„Betätigen der Toilettenspülung nur mit geschlossenem Deckel!“
Berlins marode Verwaltung ist leider immer für eine Überraschung gut: In einem Lichtenberger Amtsgebäude haben sich gefährliche Krankenhaus-Keime angesiedelt. Von Nina Breher
Will man wirklich nirgends haben: Das antibiotika-resistente Bakterium „Pseudomonas aeruginosa“. Foto: Janice Haney Carr/CDC
„Das Betätigen der Toilettenspülung darf nur mit geschlossenem Deckel erfolgen.“ Diese fürsorgliche Handlungsanweisung erhielten die Mitarbeiter eines Bezirksamts-Gebäudes in Lichtenberg. Dort sind multiresistente Keime gefunden worden, die auf den schönen Namen Pseudomonas aeruginosa hören. Das war es aber auch schon mit den attraktiven Eigenschaften des Erregers, der Menschen mit schwachem Immunsystem gefährlich werden kann, häufig in Krankenhäusern. Trinkwasser soll bitte abgekocht werden, und: „Tätigkeiten, welche eine Aerosolbildung begünstigt [sic!], so dass Tröpfchen beispielsweise eingeatmet werden können, sind zu unterlassen“, zum Beispiel Duschen. Dem Tagesspiegel liegt der E-Mail-Verkehr dazu vor.
Angeblich seien Trinkwasser-Qualitätsprobleme der landeseigenen Immobiliengesellschaft BIM seit 2018 bekannt. Mitarbeiter wollen nun die Akten sehen, bisher vergeblich, sie könnten das ja einklagen, heiße es vom Amtsarzt. Tja, der morgige internationale Händewaschtag fällt für die Mitarbeiter dieses Gebäudes leider ins Wasser: Aerosole entstehen auch beim beherzten Händewaschen. So hatte sich niemand das Leben in einer westeuropäischen Großstadt im 21. Jahrhundert vorgestellt. Aber Berlins marode Verwaltung ist immer für eine Überraschung gut.