Kaum ist die Saison beendet (Platz 10), geht es in dieser Woche richtig rund bei Hertha BSC, ganz ohne Ball und Bude. Wie soll es denn nun aussehen, das neue, reine Fußballstadion, was können die Fans erwarten – und wie will man die Stadt, die skeptisch bleibt, überzeugen? Darüber will die Vereinsführung heute Abend bei der Mitgliederversammlung informieren. Am Freitag befasst sich der Sportausschuss des Abgeordnetenhauses mit den Alternativen. Hertha will raus aus dem Olympiastadion, weil das zu groß und zu zugig ist und die Fans zu weit weg, den Neubau im Olympiapark (Schätzung 200 bis 250 Mio €) müsste der Club zahlen und hat damit (Stand heute) kein Problem. Die Koalition ist noch nicht sicher, ob sie nicht trotzdem einen Umbau des alten Runds mit Nazi-Panorama favorisiert (Schätzung: 200 Mio €, müsste Berlin zahlen). Entscheiden darf aber das Parlament. Die FDP lehnt beide Varianten ab: Das Olympiastadion solle bleiben wie es ist – und Hertha dort besseren Fußball spielen (Heimbilanz: Platz 16).
Dass das Olympiastadion nix taugt, hat auch Waldemar Hartmann festgestellt (hat sich die Sache mal aus einer Loge angesehen), der Weißbier-Waldi wohnt nämlich neuerdings in Berlin. „München war für mich auserzählt – und da bekommt man nach 22 Uhr ja nicht mal mehr eine Currywurst“, hat er meinem Kollegen Felix Hackenbruch bei einem Spaziergang am Hackeschen Markt erzählt. Nur der Checkpoint hätte ihn fast davon abgehalten: „Als ich las, wie schlimm diese Stadt sein soll, habe ich es mir schon noch mal überlegt.“ Zwei Jahre noch und wir haben die Wohnungsnot hier weggeschrieben.
An den Ton hat sich Hartmann inzwischen gewöhnt, an andere Dinge nicht: Kottbusser Tor, Görlitzer Park, Alexanderplatz nach 20 Uhr, öffentliche Verkehrsmittel – all das versucht er zu vermeiden.