was für eine stürmische Checkpoint-Nacht. Passen Sie auf sich auf, wenn Sie heute vor die Tür treten: Die Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdiensts gilt weiterhin – bis Dienstag 18 Uhr. Auf den Straßen ist sicherlich noch einiges vom Winde verweht...
Es beginnt das zweite Schulhalbjahr und zumindest für Berlins Schülerinnen und Schüler hat Sturmtief Sabine gute Nachrichten mitgebracht: Die Senatsverwaltung für Bildung hat es Eltern („wegen diverser Anfragen”) freigestellt, ob sie ihre Kinder heute zur Schule schicken. Aber melden Sie sie unbedingt in der Schule ab – sonst gibt’s dort Sorgenfalten. Sollten Sie pendeln, stellen Sie sich auf einen stressigen Tag ein: Die Deutsche Bahn wusste schon am Sonntagabend, dass sie heute Morgen „bundesweit im Regional- und Fernverkehr keine zuverlässige Betriebsaufnahme gewährleisten” kann. Der Fernverkehr ist noch bis mindestens 10 Uhr eingestellt. Die Hauptstadt-Pendlerzüge RE6, RB 55 und RB23 wurden für Montag vorsorglich gestrichen. Ansonsten blieb Berlin bis Checkpoint-Redaktionsschluss (6:08 Uhr) weitgehend von Sturmschäden verschont. In Mitte hat der Wind ein Baugerüst umgerissen, in Marzahn wurde ein Dach von einem Haus geweht. Die Feuerwehr rückte in der Nacht zu rund 50 Einsätzen aus. Was hier und im Rest der Republik sonst alles passiert ist, können Sie in unserem Live-Blog nachlesen.
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Was passiert eigentlich, wenn der Flughafen Tegel schließt?
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Das Wochenende ist vorbei, das Chaos in Kloß-Country geht weiter. Ein Überblick: Zurzeit sieht es nach Neuwahlen aus im Freistaat Thüringen. Kurzzeit-Ministerpräsident Thomas Kemmerich vom nicht-ganz-so-liberalen Flügel der FDP ist nach unästethischer Laviererei zurückgetreten. Bodo Ramelow (Linke) will weitermachen, wenn er dafür eine sichere Mehrheit im Landtag bekommt. CDU und SPD in Berlin haben gemeinsam entschieden, dass die Bürger bald noch einmal wählen sollten. Ramelow soll seine Bereitschaft signalisiert haben. Was sonst noch geschah? Ein rechter Blogger, der sich als Thomas Kemmerich ausgab, bot der Linken-Chefin einen Posten als Ministerin an. Die CDU im Osten manövriert sich ins Aus. Und: Die angebliche Überraschungswahl des FDP-Mannes kam – nicht ganz überraschend – weder unerwartet noch gänzlich ungeplant.
Die FDP bekommt die Wut über den mit der Höcke-AfD eingefädelten Tabubruch besonders zu spüren. In vielen Orten im Land wurden am Wochenende FDP-Büros beschmiert – „Verräter” oder „Nazis” schrieben die Täter. Die Frau von Thomas Kemmerich wurde auf der Straße angespuckt. Bei aller berechtigter Kritik an einem Teil der Liberalen: Hass ist keine Antwort. Dass eine FDP-Politikerin in Mecklenburg-Vorpommern zusammen mit ihrer Tochter mit Feuerwerkskörpern beworfen wird, ist beschämend. So kämpft man nicht für eine freie Gesellschaft.
In Berlin ist wegen der Thüringen-Affäre der ehemalige Landesvorstand Bernhard Bischoff aus der FDP ausgetreten. Nach 47 Jahren. Bischoff war seit dem 25. November 1972 Parteimitglied, Bezirksvorsitzender der Liberalen in Friedrichshain-Kreuzberg, Kandidat für den Bundestag und das Berliner Abgeordnetenhaus. Sein Austrittsschreiben liegt dem Checkpoint vor. Wir zitieren…
„Wer sich wie die FDP in Thüringen mit Nazis, Faschisten und Rechtsradikalen ins Bett legt und das auch noch als demokratischen Prozess verteidigt, bereitet den Weg in eine rechtsradikale Politik vor.”
„Ich will nicht Nazis und Faschisten unterstützen, wozu die FDP offensichtlich bereit ist. Es ist gestern ein Tag zum Heulen gewesen, aber jetzt ist es auch nicht besser. Es war ein Tag, bei dem man nur noch wütend, traurig und schwer enttäuscht weiter ein Liberaler bleiben will und deshalb die FDP verlässt.”
„Ich trete nach über 47 Jahren Mitgliedschaft in der FDP aus dieser früher liberalen Partei aus.”
...und lassen das mal so stehen.
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Tag der offenen Tür
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Das politische Berlin kloppt derweil weiter munter aufeinander ein – und die FDP ist mittendrin. Weil der umstrittene Friedrichshain-Kreuzberger Stadtrat Florian Schmidt (Grüne) an ihn gestellte Anfragen nicht fristgerecht beantwortet, bezeichnete der FDP-Abgeordnete Stefan Förster dessen Bezirk als „Bananenrepublik”. Der FDP-Fraktionsvorsitzende in Mitte, Felix Hemmer, nannte Schmidt den „Diktator aus Xhain“. Dessen Parteifreundin Katrin Schmidberger wiederum erklärte, die beiden verhielten sich „demokratiefeindlich”. Hat jemand Thüringen gesagt? Nein? Gut, dann bitte munter weiter fiedeln.
Zwei Berliner Spitzenpolitiker in kurioser Gesellschaft: „Messerverbot für das Land Berlin”, so heißt eine Veranstaltung auf der FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja und CDU-Fraktionschef Burkard Dregger am Mittwoch sprechen wollen. Die Vereine „Pro Polizei Berlin” und „Preußische Gesellschaft” laden gemeinsam an den historischen Gendarmenmarkt. Diskutiert werden soll das von der Berliner CDU vorgeschlagene Messerverbot.
Warum sich die erfahrenen Politiker Czaja und Dregger dafür auf ein Podium setzen, das von der „Preussischen Gesellschaft” veranstaltet wird? Unklar. Der Verein ist in der Vergangenheit vor allem durch seinen Kuschelkurs mit den Regimen von Russland und China aufgefallen. Der Gründer, Vereinspräsident und heutige Ehrenvorsitzende, Volker Tschapke, schimpfte 2015 laut B.Z. auf einem Neujahrsempfang des Vereins auf „arrogante Medien”. Später ließ er sich mit dem russischen und chinesischen Botschafter ablichten und soll gesagt haben: „Dass ich das nochmal erlebe: China, Preußen, Russland, eine neue strategische Allianz.“ Ein Ziel des Vereins laut Homepage: „Deutschland soll wieder als Vaterland begriffen werden, dem zu dienen größte Ehre ist.” Checkpoint-Kommentar: Zu Gast bei Männern von Vorgestern – wie passend, dass auch Chaos-Polizist Rainer Wendt mit auf dem Podium sitzt.
Aus der Kategorie: Recht und Gerechtigkeit sind nicht immer das Gleiche. Am 20. September 2019 wurde die Radfahrerin Susanne Hannig in der Wiltbergstraße in Buch von einem Autofahrer angefahren. Tempo-30-Zone. Die 37 Jährige war morgens mit dem Lastenrad unterwegs, ihre drei Kinder vorne drin. Der Wagen rammte die vier von hinten – auf schnurgerader Straße. Die Zwillingsschwestern, 7, und ihr kleiner Bruder, 5, kamen mit einem Schock und Kratzern davon. Hannig stürzte auf Rücken und Hinterkopf. Sie brach sich die Wirbelsäule, musste operiert werden. Ihr Helm verhinderte Schlimmeres. Hannig erstattete Anzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung.
Am Wochenende kam ein Brief des Staatsanwalts: Zahlt der Fahrer 200 Euro an die Justiz, wird das Verfahren eingestellt. Der Unfallverursacher sei „durch das bisherige Verfahren für die Zukunft hinreichend gewarnt.” Hannig sagt dem Checkpoint: „Dieses Schreiben ist ein Schlag ins Gesicht.” Der Fahrer habe sich bis heute nicht bei ihr gemeldet, um um Entschuldigung zu bitten. In dem Brief der Staatsanwaltschaft stimmen nicht einmal Datum und Adresse der Frau.
In Charlottenburg wurde am Samstag ein 64 Jahre alter Radfahrer von einem Auto totgefahren. Es ist schon der fünfte Radfahrer, der 2020 bei einem Verkehrsunfall getötet wird. Es ist Anfang Februar. Im gesamten Jahr 2019 waren es sechs. Nach einer Mahnwache versprach Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) am Sonntagabend einen „Runden Tisch Verkehrssicherheit”. Dort sollen „besonders kurzfristig wirkende Maßnahmen” erörtert werden. Höchste Zeit. Für Maßnahmen, nicht für runde Tische.
Berliner Schnuppen

Telegramm
Quarantäne in Köpenick: 20 Rückkehrer aus der besonders vom Coronavirus betroffenen chinesischen Region Wuhan sind am Sonntag in Berlin gelandet. Sie wurden in den Südosten Berlins in ein Gebäude des Deutschen Roten Kreuzes gebracht. Sie sollen alle wohlauf sein, ein Test bringt bis heute Mittag Klarheit. In Köpenick „sorgen” sich derweil Anwohner: „Egal, ob es in Köpenick ist oder woanders, das gehört nicht in eine Großstadt“, sagte eine Köpenickerin, die mit Protestplakat vor der Klinik stand. Fraglich, ob ein solches Weltbild in eine Großstadt gehört.
Neue Kategorie: Amt, aber kritisch. Das Bundespräsidialamt hat ein „sehr kritisches” Telegramm zum Jahrestag der islamischen Revolution an die iranische Führung verschickt. Problem: Alles nur ein Versehen. Man wollte doch lieber zur politischen Lage Schweigen. Wir stampfen die Kategorie also wieder ein.
Gesetze, wie sie wirken: Die Zahl der Spielhallen in Berlin hat sich seit 2011 von 584 auf 305 verringert. Allein im vergangenen Jahr wurden 1700 Spielautomaten abgebaut. „Das strengste Spielhallengesetz Deutschlands zeigt Wirkung“, kommentiert der SPD-Abgeordnete Daniel Buchholz in der „Morgenpost“. Abgezockt.
Der „Biesenhorster Sand“ – wir haben uns den Namen nicht ausgedacht – zwischen Biesdorf und Karlshorst könnte das 44. Naturschutzgebiet der Hauptstadt werden. Im Amtsblatt wird zurzeit ein „Unterschutzstellungsverfahren“ gemäß des Berliner Naturschutzgesetzes angekündigt. Die 108 Hektar große Sandbrache gilt als „Hüpfer-Paradies“ (Ödlandschrecke, Sandschrecke, Schönschrecke – einmal hin, alles drin!) und hat schon einen eigenen Twitteraccount.
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Kevin Kühnert sitzt zurzeit viel rum: Der omnipräsente und wortgewaltige Politik-Einfach-Erklärer und Juso-Chef nahm gestern mal wieder in einer Talkshow Platz – Anne Will war diesmal dran. „Kevin Kühnert hat keine eigene Wohnung. Er lebt in Talkshow-Studios“, twitterte jemand. Kühnert antwortete: „Der Mietenwahnsinn verlangt von uns allen Kreativität.“ Löblicher Einsatz.
Knallharten Mietaktivisten kann Kevin Kühnert es trotzdem nicht recht machen: Morgen um 14 Uhr redet er auf dem „Quo Vadis“-Immobilienkongress im Hotel Adlon. Das Berliner Bündnis „Mietenwahnsinn Stoppen“ beanstandet, er ginge dort nur hin wegen des tollen Buffets des Luxushotels und würde den „Lobbykongress der Immobilienwirtschaft auf diese Weise legitimieren“. Vielleicht hat Kühnert auch verstanden, dass miteinander reden vor allem dann Sinn macht, wenn nicht sowieso alle schon die gleiche Position haben.
Gute Nachrichten: Die Bestellungen von Organspendeausweisen haben sich im Januar verdoppelt. 740 000 Ausweise wurden bestellt – wohl auch als Folge der Debatte über eine Neuregelung der Organspende. Falls Sie noch keinen Ausweis haben; wäre doch schön, die Zahlen blieben auch im Februar so hoch: organspende-info.de.
Die Dackel sind los: Am 16. Februar wollen die Macher des „Dackelmuseums“ in Passau mit ihrer Lieblingshunderasse durch Neukölln marschieren. Sie importieren dafür ihre eigenen Haushunde Seppi, Moni und Blümchen aus Bayern und hoffen auf viele Berliner Mitstreiter. Falls Sie keinen Dackel besitzen: Mit dem Ghettoblaster rumstehen und „Who let the dogs out“ hören, passt meinetwegen auch. Damit fallen Sie in Neukölln auch weniger auf. Woof, woof, woof…
Lieben Sie den Valentinstag auch so wenig wie ich? Die katholische Kirche will‘s ändern: Am 14. Februar findet unter dem Motto „Für dich soll’s rote Rosen regnen“ in der Gemeinde St. Canisius in Charlottenburg um 19.00 Uhr ein Gottesdienst mit Einzel- und Paarsegnungen statt. Anschließend gibt’s Sekt. Huui. Das Herz-Jesu-Kloster in Prenzlauer Berg lädt Ledige zur „Single-Andacht“. Sekt gibt’s dort lieber nicht. Schließlich sollen erst die Kirchenglocken läuten, bevor es allzu gemütlich miteinander wird.
Wilde Raserei: Mit fast dem Doppelten der erlaubten Geschwindigkeit ist eine junge Frau auf der Autobahn 113 in Altglienicke erwischt worden. Die 22-Jährige war am Sonntagmorgen mit Tempo 151 unterwegs – erlaubt waren 80 Kilometer pro Stunde. Strafe? 680 Euro, drei Monate Fahrverbot. Gelernt? Hoffentlich fürs Leben.
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Grün Ding will Weile haben: Schlappe fünf Jahre hat es gedauert, bis ein Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung von Mitte zum Gärtnern im Bezirk umgesetzt wurde. Es sollte ein Konzept entwickelt werden, „um das ehrenamtliche Engagement in der Pflege von Grünflächen“ zu fördern. Seit Januar gibt’s nun endlich eine kundige Ansprechperson. Die fördert künftige Kiezgärtner so, dass sie erst einmal erklärt, was alles nicht erlaubt ist.
Quizfrage: Was tun Sie als Trainer, wenn Ihre Mannschaft am Wochenende ziemlich verprügelt wurde? Richtig: Sie geben den Jungs zwei Tage frei, joggen tourimäßig am Berliner Abgeordnetenhaus vorbei und posten Ihren Ausflug auf Twitter. So gesehen bei Jürgen Klinsmann, Buddha-Fan und Motivationscoach der Hertha. Blöd nur, wenn auch nach Wochen keine Spielidee erkennbar ist – und man am Wochenende 1:3 gegen Mainz verloren hat.
Das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg sucht einen Social-Media-Redakteur. In der Ausschreibung heißt’s: „Sie sind offen für neue Ideen? Prima wir auch! Das Entwickeln von Social Media Strategien wird ihren Arbeitsalltag ebenfalls bereichern.“ Ob Michael Müller Lust hat, beruflich in seinen Heimatbezirk zurückzukehren? Er könnte zumindest bald suchen.
Zum Schluss: Sie gelten als die hässlichsten Tierchen der Welt, wir können viel von ihnen lernen. Nacktmulle bergen für Forscher Lösungen für die größten menschlichen Sehnsüchte. Was das mit einer blutigen Revolte im Berliner Zoo zu tun hat, hat meine Kollegin Katharina Fiedler aufgeschrieben. Feine Montagslektüre.
BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:
Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.
Zitat
„Ich habe nicht den Eindruck, dass alle schon den Knall gehört haben.”
Kevin Kühnert im Interview über Bestrebungen, mit der AfD zusammenzuarbeiten – lesen Sie heute im gedruckten Tagesspiegel oder im E-Paper.
Tweet des Tages
Lernte gerade einen neuen Begriff kennen: ‚Sturmwichteln‘. Man legt alles, was man nicht mehr braucht, vor dir Tür und guckt dann, wer’s bekommt. #Sabine
Stadtleben
Essen & Trinken – Japanisches Gebäck bekommt man nicht so häufig in Berlin. Könnte daran liegen, dass die Japaner nicht die allergrößte Backtradition haben, spekuliert „Mehr Genuss“-Autor Felix Denk. Dafür hat er eine Fusion-Kuriosität entdeckt, die man selbst als Gastro-Kenner in Berlin noch nicht so oft gesehen hat: japanisch-französische Patisserie. Die gibt’s im Café Komine in der Welserstraße 13-15. Dort zaubert der ehemalige Cellist Shin Komine Törtchen mit französischem Patisserie-Handwerk und japanischen Zutaten. Das Ergebnis sind etwa Choux-Windbeutel mit Matcha Creme oder saftig-süße Forêt-noire-Torte. Matcha wird natürlich auch ganz klassisch als Tee serviert. Zur Erfrischung empfiehlt sich eine selbstgepresste „Yuzunade". Mo-Sa 12.30-19 Uhr, So 12.30-18 Uhr, U-Bhf Viktoria-Luise-Platz
Berlinbesuch – Was sind die Grenzen des Sagbaren? Gibt es das überhaupt? Und wem gehört Sprache eigentlich? Diese Fragen stellt die Philosophin Dr. Romy Jaster von der HU um 19.30 Uhr in der Urania. Dafür hat sie Dr. Dirk Kindermann von Universität Wien und Prof. Dr. Maria-Sybilla Lotter von der Universität Bochum eingeladen. Der Anspruch: Kein trockener philosophischer Tobak, sondern lebendige Diskussion An der Urania 17 (U-Bhf Nollendorfplatz). Karten kosten 11,50 Euro.
Geschenk – Weihnachten liegt schon lange genug zurück, das heißt, es können wieder Fresspakete verschenkt werden! Statt überfordertem Stöhnen erntet man jetzt wahrscheinlich wieder strahlende Augen beim Auspacken – sofern man den Geschmack des Geburtstagskindes getroffen hat, natürlich. Vielleicht liegt man z.B. mit Süßigkeiten und selbstgerösteten Nüsse aus der Kreuzberger Rösterei Kugu Kuruyemis gar nicht so falsch. Alle, die schon mal am U-Bahnhof Schönleinstraße in Richtung Böckhstraße ausgestiegen sind, kennen sie! Am betörenden Duft nach gebrannten Mandeln kommt man gar nicht vorbei. Beim nächsten Mal also wirklich rein zum Kottbusser Damm 13 und mit Walnuss gefüllte Datteln und Lokum für das Paket eintüten! Mo-Sa 10-23 Uhr, So 12-23 Uhr
Karten sichern – Am Deutschen Theater startet heute der Vorverkauf für März. Auch diesmal sind ein paar Premieren mit dabei: Am 8. März feiert Kirill Serebrennikovs „Decamerone“ seinen Start, „Die Katze auf dem heißen Blechdach“ wird am 27. März erstmals aufgeführt. Doch auch für Stücke, die im Februar schon ausverkauft sind, bietet sich wieder die Gelegenheit, Karten zu ergattern. Etwa für „Sophie Roise fährt gegen die Wand am Deutschen Theater“, das am 18. März (20 Uhr) wieder auf die Bühne gebracht wird – von der österreichischen Schauspielerin Sophie Rois alleine, in dem Solostück verkörpert sie nämlich die isolierte, namenlose Hauptfigur aus dem Vorbildroman „Die Wand“. Und für diesen eindrücklichen Soloabend am Deutschen Theater verlosen wir 2 Freikarten (bis 12 Uhr).
Last-Minute-Tickets – Das Literaturforum im Brecht-Haus widmet die nächsten Tage dem Namensgeber der Institution in der Chausseestraße 125 (U-Bhf Naturkundemuseum): Dieses Jahr liegt der Fokus der Brecht-Tage auf „Brecht und dem Theater der Intervention“. So diskutieren um 20 Uhr Margarita Tsomou und Matthias Warstat zum Einstieg der Themenwoche über Brechts Texte zur Intervention. Der Eintritt kostet 5 Euro.
Noch hingehen – Mode- oder Reisefotografen? Kennt man! Industrie-Fotografen wie Ludwig Windstosser dagegen sind eine Rarität. Seine Fotos dokumentieren den epochalen Wandel nach dem Zweiten Weltkrieg. „Er hat das Wirtschaftswunder bildlich geprägt“, so Ausstellungs-Leiter Ludger Derenthal. Porträts für Firmen wie die „Ruhrkohle AG“ sicherten ihm den Lebensunterhalt. Spannend auch sein Farb-Bildband „Berlin: teils teils" über das West-Berlin der 70er Jahre. Diese künstlerische Bandbreite gibt es noch bis zum 23. Februar (Di- Mi & Fr-So 11-19 Uhr, Do 11-20 Uhr) in der Ausstellung „Ludwig Windstosser. Fotografie der Nachkriegsmoderne" im Museum für Fotografie (Jebensstraße 2, S/U-Bhf Zoologischer Garten) zu sehen. Der Eintritt kostet 10 Euro, der Checkpoint verlost aber unter allen Interessierten 3x2 Eintrittskarten – wer möchte?
Das Stadtleben zum Wochenstart von: Maria Kotsev
Berlin heute
Verkehr – S-Bahn: Gute Nachrichten für Fahrgäste der Linien S5, S7, S75 und S46! Mit dem Betriebsbeginn enden die bisher laufenden Ersatzverkehre auf diesen Linien.
Grunerstraße (Mitte): Ab 6 Uhr gibt’s nur eine Spur in Richtung Prenzlauer Berg Höhe Klosterstraße (bis Mittwoch).
Müllerstraße (Wedding): In der Kreuzungszufahrt Seestraße gibt’s in Richtung Scharnweberstraße nur zwei Fahrstreifen und eine Geradeausspur (bis Mitte April).
Otto-Suhr-Allee (Charlottenburg): In Richtung Spandauer Damm ist die Fahrbahn in Höhe Warburgzeile verengt und verschwenkt. Radfahrende und FußgängerInnen müssen sich einen gemeinsamen Weg teilen – bis Mitte März.
Kurt-Schumacher-Damm (Charlottenburg-Nord): Ab 8 Uhr in Richtung Jakob-Kaiser-Patz ist der linke Fahrstreifen zwischen Heckerdamm und Jakob-Kaiser-Platz gesperrt.
Gülzower Straße (Kaulsdorf): Ab 7.30 Uhr gibt es in Richtung Hellersdorfer Straße, Höhe Heringsdorfer Straße, nur eine Spur (bis Ende Februar).
Groß-Berliner Damm (Adlershof): In beiden Richtungen gibt’s zwischen Georg-Schendel-Straße und Igo-Etrich-Straße nur eine Spur.
Schorfheidestraße (Märkisches Viertel): Nur eine Spur in Richtung Wilhelmsruher Damm zwischen Am Nordgraben und Dannenwalder Weg (bis Ende Februar).
Landsberger Allee (Marzahn): Stadteinwärts gibt’s auf der Fahrbahn hinter der Märkischen Allee für ca. zwei Wochen nur zwei Spuren.
Mercedes-Benz-Arena (Friedrichshain): Weil die Jonas Brothers ihre Fans ab 20 Uhr musikalisch beglücken, kann es im Vorfeld zu Staus im Bereich Mühlenstraße, Warschauer Straße, Oberbaumbrücke und Stralauer Allee kommen.
A 100 (Stadtring): In den Nächten bis Freitag (22-5 Uhr) ist die Einfahrt Siemensdamm auf die A100 Richtung Neukölln gesperrt.
Demonstration – Vor der Bundesgeschäftsstelle der CDU in der Klingelhöferstraße protestieren rund 50 Personen von 12-13.30 Uhr gegen den Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban und kritisieren den „Demokratieabbau des Orban-Regimes“. Und von 13.30-15.30 Uhr findet die „Tarifauseinandersetzung Systemgastronomie“ mit der Forderung „12 Euro mindestens“ in der Friedrich- / Zimmerstraße, organisiert von der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten, mit 25 Personen statt.
Zu Gast im Bundeskanzleramt ist Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán.
Gericht – Weil er mit rund 330 Kilogramm Marihuana gedealt haben soll, muss sich ein 33-Jähriger verantworten. Laut Anklage soll er zwischen Januar 2010 und September 2012 einmal im Monat jeweils rund zehn Kilogramm Drogen zum Weiterverkauf erworben haben (9.30 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 806). Und der Prozess um den Diebstahl einer 100 Kilo schweren Goldmünze aus dem Bode-Museum geht mit weiteren Plädoyers der Verteidigung weiter. Angeklagt sind vier 21- bis 25-jährige Männer. Die Staatsanwaltschaft hat Haftstrafen bis zu sieben Jahren gefordert (9.30 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 817).
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Stephan Balkenhol (63), Bildhauer / „Cordula Biniasz, Referentin in der Senatskanzlei, zum runden Geburtstag“ / Marco Girnth (50), Schauspieler / Britta von Helden (42), „langjährige Checkpoint-Leserin“ / Wolfram Koch (58), Schauspieler / Kool Savas (45), Rapper / Ralph Kretschmar (40), Schauspieler / „Kerstin Roth-Bosnar (zwölfundzwanzig), alles Liebe von der (irgendwie ja doch Noch-)Kollegschaft!" / Tom Schilling (38), Schauspieler / Frank-Patrick Steckel (77), Regisseur und Theaterintendant / Julia „Yoshi" Werber (38) / nachträglich: Marion Holzhauser, „alles Liebe mein Schatz“
Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.
Gestorben – Nina Hüfken, Referatsleiterin und Ausschussreferentin im Abgeordnetenhaus / Dietmar Lemcke, * 13. Januar 1930, Maler / Ilse Leppler, * 15. November 1937 / Udo Prüfer, * 20. September 1955, Rechtsanwalt und Notar / Eva Schneider, * 26. Januar 1926 / Volker Spengler, * 16. Februar 1939, Schauspieler
Stolperstein – Schützenstraße 46, Mitte: Hier lebte Richard Ems (Jhg. 1892) bis zu seiner Flucht nach Belgien. Nach der Eroberung Belgiens durch die deutschen Truppen wurde Ems am 10. Mai 1940 verhaftet und zunächst über Le Vigeant in das Internierungslager Saint Cyprien in Südfrankreich deportiert. Danach brachte man ihn in das Sammellager Drancy, von wo aus ihn die Nazis am 16. September 1942 nach Auschwitz deportierten. Nach zweieinhalb Jahren in dem Vernichtungslager wurde Ems auf einen der Todesmärsche geschickt, mit denen die frontnahen Konzentrationslager aufgelöst wurden. Am 10. Februar 1945 – heute vor 75 Jahren – erreichte er das Konzentrationslager Buchenwald, wo er einen Tag vor der Befreiung ermordet wurde.
Encore
Wenn Sie wie ich bis in den Morgen damit beschäftigt waren, Checkpoint zu schreiben (was nicht sehr wahrscheinlich ist), von der Nachtschicht kommen oder bis eben gemütlich im Bett lagen, legen ich Ihnen unseren Liveblog aus der Oscar-Nacht ans Herz. Da lesen Sie, warum es „Once Upon A Time in Hollywood“ gar nicht mal so schlecht war, dass selbst die besten Frisuren ausgezeichnet werden und selbstverständlich, wer die beste Hauptrolle gewonnen hat. Also Berlin-Wissen galore! An den Tasten: meine Kollegen Andreas Busche, Hannes Soltau und Christian Vooren.
Starten Sie gut in die Woche – am besten mit einer guten Tat. Heute ist nämlich offizieller „Räum-Deinen-Computer-Auf-Tag“. Falls Sie dabei etwas entdecken, was uns alle angeht: checkpoint@tagesspiegel.de. Morgen schaut hier Laura Hofmann für Sie nach dem Rechten.
