falls Sie schon heute Morgen geladen sind: Bleiben Sie bis übermorgen auf Abstand. Denn die Berliner Polizei hat wieder den Schuss nicht gehört – vor allem nicht den aus einer Dienstwaffe der Marke „Sig Sauer P6“. Die war, wie berichtet, Anfang August aus der Polizeiakademie verschwunden. Nach der ersten allgemeinen Verunsicherung versichert die Polizei nun auf Nachfrage des Checkpoints: Die Waffe ist seit Montag wieder da – nach entsicherten Informationen sogar mitsamt Munition. Nun ja, zweieinhalb Monate sind zwischendurch vergangen und die Polizei lässt wissen: „Wegen des Verdachts der Unterschlagung wurde ein Strafermittlungsverfahren eingeleitet.“ Wenn das mal nicht zum Schießen ist. Genau: eben nicht.
Derbe erwischt es in diesen Tagen die schon vom Derbyfieber geschüttelten Fans von Hertha und Union. Vor dem ersten Bundesliga-Duell am 2. November im schmucken Stadionchen an der Kleinen Försterei ziehen gerade Zehntausende Fans beider Vereine Nieten in der Ticketlotterie: „Leider hast Du keine Kaufoption gewonnen.“ Immerhin, einer verzichtet freiwillig auf seine Karte: Frank Schaffors, Union-Mitglied seit 1966. Der frühere Händler (nicht mit Karten, sondern mit Waren bei der Ost-Berliner HO, dann bei Kaiser’s) betreibt seit fast 20 Jahren die Kneipe „Schwarze Hexe“ in der Paul-Robeson-Straße in Prenzlauer Berg – und die zeichnet sich dadurch aus, dass hier immer abwechselnd Hertha- und Union-Fahnen im Wind von Kiezhausen wehen. „Wer kieken will, ist hier willkommen, auch alle Herthaner“, sagt Schaffors am Checkpoint-Telefon.
Der 65-Jährige hat noch die Zeiten erlebt, als beide Vereine über die Mauer hinweg eine Fanfreundschaft vereinte: als Unioner im Osten verbotene Hertha-Lieder sangen und bei Freistößen „Die Mauer muss weg“ riefen; als Herthaner noch Westwimpel in den Osten schmuggelten und den Schlachtruf „Eisern Berlin“ auf den Lippen trugen. „Das ist nach dem Mauerfall leider etwas zerbrochen“, bedauert Schaffors, der vor ein paar Jahren mal wieder im Olympiastadion war – „aber im Oberring braucht man schon ein Opernglas“. Hertha gönnt er ein neues, reines Fußballstadion und Union natürlich den Derbysieg. Schaffors ist dann lieber in seiner Kneipe dabei als im Stadion: „An so einem Tag will ich mich um alle kümmern.“ Einen Anpfiff kriegt bei ihm jedenfalls keiner.
So, Deckel drauf. Der Senathat es geschafft, sich nicht selbst zu schaffen, sondern ein Gesetz, das viele betrifft (Tipps für Mieterinnen und Mieter hier) und manche betroffen macht. Und der gestern beschlossene Mietendeckel (alle Details hier) hat auch schon konkrete Auswirkungen:
1. Sensation: Die Berliner SPD, beim Streit um die Deckelung des Deckels eher moderat, legt in Umfragen zu und nähert sich von unten aus dem Keller dem Projekt 18 an (derzeit 17,1 Prozent bei Civey).
2. Sensation: Der Berliner Wohnungsmarkt macht sich ehrlich. Auf Immobilienportalen liest man jetzt Kaufanzeigen wie diese hier (entdeckt von Dirk Benninghoff): „Keine hohen Erwartungen – Hochparterre, nicht helle Räume, aber im Winsviertel und nur rund 4800 Euro pro Quadratmeter“. Hier muss man zum Lachen nicht mal in den Keller gehen.
Wo wir mietendrin sind, machen wir mal einen Hausbesuch bei der Berliner Verwaltung. Die hat ja schon gut zu tun mit dem bereits möglichen Mietzuschuss für Sozialwohnungen. Seit 2016 darf man bei einer Bruttowarmmiete, die höher als 30 Prozent des Einkommens ist, eine Förderung beantragen. 15.712 Mieterinnen und Mieter haben das seitdem getan, teilt nun die Stadtentwicklungsverwaltung mit. Aus der Antwort an den CDU-Abgeordneten Christian Graeff, die dem Checkpoint vorliegt, wird aber auch der Aufwand zum Nutzen deutlich: Die bewilligte Förderung zwischen Januar 2016 und Oktober 2019 beläuft sich auf 13,29 Millionen Euro. Der Verwaltungsaufwand, organisiert durch die „zgs consult GmbH“, schlägt (bis August 2019) mit 5,04 Millionen Euro zu Buche. Für Graeff schlicht unverhältnismäßig und „ein Skandal“. Für Berlins Mietförderung schlicht ein verhältnismäßig kleiner Anfang.
Ist Ihnen das auch aufgefallen? Die Mauer ist gefallen. Für die Stadt Berlin und die Bundesregierung kam allerdings nach 30 Jahren überraschend, dass dies vor 30 Jahren an der Bornholmer Straße geschehen war. Hier gingen am 9. November 1989 um 23.29 Uhr die Schlagbäume hoch, hier fielen sich erstmals Menschen in die Arme, die sich eigentlich für immer wildfremd sein sollten, obwohl sie doch beidseits im Norden von Berlin wohnten, im Nordosten und Nordwesten. Für Berlin längst kein Grund, hier am 9. November abseits der Touri-Fernseh-Sause am Brandenburger Tor noch eine Brause auszugeben. Andacht der Pankower CDU, Infostand der SPD Pankow und Mitte, offenes Mikro und Glühwein eines Pankower Grünen-Politikers – damit soll es gut sein an der Bösebrücke.
Nach mehrwöchigen Checkpoint-Nachfragen und einer Empfehlung der Kommission „30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit“ hat sich immerhin die Bundesregierung des historischen Ortes besonnen und doch noch etwas ersonnen. Nach Angaben des Innenministeriums vom Dienstagabend sind nun „ein Veranstaltungsformat mit internationalen Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtlern am 9. November und ein entsprechender Besuch (nur Fototermin) für diesen Personenkreis an der Bösebrücke geplant“. Für das Foto müssen die Organisatoren allerdings einen guten Moment abpassen: Denn Autos und Straßenbahnen sollen hier auch in der Partynacht zwischen Ost und West über die Brücke rollen. „Absperrungen oder sonstige verkehrliche Einschränkungen werden dafür keine errichtet“, lässt Pankows Stadtrat für Stadtentwicklung Vollrad Kuhn (Grüne) auf Nachfrage wissen. „Darüber hinaus sind dem Bezirksamt keine Feierlichkeiten an der Bösebrücke bekannt.“ Authentischer lässt sich Geschichte kaum erleben: Genauso unheimlich still und leise war es hier vor 30 Jahren auch.
„Die Partei hat immer rechter, uns wird immer schlechter“. „Glasnost statt Phrasnost“. „Freiheit, Gleichheit, Ehrlichkeit“. „Prima, Egon, Wende gehst“. Dichtung, die Wahrheit spricht – auch das war die friedliche Revolution vor 30 Jahren auf den Straßen von Leipzig, Plauen, Berlin. Auf der größten Demo am 4. November 1989 zeigten bis zu einer Million Menschen auf dem Alexanderplatz ihr Herz, ihren Schmerz, auch ihren Scherz. In Berlin wird daran mit einer großen Performance am Alex erinnert, an der der Tagesspiegel beteiligt ist (Infos hier). Aber wir bieten für Sie, liebe Leserinnen und Leser, rund um das Mauerfall-Jubiläum noch viel mehr Platz zum Erinnern, Erzählen und Erleben (das ganze Programm hier).
Schon am Sonntag, den 3. November laden wir gemeinsam mit dem Bezirksamt Pankow ab 15 Uhr zu einer szenischen Lesung mit Musik unter freiem Himmel im Haffner-Kulturzentrum an der Prenzlauer Allee ein. Unsere Bühne wird wie zu Wendezeiten ein alter Klein-Lkw Robour LO sein. Dort werden wir Revolutionslieder singen, Prominente und Schauspielerinnen des Theaters an der Parkaue tragen Losungen und Reden der Großdemo am Alex vor – es gibt drei Ausstellungen und ein paar Talks (Programm hier). Als Stargast kommt Karussell-Leadsänger Dirk Michaelis vorbei – gemeinsam mit unserer Checkpoint-Band singt er seine Wendehymne "Als ich fortging" (eine Geschichte des Liedes hier). Denn auf der Straße wird nicht nur Geschichte gemacht, sondern auch gesungen und gelacht.
Die Verkehrswende macht viele Beobachter radlos: Wann wendet sich hier endlich was zum Guten für die gefährdetsten Verkehrsteilnehmer: Radfahrer und Fußgänger? Die Verlängerung der Berliner Ampelphasen für Fußgänger dauert laut Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) fünf bis zehn Jahre – also knapp länger als eine derzeitige Rotphase für laufend zum Rennen angehaltene Geher an Hauptverkehrsstraßen. Auch auf der Oberbaumbrücke weiß keiner, was Phase ist – hier wurde nun ein neues Radschmalspürchen markiert. Viele Breitautofahrer spuren trotzdem nicht und drängeln sich drauf; was nicht schwer ist bei einer Abgrenzung, die aus zwei weißen Linien besteht. Für die Senatsverwaltung entspricht dies „den Vorgaben des Berliner Mobilitätsgesetzes“, die ersten Nutzer fühlten sich am Dienstag eher gerädert. Noch läuft Berlin zu sehr auf Autopilot.
Berliner Schnuppen
Telegramm
Eine Nachricht, die traurig macht: Die 15-jährige Britney, seit einer Woche in Potsdam vermisst, ist tot. Ihre Leiche wurde am Dienstag in der Havel treibend gefunden. Die Kriminalpolizei hat ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. Bislang gibt es keine Anhaltspunkte für todesursächliche Fremdeinwirkungen.
Eine Nachricht, die wütend macht: Auf das Bürgerbüro des CDU-Bundestagsabgeordneten Klaus-Dieter Gröhler in Wilmersdorf ist ein Anschlag verübt worden, womöglich mit antisemitischem Hintergrund. In der Nacht zu Dienstag zerschlugen Unbekannte alle fünf Schaufensterscheiben des „Café Wahlkreis“ in der Zähringerstraße. Gröhler selbst vermutet einen Zusammenhang mit einer Veranstaltung zum Thema Antisemitismus, zu der er am Montagabend dorthin eingeladen hatte. Zu Gast war Felix Klein, der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland. Der Anschlag direkt nach dem Abendgespräch sei „sicher kein Zufall“, sagt Gröhler. „Ich werde mich aber nicht einschüchtern lassen.“
Eine Nachricht, die Mut macht: Wer sich in Berlin engagiert, wird bald engagiert unterstützt. Im Roten Rathaus trafen sich gestern Abend viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, um dem Senat zu unterstützen, wie er sie mit einer Engagementstrategie besser unterstützen kann (Infos hier). „Mehr als ein Drittel der Berlinerinnen und Berliner engagiert sich freiwillig“, sagte Staatssekretärin Sawsan Chebli (SPD). „Sie machen unser Berlin zu einer weltoffeneen, liebenswürdigen, ja auch verrückten Stadt.“ Verrückt, dass man das noch sagen muss.
Kurz ins Ausland: Japan hat einen neuen Kaiser. Und das englische Königreich ist nackt.
Kurz ins Umland: Die 400 Traktoren, die gestern auf einer Sternfahrt Berlin blockierten, um gegen die hohe Belastung durch neue Umweltschutzregeln zu protestieren (Motto: „Farmers for future“), sind wieder zurück nach Brandenburg getuckert. Hier suchen die Bauern nach festerem Grund für ihren Boden.
Kurz ins Inland: AKK will nicht länger Angekündigte Kanzlerkandidatin der CDU bleiben, sondern wagt sich nun aufs offene Feld. Mit ihrem Vorschlag einer internationalen Schutzzone (statt einer türkischen Kriegszone) in Syrien fährt die Verteidigungsministerin in Reserve ein ebenso riskantes wie mutiges Manöver – wenn es gelingt, kann es allerdings Menschenleben von deutschen Soldatinnen und Soldaten kosten. Zuerst aber braucht Annegret Kramp-Karrenbauer, nachdem sie SPD-Außenminister Maas nur per SMS und die CSU gar nicht vorab informiert hat, erst mal selber eine Schutzzone. Sonst wird aus AKK bald Angekündigter Koalitionskrach.
Verflugt und zugefleht: Wird das jetzt bald was mit dem BER? Der Berliner Verfluchthafen sucht Servicekräfte für Glas- und Gebäudereinigung „am Standort Schönefeld“. Wichtig sind laut Ausschreibung der „fachgerechte Einsatz von Reinigungschemie“ und „gute Deutschkenntnisse, insbesondere in der Sprache“. Man sollte also wissen: etwas scheuern ist was anderes als eine scheuern.
So, jetzt aber raus hier: Rund um Berlin sieht man den Wald vor lauter Pilzen nicht. Damit einem nach dem Pflücken nicht der Fliegenpilz im Giftdelirium um die Ohren fliegt, helfen ehrenamtliche Berater. Die sammeln wegen der Schwemme an Schwammerl inzwischen aber mehr fremde Anfragen als eigene Pilze. Checkpoint-Tipp für alle unsicheren Korbträger und Sammler: Alle Pilze mit Lamellen sicherheitshalber stehen lassen. Und im Zweifel lieber im Waldgasthof ein Pils finden.
Und dann auch das noch: Berlins AfD manövriert sich gerade in die politische Alternativlosigkeit. Die Partei verschiebt ihren geplanten Parteitag von Anfang Novemberauf unbestimmte Zeit, weil niemand ihr einen Raum vermieten will – und vielleicht auch, weil Parteichef Georg Pazderski um seine Wiederwahl fürchten muss. Derweil beschimpfte Nicolaus Fest, immerhin bis 2014 in der Chefredaktion der „Bild am Sonntag“, in der Sitzung des AfD-Landesvorstands ein anderes Vorstandsmitglied nach Augenzeugenberichten als „Kriminellen“, wie mein Kollege Robert Kiesel berichtet. Für was genau will hier jemand eine Alternative sein?
Das wird ja immer Döner. In Singapur, wo Berlins Regiermeister Michael Müller (SPD) gerade mit einer Wirtschaftsdelegation auf Berlin-Werbetour war (gesammelte Eindrücke meines Kollegen Kevin P. Hoffmann hier), gibt es in den Bahnen kein Fußpils (berlinisch für Wegbier). Und, für viele Berlinerinnen und Berliner noch schwerer zu verdauen: Für die 5,7 Millionen Einwohner (Berlin hat gut 3,7 Millionen) gibt es aktuell nur 430 000 Autofahrlizenzen. Diese erhält man nur per Losglück, für zehn Jahre und gegen eine Gebühr von umgerechnet bis zu 40.000 Euro. Für jeden Autokauf gilt zudem eine Einfuhrsteuer in Höhe von 200 Prozent. Da wird man in Deutschland ganz suv-isant.
Zurückbleiben, bitte: Die neue S-Bahn (Foto hier) hat jetzt schwarze Türen. Wegen der vielen Schwarzfahrer? Man weiß es nicht.
BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:
Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.
Zitat
„Wir sind hier in Berlin, und – Hallo? – wer in letzter Zeit mal draußen war, hat vielleicht bemerkt: die Menschen hier haben Sex und nehmen Drogen.“
Dragqueen Pansy klärt in ihrer neuen Bühnenshow über beides auf.
Tweet des Tages
‚Wie alt bist du?‘ – ‚Anfang ranzig!‘
Stadtleben
Essen im Lucky Leek (Kollwitzstraße 54, Prenzlauer Berg) könnte auch überzeugte Fleischesser für vegane Kost begeistern. Ausführung und Geschmack lassen den Griff nach den Sternen erkennen, wie Elisabeth Binder in ihrer Restaurantkritik bemerkt, und dieser Eindruck zieht sich durch vom Gruß aus der Küche (Knusperwaffen mit Kidney-Bohnen-Aufstrich) bis zum Dessert (Schokoküchlein mit Schokomousse, Sesamkrokant, hausgemachtem Eis und Beeren). Dazwischen überraschen Nussbällchen und eingelegter Senfkohl, Grießknödel mit Schnittlauch und Wildkräutersalat (Hauptgerichte um die 20 Euro). Kein Wunder, denn Josita Hartando versteht ihr veganes Handwerk so gut, dass auch der Guide Michelin darauf aufmerksam wurde. Mi-So ab 18 Uhr, Reservierung empfohlen
Trinken – In der Kategorie „Weinbar und mehr“ empfiehlt unsere Genuss-Redaktion das Noble Rot in Friedrichshain. Das besondere hier sind die Süßweine aus Ungarn, die durch einen Pilz entstehen, der die reifen Trauben schrumpeln lässt – aber das lassen Sie sich besser bei einem Glas Tokajer in der Gärtnerstraße 6 erklären. U-Bhf Samariterstraße, Di-Sa ab 17 Uhr, So ab 14 Uhr
Noch mehr Weinbars finden Sie im neuen Tagesspiegel Genuss-Guide.
Geschenk – Schon mal einen Steinpilz-Geist probiert? Oder den Cocktail mit Herbstlaub bepimpt? Ein Sprühstoß Kornblume aufs Dessert vielleicht? An speziellen Destillaten mangelt es Berlin nun wirklich nicht, aber was die Deutsche Spirituosen Manufaktur in Marzahn mazeriert und destilliert, setzt dem Ganzen vorerst die Krone auf. In kleinen Margen werden – mit Apothekers Hilfe – etwa 100 Geiste und Brände kreiert, von denen der London Dry Gin noch der harmloseste ist. Das ganze Sortiment finden Sie bis Mitte Januar in einem Pop-Up-Store in der Torstraße 141 (U-Bhf Rosenthaler Platz, Mo-Sa 11-19.30 Uhr). An jedem ersten Freitag im Monat wird eine Führung durch die Manufaktur in der Georg-Knorr-Straße 4 (S-Bhf Marzahn) angeboten, mit anschließender Verkostung, buchbar für 15 Euro hier.
Berlinbesuch – Es gibt viele Sichtweisen auf Berlin, streng genommen hat jede(r) seine eigene. Die des Berliner Comiczeichners Mawil ist auch geprägt von seiner Kindheit in Ost-Berlin, seine Graphic Novel „Kinderland“ erzählt davon. Nicht in der klassischen Form einer Autobiografie oder eines Romans, sondern gezeichnet als Comic, ausdrucksstark, farbenfroh, direkt. Im Museum Ephraim Palais, wo noch bis zum 9. November die Ausstellung „Ost-Berlin. Die halbe Hauptstadt“ zu sehen ist, „liest“ er heute daraus vor (18 Uhr, Postatrße 16, U-Bhf Klosterstraße, Eintritt: 5 Euro). Weitere Veranstaltungen aus der Reihe "Ost-Berlin erlesen" finden am 30. Oktober und am 6. November statt.
Plätze sichern – Fontane, Benjamin, Liebermann, Bettine von Arnim, Fanny Lewald, die Brüder Grimm, – sie alle lebten im Tiergartenviertel, aber ihre Spuren sind heute weitgehend verschwunden. Am 3. November führt Stadthistoriker Fred Riedel durch das Viertel, um jene wiederaufleben zu lassen, die hier einst malten, schrieben, komponierten und in den Salons diskutierten. Der ist Spaziergang kostenlos, eine Anmeldung jedoch erforderlich, Treffpunkt ist um 16.30 Uhr an der St. Matthäus Kirche auf dem Matthäikirchplatz (S-Bhf Potsdamer Platz). Im Anschluss (18 Uhr) findet dort ein Gottesdienst statt, es predigt Christoph Markschies.
Last-Minute-Konzert – Musik als „universelle Sprache“: Mit einem Einblick in die musikalische Welt des Islams beginnen heute Abend um 19 Uhr die 5. Internationalen Chormusiktage „ChorInt“ in der Kultur Akademie Oranienstraße 55 in Kreuzberg (eine Anmeldung ist bis 14 Uhr möglich). Anlässlich der Grundsteinlegung des „House of One“ verbindet das Festival Islam, Judentum und Christentum musikalisch mit einer interreligiösen Konzertreihe. Den Höhepunkt der Musiktage bildet am Samstag die Uraufführung einer Neuinterpretation der Ringparabel „Nathan der Weise“ in der Marienkirche in Mitte. In den Oratorischen Szenen „In wüstem Land ohne Weg“ vertont Saad Thamir die Verwandtschaft der drei Religionen. Los geht’s um 16:30 Uhr, Karten gibt´s für 22 Euro hier.
Verlosung – Flaniert man am Konzerthaus am Gendarmenmarkt entlang, ist eine nächtliche Jam Session wohl kaum das erste, was einem einfällt. Doch weit gefehlt: Freitagabend um 22 Uhr treffen sich hier Lucas Debargue (Klavier) und „Kremerata Baltica“-Vibraphonist Andrei Pushkarev zu einem Late-Night-Konzert im Werner-Otto-Saal. Sie wollen dabei sein? Wir verlosen zwei Freikarten (bis 12 Uhr).
Neu im Bröhan Museum ist die Ausstellung „Nordic Design – Die Antwort aufs Bauhaus“, die bis zum 1. März die Reaktion der skandinavischen Länder auf den deutschen Funktionalismus zeigt. Die Vernissage beginnt um 19 Uhr in der Schloßstraße 1a in Charlottenburg (S-Bhf Westend). Di-So 10-18 Uhr, Eintritt: 8 Euro
Mit diesem Stadtleben wünschen Stefanie Golla und Lotte Buschenhagen einen spannenden Mittwoch.
23. Oktober 1989 – Hunderttausende gehen in der DDR auf die Straße
23. Oktober 1989, 17 Tage bis zum Mauerfall: Einen Tag vor der Sitzung der Volkskammer, bei der SED-Chef Egon Krenz zum Staatsvorsitzenden gewählt werden soll, versammeln sich in Leipzig rund 300.000 Demonstranten zur größten Protestkundgebung in der Geschichte der DDR, fordern Reisefreiheit und freie Wahlen. Eine ihrer Parolen lautet: „Egon, wer hat uns gefragt?“ Zum ersten Mal berichtet auch das DDR-Fernsehen vom Ort des Geschehens.
Foto: Imago
>Berlin heute
Verkehr – Aufgrund von Munitionssprengungen ist auch die AVUS (A115) zwischen 9:45 und 10:15 in beiden Richtungen zwischen AS Hüttenweg und AS Spanische Allee gesperrt, der Kronprinzessinnenweg bereits ab 9:30 Uhr. Die A100 ist heute Nacht in Richtung Neukölln zwischen den AS Jakob-Kaiser-Platz bzw. Heckerdamm (A111) und AS Schmargendorf gesperrt (22-5 Uhr), an einigen Zufahrten bereits um 21 Uhr.
Demonstration – Heute demonstrieren ca. 1000 Personen im Rahmen einer „Klinik-Offensive für Berliner Krankenhäuser“ am Neptunbrunnen in Mitte (11:30-13:30 Uhr, angemeldet von der Berliner Krankenhausgesellschaft e.V.). In Adlershof halten ca. 15 Scientists for Future eine „Mahnwache für das Klima“ (12:15 Uhr-13:15 Uhr, Rudower Chaussee 24). Zwischen 8:30 und 10 Uhr treffen sich ca. 15 Teilnehmer zu einer Kundgebung anlässlich der „Tarifrunde der Stationierungsstreitkräfte“ (Behrenstraße Ecke Ebertstraße in Mitte). Und am Potsdamer Platz demonstrieren ca. 20 Personen unter dem Motto „Meditation for Future“ (16-17 Uhr).
Gericht – Zwei Männer, die ein älteres Ehepaar laut Ermittlungen um rund 960.000 Euro bringen wollten, kommen wegen versuchten Betrugs auf die Anklagebank. Sie hätten die Rentner unter einem Vorwand dazu gebracht, ihre Ersparnisse in Goldbarren anzulegen. Die Senioren hätten rechtzeitig vor Übergabe der Barren die Polizei eingeschaltet (9.15 Uhr, Amtsgericht Tiergarten, Turmstraße 91, Saal B 143).
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Gesine Cukrowski (51), Schauspielerin / Prinz Pi (40), Rapper / Falk Richter (50), Autor und Regisseur (u.a. Schaubühne) / Katrin Sass (63), Schauspielerin / Lotte Schädle (93), Opern-, Operetten-, Lied- und Konzertsängerin
Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.
Gestorben – Dr. Gerhard Drude, * 7. November 1928 / Carla Fioravanti, * 17. Mai 1933 / Marianne Grabowski, * 8. Dezember 1931 / Hannsjürgen Hinze, * 11. November 1934, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater / Wolfgang Krolow, Fotograf / Dr. Wolfgang Lorenz, * 2. Mai 1933 / Renate Freifrau von Richthofen * 8. Oktober 1937 / Billie Zöckler, * 18. Januar 1949, Schauspielerin
Stolperstein – Johanna Hulda Altmann wohnte in der Mommsenstraße 68 in Charlottenburg. Um das monatliche Einkommen ihrer Familie aufzustocken, arbeitete Johanna bei einem Altpapierhändler, bevor sie am 17. März 1943 gemeinsam mit ihrem Mann Salo mit dem letzten sogenannten „Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert wurde. Heute vor 76 Jahren, am 23. Oktober 1943, wurde Johanna nach Auschwitz verlegt und noch am selben Tag ermordet.
Encore
So, Schluss mit luftig. Denn in Marzahn-Hellersdorf wollen sie die Rathaustür endlich mal zukriegen. Kulturstadträtin Juliane Witt (Linke) sucht die alte Eisentür des Rathauses Marzahn. Das aus Blech getriebene und mit farbigem Kunststoff versehene Kunstwerk namens „Lebensbaum“ (Fahndungsfoto hier) sei in den wilden Neunzigerjahren irgendwie „verloren gegangen“, beklagt Witt. Nun will man den alten Eingang wieder in die Angeln heben. Vielleicht klingelt ja bei Ihnen was. Oder beim Schrotthändler. Blech gehabt!
Hier putzt Lorenz Maroldt morgen wieder für Sie Klinken. Ich klinke mich aus – und grüße Sie,
Ihr Robert Ide