„Raketen auf Israel abgeschossen“, rief ein Mann gestern Abend in Wedding, woraufhin Demonstranten in Jubel ausbrachen, trommelten und klatschten. Auf mehreren sogenannten propalästinensischen Demos waren auch die Rufe „Widerstand“ und „Allahu akbar“ (Gott ist groß) zu hören. Auf einem Video des Kollegen Iman Sefati von der Bild ist zu sehen, wie am Kottbusser Tor die Hamas mit Sprechchören gefeiert wird. Die Polizei twitterte am späten Abend: „Weil der Versammlungsleiter keinen Einfluss auf die Teilnehmenden hatte und deren Auflösung durch die Polizei drohte, beendete er die Versammlung über unseren Lautsprecherwagen.“
Zurück bleibt ein verstörendes Gefühl, dass hier etwas gewaltig ins Rutschen geraten ist. Während der Angriff auf Israel auf Berlins Straßen erneut gefeiert wurde, sind noch immer etwa 100 Geiseln in der Gewalt der Hamas im Gaza-Streifen. Am Montag jährt sich der Angriff der Hamas auf Israel zum ersten Mal.
Irans Revolutionsgarden hatten gestern Abend Dutzende Raketen auf Israel abgefeuert. Der Angriff dauerte rund eine Stunde. Alle aktuellen Entwicklungen in der Region können Sie in unserem Newsblog verfolgen.
Auch an Berlins Schulen ist die Lage seit dem 7. Oktober 2023 nicht einfacher geworden. Der Bedarf an Aufklärung und Vermittlungsarbeit ist groß. Doch über die Frage „Wie“ und vor allem „Wer“ gibt es seit längerem Streit. Umso bemerkenswerter ist, wer gestern im Festsaal des Roten Rathauses mit dem Verdienstorden des Landes Berlin geehrt wurde. Den bekommen Berlinerinnen und Berliner, die sich „in herausragender Art und Weise um unsere Stadt verdient gemacht haben“ (Zitat Kai Wegner, Regiermeister und Ordensverleiher).
Einer der zwölf Ausgezeichneten: Dervis Hizarci. Er ist Vorsitzender der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (Kiga), die Berliner Schulen im Umgang mit Antisemitismus berät. Allein 800 Beratungsgespräche mit Lehrkräften hat die Kiga zwischen dem 7. Oktober und dem Jahresende geführt – die Nachfrage ist riesig. Und dennoch stellte Jugendstaatssekretär Falko Liecke (CDU) kürzlich die Fortsetzung der Förderung für die Kiga in Frage, stoppte die Vergabe eines Projekts zur Prävention von islamischem Antisemitismus an die Kiga und setzte sich dabei über das Votum seiner Fachebene hinweg, Zitat: „Es wird mit mir keine Abonnements auf Fördergelder geben.“ Dem Vernehmen nach spielen auch persönliche Vorbehalte gegen Hizarci eine Rolle. Nach Tagesspiegel-Informationen hat einer der zuständigen Fachreferenten in der Jugendverwaltung bereits gekündigt.
Und Kai Wegner, im Nebenamt bekanntermaßen Chef der Berliner CDU? Dankte dem „leidenschaftlichen Förderer religiöser Toleranz“ gestern herzlich für sein Engagement. Wegner betonte die Bedeutung der Arbeit Hizarcis für die Förderung des jüdisch-muslimischen Dialogs. Eine Arbeit, die seit dem 7. Oktober 2023 schwieriger und wichtiger geworden sei. Gilt womöglich auch für die Arbeit innerhalb der CDU.
Auf der Liste der Gäste Hizarcis stand übrigens auch ein BND-Chef Bruno Kahl, der mit großer Eskorte anreiste und im Festsaal platznahm.
Ebenfalls mit dem Verdinestorden ausgezeichnet (und völlig unumstritten) ist übrigens Mandy Mangler, Chefärztin am Vivantes Klinikum und Tagesspiegel-Podcasterin (neueste Folge des „Gyncast“ hier), „für ihr Engagement für die Enttabuisierung weiblicher Gesundheit“. Wir gratulieren herzlich!
Kommen wir zu den erbaulichen Nachrichten: „Ich habe Freitagabend online meine neue Wohnung angemeldet“, schrieb ein Tagesspiegel-Kollege am Wochenende euphorisch ans Team Checkpoint. „Ich wiederhole: Wohnungsanmeldung. Online. In Berlin.“ Eine Nachricht wie aus einer anderen, vielversprechenden Zukunft – wäre da nicht dieser eine Satz gewesen: „Jetzt warte ich auf die Bestätigung.“
Tja, der Teufel steckt wie immer im Berliner Detail. „Soeben wollte ich den Vorgang abschließen“, schrieb der Kollege am Montagabend. „Denn ich habe mittags per Mail bestätigt bekommen, dass die Meldebehörde alle Angaben erfolgreich geprüft habe.“ „Schließen Sie nun Ihre Wohnsitzanmeldung bis zum 30.10.2024 digital ab“, heißt es in der Mail. Mit dem größten Vergnügen. Doch dann: „Fehler bei Ihrer Wohnsitzanmeldung. Leider kann Ihre Anmeldung im elektronischen Verfahren aus technischen Gründen nicht fortgeführt werden. Bitte vereinbaren Sie einen Termin in Ihrer Meldebehörde, um den Vorgang anzuschließen.“
Suche nach einem Bürgeramtstermin… „Leider sind aktuell keine Termine für Ihre Auswahl verfügbar. […] Über 300 Dienstleistungen können bereits online erledigt werden. Vielleicht ist Ihr Anliegen dabei?“ Argh!
Anruf bei der 115, Bürgertelefon. Warteschleife. Nach elf Minuten kommt der Hinweis, zu einem späteren Zeitpunkt noch mal anzurufen. Weitere 16 Minuten später eilt die nächste Eilmeldung und der Kollege verliert die Lust.
Nachfrage bei der Senatskanzlei. Es handele sich um eine Vorabversion der elektronischen Wohnsitzanmeldung. „Von 117 Vorgängen am 30. September wurden 97 erfolgreich zu Ende geführt (82,9 Prozent), weitere fünf Vorgänge sind noch offen.“ 15 Vorgänge seien abgelehnt worden. „Gründe dafür waren fehlerhafte Daten auf der Wohnungsgeberbestätigung oder das vollständige Fehlen der Wohnungsgeberbestätigung.“ Andere Gründe seien bisher nicht bekannt. „Hier empfiehlt es sich eventuell, sich an die Behördennummer 115 zu wenden, die den Antragsprozess unterstützen kann.“
Tuuuuuuuuut……
Kein Wunder also, dass dieser Fehler niemandem aufgefallen ist. „Im Durchschnitt mussten Berlinerinnen und Berliner in Marzahn-Hellersdorf im Juli dieses Jahr 38 Monate auf einen Termin warten“, schrieb meine Kollegin Julia Schmitz gestern im Bezirksnewsletter (hier abonnieren). Eine Sitzung Mathe mit dem Checkpoint hat ergeben: Da stimmt etwas nicht. Es fühlt sich zwar an wie eine Ewigkeit, aber ganz so schlimm ist es dann doch nicht: Im Durchschnitt warten Marzahn-Hellersdorfer nicht mehr als drei Jahre, sondern „nur“ 38 Tage auf einen Termin. Oder wie wir Berlinerinnen sagen: 2 x 14 +10 = zu lange.
Apropos Bürgeramt: Gestern hatten wir hier über die fehlenden Telefone für die drei neuen Mitarbeiter in Marzahn-Hellersdorf berichtet (der Senat nennt das „neuer Bürgeramtsstandort“). Da kommt diese Nachricht doch gerade noch rechtzeitig: Der Zoll versteigert aktuell 359 Tischtelefone, die seien „teils neuwertig, teils gebraucht“. Einziger Haken: Interessierte können entweder 53, 191 oder 115 Telefone ersteigern. Dass die 115 gleichzeitig die Nummer des Bürgertelefons ist, kann kein Zufall sein! Falls Sie trotzdem zuschlagen wollen: Die Auktion läuft noch bis zum 8. Oktober, 6 Uhr.
Und jetzt sind Sie dran: Glauben Sie noch an das 14-Tage-Ziel für Berlins Bürgerämter? Stimmen Sie ab!

Die Rechnung kommt nach der EM, und die macht Berlin zum großen Sieger: 1,017 Milliarden Euro Stadtrendite soll die Fußball-Europameisterschaft im Sommer eingebracht haben. Das geht aus einer Analyse der Firma Nielsen hervor, die solche Erhebungen gern macht, allerdings zwei Probleme mitbringt. Erstens ist sie direkt vom Veranstalter des Turniers beauftragt worden, der Euro 2024 GmbH. Zweitens sind ihre Berechnungsmethoden umstritten. Selbst die Innenverwaltung gibt im Bericht an den Hauptausschuss zu, das Modell sei „methodisch ungeeignet […] volkswirtschaftliche oder gar fiskalische Effekte von Sportveranstaltungen für das Land Berlin zu ermitteln“. Oder anders gesagt: Glauben Sie keiner Statistik, die Sie nicht selbst gefälscht haben.
Wie steht’s eigentlich um die Friedrichstraße? Das berühmteste Verkehrslabor Deutschlands hat bekanntlich Wahlen entschieden und auch sonst viel Wahnsinn verbreitet. Neueste Umdrehung: Nachts soll (Senatsplänen zufolge) auch hier bald Tempo 30 gelten. Dabei ist die Straße mehr als tot, wie aus der Antwort der Verkehrsverwaltung auf eine Anfrage der Grünen hervorgeht: Demnach haben in den vergangenen zwölf Monaten „87 Unternehmen mit Betriebsstätte in der Friedrichstraße ihr Gewerbe abgemeldet“. „Ob dadurch in größerem Umfang Leerstand entstanden ist, ist aus den Daten der Gewerbedatenbank aber nicht erkennbar.“ Müssen Sie folglich selbst mal hinschauen (falls Sie da mal vorbeischauen). Allerdings sind im Jahr 2024 auch 30 Einzelhandelsbetriebe neu angemeldet worden, „ so dass eine leicht positive Entwicklung zu beobachten ist“.
Hm, ist denn zur positiven Entwicklung zum Beispiel die Nutzung der ehemaligen Galeries Lafayette (die kürzlich „Au revoir“ gesagt haben) als Standort für die Zentrale Landesbibliothek beabsichtigt? Antwort: „Eine Entscheidung zur möglichen Nutzung des Gebäudes der Galeries Lafayette wird voraussichtlich bis Ende des Jahres 2024 getroffen.“ Bitte gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen.
„T-Shirts statt Polos“ lautet eine Petition, die ein vermeintlicher Mitarbeiter des Malteser-Hilfsdienstes bei der Online-Plattform openpetition.de eingestellt hat. Forderung: „Wir wollen in Zukunft T-Shirts tragen anstatt Poloshirts in der Notfallrettung“, denn „T-Shirts sind atmungsaktiver. Dünnerer Stoff ist vor allem im Sommer angenehmer. Ein Kragen ist nicht nur schnell unansehnlich […] Im Winter engt der Kragen ein, beim Tragen unter dem Pulli.“ Bisher ist die Petition allerdings eine eher kratzige Angelegenheit: Von den nötigen 11.000 Stimmen sind erst 17 eingesammelt.
„Erstaunlich was sich so alles im Netz finden lässt“, kommentiert Malteser-Sprecherin Charlotte Rybak. „Uns ist weder dieses Ansinnen noch die Petition noch die Person auf dem Foto bekannt.“ Man habe eine bundesweit einheitliche Dienstbekleidungsordnung. „Über unser Fehler- und Risikomanagement kann jeder Mitarbeiter Probleme oder Vorschläge zur Dienstbekleidung melden, die geprüft und ggf. auch berücksichtig werden.“
Aber wo wir gerade bei den Maltesern sind, weist Sprecherin Rybak auf eine positive Nachricht hin: „Fünf junge Frauen und Männer haben am 1. Oktober ihre Notfallsanitäter/in-Ausbildung bei den Berliner Maltesern begonnen.“ Wir wünschen den Retter/innen von morgen gutes Gelingen – und bedanken uns schon mal für den Einsatz.
Und noch ein paar Leseempfehlungen:
+ „Schmierereien, Fäkalien, Buttersäure“: Berliner Technoclub About Blank wehrt sich gegen Angriffe aus Pro-Palästina-Szene
+ Bewerbervideo im Gangsterstyle: Achtung, Achtung, hier rappt die Brandenburger Polizei!
+ Verliert der Westen durch Israels Krieg an Glaubwürdigkeit? „Der globale Süden ist selbstvoll von Doppelstandards“ Ein Interview mit Thomas Kleine-Brockhoff, dem neuen Direktor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.
Berliner Schnuppen

Telegramm
Die Vision Zero auf Berlins Straßen ist mehr Utopie als Vision, die Realität sieht so aus: 40 Menschen kamen in diesem Jahr bereits ums Leben. Eine 56-Jährige verstarb nun, nachdem sie in der Schwarnweberstraße in Reinickendorf von einem 20-Jährigen angefahren wurde. Zeugen berichten von „Rennaktivitäten“ zweier Autos, laut BZ saß der 20-Jährige in einem BMW 850i, ein Wagen mit 530 PS, der in vier Sekunden von 0 auf 100 beschleunigt.
Nur Blechschäden gab es zum Glück bei einem anderen Rennen: Laut Zeugen hat in der Nacht zu Dienstag ein 21-Jähriger in Baumschulenweg an einem Rennen teilgenommen, teilte die Polizei mit. „Beim Versuch, die Autobahn zu verlassen, prallte er mit seinem Audi gegen das Geländer einer Brücke. Teile dieser fielen auf die Fahrbahn und beschädigten weitere Autos.“
Aber zum Glück geht die Verkehrsverwaltung nun mit Kuscheltieren gegen diesen tödlichen Wahnsinn vor.
In Paris kostet das Parken eines Besucher-SUVs im Zentrum jetzt 18 Euro, sechs Stunden kosten 225 Euro. Falls noch jemand Ideen fürs Berliner Haushaltsloch sucht. Oder echte Visionen für den Verkehr.
Mit Verspätung: Das für gestern angesetzte Pressegespräch der Grünen-Fraktion „Wege aus der BVG-Krise“ wurde verschoben. Warten sind wir bei dem Thema ja inzwischen gewohnt. Wir wünschen gute Genesung (auch der BVG).
Wie andere Städte mit den Problemen im öffentlichen Nahverkehr umgehen, hat mein Kollege Paul Meerkamp fürs Tagesspiegel-Fachbriefing Background hier aufgeschrieben. Fazit: Berlin ist gar nicht so schlecht, wie sein Ruf.
Apropos Verspätung. Wenn Sie das Gefühl haben, dass die Welt gerade aus den Fugen gerät: Stimmt! Der BER benennt Start- und Landebahnen um und begründet das mit nichts weniger als der Verschiebung des Nordpols. Kein Witz: Laut BER sind alle Start- und Landebahnen im internationalen Luftverkehr an der Kompassrose ausgerichtet. Die genauen Gradzahlen ergäben sich aus dem Winkel der jeweiligen Bahn im Verhältnis zum geomagnetischen Nordpol, heißt es. Wird die Abweichung aufgrund der Bewegung des Magnetfelds zu groß, müssen die Namen geändert werden. Ergebnis: Ab Donnerstag wird die Nordbahn 25R/07L zur 24R/06L und die Südbahn 07R/25L wird zur 06R/24L. Was das für Sie heißt? Fragen Sie doch mal im Bürgeramt.
Immer Ärger mit Uber & Co: Recherchen des rbb zufolge sind mindestens zehn der großen Berliner Mietwagenfirmen, die im Auftrag von Bolt, Uber & Co Fahrgäste befördern, trotz gesetzlicher Vorgaben nicht an ihrem gemeldeten Betriebssitz auffindbar. Es geht um knapp 450 Fahrzeuge (insgesamt sind im Mietwagenbereich 3741 Fahrzeuge zugelassen). Der SPD-Politiker Tino Schopf spricht von einer Masche, um Kosten zu sparen. Er nennt das: Organisierte Kriminalität.
Tierisch was los in Tempelhof-Schöneberg. Da hockt ein Waschbär vorm Küchenfenster einer Kirchengemeinde (Zitat: „Ja, er ist süß, aber er raubt uns momentan den letzten Nerv“), die Pinguine spielen sich von der Bar in die Herzen…Diese und andere Kiezgeschichten gibt’s im aktuellen Newsletter meiner Kollegin Sigrid Kneist, den Sie (wie alle anderen Bezirke) hier abonnieren können.
Das Land Berlin ist wieder im Besitz des SEZ. „Heute wurde durch Gerichtsvollzieher im Wege der Zwangsvollstreckung die Übergabe des Grundstücks an den Liegenschaftsfonds Berlin herbeigeführt“, teilte die Finanzverwaltung dem CP mit. „Nach der erfolgreichen heutigen Inbesitznahme hat die BIM das Gebäude gegen einen unbefugten Zutritt Dritter abgesichert. […] So wenig Leerstand wie möglich soll Vandalismus und Lost-Places-Tourismus im Objekt verhindern.“ Nun sollen hier 500 Wohnungen und eine Schule entstehen. „Kann der Senat schneller bauen“, fragt mein Kollege Robert Kiesel. „Der Fall SEZ wird es zeigen.“
Nostalgikern, die das alte DDR-Erholungszentrum erhalten möchten, rief Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler gestern übrigens noch folgendes hinterher: „Mir ist bisher nicht bekannt, dass der Bedarf an Spaßbädern gestiegen ist und der Bedarf an Wohnungen zurückgegangen.“
Dass man in Berliner Clubs dann und wann eine geklebt bekommt, ist keine Neuigkeit. Der Trend, am Eingang die Handykameras abzukleben hat es jetzt bis in die „New York Times“ geschafft. Demnach gibt es diese Verdunkelungstaktik ebenfalls in London und auf Ibiza, Ziel: eine „Alles-geht-Atomsphäre“ schaffen. Vorbild (mal wieder): Berlin. Alles geht, nichts muss.
Zitat
„Nachdem wir die Urteilsbegründung gelesen haben, sehen wir in der nächsten Instanz gute Chancen.“
Das Landesarbeitsgericht hatte den Kita-Streik am Freitag verboten, die nun vorliegende Urteilsbegründung stimmt Verdi-Landesbezirksleiterin Andrea Kühnemann optimistisch. Die Gewerkschaft will Berufung einlegen. Diese Woche bleibt dennoch streikfrei.
Stadtleben
Verlosung – Von oben auf die Stadt gucken – und sich freuen, dass keine Mauer im Blick ist. Wer den 3. Oktober so zelebrieren möchte, kann das zum Beispiel auf dem Teufelsberg. Wir verlosen 2x2 Karten für den Einheitstag! Dort oben gibt es viele tolle Graffiti und ab morgen die neue Ausstellung „Declassified“, die die Geschichte des Trümmerbergs erzählt. Öffnungszeiten: 11-19 Uhr (letzter Einlass 18 Uhr). Reguläre Karten 10/8 Euro, Teufelsseechaussee 10, S-Bhf Heerstraße
Essen & Trinken – Seine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt, doch jetzt kann Jonas Merold sein Restaurant „Merold“ in Neukölln endlich wieder öffnen. Wegen Einsturzgefahr und schleppender Sanierung war er 16 Monate auf unfreiwilliger Wanderschaft. In dieser Zeit half ihm nicht nur seine an Tim Raue geschärfte Willensstärke. Wer einmal Merolds Bratwurst aß, vergisst diese sagenhafte Intensität aus Weiderind, Sauerkraut und Kümmel nicht wieder. Natürlich steht seine kulinarische Lebensversicherung wieder auf der Karte; erstmals widmet sich der überzeugte Regionalkoch mit einer Pâté en croûte der klassischen französischen Küche, während er Rinderbacke mit Kürbis, Brandenburger Habanero und Jus anrichtet. Der Herbst kann kommen! Mi-Sa 19-23 Uhr (Küche bis 21.30 Uhr), Pannierstraße 24, U-Bhf Schönleinstraße
Noch hingehen – In den 1980er und -90er Jahren wurde die Malerin Galli (*1944) viel ausgestellt, gerne in der Schublade der „Neuen Wilden“. Davon distanziert sie sich. Ebenso davon, dass ihre Körperbilder vor allem durch ihre Kleinwüchsigkeit geprägt wären. „Zu kurz gegriffen, (...). Der Körper als Schlachtfeld, das betrifft jeden“, sagt sie. Ein Schlachtfeld, das von Ungeheuern bevölkert ist, die aus tierischen, menschlichen oder mythologischen Wesen zusammengewachsen zu sein scheinen. „Seht zu, wie ihr zurechtkommt“, lautet die lapidare Aufforderung und der Ausstellungstitel der Künstlerin. Noch bis Montag im Palais Populaire, Mi-Mo 11-18 Uhr, Do 11-21 Uhr, 5/3 Euro, Unter den Linden 5, U-Bhf Unter den Linden
Berlinbesuch – Der Tag der Clubkultur in Berlin feiert alles, was die Berliner Clubszene so einzigartig macht. In der großen Stadt wird, klar, nicht nur ein Tag, sondern gleich eine Festivalwoche (2. bis 10.10.) gestemmt. Es geht darum, Clubs als kreative und kulturelle Hotspots zu würdigen, in denen Menschen zusammenkommen, feiern und sich austauschen. Gleichzeitig wollen die Veranstaltenden auf die Gefährdung dieser Orte hinweisen. Neben Partys gibt es Konzerte, Lesungen, Diskussionen, Workshops ... etwa den Talk zum Auftakt: „Dive into Afrofuturism“, mit anschließendem Workshop (morgen, ab 16 Uhr im Maaya). Kostenlos, Revaler Straße 99, S-Bhf Warschauer Straße
Grübelstoff – Sind Sie ein:e Wende-Gewinner:in? Also, so ganz privat: Welche Freundschaft oder Liebe verdanken Sie dem Mauerfall?
Kiekste

Einen Tag vor dem Tag der Deutschen Einheit kann man das schon mal als Losung herausgeben. Gesehen und fotografiert von Leserin Sabine Loos im Cheruskerpark am Gasometer Schöneberg. Vielen Dank! Weitere Bilder gern an checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.
>Berlin heute
Verkehr – Müggelheimer Straße (Köpenick): Von 9 bis 14 Uhr ist zwischen Kietzer Straße und Schloßplatz die Fahrbahn auf einen Fahrstreifen verengt.
Berliner Straße (Pankow): Die Straße ist bis 11. Oktober in beiden Richtungen zwischen Breite Straße und Schulstraße für den Kfz-Verkehr gesperrt.
Greifswalder Straße (Prenzlauer Berg): Bis Ende November ist die Fahrbahn stadtauswärts in Höhe Hufelandstraße auf einen Fahrstreifen verengt. Die Anbindung der Hufelandstraße ist gesperrt und das Linksabbiegen in die Marienburger Straße ist nicht möglich.
Demonstration – Für heute sind 21 Demos angemeldet (Stand 1.10., 14 Uhr), u.a. „Gesangsprobe bezüglich der 50% Kürzungen der Freien Szene“: 20 Menschen, Meckerchor, Willy-Brandt-Straße 1 (9-10 Uhr)
„Tarifrunde Geld- und Wertdienste“: 150 Demonstrierende, Verdi, Reichstagufer, Unter den Linden, Platz gegenüber dem Berliner Rathaus (9-12 Uhr)
„Internationaler Tag der Gewaltlosigkeit“: 20 Menschen, Frankfurter Allee 231 (11-23 Uhr)
„Solidarität mit Palästina (...)“: 200 Teilnehmende, Rathausstraße 15 (14-17 Uhr)
„Respect Cyclists – Die Fahrraddemo für sichere Radwege“: 100 Protestierende, Respect Cyclists, Gleimstraße/Schwedter Straße, Kottbusser Tor, Unter den Linden, Mauerpark (17.30-21 Uhr)
Donnerstag – Angemeldet sind 29 Demos, u.a. „kein frieden mit schwurbel #ausgeschwurbelt #Gegen-Querfront“: zehn Teilnehmende, Antiverschwurbelte Aktion, Budapester Straße 67 (11.30-14 Uhr)
„Keine Einheit mit Nazis“: 500 Protestierende, Geradedenken e.V., Alexanderplatz, Schlossplatz, Pariser Platz (12-19 Uhr)
„Für GERECHTEN UND NACHHALTIGEN FRIEDEN, für maximale Unterstützung der Ukraine bei ihrer Selbstverteidigung – ohne faule Kompromisse mit dem terroristischen Aggressor-Regime. (...)“: 50 Menschen, Demokrati-Ja, Pariser Platz (14-16 Uhr)
„20 years of Border violence – Abolish Frontex now!“: 300 Protestierende, Potsdamer Platz, Rudi-Dutschke-Straße/Lindenstraße, Oranienplatz (14-18 Uhr)
„Gegen Militarisierung und Kriegstüchtigkeit“: 25.000 Teilnehmende, Initiative Nie wieder Krieg, Sternmarsch bis Großer Stern, ab Rathenower Straße/Alt-Moabit (Nordroute), Gleisdreieckpark/Schöneberger Ufer (Südroute) und Breitscheidplatz (Westroute) (12.30-17 Uhr)
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – „Lieber Jörg, wir wünschen dir weiterhin viel Schwung im Leben. Alles Gute zum 70. von Schwesterherz Bine und Claus“ / „Siegrun Krüger hat Geburtstag. Sie wird 82 und ich gratuliere ganz herzlich!“ / „Alles Liebe zum Geburtstag, mein allerliebster Lieblingsmann auf der ganzen weiten Welt! Scheinbar enden die schlechten Zeiten nie, aber mit Dir sind sie erträglicher! Ich liebe Dich, Deine C.“ / „Lieber Lu, herzlichen Glückwunsch zu Deinem Geburtstag. Ich freue mich auf heute und auf das, was da bald kommt … Dein Ro“ / Jan-Marco Luczak (49), Politiker (CDU), MdB / „Luisa wird heute 18. Einen harmonischen Start in die Volljährigkeit mit entsprechender Unterstützung wünschen Margot und Opa.“ / Boris Lum (17), Fußballprofi, spielt für Hertha BSC / Helga Schütz (87), Schriftstellerin und Drehbuchautorin („Ursula“, „Wenn du groß bist, lieber Adam“), lehrte lange an der Filmuniversität Potsdam
Nachträglich: „Liebe Alexandra, wir senden dir, leider verspätet, die herzlichsten Glückwünsche zum Geburtstag und wünschen dir alles, alles Gute. Möge die Leiter des Erfolges für dich (EUCH) nicht enden. Viele liebe Grüße O&O“
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Dr. Wolfgang Beck, * 16. September 1947, verstorben am 21. September 2024 / Prof. Rolf Kuhnert, * 4. März 1932, verstorben am 16. September 2024 / Hans J. Reich, * 18. Mai 1936, verstorben am 21. September 2024 / Heribert von Reiche, * 14. Februar 1957, verstorben am 18. September 2024 / Angela Sommerlatte, * 27. Januar 1949, verstorben am 15. August 2024
Stolperstein – Eva Rita Berger kam am 29. März 1923 in Leipzig zur Welt und zog als Kleinkind mit ihrer Familie nach Berlin. Vermutlich verließ die Familie, zu der noch eine ältere Schwester gehörte, 1939 Berlin und flüchtete nach Belgien. Unter welchen Bedingungen sie dort lebten, ist nicht bekannt. Belegt ist lediglich, dass die Familie in dem belgischen SS-Sammellager Mechelen (frz. Malines) festgehalten und am 4. April 1944 nach Auschwitz deportiert wurde. Am 2. Oktober 1944 wurde Eva ermordet. Nur ihre Schwester Etta überlebte das Lager. An Eva Berger erinnert ein Stolperstein in der Nollendorfstraße 19 in Schöneberg.
Wer in Berlin über die Gedenktafeln stolpert und mehr wissen will: Mit einem Klick gelangt man über die App „Stolpersteine – Die Schicksale“ zu den Biografien der Verfolgten.
Encore
Zum Tag der Deutschen Einheit haben wir Sie hier gestern gefragt:
Hat Deutschland die Einheit weitgehend geschafft?
Die Stimmung ist einigermaßen eindeutig: Nur 29 Prozent sagten „Ja“; 65 Prozent glauben „Nein“. Fazit: Es gibt noch viel zu tun.
Wir feiern morgen erst einmal den Tag der Deutschen Einheit, den die Deutschen mit ihrem Hang zur Tristesse als eine Art Selbstgeißelung in den Oktober gelegt haben. Und wenn Ihnen das Wetter morgen nicht gefällt: Warten Sie mal den 9. November ab…
Gar nicht trist war die Recherche von Alexander Fröhlich, Robert Kiesel und Christoph Papenhausen (Herzlich willkommen!). Antje Scherer hat das Stadtleben serviert und Lea-Marie Henn im Frühdienst alles ordentlich sortiert. Am Freitag weckt Sie hier Stefan Jacobs zum Brückentag.
Bis nächste Woche!
