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Fußball-EM begeistert die Fans Rassismus gegen Kinder auch in Berlin Soziologe Steffen Mau im Interview

von Robert Ide
und Lotte Buschenhagen
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haben Sie das gesehen? Dieses temporeiche Offensivspektakel am Abend, das erstaunlicherweise durch ein Eigentor entscheiden wurde? Und vorher die unerwarteten Niederlagen zweier Geheimfavoriten, die wohl doch weiterhin geheim bleiben? Oder den englischen Fan, der nach seinem Ausnüchterungsschlaf nachts allein in der Arena auf Schalke aufgewacht ist (hier)? So überraschend unvorhergesehen kann der Fußball sein, so begeisternd entwickelt sich die Europameisterschaft, bei der Fans aus ganz Europa ihren Enthusiasmus nach Deutschland tragen. Das bisher ordentlich organisierte Spektakel bietet auch Berlin ein Rollrasen-Spielfeld für einen zumindest etwas gelösteren Sommer – am Freitag noch zusätzlich ergänzt mit der Fête de la Musique und ihren fast 1000 musikalischen Veranstaltungen in der ganzen Stadt bei freiem Eintritt unter freiem Himmel. Gut, dass sich mal was dreht.

Das Erschütternde dieser Welt und unserer Zeit nicht zu verdrängen, muss trotzdem jeden Tag aufs Neue gelingen. Nach rassistischen Ausfällen einer Jugendgruppe gegen ein achtjähriges Mädchen, ihre zehnjährige Schwester und ihren ghanaischen Vater im mecklenburgischen Grevesmühlen fordert Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) einen neuen „Aufstand der Anständigen“ und weist darauf hin: „Jeder Zeuge einer rassistischen Tat, der schweigt; jeder, der weghört, wenn Hetzparolen gebrüllt werden, macht sich mitschuldig.“ Die beiden in Deutschland geborenen Geschwister sollen von einer 20-köpfigen Gruppe bedrängt worden sein, ihr Vater wurde nach Angaben der Polizei rassistisch beleidigt und verletzt.

Auch in Berlin häufen sich rassistische Angriffe und Beleidigungen gegen Minderjährige.