haben Sie das gesehen? Dieses temporeiche Offensivspektakel am Abend, das erstaunlicherweise durch ein Eigentor entscheiden wurde? Und vorher die unerwarteten Niederlagen zweier Geheimfavoriten, die wohl doch weiterhin geheim bleiben? Oder den englischen Fan, der nach seinem Ausnüchterungsschlaf nachts allein in der Arena auf Schalke aufgewacht ist (hier)? So überraschend unvorhergesehen kann der Fußball sein, so begeisternd entwickelt sich die Europameisterschaft, bei der Fans aus ganz Europa ihren Enthusiasmus nach Deutschland tragen. Das bisher ordentlich organisierte Spektakel bietet auch Berlin ein Rollrasen-Spielfeld für einen zumindest etwas gelösteren Sommer – am Freitag noch zusätzlich ergänzt mit der Fête de la Musique und ihren fast 1000 musikalischen Veranstaltungen in der ganzen Stadt bei freiem Eintritt unter freiem Himmel. Gut, dass sich mal was dreht.
Das Erschütternde dieser Welt und unserer Zeit nicht zu verdrängen, muss trotzdem jeden Tag aufs Neue gelingen. Nach rassistischen Ausfällen einer Jugendgruppe gegen ein achtjähriges Mädchen, ihre zehnjährige Schwester und ihren ghanaischen Vater im mecklenburgischen Grevesmühlen fordert Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) einen neuen „Aufstand der Anständigen“ und weist darauf hin: „Jeder Zeuge einer rassistischen Tat, der schweigt; jeder, der weghört, wenn Hetzparolen gebrüllt werden, macht sich mitschuldig.“ Die beiden in Deutschland geborenen Geschwister sollen von einer 20-köpfigen Gruppe bedrängt worden sein, ihr Vater wurde nach Angaben der Polizei rassistisch beleidigt und verletzt.
Auch in Berlin häufen sich rassistische Angriffe und Beleidigungen gegen Minderjährige. Laut der Opfer-Beratungsstelle „Reach Out“ war im vergangenen Jahr jedes achte Opfer rassistisch motivierter Gewalt noch nicht erwachsen. Im Jahresbericht der Organisation heißt es dazu: „Mindestens 450 Menschen wurden verletzt, massiv bedroht, gejagt und bespuckt. Unter den Opfern sind 34 Kinder und 25 Jugendliche.“
Die Meldestelle „Berliner Register“ listet Vorfälle eindrücklich auf – eine Auswahl:
„In der Ansbacher Straße wurde eine Frau mit ihrem Baby angegriffen. Als die Mutter mit dem Kinderwagen auf dem Weg zu einem Arzttermin war, wurde das Baby von einer Seniorin bespuckt und an der Schulter getroffen. Auch die Mutter des Kindes wurde von der Seniorin beleidigt.“ (4.6., Schöneberg-Nord)
„Auf einem Supermarktparkplatz in der Lipschitzallee in Neukölln-Gropiusstadt wurde eine Frau und ihr Kind von einem Mann aus rassistischer Motivation angegriffen. Als die beiden Betroffenen zu ihrem geparkten Auto gingen, erschien dort ein Mann und beleidigte sie rassistisch. Anschließend begab sich der Mann in einen nahegelegenen Hauseingang und kehrte mit einem Messer in der Hand zurück. Damit stach er durch die Maschen des Zaunes in Richtung des Kindes. Das Kind blieb dabei unverletzt.“ (26.4., Gropiusstadt)
„Ein Paar, das mit zwei zweijährigen Kindern in einem Kinderwagen unterwegs war, wurde in der Crellestraße von einem Paar angegriffen. Die Frau spuckte die beiden Babys an, während der Mann, der sie begleitete, rassistische Bemerkungen über die Hautfarbe des Paares und der Babys machte und die vier verbal beleidigte.“ (22.2., Schöneberg-Süd)
„Ein Mann warf plötzlich eine leere Bierflasche über die Straße in Richtung einer muslimischen Frau, die mit ihren beiden Kindern auf dem Weg zur Schule war. Das eine Kind wurde am Bein getroffen und weinte. Der Mann beschimpfte die Familie außerdem rassistisch. Die Familie wollte keine Anzeige erstatten.“ (14.2., Wilhelmstadt)
Die teilweise schwierige soziale und emotionale Lage in Ostdeutschland kann bei allem Verständnis keine Entschuldigung sein für neu geschürten Hass. Politisch bleibt die Lage zwischen Ostsee und Erzgebirge und damit rund um Berlin weiterhin labil und volatil, wie gerade die Europa- und Kommunalwahlen gezeigt haben, bei der die in Teilen rechtsextreme AfD und die populistische Bündnis Sahra Wagenknecht in nicht wenigen Regionen zusammen fast auf die Hälfte der Stimmen gekommen sind.
Wie ist der Osten besser zu verstehen? Damit beschäftigt sich unser neuer Tagesspiegel-Newsletter „Im Osten“ mit wöchentlich neuen Hintergrundinformationen, den Sie hier kostenlos abonnieren können. Ist die innere deutsche Einheit überhaupt noch zu erreichen? Darüber habe ich mit dem Soziologen Steffen Mau von der Berliner Humboldt-Universität ausführlich gesprochen. Das Interview über die Identität der Ostdeutschen, geführt mit meinem Kollegen Hans Monath und hier nachzulesen bei Tagesspiegel plus, hat durchaus harte Wahrheiten zutage gefördert. Lesen wir kurz rein:
Herr Mau, wenn wir im Jahr 2089 das 100. Jubiläum der friedlichen Revolution feiern: Wird Deutschland dann immer noch gefühlt geteilt sein?
Ich glaube nicht, dass es in 100 Jahren eine Vereinheitlichung der Lebensverhältnisse geben wird und alle Ungleichheit getilgt ist. Solche Strukturen sind unglaublich träge und hartnäckig. Schauen Sie, wie solche Unterschiede in anderen Ländern fortleben, etwa zwischen Norditalien und dem Mezzogiorno, zwischen dem Süden und dem Norden der USA. Selbst der bleibende Einfluss der Römer ist in den Regionen, in denen sie lebten oder die sie besetzt hatten, heute noch größer als in anderen Territorien.
Nehmen Sie den Menschen in Ostdeutschland damit nicht auch ein Stück Hoffnung?
Ich möchte nur einen bestimmten Realismus in die Debatte bringen. Also natürlich kann man der Schimäre von der inneren Einheit immer noch hinterherlaufen und allen Leuten in Ost und West versprechen, dass alle Ungleichheiten mittelfristig beseitigt werden. Das ist aber illusionär. Es hat sich in 34 Jahren kein einziges Dax-Unternehmen in Ostdeutschland angesiedelt. Wir haben eine starke Repräsentanz von Menschen aus dem Westen in den ostdeutschen Eliten. Und weiterhin extreme Unterschiede zwischen Ost und West im Hinblick auf Vermögen.
Erbschaften werden in Deutschland viel zu schwach besteuert. Wie soll es denn da zum Abbau dieser innerdeutschen Vermögensmauer kommen? Es gäbe natürlich politische Instrumente, die dem entgegenwirken würden, aber die sind im Westen und damit im ganzen Land politisch nicht mehrheitsfähig. Deshalb muss man sich zu der Erkenntnis durchringen, dass viele Unterschiede bleiben werden. Aber es gibt ja auch Unterschiede zum Westen, auf die der Osten gar nicht verzichten will.
Welche denn?
Ein „Gender Pay Gap“, also die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen, ist im Osten nicht vorhanden, da sollte sich mal eher der Westen anpassen. Es gibt mehr Ganztagsbetreuung für Kinder. Die Theaterdichte ist höher, die Mieten sind niedriger als im Westen. Eine pauschale Angleichung wäre auch für den Osten nicht gut. Niemand in Rostock oder Schwerin wünscht sich Münchner Mieten.
Darin immerhin dürften sich Ost und West und sogar Nord und Süd einig sein: Münchner Mieten will in Deutschland niemand. Berliner Mieten auch nicht.
Bleib sauber! Berlinerinnen und Berliner werfen sich nicht nur Sachen an den Kopf, sondern viele Dinge auch einfach in die Gegend. Am Montag hat sich deshalb das „Lenkungsgremium für mehr Sicherheit und Sauberkeit im öffentlichen Raum und zur Vermeidung von Sucht und Obdachlosigkeit“ zu einer weiteren Sitzung getroffen. Das mit Spitzen aus der Berliner Verwaltung und den Bezirken besetzte Gremium konnte allerdings keine konkreten Regelungen für ein saubereres Stadtbild festlegen. Eher ratlos ist man etwa über die permanente Verwüstung öffentlicher Toilettenanlagen, die von Drogenabhängigen oft als Fixerstube und Schlafplatz missbraucht werden.
Dem Plädoyer von Friedrichshain-Kreuzbergs Bürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne) für eine insgesamt akzeptierende Drogenpolitik („Es gibt Menschen mit Suchterkrankungen. Damit müssen wir umgehen.“) widerspricht ihr Amtskollege aus Treptow-Köpenick Oliver Igel (SPD). „Eine akzeptierende Drogenpolitik akzeptiere ich nicht“, sagte Igel dem Checkpoint. „Die Menschen konsumieren sich in Krankheit und Tod, machen sich strafbar und sind alles andere als Vorbilder.“ Zwar gebe es auch schlimme Schicksale, aber die Politik müsse alles dafür tun, dass Menschen von Drogen wegkämen.
Auch Marzahn-Hellersdorfs Bürgermeisterin Nadja Zivkovic (CDU) vertritt trotz der nötigen Unterstützung für Suchtkranke eine strengere Linie im öffentlichen Raum. „Drogenkonsum in der Öffentlichkeit, in Parkanlagen oder in Spielplatznähe ist ein Umstand, mit dem aus meiner Sicht nur auf einem Wege umgegangen werden kann: Er ist zu unterbinden.“ Auch deshalb gebe es tägliche Streifen des Ordnungsamtes durch die Grünanlagen.
Für Clara Herrmann stellt Verdrängung keine Lösung des Problems dar. Oliver Igel dagegen sagt: „Drogenkonsum darf nicht zur Normalität in Berlin werden.“ Was denken Sie zu der Debatte? Schreiben Sie uns Ihre Meinungen und Beobachtungen gerne an checkpoint@tagesspiegel.de. Danke!
Berlin ist zum Glück nicht nur dreckig, sondern auch laut. Damit die Ohren wenigstens ab und zu mal einen Gang runterschalten können, hat die Koalition gerade erst „Maßnahmen zur Lärmminderung im Straßenland“ bewilligt. Dabei sollten für acht Millionen Euro Schallschutzwände an der Autobahn 114 in Pankow, an der Avus in Charlottenburg sowie an der Märkischen Allee in Biesdorf und Marzahn hochgezogen werden. Das Abgeordnetenhaus stockte die Mittel dafür sogar auf fast zehn Millionen Euro auf. Im Zuge des Sparhaushaltes werden nun die Pläne komplett gestrichen, wie Verkehrs-Staatsekretär Johannes Wieczorek (CDU) dem Parlament mitteilt. Die Begründung liest sich wie Schall und Rauch.
„Für Autobahnen ist die Autobahn GmbH zuständig“, lässt die Verkehrsverwaltung zu der Streichliste, die dem Checkpoint vorliegt, wissen. Und siehe da: „Das Land Berlin kann nicht auf Flächen der Autobahn Lärmschutzwände errichten und unterhalten.“ Darüber hinaus würden „für keine der hier angedachten Maßnahmen an Autobahnen schon Planfeststellungsbeschlüsse oder zumindest Planungen vorliegen, auf deren Basis gebaut werden könnte“. Tja, manchmal ist Berlin eben nicht nur laut und dreckig, sondern auch ganz schön verplant.
Das rettet uns jetzt vielleicht: Vergangene Woche sind in Berlin weniger Fahrräder geklaut worden – zumindest weniger als es wohl diese Woche werden. Die Zahlen in der Checkpoint-Diebstahl-Statistik steigen seit Wochen mit den Temperaturen. Letzte Woche wurden bei der Polizei 335 Räder als gestohlen gemeldet, ihr Wert beläuft sich zusammen auf nahezu eine halbe Million Euro. Die meisten Diebstähle gab es laut unserer interaktiven Klau-Karte in der Pankower Parkstraße. Für mich persönlich ist das die eigentliche gute Nachricht: Ich bin da schon als Student weggezogen.
Berliner Schnuppen
Telegramm
Mehr Wasser brauchen Berlins vertrocknete Böden. Vielleicht wird deshalb bald schon Meerwasser durch Brandenburgs Savannen zu uns gepumpt. Bis es soweit ist, fließt aber noch viel Wasser sinnlos die Kanalisation herunter, weil es in der versiegelten Stadt nicht im Boden versickern kann. Im Klimawandel wird das Berliner Nass lieb und bald auch teuer.
Die pro-palästinensischen Besetzungen an der Freien Universität und der Humboldt-Universität, die in antisemitischen Schmierereien mündeten und allein an der HU Schäden von 150.000 Euro verursachten, wurden vor allem von hochschulfremden Aktivisten inszeniert. Es seien „ein Drittel der Beteiligten an den Aktionen Studierende der Institutionen“ gewesen, „zwei Drittel waren es nicht“, sagte Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) am Montag im Wissenschaftsausschuss. Man müsse davon ausgehen, „dass es sich insbesondere bei dem gewaltbereiten harten Kern nicht um Studierende handelt“. Ein Studium in Toleranz, Demokratie und Friedfertigkeit wäre dringend angebracht.
Jetzt noch ein Schwung guter Meldungen:
Bring mich zum Rasen: Was für die Fußball-EM gilt, kann nun auch im Mauerpark ausgelebt werden. Hier ist nach monatelanger Sanierung der neue Grasteppich für Berlins Feiervolk ausgerollt worden. Mal sehen, bis wann daraus wieder ein Sandkasten geworden ist.
Wenn Berlins Schülerinnen und Schülern mal wieder die Schuldecke auf den Kopf fällt, können sie in einem neuen grünen Klassenzimmer Auslauf nehmen. Im Tierpark in Friedrichsfelde dürfen Kinder auf einem Barfußpfad und an einer Vogelstation die Stadtnatur kennenlernen. Nicht specht, oder?
Jetzt schwingen wir die Kufen. Charlottenburg-Wilmersdorf sucht bereits nach Kassiererinnen und Kassierern für die Schlittschuhsaison im Horst-Dohm-Eisstadion. Voraussetzungen sind Lust auf Schichtdienste zwischen 7 und 23 Uhr sowie „gründliches Fachwissen in der ausgeschriebenen Tätigkeit“. Gibt es da mehrere Sorten Eis?
Statt Sekt auf Eis bevorzugen berlinernde Berlinerinnen lieber ein gut angekühltes Fußpils. Damit Kronkorken nicht auch noch die Bürgersteige vollblechen, wurden nun Extra-Container aufgestellt, etwa an der Hasenheide, in der Schöneberger Motzstraße, der Seegefelder Straße in Spandau und der Oranienburger Straße in Wittenau. Zudem startet eine „Kronkorken-Challenge“. Wer berlinweit Straßen und Parks am besten entkorkt, gewinnt einen bisher nicht benannten Preis. Vielleicht eine Krone?
Lange nichts mehr gehört von der Tierschutzpartei. Vielleicht deshalb ersucht sie jetzt das Bezirksamt Treptow-Köpenick um den Schutz einer in der Tat besonderen Art: der Waschbären. Demnach solle das Amt, „gezielte Maßnahmen zur Aufwertung des Images von Waschbären im Bezirk“ ergreifen – die seien schließlich „faszinierende Tiere“ und keine randalierende Plage. In Kassel sei der Waschbär sogar Stadtmaskottchen. Vielleicht könnte Berlin in diesem Zuge sein Stadtwappen, wo noch der olle Bär vor sich hin brummt, ja einfach umwidmen. Und warum überhaupt benennen wir Berlin nicht um – in Waschberlin?
Auch das noch: Berlin-Fan Joe Baur ist einen Marathon entlang der Ringbahn-Strecke gelaufen. Auf 37,5 Kilometern rannte er vor allem durch Nebenstraßen und Parks (Video hier). Abseits der Schienen entging er auch der neuesten Ansage im Berliner Betriebsstörungsbingo, gehört gestern im RE1 zwischen Friedrichstraße und Ostkreuz: „Verspätung wegen einer Langsamfahrstrecke“.
Guck an, ein bisschen Gossip haben wir auch wieder: Die Tokio-Hotel-Zwillinge Bill und Tom Kaulitz zanken sich gerade mal wieder, diesmal in einer Doku-Serie auf Netflix. Bill findet, dass der verheiratete Tom langweilig geworden ist. Viel spannender ist aber, dass Gattin Heidi Klum jüngst erzählte, dass sie Tom geheiratet hätte, weil Bill ihr so ähnlich sei. Wer einen Blick auf das in Hollywood lebende Trio erhaschen will, kann am Freitagabend zum Zoo-Palast kommen, da feiert die Serie Premiere. Bleibt nur noch eine Frage: In welchem Hotel übernachten die drei danach?
Zitat
„Die Berliner haben Lust auf Entdeckungen.“
Sommelier Laurent Puig verkauft im „Lafayette“ an der Friedrichstraße Wein, bis das einstige Luxuskaufhaus am 31. Juli schließen muss. Danach geht sein Tresen nach Paris, er selbst will Berlin treu bleiben.
Stadtleben
Verlosung – Fans und Spieler:innen dieses Instruments haben es nicht immer leicht. Dabei kann das Akkordeon wundervolle Musik erzeugen. Am Sonnabend erklingen in Berlin gleich 40 Stück! Mit dem besonderen Orchester dürfte die ohnehin kraftvolle „Carmina Burana“ von Carl Orff zum eindrucksvollen Erlebnis werden, dazu gibt es im Konzertsaal der Universität der Künste einen großen Chor und Schlagwerk. Wir verlosen 3x2 Karten für die Berlin-Premiere! 19.30 Uhr, reguläre Karten kosten 14-28 Euro, Hardenbergstraße 33, U-Bhf Ernst-Reuter-Platz
Essen & Trinken – Heiße Nudel-Neuigkeiten aus Friedrichshain: Im „Shōdo Udon Lab“ bekommt man jetzt handgemachte japanische Udon. Und ja, auch wenn es längst schwertgeschnittene koreanische und handgezogene chinesische Nudeln gibt, ist das tatsächlich ein Novum. Jedenfalls in Berlin. Udon bestehen aus Weizenmehl, sind dick und elastisch und geben selbst bei längerem Aufenthalt in heißer Brühe nicht nach. Stichwort: Zur Auswahl stehen etwa eine cremige Curry-Brühe und eine klare Dashi-Brühe mit fein geriebenem Daikon-Rettich, Ingwer und Frühlingszwiebeln, auf Wunsch auch vegan und kalt. Dazu kommen diverse Einlagen – von knusprig frittiertem Hühnchen-Karaage, Garnelen-Tempura bis zu geschmortem Schweinebauch. In dem lichten Lokal kann man zusehen, wie aus dicken Teigbahnen allmählich Nudeln werden. Tägl. 12-22 Uhr, Simon-Dach-Straße 41, S-/U-Bhf Warschauer Straße
Noch hingehen – Armin Mueller-Stahl, Jahrgang 1930, ist ein Multitalent. Als Schauspieler brillierte er in der DDR wie in der Bundesrepublik, schaffte es bis nach Hollywood. Auch die Violine beherrscht der gebürtige Ostpreuße, der sein Fingergefühl ebenfalls leidenschaftlich in der Malerei einsetzt. Sein umfangreiches Werk, von Öl- und Acrylleinwänden bis Bleistiftskizzen, stellt Mueller-Stahl nun – noch bis 29. Juni – im Kunsthaus Artes, gesammelt in der Ausstellung „Menschenbilder, Freunde“ aus. Mit Zeichnungen von Freunden, Unbekannten und sich selbst. Di bis Sa 12-18 Uhr, Auguststraße 19, S-Bhf Oranienburger Straße
Last-Minute-Theater – Eine Umkleidekabine. Enge Bänke auf kaltem Steinboden, der Geruch von Schweiß, die Sorge, ob man wirklich ins Team passt, und ein Satz Trikots in einer Ikea-Tasche auf dem Boden. Alltag von Amateurkicker:innen. In einer Audio-Installation im Ballhaus Ost werden heute Geschichten abseits von Glamour und Ruhm hörbar (17 Uhr). Die Performance „Berliner Amateur*innen“ ist Teil des Fußballkultursommers, Eintritt frei, es gibt weitere Termine bis 6. Juli. Pappelallee 15, U-Bhf Eberswalder Straße
Grübelstoff – Im Kino ist der Animationsfilm „Alles steht Kopf2“ angelaufen, Kritiker:innen sind begeistert, auch bei uns. Gucken Sie Kinderfilme im Kino, auch wenn es kein Kind im passenden Alter gibt, das man mitnehmen könnte? Oder fühlt sich das für Sie komisch an (und Sie warten lieber, bis der Streifen auf einer Streamingplattform verfügbar ist)?
Kiekste
Lokus deliciti: Friedrichshain, wo sonst? Am Markgrafendamm entdeckt von Janet-Madlen Böll. Danke dafür! Weitere Bilder gern an checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.
Berlin heute
Verkehr – A10 (Schönefelder Kreuz): Von 20 Uhr bis Freitag, 5 Uhr, ist die Überfahrt von der A10 vom Dreieck Nuthetal kommend zur A113 Richtung Berlin sowie zur A13 Richtung Dresden gesperrt.
Lise-Meitner-Straße (Charlottenburg): Bis Ende September ist die Straße Richtung Westhafenkanal zwischen Mierendorffplatz und Olbersstraße für Kfz-Verkehr gesperrt.
B1/B5 Straße Alt-Kaulsdorf (Kaulsdorf): Stadteinwärts steht bis Ende dieses Monats nur ein Fahrstreifen zur Verfügung.
Landsberger Allee (Marzahn): Am Vormittag wird die Vollsperrung der Straße Höhe Marzahner Knoten aufgehoben. An dieser Brückenbaustelle steht nun wieder pro Richtung ein Fahrstreifen zur Verfügung.
Demonstration – Für heute sind 15 Demos angemeldet (Stand 17.6., 13.30 Uhr), u.a. „Hungerstreikcamp –Hungern, bis ihr ehrlich seid (...)“: 25 Menschen, Invalidenpark (0-24 Uhr)
„Zähne zeigen – für Deine Gesundheit – Protestveranstaltung der Berliner Zahnärztinnen und Zahnärzte gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung, gegen Budgetierung, Bürokratielasten und Fachkräftemangel“: 100 Protestierende, Zahnärztekammer Berlin, Rathenauplatz, Kurfürstendamm (13.30-15 Uhr)
„Veganismus/Tierrechte“: sechs Teilnehmende, vor dem KaDeWe, vor dem Europacenter, Breitscheidplatz (15.45-17.15 Uhr)
„Für Vielfalt und Solidarität“: 40 Demonstrierende, Bündnis Reinickendorf gegen rechts, Eichborndamm 236 (18.30-20.30 Uhr)
„Wir pfeifen auf Stuttgart 21“: fünf Menschen, Potsdamer Platz (18.40-19.15 Uhr)
Gericht – Nach einem Raubüberfall auf einen Kiosk in Friedrichshain wird einem 25-Jährigen der Prozess gemacht. Er soll zunächst eine Sektflasche bedrohlich an den Hals einer Mitarbeiterin gehalten und Geld verlangt haben. Als ein Kunde eingriff, habe er den Mann mit der Flasche geschlagen und am Kopf verletzt (9.30 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 736).
Universität – Vielleicht gerade noch rechtzeitig zum Semester-Endspurt bietet die TU einen Online-Vortrag zum Thema: „Prokrastination – warum schiebe ich auf und wie fange ich an?“. Heute, 14 Uhr, via Zoom.
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Thomas Böhm (56), Autor und Moderator („Die Literaturagenten“ auf Radio Eins), von 2012 bis 2014 war er Programmleiter des Internationalen Literaturfestivals Berlin / Ella Endlich, bürgerlich: Jacqueline Zebisch (40), Pop- und Schlagersängerin („Küss mich, halt mich, lieb mich“) / „Lieber Jörg, ich gratuliere dir zum 65. und wünsche uns ein gemeinsames Rentnerleben mit Spaß und vielen Abenteuern. Deine Lieblingsfrau Constanze“ / Kay Matysik (44), ehemaliger Volleyball- und Beachvolleyprofi, Berliner TSC und VC Olympia Berlin, 2014 wurde er im Team mit Jonathan Erdmann Deutscher Meister / „Milla, kreative Designerin cooler Klamotten und flotte Pianistin, wird 15 Jahre alt. Oma und Opa aus Friedenau gratulieren ganz herzlich und sind gespannt auf die raffinierten Designs mit der neuen Nähmaschine“ / Omid Nouripour (49), deutsch-iranischer Politiker (Grüne), seit 2006 Mitglied des Deutschen Bundestages, seit 2022 gemeinsam mit Ricarda Lang Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen / Katja Primel (52), Hörspiel- und Synchronsprecherin, unter anderem spricht sie den Otto aus „Benjamin Blümchen“ / Hanns Zischler (77), Filmschauspieler („Im Lauf der Zeit“, „Die Theorie von Allem“), Schriftsteller und Dramaturg, 2006 gründete Zischler (nach 1968 zum zweiten Mal) den Alpheus Verlag in Berlin
Nachträglich: „Liebe Gilda, alles Gute zum Geburtstag von Deinen Wanderfreudinnen“
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Axel Hillmann, * 15. Januar 1946, Abteilungspräsident i.R. Deutsche Bahn AG / Sten Kuth, * 9. Juli 1969, verstorben am 15. Juni 2024, Choreograf, Regisseur, Künstler, queerer politischer und gesellschaftskritischer Aktivist / Horst Michalski, * 25. Mai 1934 / Prof. Dr. med. Yadollah Moazami-Goudarzi, * 30. April 1932 / Manfred Nasserke, Rechtsanwalt / Elisabeth „Biba“ Trautmann, * 26. April 1937
Stolperstein – Martha Simson, geb. Levèvre, wurde am 04. April 1875 geboren. Sie war verheiratet mit dem Papiergroßhändler Leopold Simson. Das Paar hatte eine Tochter namens Lucie Henriette und den Sohn Kurt. 1933 wurde Leopold Simson gezwungen, seine Firma aufzugeben. Am 11. August 1942 deportierten die Nazis ihn und Martha in das Ghetto nach Theresienstadt. Martha starb am 18. Juni 1944 an den unmenschlichen Lebensbedingungen in dem Lager, ihr Mann überlebte die Shoah. An Martha Simson erinnert ein Stolperstein in der Landshuter Straße 35 in Schöneberg.
Wer in Berlin über die Gedenktafeln stolpert und mehr wissen will: Mit einem Klick gelangt man über die App „Stolpersteine – Die Schicksale“ zu den Biografien der Verfolgten.
Encore
Nur nach Hause geh’n wir nicht. Vor allem dann nicht, wenn auch Frank Zander bei der Fußball-EM mitspielt. Der Berliner Barde und Hertha-Hymnist steigt heute in unser Checkpoint-Tippspiel ein. Dabei gibt es für einen richtigen Tipp drei Punkte, für das richtige Torverhältnis zwei Punkte und für den richtigen Sieger einen Punkt. Wer an einem Tag die meisten Punkte gesammelt hat, darf am nächsten erneut antreten – und bestenfalls immer weitermachen bis zum Finale.
Gestern setzte sich Berlins Flughafenchefin Aletta von Massenbach gegen Stachelschweine-Kabarettist Frank Lüdecke durch (mit 3:1 Tipppunkten) und darf sich nun heute mit Frank Zander messen. Die Tipps:
Türkei – Georgien (AvM 3:1 / FZ 3:1)
Portugal – Tschechien (AvM 3:0 / FZ 2:1)
Die oder der Bessere tippt hier morgen weiter gegen Eisbären-Legende Sven Felski. Der trifft sogar kleine Tore.
Jetzt schlagen wir eine Flanke in den neuen Tag. Mit guten Vorlagen dabei war heute Mitautorin Lotte Buschenhagen, ebenso dribbelstark zeigten sich Antje Scherer (Stadtleben) und Neele Schumacher (Produktion). Morgen schreibt hier Daniel Böldt mit Zug zum Tor. Ich grüße Sie!
Ihr Robert Ide