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Barbetreiberin in Brief an Senat: „Diese Öffnung ist eine Farce“Tausende Anträge auf Entschädigungen für Berliner Eltern abgelehntDrei Corona-Teststellen geschlossen

die beste Nachricht wird sein, wenn wir diese Betten nicht brauchen, sagte Michael Müller in seiner Regierungserklärung am 26. März. Da war die Covid-19-Klinik in Messehalle 26 noch nicht einmal fertig. Zu Beginn der Pandemie rechneten alle mit italienischen Verhältnissen, von Überbelegung bis Triage – lieber vorbereitet sein. Bekommt noch jemand the Glory for Prevention? Wer wird sich noch daran erinnern, dass Gesundheitssenatorin Kalayci (SPD) in dieser Phase eine ziemlich gute Krisenmanagerin war? Davon ist zuletzt wenig übrig – und italienische Verhältnisse gibt es nicht mal in unsern halbleeren Lieblingsrestaurants (dazu gleich mehr). Kaum haben wir die erste Phase der sommerlichen Lockerheit recht unbeschadet überstanden (alle Ampeln grün), beginnt das Geschacher um die Messehalle: Wirtschaftssenatorin Pop (Grüne) möchte dort im Frühjahr Züge aus aller Welt abstellen (Innotrans), und endlich wieder große Messe machen. Messesprecher Höger erinnert schon mal daran, dass die Verträge für die Klinik Ende des Jahres auslaufen. Ob das auch für Viren gilt, konnte gestern bedauerlicherweise niemand beantworten.

Draußen auf den Straßen jedenfalls macht sich der Eindruck breit, dass nicht alle Branchen gleich wichtig sind. Was die neuen Vorschriften für Barbetreiber bedeuten, hat Susanne Baró Fernández nun in einem offenen Brief an den Senat formuliert, Titel: „Diese Öffnung ist eine Farce.“ Darin beklagt die Betreiberin des Timber Doodle in der Wühlischstraße 37 in Friedrichshain vor allem schlechte Kommunikation und unverständliche Regeln. Sie habe trotz genauer Lektüre aller Verordnungen erst mit vier Wochen Verzögerung überhaupt verstanden, dass die Abstandsregel auch am Tisch gilt. „Was für Tische, geschätzter Senat, sollen wir denn haben? Standardtische der Gastronomie sind 60x60cm oder 120x60cm. Nicht einmal eine Standardbierzeltgarnitur mit 220x50cm würde in der Diagonale 1,5m bringen, wenn wir die je obligatorische 43cm Sitzfläche abziehen.“ So sei diese Öffnung faktisch eine Teilschließung.

„Warum also verfügt man eine Verordnung, die so offenkundig gebrochen wird, und aufgrund ihrer Unklarheit gebrochen werden musste?“, schreibt Baró Fernández. „Man fühlt sich als Gastronom von der Stadt nicht gewollt und ein Stück weit zum Narren gehalten. Hätten sie unsere Läden länger geschlossen, und die Soforthilfen verlängert, wir hätten es verstanden. Wir hätten weiter versucht, durchzuhalten. Aber so ist die Öffnung eine Farce und ein grob unverständlicher Versuch, die Gastronomie wieder hochzufahren. Was wir uns stattdessen gewünscht hätten, wären klare, ehrliche Worte und verständlich kommunizierte Regeln gewesen.“ Der Zug ist abgefahren.

Apropos Finger – Sie brauchen nun alle zehn, um folgende Aufgabe zu lösen: Wenn ein Schulkamerad ihres Kindes positiv auf Covid-19 getestet wurde, wann würden Sie als Elternteil gern darüber informiert werden? Mindestens eine Woche hat es in der Grundschule am Falkplatz in Prenzlauer Berg gedauert. Schul- und Gesundheitsstadtrat Thorsten Kühne (CDU) bestätigte gestern meinem Kollegen Christian Hönicke für den Pankow-Newsletter die Infektion. Auf CP-Nachfrage sagte Kühne am Abend, das Kind sei bereits in der vergangenen Woche positiv getestet worden. Etwa 20 Kinder aus der Lerngruppe des Kindes seien in häusliche Quarantäne geschickt und getestet worden. „Bisher liegen hier keine weiteren positiven Testergebnisse vor.“ Eltern zufolge ist die Infektion allerdings bereits seit dem 23. Juni bekannt – also seit zwei Wochen. Betroffene Eltern (selbst solche von Kontaktkindern) seien erst Mitte dieser Woche über den Fall informiert worden. Eine Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes sagte den Eltern, das liege nicht allein an der Schule, im Amt fehle es an Personal. Die Gesamtelternvertretung informierte schließlich erst gestern die Elternvertreter. Als Begründung für die weitere Verzögerung hieß es: Die entsprechende Mail sei im Spam-Ordner gelandet. Technisch alles einwandfrei.

Offenbar ist Berlin (wer hätte es gedacht) der Coldspot der abgefahrendsten Abkühlungsvarianten. Auf der Suche nach den verrücktesten Eissorten der Stadt haben uns gleich zwei Checkpoint-Leser (Jan Fantl und Barbara Grabner) die Sorte Ziegenkäse mit Kürbiskernöl im Viktoria Eis am Viktoria-Luise-Platz (Motzstraße 58) empfohlen. Konrad Spremberg empfiehlt eigentlich alles von Jones Ice Cream, ebenfalls in Schöneberg (Goltzstraße 3), very britisch findet er Earl Grey Shortbread Lemon Curd. Highlight ist hier allerdings (vor allem geruchlich fürs gesamte Viertel): Die im Waffeleisen frisch gemachten Waffeln, „die sind die besten der Stadt“. Gleich mehrere Sorten hat Leserin Ina Jurga probiert: Bei der Gelateria Mos Eisley in Neukölln (Herrfurthplatz 6) gibt es Biereis Tannenzäpfle (Urteil: „schmeckt nach semi-kaltem Bierschaum, leider nicht so geil“), noch ein bisschen heißer ist ihr Tipp aus Kreuzberg: Die sizilianische Eisdiele Duo in der Skalitzer Straße 82 hat nicht nur Avocado im Angebot, sondern auch die Sorte ETNA: Mandel-Eis mit Pistazien-Creme und etwas Asche aus Etna. Jurgas Fazit: Leicht grau, aber nicht staubig.

Ich habe gestern bei einem meiner Lieblingseisläden, Fräulein Frost in der Beckerstraße 4 in Schöneberg (weitere Filialen in Tempelhof und Neukölln) auch mal was anderes als immer nur GuZiMi (Gurke-Zitrone-Minze) probiert: Schoko-Wasabi. Schmeckt wie eine Mischung aus dunkler Schokolade und Sushi. Beides nicht jedermanns Sache (auch in der Kombination).

Mehr abgefahrene Eissorten gibt es hier (Abo) und wenn Sie immer noch nicht genug haben, schicken Sie gern weitere coole Tipps an checkpoint@tagesspiegel.de.

Wir haben uns sehr gefreut, wie viele Leserinnen und Leser in den vergangenen Tagen schon ein „Tagesspiegel Plus“-Abo abgeschlossen haben. Mit „Tagesspiegel Plus“ lesen Sie den Checkpoint in der Vollversion und zusätzlich alle exklusiven Inhalte, die Sie seit dieser Woche auf tagesspiegel.de finden. Für den Probemonat können Sie sich hier anmelden.

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„Erzähl mal weiter“ – gemeinsam mit Berliner AutorInnen und Ihnen wollen wir während der Sommerferien Fortsetzungsgeschichten schaffen. Die erste beendet heute Wladimir Kaminer (die vorherigen Parts lesen Sie hier).

Das verlorene Haus
Von Thomas Kletschke, Lu D. Milla, Ilse Köhl und (heute) Wladimir Kaminer

„Ich werde es tun!“ So, nun war es raus, es war gesagt. „Sie meinen, Sie werden mit mir ins Kino gehen?“ „Ja, das tue ich. Die Filmhäuser schließen ja nacheinander, vielleicht wird es bald keine Kinos mehr geben.“ „Was wollen wir uns denn anschauen?“ fragte der Förster. „Ich habe keine Ahnung“, sagte K. „Ich habe eine tolle Idee, wir gehen ins Freiluftkino, dort zeigen sie jeden Montag einen Überraschungsfilm!“ Sie gingen hin. K. hoffte, es werde keine deutsche Komödie sein, er mochte die deutschen Komödien nicht. Es war „The Doors“ mit Val Kilmer in der Hauptrolle. „Den habe ich vor 30 Jahren schon gesehen“, sagte der Förster. „Im Colosseum 1991.“

Damals hatte er gerade die Försterlehre begonnen, einen anstrengenden Job und musste täglich sehr früh aus dem Haus. Jeden Morgen um 6 Uhr 30 stand er schlecht gelaunt und unausgeschlafen auf dem Bahnhof der U-Bahn-Station Schönhauser Allee, direkt gegenüber an der Hausfassade des Colosseums hing ein übergroßes Plakat mit Morrisons Kopf, der ihm mit seinem abwertenden schmaläugigen Blick Löcher in die Jacke bohrte. Als wollte er sagen, was machst Du bloß, Junge, alles falsch, dein Studium wird nichts bringen, deine Arbeit ist pure Ausbeutung, schmeiße alles hin, lebe schnell, hab Spaß, Sex, Drugs und Rock-n-Roll und sterbe früh. Er wollte aber ein anderes, ein neues, ordentliches Leben haben. „Leck mich am Arsch Jim, leck mich am Arsch“, dachte er und stieg in die U-Bahn.

Am 10. August erscheint Wladimir Kaminers neues Buch „Rotkäppchen raucht auf dem Balkon“. Bis dahin können Sie noch in seinen „Liebeserklärungen“ schmökern... Hier geht es kommende Woche mit der nächsten Geschichte weiter – dann mit Annett Gröschner.

Telegramm

Drei Corona-Teststellen sind seit Mittwoch geschlossen: an zwei Vivantes-Standorten (Prenzlauer Berg und Tempelhof) und am evangelischen Krankenhaus in Lichtenberg. Wegen der niedrigen Infektionszahlen hatte die Kassenärztliche Vereinigung dort Ärzte abgezogen, weil kaum noch jemand zum Test kam. Catharina Pieroth von den Grünen (die mit dem Knoblauch) stellte gestern via Twitter klar: „Zu einem Zeitpunkt, an dem sich weitere #Corona-Hotspots entwickeln können und wir noch nicht genug über ein mögliches Infektionsgeschehen nach den Öffnungen wissen, dürfen die drei Standorte nicht geschlossen werden!“ Wissenschaftstaatssekretär Steffen Krach (SPD) konterte am Abend: „Liebe @GrueneFraktionB, an den 3 Teststellen gab es zum Ende der Woche nicht mehr ausreichend Knoblauch und Ingwer. Daher vorübergehend geschlossen. Aber ab kommender Woche wird an allen Standorten wieder getestet.“ Hilft wohl nur noch ein gemeinsamer Vampirfilm (Kinos sind wieder offen!).

Und noch eine Teststelle war in den vergangenen beiden Tagen geschlossen: die Drive-in-Teststelle auf dem Zentralen Festplatz (dessen erster Namensteil eine ziemliche Verschaukelung ist). Die Schausteller haben sich ihre alte Wirkstätte quasi über Nacht zurückerobert und dort laut Polizei geschlafen, bevor sie gestern mit Hupen und Trompeten durch die Stadt gezogen sind. In anderen Städten gibt es bereits Pop-up-Freizeitparks, in Berlin heißt es (Wirtschaftsverwaltung): Wir prüfen das. Wer will noch mal, wer hat noch nicht?

Was ihr nicht seht (10)

Das Projekt @wasihrnichtseht macht Rassismuserfahrungen von Schwarzen sichtbar. Wir machen das durch eine Kooperation an dieser Stelle auch.

Frage für unsere Sportexperten (meine Zeit als Sportreporterin liegt schon einige Zeit zurück): Wie nennt man eigentlich Pingpong im Wasser? Schwingschwong? Wingwong? Wasserball? Jedenfalls entwickelt sich unsere einfache Frage, warum der Brunnen am Lehniner Platz nicht funktioniert, zum sprudelnden Behördenpingpong. Nachdem uns das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf geantwortet hatte, die Zuständigkeit liege bei der BVG, antwortete deren Sprecherin Petra Nelken gestern früh ungefragt, „Ich sehe schon im 5-Minuten-Takt (natürlich nur in der Hauptverkehrszeit, welche das bei Brunnen auch immer sein mag) gelbes Wasser sprudeln. Also, gleich rumtelefoniert, um meinen geniale Idee unter die BVG-Menschen zu bringen und, was muss ich erfahren? Ist gar nicht unser Brunnen. Die BVG besitzt gar keine Brunnen – wer hätte das gedacht?“ Ihre Kolleginnen und Kollegen hätten ihr allerdings noch einen hilfreichen Tipp mit in den Tag gegeben: „Frag doch mal im Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf nach.“ Das machen wir dann gleich heute wieder. Pong. Oder vielmehr: Schwong.

Wo wir gerade bei wilden Ideen für die BVG sind, hier eine von Leserin Jutta Freitag (die sich sehr über T+ freut, danke dafür!). Weniger gefreut hat sie sich über zwei Kontrolleure, die sie am Mittwoch in der U7 kontrollierend zwischen Jakob-Kaiser-Platz und Mierendorfplatz beobachtet hat – mit hängender Maske unter der Nase. „Fahrgäste könnten das als saloppe Aufforderung nehmen. Da sollte die BVG vielleicht erst einmal ihre Angestellten richtig schulen?“ Könnte vielleicht im Gegenzug das Bezirksamt übernehmen?

Nach zweieinhalb Jahren im Superschneckentempo hat die Verkehrsverwaltung jetzt den Turboknopf gefunden – ob sie auch weiß, wie man ihn drückt? Es klingt jedenfalls nach etwas mehr: E-Busflotte im nächsten Jahr auf 200 verdoppeln und bis 2030 alle Diesel ersetzen; 15 Kilometer neue Busspuren; Parken verteuern; 26 Kilometer Pop-up-Radwege dauerhaft umwandeln... und die Friedrichstraße soll von August bis Dezember Flaniermeile werden. Mailfach auf, Sebastian Czaja (FDP): „Das Verhalten des Senats ist an Zynismus kaum zu überbieten....“ Mailfach zu.

Wie man sich wunderschön ohne Auto fortbewegen kann, macht Skaterin Oumi Janta vor. Lässiger hat noch nie jemand das Tempelhofer Feld betanzt.

Das ist der Stoff, aus dem Großstadtnachrichten gemacht sind. „Kurz nach Mitternacht steht ein Kamel mitten in Luckow bei Ueckermünde und grast. Besorgte Anwohner rufen die Polizei.“ Was soll man auch machen mit 17, 18 in Mecklenburg...

Zur gestrigen Meldung „Berlin pinkelt seine Bäume kaputt“ („Urinschäden“ zu den häufigsten Ursachen des Stadtwaldsterbens. Aber sagen Sie das mal Ihrem Hund… ) schreibt uns Leserin Christiana Steinitz-Pfeiffer: „Wie sage ich es meinem Hund? Leider gibt es viel mehr Menschen, die in die Umwelt pinkeln, Männer besonders gerne. Das gehört in Deutschland zum normalen Leben dazu. Ich wohne am Olympiastadion. In Corona-Zeiten sind es die Spaziergänger und S-Bahnnutzer, die sich ohne Scheu erleichtern. In Veranstaltungszeiten sind es tausende von Besuchern, die rechts und links von Waldbühne und Stadion in Reihen pinkeln. In warmen Sommernächten stank es zum Himmel. Aber auch in Straßen steht Mann schnell mal am Baum. Sehr oft sind nicht die Tiere schuld.“ Merke: Der Mensch (Mann) ist auch nur ein Tier. (Mehr zu normalen Menschen heute im Zitat.)

Aus der Reihe analog, aber glücklich meldet sich heute CP-Leser Philipp Berens. „Nach vielen Versuchen, einen Termin beim Bürgeramt über das beinahe dysfunktionale Terminverweigerungssystem...“ (danke, den merken wir uns!) „... eine nicht erreichbare Telefon-Hotline (Bürgertelefon 115) und den peinlichen Chatbot (künstliche Dummheit erster Güte) zu vereinbaren, schrieb ich eine E-Mail an das Amt. Antwort mit dem Angebot einer Terminvereinbarung per Telefon kam schnell. Die angegebene Nummer des Kreuzberger Bürgeramtes gewählt, den sehr netten Mitarbeiter Herrn Kühle am Apparat und innerhalb von drei Minuten einen Termin vereinbart. Am gewünschten Tag, zur optimalen Uhrzeit und das im Amt meiner Wahl. Klasse! Wieder einmal wurde meine Erfahrung bestätigt, dass das größte Problem bei der Terminvereinbarung der erste Schritt ist. Sobald ich mit einem Mitarbeiter persönlich Kontakt hatte, traf ich immer auf kompetente und hilfsbereite Mitarbeiter. Berlin kann Amt – aber nur persönlich.“

Checkpoint-AbonnentInnen lesen heute außerdem:

+ Kundgebungen, Fahrbahnsanierungen, Brückenarbeiten: 
Die wichtigsten Demos und Baustellen zum Wochenende im Überblick

+ Frische Luft tanken: So kommen Sie an die süßesten Früchtchen

+ Auf ein Glas Schaumwein in Potsdam: Wir verraten, wo Sie die edelsten Tropfen finden

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BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:

3073

Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.

Zitat

„Für normale Menschen sind 10.000 Euro viel Geld. Aber in der Branche ist das kein besonders hoher Betrag. Ich bin kein Politiker mehr.“

Sigmar Gabriel, SPD, Ex-Außenminister und -Vizekanzler, über seine Beratertätigkeit beim Fleischkonzern Tönnies. CP-Beratung (gratis): Für normale Menschen eine ziemlich blöde Aussage.

 

Tweet des Tages

„Ich erhoffe mir sehr, dass Menschen, die ihre gesamte Karriere nur der SPD verdanken, unserer Partei jetzt auch was zurückgeben.“ (S.G., 13.07.19, BamS) Hat ja eher so mittel geklappt.

@kuenikev

Stadtleben

EssenMitho Cha heißt so viel wie „Es ist lecker“ auf nepalesisch – ein passender Name für das Restaurant in der Rykestraße 40 in Prenzlauer Berg. Dort gibt es das wohl beliebteste Essen in Nepal und Tibet: „Momo“-Dumplings. Die gedämpften Teigtaschen gibt es mit Gemüse oder regionalem Lammfleisch. Dazu wird ein Erdnuss- und Tomaten-Koriander-Chutney serviert (6 Stück etwa 8,50 Euro). Neben traditionellen Fleischgerichten aus der buddhistischen Küche finden sich auch viele vegane und vegetarische Optionen auf der Speisekarte. Zum Nachtisch empfehlen wir das Kokos-Panna-Cotta mit Mangotopping (4,90 Euro). U-Bhf Eberswalder Straße, tgl. 12-22 Uhr

Trinken – Wie wäre es mit einem kleinen Ausflug nach Potsdam? Dann unbedingt auf dem Weinmarkt auf dem Luisenplatz vorbeischauen. Dort bekommen Sie bei Winzern aus ganz Deutschland einen edlen Tropfen unter die Zunge. Verkostet werden Weiß-, Rosé- und Rotweine, aber auch Schaumweine, Sekt, Obst- und Trester-Brände. Um den Gaumenschmaus abzurunden gibt es allerlei Leckereien vom Grill sowie Flamm- und Zwiebelkuchen. Der Weinmarkt ist noch bis Sonntag geöffnet (12-22 Uhr). Mehr Tipps für den Potsdambesuch gibt es täglich im kostenlosen Newsletter der PNN.

Das ganze Stadtleben – mit täglich neuen Ideen für den spontanen Urlaub vor der Haustür – gibt’s mit Tagesspiegel-Plus-Abo.

Insel-Check

Team Checkpoint hat die Segel gehisst und alle Berliner Inseln besucht, es sind mehr als 50. Den kompletten Insel-Check lesen Sie jeden Tag im Checkpoint-Abo – wir würden uns freuen, wenn Sie unseren Berliner (Reise-)Journalismus unterstützen, zur Anmeldung für den kostenlosen Probemonat geht’s hier entlang.

Berliner Gesellschaft

Geburtstag – Gedeon Burkhard (51), Schauspieler / Canan Kilic, „Die Veteranen der AIDA Crew senden herzliche Glückwünsche zum Jubeltag“ / Thomas Flierl (63), ehem. Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur, ehem. für die Linke im AGH / Oliver Friederici (50), für die CDU im AGH / Jana Hensel (45), Journalistin / Gideon Joffe (48), Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin / Hella Jonas (50), „Die allerherzlichsten Glückwünsche aus dem Garten am See! Auf deinem Abenteuerpfad noch viele beglückende Überraschungen.“ / Natascha Keller (43), Spielerin beim Berliner Hockey-Club / Joochen Laabs (83), Schriftsteller / Peter Mussbach (71), Regisseur / Peter Ruzicka (72), Komponist und Dirigent / 

Sonnabend – Angelika, genannt „Angeli“,  Bolenius (83) – „Es gratuliert ganz herzlich die Familienfreundin Jutta“ / Alpa Gun (40), Rapper / Brigitte Maria Bertele (46), Regisseurin und Schauspielerin / Christa (75), „Wat mutt, dat mutt! Die lauschigsten Glückwünsche und allerliebsten Drücke von Bete & Gete“ / Nadine Keddi / David Kross (30), Schauspieler / Wolf von Lojewski (83), Fernsehjournalist / Birgit Meineke (56), Schwimmerin in der DDR / Cornelia Schleime (67), Künstlerin / „F.J. Schumann, genannt „Saronni“, ehem. Sparkassenpräsident zum 72. Geburtstag alles Gute und noch viele Kilometer auf dem Rennrad – wünscht Teamkamerad Laszlo F.“ / Sebastian Turner, Medienunternehmer, Herausgeber und Mitgesellschafter des Tagesspiegel

Sonntag – Ahzumjot (31), Rapper und Produzent / Susanna Balzer-Göpfert, „Unserer langjährigen Freundin und Kinobegleiterin Suse alles Beste von deinen Dienstag-Frauen!“ / Andreas Baum (42), Politiker, ehem. Fraktionsvorsitzender der Piraten im AGH / Dennis Bernert (40) / „Helga Helsper (71), pensionierte Schulleiterin, Seglerin und vieles andere mehr. Gruß Jutta" / Burkhard Kieker (60), CEO von „Visit Berlin“ / Vera Oelschlegel (82), Schauspielerin, Sängerin und Regisseurin / Velimir Petkovic (64), ehem. Cheftrainer der Füchse Berlin / Magda Szukalski, „Die Veteranen der AIDA Crew senden herzliche Glückwünsche zum Jubeltag“ / Wiebke, „Unterschätztester Superschatz südlich vom Nordpol!“

Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.

Gestorben Gertrud Connor, * 6. Juni 1932 / Waldo Ross Manterola, * 7. Januar 1926 / Prof. Dr. Hans Westmeyer, * 26. Juli 1946, Professor für Psychologie und ehem. Erster Vizepräsident der FU / Ilse Naumann, * 19. Mai 1956

StolpersteinTherese Türk wurde als Therese Kantorowicz am 17. September 1864 in Posen (Poznan) geboren. Sie hatte zwei Töchter: Alice und Ruth. 1939 soll sie in der Schöneberger Motzstraße 81 gelebt haben – dort ist auch ihr Stolperstein. Ihr Mann arbeitete als Staatsanwalt, er starb jedoch in den 1920er Jahren. Zusammen mit ihrer behinderten Tochter Alice wurde Therese Türk am 3. Oktober 1942 über die Sammelstelle Gerlachstraße 18 mit 995 Menschen vom Güterbahnhof Moabit nach Theresienstadt deportiert und dort am 3. Juli 1944, kurz vor ihrem 80. Geburtstag, ermordet.

Encore

Die Suche nach einem Ventil für die Hühnersuppe (CP von Mittwoch) hat einige unserer Leser (ja: ausschließlich Männer) ganz schön zum Kochen gebracht. Eine Twitternutzerin hatte gefragt, ob sie den vor etwa dreieinhalb Jahren auf ihrem Balkon vergessenen Schnellkochtopf anfassen oder gar öffnen dürfe. Die Antworten, die wir hier stellvertretend entgegengenommen haben, sind alles andere als wässrig. Beginnen wir mit den reinen Beschimpfungen:

„Sehr geehrter Herr Maroldt, bei allem Respekt: finden Sie es angemessen, als Chefredakteur des Tagesspiegels solchen Quatsch zu veröffentlichen?
Wenn es ein Schülerpraktikant auf der Jugendseite oder unter Vermischtes geschrieben hätte, hätte ich vielleicht kurz geschmunzelt und geantwortet: Auch nach drei Jahren hat sich eine vielleicht ja ehemals sehr scharfe Hühnersuppe (noch) nicht zu TNT verwandelt. Im Übrigen hat der Topf ja ein Ventil, damit Druck entweichen kann. Man kann ihn gefahrlos bewegen. Sollte sich noch Flüssigkeit darin befinden, empfehle ich, beim Öffnen eine Corona-Maske zu tragen. Der Inhalt macht sich gut auf den Geranien
Hochachtungsvoll
J. Maßmann“

Etwas freundlicher belehrt uns Peter Hubschmid: „Erstmal das Ventil öffnen, um etwaigen Druck abzulassen, der durch Fäulnisgase entstanden sein könnte. Das ist aber nicht zwingend. Wenn der Topf ungeöffnet in heißem Zustand rausgestellt wurde, kann es sein, dass der Inhalt – wie beim Einmachen – sterilisiert und damit konserviert wurde. Explosionsgefahr besteht also nicht. Dann Deckel öffnen, Inhalt entsorgen – oder vielleicht sogar genießen. Nur Mut!“

Auch Rüdiger Zittel grüßt freundlich und weiß viel:
„1. Moderne Schnellkochtöpfe schließen nur dicht unter Druck. Wenn es da langsam anfängt zu gähren, dann entweichen die Gase bei ihrer Entstehung.
2. Ab einem Druck von maximal 1 Atmosphäre öffnet sich das Sicherheitsventil. Egal was also in dem Topf passiert ist, der Druck kann nicht zur Explosion des Topfes führen.
3. Es gibt die Dampfablassfunktion: einfach mal sanft drücken (und wenn was zischt nicht einatmen!)
4. Nach drei Jahren bei zwischenzeitlichen hochsommerlichen Temperaturen dürfte der Inhalt ziemlich in seine Urbestandteile zersetzt sein.
5. Ein wenig technisches Wissen ist im Haushalt ziemlich nützlich, Kochen ist eben auch nur Physik und Chemie.“

Wir lernen: ohne Druck läuft hier gar nichts. Und Schnellkochtöpfe sind offenbar Männersache.

Wir Frauen halten derweil den Laden am Laufen, morgen erhöht hier Ann-Kathrin Hipp den Druck auf Senat & Co, hoffentlich gibt’s bei Ihnen was frisch Gekochtes.

Bis bald

Ihre Anke Myrrhe

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Seit 2014 berichten wir exklusiv aus Berlins Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Wir stellten Berlins marode Schulen vor, bis die Politik reagierte. Wir standen vor dem Bürgeramt, bis es wieder Termine gab. Wir recherchieren hartnäckig und gründlich.

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