Wieder so ein Tag, wie er auch morgen sein wird und übermorgen: Die Nachrichten sind voll mit täglich hunderten Toten da draußen, und man bleibt drinnen zurück mit einer Weltkrise, die ganz nah ist und noch lange nicht zu Ende. Klar, Weitermachen ist wichtig, und ja, es ist noch viel zu schaffen vor Weihnachten, damit wenigstens die Festtage tröstlich werden in kleinstem Kreise. Doch auch mit großem Aufwand lässt sich der Stress in uns nicht wegwischen wie die schlimmen Nachrichten auf dem Handy (Überblick zur Corona-Lage in Berlin hier). Sie werden auch übermorgen noch nicht besser sein.
Seit gestern betreuen und beschulen viele neben ihrer Arbeit noch ihre Kinder zu Hause, während Berlins Online-Lernraum gleich mal in die Knie ging. Die Paketboten laufen sich treppauf, treppab die Hacken ab. Und in den Krankenhäusern knien sich die Notschichthabenden rein inmitten höchster Lebensnot. Es ist, so einfach muss man es wohl sagen, alles nicht so einfach. Aber auch nicht so schwer wie für die Einsamen, die Kranken, die Angehörigen von Sterbenden. Sie sind oft ganz allein mit sich und der Dramatik da draußen, die ihr Innerstes berührt. Auch für sie müssen wir solidarisch weitermachen – morgen und übermorgen und sowieso noch nächstes Jahr.
Und so schwer das ist: Vielleicht ist jetzt die richtige Zeit, über den Tod zu reden, der zu unserem Leben gehört und in ihm dennoch beschwiegen wird. „Natürlich ist es dramatisch und zutiefst verstörend, wenn jemand stirbt – umso wichtiger ist es, dass die Trauer gesehen, akzeptiert und dass nichts unterdrückt wird“, sagt Bestatterin Birgit Scheffler, die in diesem Jahr in Friedrichshain-Kreuzberg ein Institut der letzten Ruhe gegründet hat (Interview von Nele Jensch hier).