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„Russlands Großmacht-Gehabe“: Letzter DDR-Außenminister Meckel im Interview Drei Berliner Bezirke pflegen Partnerschaften zur Ukraine Steglitzer Bierpinsel wird ab nächstes Jahr saniert

Es sind geschichtsträchtige Zeiten – und in diesen ist es oft hilfreich, in die Geschichte zu blicken. Vor 32 Jahren ist um uns herum die Mauer gefallen, der Kalte Krieg erloschen, besiegt vom Freiheitswillen der Menschen. Berlin ist wieder eine friedlich vereinte Stadt, die allein schon deshalb ihren Blick in den Osten Europas nie aus den Augen verlieren darf.

Sprechen wir deshalb mit Markus Meckel, dem ersten frei gewählten und letztlich letzten Außenminister der DDR. Der 69-Jährige, einst als Bürgerrechtler in der DDR-Opposition und später als SPD-Politiker in der internationalen Politik unterwegs, kennt sich bestens in der wechselvollen Russland-Politik aus. Am Vorabend der Ukraine-Invasion berichtet Meckel im Checkpoint-Interview von seiner Sicht auf Osteuropa – und der Hilfe, die Berlin jetzt leisten kann.

Herr Meckel, sind Sie überrascht vom Krieg Russlands gegen die Ukraine?

Ja und Nein. Vom Verhalten her ist die russische Angriffsaktion nicht neu, das haben wir schon auf der Krim erlebt. Aber es handelt sich jetzt nicht nur um eine militärische Aktion, sondern um einen hochpolitischen Kurswechsel, einen Völkerrechtsbruch neuer Qualität. Bisher hat Wladimir Putin die alte Sowjetunion nur herbeiphantasiert, jetzt stellt er die Souveränität der ganzen Ukraine infrage, spricht ihr das Existenzrecht ab. Das Großmacht-Gehabe, man könne als Staat entscheiden, wo andere Staaten hingehören, ist ein eklatanter Rückfall ins 19. Jahrhundert.

Welche Fehler hat die deutsche Außenpolitik mit Blick auf Russlands Präsidenten Wladimir Putin gemacht?

Es gibt leider eine lange Geschichte der Verkennung von Wladimir Putin. Deutschland hatte jahrelang die rosarote Brille auf. Aber man muss auch sehen: Dies ist nicht ursächlich für Putins Tun. Wenn man seiner Kriegsrede folgt, bleibt die offene Frage, wo für ihn überhaupt eine Grenze ist: Will er mit seinen Truppen sogar bis Kiew durchmarschieren? Das wäre eine absolute Harakiri-Politik. Aber bei Putin ist das nicht auszuschließen. Deshalb ist es so wichtig und auch erfreulich, dass der Westen geschlossen und hart reagiert.

Sie hatten als Sozialdemokrat und Außenpolitiker viel mit Gerhard Schröder zu tun. Können Sie sich die Nähe des Altkanzlers zu Putin erklären?

Ich habe seine Sicht auf Russland schon immer für falsch gehalten, bereits in seiner Amtszeit lagen wir deutlich auseinander. Heute bleibt mir nur noch Kopfschütteln übrig für einen ehemaligen Kanzler, der so eklatant gegen das Interesse unseres Landes verstößt. Im Übrigen müsste Gerhard Schröder wissen: Putins Politik ist gegen das genuine Interesse Russlands gerichtet. Russland braucht Modernisierung und internationale Kooperation, keinen teuren Krieg. Die eigenen Bürger sind Putin egal.

Und auch strategisch ist es fatal: Die Nato wird sich notgedrungen im Osten stärker aufstellen müssen, weil Russland zum Unsicherheitsfaktor der Welt wird. Das alles sind Folgen von Putins Handeln. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gerhard Schröder das nicht erkennt. Sicherlich hat er in russischen Diensten sehr viel Geld verdient – ob es gutes Geld ist, will ich bezweifeln. Ich würde eher von Silberlingen sprechen.

Ist in Ostdeutschland der Blick auf Russland milder oder wegen der sowjetischen Vergangenheit eher strenger?

Mit ostdeutscher Erfahrung muss einem eigentlich eine Politik am Herzen liegen, bei der zuerst die Menschenrechte zählen. Doch in Ostdeutschland erscheint die Sowjetunion bei vielen in einem milderen Licht. Das hat sicher mit dem Zweiten Weltkrieg zu tun, auch mit der antiamerikanischen Erziehung in der DDR – und mit Michail Gorbatschow. Er hat damals die sowjetischen Truppen zurückgehalten, als die Friedliche Revolution begann, er hat mit Glasnost und Perestroika eine Demokratisierung begonnen, er hat der deutschen Einheit zugestimmt. Das hat ein positives Licht auf Moskau geworfen, was noch bei vielen früheren DDR-Bürgern einen Nachhall findet. Aber man muss erkennen: Der verhasste Imperialismus wird heute von Putin verkörpert.

Was können Menschen in Berlin für die Ukraine tun?

Wichtig sind eine klare Haltung gegenüber dem Aggressor und Solidarität mit den leidenden Menschen. Wie müssen als Europäer die Ukraine stabilisieren und die Zivilgesellschaft dort stärken. Letzteres gilt übrigens auch für Russland. Aggressive Politik nach außen ist immer auch Repression nach innen. Das haben wir beim Verbot der wichtigsten Demokratie-Organisation „Memorial“ gerade erlebt.

Wir in Deutschland müssen für die Freiheit russischer Bürger eintreten. Junge Leute müssen leichter an Visa kommen, um Erfahrungen etwa in Berlin zu sammeln und sich der russischen Propaganda zu entziehen, die im dortigen Fernsehen bald einer Gehirnwäsche gleichkommt. Wir müssen Verfolgten aus Russland ein Exil geben – damit sie von hier aus für die Demokratie in ihrem Land kämpfen können. Auch das hilft unserem Frieden.

Während Deutschland und Europa ihre Sanktionen gegen Russland sortieren und die eigentlich fertige Gaspipeline Nord Stream 2 auf ihre Genehmigung warten muss (aber damit längst nicht auf dem Grund der Ostsee beerdigt ist), haben viele Menschen (sicher unabsichtlich) und die Politik (vielleicht nicht ganz unabsichtlich) eines vergessen: Nord Stream 1 ist weiter voll in Betrieb. Seit der Eröffnung im September 2011 liefert die 1224 Kilometer lange Röhre vom russischen Wyborg ins nordostdeutsche Lubmin ohne Umwege sibirisches Gas nach Deutschland.

Zehn Tage vor der Abwahl von Kanzler Gerhard Schröder 2005 wurden die Verträge für die Betreibergesellschaft vom russischen Staatskonzern Gazprom und deutschen Konzernen unterzeichnet, Kredite deutscher Banken und eine staatliche Bürgschaft sicherten den Deal ab. Kurze Zeit später wurde Schröder Aufsichtsratschef des Gaspipeline-Konsortiums. Pro Jahr fließen knapp 60 Milliarden Kubikmeter Gas durch die Stränge. Bisher dazu geplante Sanktionen: kann sich Deutschland wohl nicht leisten.

Am Mittwochabend erstrahlte das Brandenburger Tor in ukrainischen Farben (zu sehen hier). Ein Lebenszeichen in Richtung Kiew, das seltsamerweise noch keine Partnerstadt von Berlin ist. Immerhin zwei Berliner Bezirke unterhalten partnerschaftliche Beziehungen zur Ukraine – Charlottenburg-Wilmersdorf zum Kiewer Kulturbezirk Petschersk und Steglitz-Zehlendorf zur zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw. Ende der 90er Jahre strebte auch das damals noch eigenständige Prenzlauer Berg eine Partnerschaft mit Jalta auf der damals noch freien Halbinsel Krim an. Doch als die Regierung dort zurücktrat, kam die Partnerschaft nicht zustande, wie das Bezirksamt Pankow dem Checkpoint schreibt. Inzwischen ist die Krim von Russland annektiert.

Die anderen beiden Bezirke sind weiterhin für die Ukraine aktiv. Die Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf zeigte jetzt in einer gemeinsamen Resolution „seine Solidarität“ mit Kiew. Und aus Berlins Südwesten schreibt Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg (Grüne) einen Brief an den Oberbürgermeister der ukrainischen Partnerstadt Charkiw. „Die Souveränität des unabhängigen ukrainischen Staates steht für uns außer Frage”, heißt es darin. Die Bedrohungen Russlands seien „ein furchtbarer Zustand“ und als Bezirk „möchte ich Sie unserer Solidarität versichern“. Im Sommer sei eine Begegnung von Musikerinnen und Musikern beider Partnerstädte in Berlin geplant. Schellenberg schreibt: „Ich hoffe, dass wir damit gemeinsam ein deutliches Zeichen für unseren Zusammenhalt setzen können.”

Auf der Berlinale waren gerade erst zwei Filme zu sehen, die das Leid der Menschen in der Ost-Ukraine in dystopischen Bildern beschreiben (Einblick hier). Auch das Filmfestival selbst, das gerade mit seiner pandemischen Ausgabe seinen eigenen Überlebenswillen unter Beweis gestellt hat, sucht in alter städtischer Gegenwart nach einer neuen Zukunft. Im Sony Center wird ein Kino begraben, die Potsdamer Platz Arcaden sind als Baustelle verriegelt und verrammelt. Will die Berlinale am Potsdamer Platz überhaupt eine Zukunft haben? Die Antwort der Festivalmacher darauf ist eindeutig uneindeutig.

„Der Berlinale-Palast am Potsdamer Platz bleibt auch in den nächsten Jahren das Herzstück des Festivals. Und wenn ab dem Spätsommer die Arkaden in neuem Gewand und mit einem großen Foodcourt wiedereröffnen, wird man sicherlich wieder nach einer Filmpremiere ein Glas Wein in einer belebten Atmosphäre trinken können“, sagt Berlinale-Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek auf Checkpoint-Nachfrage. Gleichzeitig habe man dieses Jahr verstärkt auf Präsenz in anderen Stadtteilen gesetzt. Rissenbeek dazu: „Wir werden das auch künftig tun, um die Berlinale weiter in die Stadt hineinzutragen.“ Wenn Corona das Tagesgeschehen nicht mehr dominiere, erwarte man „eine Berlinale 2023 mit vielen schönen Begegnungen und einem tollen Festivalfeeling“. Nur der Berliner Winter wird wie immer ohne Einladung kommen.

Auf der Schloßstraße in Steglitz spielen sich immer tolle Szenen ab: nostalgische Filmgeschichten (hier), verrückte Liebesgeschichten (hier) – oder einfach nur: Geschichten des Verharrens. Etwa im Bierpinsel, wo ich einst gerne mal ein Bier trank (Erlebnisse hier), der aber heute futuristisch vor sich hingammelt wie ein schales Bier, das jemand im Taubendreck unter der Autobrücke abgestellt hat (zu sehen hier). Zwar ist der Turm inzwischen an den Investor Götz Fluck verkauft, der ihn sanieren will. Das Problem ist allerdings wie immer in Berlin eines aus vielen Zuständigkeiten: Dem Investor gehört der Turm, dem Senat die Brücke, dem Bezirk das Straßenland, der BVG der U-Bahnhof. Inhaber Fluck weiß, was das heißt: „Damit ist niemand richtig zuständig.”

Unser Lokalreporter Boris Buchholz hat das ganze Drama um den Turm recherchiert und in seinem neuen Bezirks-Newsletter (kostenloses Abo für alle Bezirke hier) auch viele gute Nachrichten parat: Die Stadtreinigung will laut Verkehrsstadtrat Urban Aykal (Grüne) „diese Örtlichkeit nochmals verstärkt in den Blick nehmen“. Es soll mit allen Beteiligten sowie mit Tiefbauamt, Polizei und Denkmalschutzbehörde ein Gespräch zur Zukunft des Bierpinsels geben. Auch Besitzer Götz Fluck hat einiges vor: „Ich will das Gebäude vollständig sanieren und einer gemischten Nutzung aus Büro und Gastronomie zuführen.“ In einem Jahr soll der Umbau beginnen – und irgendwann trinkt Berlin hier oben mal wieder ein frisches Bier. Und nimmt dabei seine Zuständigkeiten aufs Korn.

Er ist weithin zu sehen und manchmal abends zu hören: der Jahnsportpark mit seinen Lichtmasten und Geräuschen, die durch den Prenzlauer Berg hallen, wenn hier mal wieder ein Fußballspiel stattfindet. Hier, wo einst DDR-Dauermeister BFC Dynamo im Europapokal direkt an der Mauer spielte (ich war als Junge beim 3:0 gegen Werder Bremen dabei; beim 0:5 im Rückspiel in Bremen naturgemäß nicht), hier wo sich heute hinter der Hinterlandmauer das junge Berlin im Mauerpark austobt – hier soll nun tatsächlich ein langer geplanter, aber umstrittener inklusiver Sportpark gebaut werden. Die Sportverwaltung gab am Mittwoch den „Neubau“ bekannt, wobei Lichtmasten, Hinterlandmauer und möglicherweise die DDR-Haupttribüne erhalten werden sollen, von der aus Stasi-Chef Erich Mielke seinem protegierten Klub einst zujubelte.

Die Bürgerinitiative Jahnsportpark ist über das Verfahren empört. „Ein Umbau wäre problemlos inklusiv möglich“, sagte Thomas Draschan von der Initiative am Mittwochabend dem Checkpoint. Er spricht von einer „Hinterzimmer-Betonpolitik der 70er Jahre“ und beklagt zu wenig Rücksicht auf Klimaschutz und Bürgerbeteiligung. Zudem werde der Ausbau der Breitensportplätze verzögert.

Ein Stück Ostmoderne könnte sterben für ein Stück Sportmoderne. Die allerdings braucht Berlin auch anderswo – etwa bei einem neuen und bisher vom Senat absichtlich vertrödelten Hertha-Stadion im Olympiapark und bei einem ausgebauten, aber bisher am Köpenicker Verkehrschaos scheiternden Union-Stadion. Berlin kann bisher höchstens im Gehen rennen. So wie der BFC einst in Bremen.

Eine Berliner Liebe. Ihn kannten viele, diese Geschichte hier kennen viele noch nicht: Vor knapp einem Jahr ging Knut, „der Große“, und hinterließ Jürgen, den „Kleenen“. So nannten sie sich manchmal, wenn keiner zuhörte. Knut, der in vielerlei Hinsicht große Gemeindepfarrer der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Und Jürgen, der körperlich Kleinere, den viele als den „Mann von“ kannten. Sie liebten sich bis zum letzten Tag, Jürgen pflegte Knut bis zu seinem Tod. Und setzt nun allein ihr gemeinsames Leben fort. Unsere neue Liebeskolumne, diesmal wieder von Helena Piontek, gibt es hier schon vorab im Checkpoint. Und falls Sie uns Ihre berührende und rührende Liebesgeschichte erzählen möchten, schreiben Sie gerne an liebe@tagesspiegel.de. Lieben Dank!

Telegramm

Gib mich die Kirsche: Berlins umgestürzter Legendenbaum von der Warschauer Brücke (Nachruf hier) ist gestern unter großer Anteilnahme abtransportiert worden. Am nach dem Sturm verbliebenen Stumpf legten Passanten im Partykiez Blumen, Grablichter und eine halbe Flasche Whiskey nieder. Unsere Leserinnen und Leser wünschen sich eine Weiterverwendung der Äste als Möbelfurnier, als aus Holz gehauenes Kunstwerk – oder als Drumsticks für ein Punkkonzert unterm neuen Baum. Im Bezirk denkt man derweil daran, die Kirsche für einen Schnitzworkshop in der Bibliothek zu verwenden. Jugend morscht.

Gib mich den Apfel: In Neukölln entsteht der erste Waldgarten Berlins – mit 400 Obstbäumen sowie einer Mischung aus Klein- und Gemeinschaftsgärten. Bisher weiden auf der Fläche Rinder des Britzer Gartens, bald sollen hier Menschen den Wald vor lauter Beeten nicht mehr sehen. „Ein Waldgarten ist ein waldartiger Garten aus essbaren Pflanzen“, erzählt Jennifer Schulz. Die Landschaftsplanerin von der Uni Potsdam plant bereits mit 200 Nachbarinnen und Nachbarn den essbaren Kiez. Das könnte Berlin so schmecken.


Im Nordosten nichts Neues: Die Schönhauser Allee ist die schlimmste Straße für Radfahrende (via „Berliner Morgenpost“). Dafür hätte ich persönlich jetzt keine Unfallstatistik gebraucht.

Und auch das noch: Der Flughafen-Express war im letzten Jahr die unpünktlichste Regionalbahn der Region. Jeder fünfte Zug hatte eine Verspätung von mindestens fünf Minuten. Aber hey, der BER selbst hatte eine von neun Jahren. Ein Flughafen ist eben kein D-Zug.

Und jetzt singen alle: Ich hab dich tanzen geseh’n. Geimpfte, Genesene und Geboosterte dürfen ab 4. März wieder in Berlins Clubs tanzen – mit schnellem Test wird es ein langes Fest. Nach vielen Monaten fallen sogar alle Masken. Außer in Clubs, in denen nicht vorrangig gesungen und getanzt wird.

Dann dieser Rausschmeißer: Andrea Bör, die umstrittene Kanzlerin der Freien Universität, wird ihr Amt in den kommenden drei Monaten nicht wahrnehmen. Und darf danach mit ihrer eigenmächtigen Personalpolitik wohl nur noch andere Partys crashen.

Schnell noch zum Klima:

+ In Berlin zwitschert der Vorfrühling vorm Balkon, heute und morgen mit 10 Grad guter Laune im Plus.

+ Für die Klimawende soll laut Senatsplänen das Kurzzeitparken teurer werden, pro Stunde mindestens 3,80 Euro (Details hier). So viel kostet derzeit ein ABC-Ticket.

+ Die Klima-Blockierer der selbst ernannten „letzten Generation“ wollen am Freitag den Flughafen BER mit Ballonen zum Erliegen bringen (Ankündigung hier). Das Klima für ihr Anliegen dürften sich damit kaum verbessern.

Falls Sie mal richtig aussteigen wollen: Fahren Sie einfach mit der U6 von Alt-Mariendorf nach Alt-Tegel. Bis Friedrichstraße nutzen Sie die U-Bahn im normalen Takt, dann bis Naturkundemuseum die U-Bahn im Zehn-Minuten-Takt, dann bis Leopoldplatz den Ersatzverkehr mit Bussen, danach wieder die normale Umsteige-Bahn. Warum das alles? Laut BVG gibt es an der Friedrichstraße „keine gute Wendemöglichkeit für die Busse“, am Naturkundemuseum „keine Kehrmöglichkeit für die Züge“. Und so entgleisen in Berlin vor allem Gesichtszüge.

Jetzt bloß raus hier! Der Filmemacher Florian Reinhardt sammelt „Exit“-Zeichen aus aller Welt und stellt diese nun an der Oranienburger Straße aus – Berlins einstiger Ausgehstraße, die die letzte Ausfahrt längst verpasst hat. Der Galerist immerhin redet Tacheles: „Es gibt immer einen Ausweg.“ Hier im Newsletter ist der ganz unten – scroll, oder?

Zitat

„Nicht nachtragend sein und viel Verständnis haben.“

Ehetipp von Rita und Heinz Stadlik, die gestern in Pankow ihren 70. Hochzeitstag feierten – die so genannte Gnadenhochzeit.

 

Tweet des Tages

Putin ist fast siebzig. Kann er nicht einfach saufen, Pink-Floyd-Platten hören und sein Leben bedauern wie jeder andere Mann in dem Alter?

@Nacktmagazin

Stadtleben

Essen – Jeder, der an der Yorckstraße ein-, aus- oder umsteigt, kennt den Imbiss „Hisar Döner“. Seit 1986 versorgt der Laden Berliner schon mit Döner Kebap, Lahmacun und Dürüm und gilt zurecht als Institution. Die Herren am Spieß sind zudem nie um ein Späßchen verlegen. Geheimtipp: Wer die Chicken-Variante wählt, muss deutlich kürzer warten, der Run auf die klassischen Rindfleisch-Döner ist größer. täglich 10-22.45 Uhr, Yorckstraße 49, S+U-Bahnhof Yorckstraße

„Wir sind die Neuen“

60 der insgesamt 147 Parlamentarier sind in dieser Legislaturperiode neu im Berliner Abgeordnetenhaus. Im Checkpoint stellen wir sie vor.

Name: Alexander King (Linke)
Beruf:  Diplom Geograph
Alter:  52 Jahre
Wahlkreis: Tempelhof-Schöneberg (WK 7)
Berliner Lieblingsort: „Die Rote Insel als Traditionsort der Arbeiterbewegung, als Erinnerungsort an den Widerstand gegen Hitler (Annedore und Julius Leber), als Heimat der großen Berlinerinnen Hildegard Knef und Marlene Dietrich und als der Ort, an dem ich zuhause bin inmitten vieler netter Nachbarn.“
Eine Sache, auf die ich mich 2022 in Berlin freue: „​​Darauf, dass es - hoffentlich! - gelingt, auch über schwierige Fragen wie Corona-Maßnahmen, Impfpflicht etc. ohne Schaum vor dem Mund, sondern endlich wieder sachlich und offen zu debattieren, wozu ich mit Corona-Gesprächskreisen im Wahlkreis beitragen möchte.“

Foto: Sabrina Bernhöft

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Berliner Gesellschaft

Geburtstag –„Unserer Anja alles Liebe zum Geburtstag von Amma und Christian“ / Lis Appenzeller (69), „liebe Geburtstagswünsche von Nina und Gerd“ /„Friedrich-Wilhelm W. Brauer (77): Meinem Witzbold und Ex-Ex-Geliebtem: Weiter so und ich liebe Dich! Alles Gute von a.e.b.“ / „Nachträglich: Zhu ni shengri kuaile, zhu ni shenti jiankang., Zhu ni wanshi ruyi, zhu ni facai xinnian hao. Liebste Eva, zum 65sten alles Liebe nach Peking! Ich zähle die Tage, bis du wieder zurück bist. Barbara“ / Klaus Viktor Darga (88), Großmeister im Schach und ehem. Bundestrainer des Deutschen Schachbundes / „Liebe Bärbel Heyer ich gratuliere zum Geburtstag und wünsche in der nicht mehr ganz neuen Heimat Würzburg Gesundheit und bleibe fröhlich, Achim Melchior“ / Juana-Maria von Jascheroff (61), Schauspielerin, Synchronsprecherin und Reinkarnationstherapeutin / Paul Alfred Kleinert (62), Schriftsteller / Christopher Trimmel (35), Fußballer bei Union / Gerhard Wagner (60), Rechtswissenschaftler, Lehrstuhlinhaber für Bürgerliches Recht, Wirtschaftsrecht und Ökonomik an der Juristischen Fakultät der HU / „Nora Weise: Stefan gratuliert von Ferne und Herzen“ / Und ein Hochzeitswunsch außer der Reihe: „Liebe Tamara und Erik Busch, herzlichen Glückwunsch zu Eurer Hochzeit! Mögen all Eure Vorstellungen, Wünsche und Träume in Erfüllung gehen! Mama und Papa"

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

Gestorben  Seniye Kara Essing, Fairkaufhaus / Frank Kunke, * 20. Juli 1960 / Ernst Maaser, * 29. März 1936 / Margot Mateyka, * 16. September 1941, Wirtschaftsprüferin und Steuerberaterin

StolpersteinElse Netzband (geb. Rost) wurde am 21. August 1888 in Spandau geboren. Von den Wittenauer Heilstätten wurde sie am 24. Februar 1944, heute vor 78 Jahren, nach Meseritz-Obrawalde deportiert. In der Tötungsanstalt wurde Else Netzband einen Monat später ermordet. An der Hermsdorfer Straße 8 in Reinickendorf erinnert seit 2003 ein Stolperstein an sie.

Encore

So, Zeit für einen Cut. Wo sich Berlin einst mit Fanta in der Hand einen windschnittigen Haarschnitt verpassen ließ (legendärer Werbeclip hier), kann man heute immer noch Haare schneiden sowie Füße und Hände pflegen. Ein User im Online-Netzwerk Reddit entdeckte den legendär gewordenen Laden in der Rubensstraße in Friedenau wieder – und der Checkpoint erreichte am späten Mittwochabend noch Inhaberin, Friseurin und Kosmetikerin Sandra, die gleich vorwegschickte: „Wir haben schon Feierabend.“

Mehr als 100 Jahre sei der Laden mit dem schlichten Namen „7“ schon alt, sie habe bei der Übernahme das alte Werbeschild am Eingang hängengelassen. „Was lange gut war, muss heute nicht schlecht sein“, sagt sie. In ihren drei Räumen empfängt die 48-Jährige vor allem Frauen, die mit dem Kiez so verwachsen sind wie die Haare auf ihren Köpfen. „Manche sagen, sie seien schon mit ihrer Oma hier gewesen, dann mit ihrer Mama, nun kommen sie mit ihren eigenen Kindern.“

In der Corona-Krise hatte der Salon hart zu kämpfen, die Inhaberin verkaufte sogar ihr Auto, um die Menschen weiter frisieren zu können. „Bei vielen hängt ihr Herz dran, die kommen zwei Mal die Woche, da kann ich nicht einfach zumachen“, erzählt Sandra. Getränke darf es wegen der Pandemielage zum Haarschnitt noch nicht dazugeben. Bald aber gibt’s hoffentlich hier wieder Kaffee, Limonade und polnische Kekse, berichtet die aus Polen stammende Inhaberin. Und wir verdrücken vor Rührung mal ein Strähnchen.

So, jetzt haaren wir erst mal der Dinge. Für schnittige Mitarbeit danke ich Thomas Lippold und Boris Buchholz (Recherche), Sarah Borufka (Stadtleben) und Lionel Kreglinger (Produktion). Morgen schneidet hier Anke Myrrhe alles zurecht. Ich grüße Sie,

Ihr Robert Ide

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Seit 2014 berichten wir exklusiv aus Berlins Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Wir stellten Berlins marode Schulen vor, bis die Politik reagierte. Wir standen vor dem Bürgeramt, bis es wieder Termine gab. Wir recherchieren hartnäckig und gründlich.

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