von Neukölln / Verena von Hugo (77), Künstlerin / Joschka Langenbrinck (33), für die SPD im AGH / Thorsten Langer (55), „Freund von Wildschweinen und Römern.“ / Alexander Osang (58), Journalist und Schriftsteller / Kater Tom (55), „Thank you for the feeling ‚alive alive‘. Alles Gute wünscht Twinny. Rock on!“ / Andrea Rades (37), „Alles Gute von Maria!“ / Michael Ryan, Film- Komponist, Musiker, Bassist von Nina Hagen – „Happy Birthday to a wonderful friend, musician and father, Love and kisses Carmen“/ „THL 55 :-)“ / „Liebe Yehudith, nur, weil Du Geburtstag hast, lassen wir Dich beim UNO nicht gewinnen! Aber sonst wünschen wir Glück und Gesundheit! M & J“

Freitag Nicolás Artajo (35), Schauspieler, Moderator, Synchronsprecher und Regisseur /Coco (21), „Barca- und Quastenflosserfreund, walk on... Die anderen 4 C's“ / Martin Ebert (50), „Einradfahrer, Geocacher und Lieblingsnachbar zum runden Geburtstag“ / Marianne Franz (71), „Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute, viel Glück und vor allem viel Gesundheit und Widerstandskraft. Ich habe Dich lieb! Dein Thomas“  – „Ganz herzlich" gratuliert auch Hans-Joachim. / Barbara Frey (65), Theater- und Fernsehfilmschauspielerin, „Alles Liebe und Gute zum richtigen Tag von Sabine.“ / Marta Hansel, „Das Allerbeste zum Wiegenfeste, es bleibt dabei: Polka potrafi, die Polin kann es. Viele Grüße Jens“ / „Herzlichste Geburtstagsgrüße nach Spandau zur lieben Mareike aus Neukölln von Ursula und Jens“ / Prof. Dr. Rolf Rosenbrock-Freese (75), Vorsitzender des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes / Remo Schulze (32), Schauspieler / Johano Strasser (81), Politikwissenschaftler und Schriftsteller, ehem. Präsident des PEN-Zentrums Deutschland

Samstag Thomas Billhardt (83), Fotograf und Publizist / Florian Dörstelmann (53), für die SPD im AGH / Alec Empire (48), Musikproduzent, Komponist und DJ / Joachim „Jochen“ Esser (69), Journalist und ehem. für die Grünen im AGH (1999-2016) / Michael Gspurning (39), ehem. Fußballspieler und Torwarttrainer bei Union / Manfred Maurenbrecher (70), Liedermacher und Autor / Tilman Rammstedt (45), Schriftsteller / Marie-Luise Schramm (36), Schauspielerin und Synchronsprecherin / Steffen Ziesche (48), ehem. deutscher Eishockeyspieler, U18-Cheftrainer beim Deutsche Eishockey-Bund e.V. (DEB)

SonntagProf. Dr. Philipp Bouteiller, Geschäftsführer der Tegel Projekt GmbH, „Team Berlin TXL gratuliert ganz herzlich und wünscht alles Gute.“ / Margarita Broich (60), Theater- und Fernsehschauspielerin / Meira Durand (20), Schauspielerin / Franziska Giffey (42), Familienministerin / Carola Katzer, „Alles Liebe für meine Wonder Woman, mit der ich Wellness und Kultur nachfeiern, aber auf Alltagswunder nicht verzichten muss.“ /Renate Lampen, „Liebevolle Glückwünsche zum Geburtstag. Kann es noch schöner werden? Ja!“ / Irina Helmstädter „Allet Jute aus dem Garten nebenan von Roberto!“

Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.

Gestorben – Barbara Lux, * 07. Dezember 1950 / Bernhard Olig, * 25. Februar 1939 / Prof. Dr. Ursula Schulze, verstorben im Alter von 83 Jahren, Professorin für Ältere deutsche Literatur und Sprache an der FU / Klaus-Peter Wagner, * 12. Dezember 1938, Präsident des Sozialgerichts Berlin a.D. / Dr. phil. Dr. theol. Hans Wulf, * 04. August 1929, Pfarrer

Stolperstein – In der Halskestraße 14 in Steglitz erinnert ein Stolperstein an Rosel Richter (Jg. 1867) , geb. Levin, die am 16. Mai 1943 nach Theresienstadt deportiert wurde. Ermordet am 1. Mai 1944 im Alter von 77 Jahren. 

Encore

So, schnell noch ein kurzer Ausflug in den Tierpark, wo sie die Gitter für die Menschen wieder aufgesperrt haben. Unsere Potsdamer Lieblings-Kollegin Sabine Schicketanz hat gestern dort ihren Geburtstag verbracht und berichtet von einem Einlass ohne Schlangen, selbst bei den Schlangen. Kinder feierten die tobende Eisbärin Hertha an ihrem Gehege, ansonsten blieben alle Besucher abstandshalber auf ihren Schollen und wurden dafür mit Eis gefüttert. „Endlich wieder etwas nicht Alltägliches in Echt sehen, erleben, riechen und fühlen – das tat gut und ist zu empfehlen“, schreibt Sabine, die bei ihrem Rundgang auch eine Maske entdeckte. Die trug der Kuscheltier-Affe eines kleinen Jungen. Später wird er sicher ein Rapper. 

Morgen chillt der Checkpoint seine Base, dann feiert Berlin mit 5000 Polizistinnen und Polizisten den 1. Mai. Wir sind natürlich live dabei, und am Sonnabend meldet sich hier Lorenz Maroldt mit revolutionären Neuigkeiten. Ich grüße Sie,
 

Ihr Robert Ide

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