Lothar de Maizière erinnert das Coronavirus an Epidemien in der DDR

Der erste frei gewählte Ministerpräsident der DDR erlebte Ruhr-, Typhus- und Tuberkulose-Ausbrüche. Der Staat reagierte mitunter misstrauisch auf Meldungen. Von Robert Ide

Lothar de Maizière erinnert das Coronavirus an Epidemien in der DDR
Foto: Mike Wolff

Vorgestern konnte ich noch Lothar de Maizière treffen, den ersten frei gewählten Ministerpräsidenten der DDR, der nach seiner Wahl vor 30 Jahren Ostdeutschland in die Einheit führte. Vor dem gemeinsamen Gespräch mit Bürgerrechtlerin Ulrike Poppe für den Tagesspiegel, das natürlich ohne Handschläge und mit ausreichendem Sicherheitsabstand in de Maizières Anwaltskanzlei am Kurfürstendamm geführt wurde, erzählte der 80-Jährige von früheren Infektionskrankheiten: „Ich habe schon Ruhr, Typhus und Tuberkulose überstanden.“ In den Fünfzigerjahren habe es eine Ruhr-Epidemie in der DDR gegeben, weil russische Butter verseucht gewesen sei.