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Was passierte mit den 200.000 verschwundenen Mundschutzmasken für die Berliner Polizei?Nur ein Bruchteil der Verwaltung ist arbeitsfähigBlumenerde ist das neue Klopapier

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mit einer bewegenden Ansprache hat sich Queen Elizabeth gestern Abend an die Briten gewandt, aber ihre Worte galten der ganzen Welt: Sie erinnerte an die Zeit des Zweiten Weltkriegs, als ebenfalls Menschen voneinander getrennt werden mussten. „Doch damals wie heute wissen wir tief in unserem Inneren, dass es das Richtige ist.“ Und weiter:

Diesmal schließen sich alle Nationen zusammen für eine gemeinsame Bemühung, nutzen die großen Vorteile der Wissenschaft und unseren instinktiven Willen zu helfen. Wir werden erfolgreich sein, und dieser Erfolg wird uns allen gehören.“

Es war erst die vierte derartige Ansprache der Queen in den 68 Jahren ihrer Amtszeit. Sie hielt sie am Abend eines Tages, an dem alleine in Großbritannien 708 an Covid-19 erkrankte Menschen starben. „Wir bekämpfen diese Krankheit gemeinsam. Wenn wir vereint und entschlossen bleiben, werden wir sie überwinden.“ Die Queen beendete ihre Ansprache mit hoffnungsvollen Worten: „We will be with our friends again; we will be with our families again; we will meet again.“ Wir werden uns wiedersehen.

Hier das BBC-Original der Rede (4:31).

Die aktuellen Zahlen aus Berlin: Gemeldete Fälle 3687, Genesene (nicht meldepflichtig) 1938, Gestorbene 26. Infizierte bundesweit: 100.132, Genesene 28.700, Gestorbene 1.584.

Berlin hat die Schönwetter-Bewährungsprobe weitgehend bestanden – die Parks und Ausflugsziele an den innerstädtischen Seen waren gestern zwar voll, und auch der Open-Air-Bierausschank lief, aber die Abstandsregeln wurde überwiegend eingehalten. Und auf dem Müggelsee zog ein wunderschöner Holzsegler einsam seine Bahnen. Luft schnappen ist eben auch ein triftiger Grund, mal das Haus zu verlassen. Angesichts der Masse an Menschen, die es nach draußen drängt, ist eins allerdings klar: Das alles einigermaßen sicher zu kontrollieren, ist nahezu unmöglich. Hoffentlich geht das gut.

Eigentlich gilt ja: Ein Verstoß gegen das Zuhause-bleiben-Gebot kostet zwischen 10 und 100 Euro. Beim Checkpoint landen dazu viele Fragen, eine konnten wir gestern am späten Abend noch klären. Eine Leserin war sich nicht sicher: Darf sie mit der U-Bahn zu ihren Enkeln fahren, dort vor der Wohnung Ostergeschenke ablegen, klingeln und von zwei Meter Abstand aus kurz mit der Familie reden?

Martin Pallgen, Sprecher von Innensenator Andreas Geisel, verwies gestern Abend auf den Wortlaut von Paragraf 14 der Rechtsverordnung. Demnach muss das Vorliegen von Gründen zum Verlassen der Wohnung glaubhaft gemacht werden. In Absatz 3 werden Gründe genannt, hierzu heißt es aber „insbesondere“. Das bedeutet, dass es durchaus auch weitere Gründe geben kann, die nicht eindeutig zu regeln sind. Im Vordergrund steht der persönliche Schutz und der Schutz der Mitmenschen. Soweit die Erklärung. Also: Wenn die Abstandsregeln eingehalten werden, spricht nichts dagegen, den Enkeln Geschenke vor die Tür zu legen.

Innensenator Andreas Geisel und sein Sprecher Martin Pallgen hatten es am Wochenende aber vor allem mit einem ganz anderen Problem zu tun: Wie konnten 200.000 Mundschutzmasken aus einer geplanten und laut Innenverwaltung auch bezahlten 400.000er-Lieferung an die Berliner Polizei verschwinden?

Von einem „Akt moderner Piraterie“ sprach Geisel am Freitag – die Masken seien in Bangkok „konfisziert“ und in die USA verschafft worden (CP vom 4.4.). Der Regierende Bürgermeister machte sogar Trump persönlich dafür verantwortlich – per Twitter ließ er zum Fall verkünden:

Das Handeln des US-Präsidenten ist alles andere als solidarisch und verantwortungsvoll. Es ist unmenschlich und inakzeptabel.“

Doch am Sonnabend rutschte Michael Müller dann auf dem von ihm wagemutig betretenen diplomatischen Parkett aus – ein „Spiegel“-Interview ließ der Regierende online gleich zweimal korrigieren: In der ersten Fassung hieß es, die Masken seien von der Polizei „bei einem US-amerikanischen Händler bestellt“ worden. Das wurde geändert, in einer Anmerkung der Redaktion dazu heißt es: „Tatsächlich handele es sich um einen deutschen Hersteller, sagte Müller am Samstag.“ Doch auch diese Feststellung wurde konfisziert – hier die nächste Anmerkung des „Spiegels“: „Im Verlauf des Samstagnachmittag teilte eine Senatssprecherin mit, dass die Masken von der Berliner Polizei bei einem deutschen Händler bestellt wurden – nicht bei einem deutschen Hersteller.“

Alles klar? Offenbar nicht, denn erst nach dem ganzen lautstarken Gerassel kündigte der Senat an, die Details klären zu wollen: Es lägen noch keine Informationen vor, was genau in Bangkok passiert sei.

Auch ein angebliches Dementi aus Washington löst das Rätsel nicht. „T-Online“ meldete zwar, „das Weiße Haus“ weise die Vorwürfe „auf Anfrage“ zurück, und tatsächlich zitiert das Portal einen ungenannten „hohen Regierungsbeamten“ mit den Worten, es handle sich um Desinformation, die Vorwürfe seien „komplett falsch“. Doch sagt der Anonymos auch: Die USA produzierten selbst große Mengen an medizinischem Material im Land, und komme es zum Ankauf von Materialien aus anderen Staaten, beschreite man die „angemessenen Kanäle“. Da klingt Geisels Vorwurf dann schon gar nicht mehr so absurd. Die Firma, deren Masken die Berliner Polizei haben wollte, ist übrigens tatsächlich eine amerikanische. Vielleicht ist die Polizei aber auch einfach nur auf einen gewieften Händler reingefallen.

Die internationalen Preise für Masken sinken zwar gerade wieder, aber dass hier viele das Geschäft ihres Lebens wittern, ist offensichtlich. Und das Geschäft ist voller Gerüchte – eins davon: In der Gesundheitsverwaltung liege seit zwei Wochen das Angebot eines chinesischen Unternehmers vor, zu einem „vernünftigen“ Preis. Der Mann soll in Berlin gelebt haben, seine Telefonnummer sei bekannt, eine Antwort aber habe er bisher nicht bekommen. Vielleicht blockiert ja Trump die Leitung. Vielleicht muss da die Queen mal ran (siehe oben).

Die Bundeswehr (1. Wachbataillon) hat übrigens nach eigenen Angaben am Flughafen Leipzig/Halle eine Großlieferung mit zwei Millionen Schutzmasken per Hand verladen – das Ziel: Berlin.

Wir sind technisch kurz hinter der Karteikarte“, sagt Stadträtin Sabine Weißler aus Mitte – die ungenügende digitale Entwicklung Berlins mache sich jetzt „schmerzhaft bemerkbar“. In Zahlen ausgedrückt: Von den 100.000 Angehörigen der Verwaltung können zeitgleich maximal 2500 über einen VPN-Tunnel sicher von zuhause aus arbeiten, weitere 1500 über Bootsticks. In Prozent ausgedrückt: Nur 4% der Verwaltungsangestellten sind im Homeoffice voll arbeitsfähig (Q: IT-Staatssekretärin Sabine Smentek auf Anfrage von FDP-MdA Bernd Schlömer). Dazu nochmal Sabine Weißler: „Furchtbar niederschmetternd“.

Die Folgen (u.a.): Ein Mitarbeiter der Straßenverkehrsbehörde verschickte an Antragsteller automatische Mailantworten mit dem Hinweis, dass ihre Anträge nicht bearbeitet werden. Es folgte die Bitte, „den Antrag ab dem 20.4. erneut einzureichen, da Anträge bis einschließlich 19.4. ungelesen vernichtet/gelöscht werden.“ Stadträtin Weißler bittet für den Ton um Entschuldigung, die Antwort sei „unsäglich“. Aber zu erkennen ist da auch Verzweiflung – ein wenig menschliches Verständnis ist ja angesichts der extremen Umstände vielleicht auch bei den Antragstellern vorhanden.

Ach ja, und falls Sie doch Verwaltungspost bekommen, z.B. vom LA für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten: Schauen Sie gut auf den Stempel, die Nummer 417 ist gerade „in Verlust geraten“ und für ungültig erklärt worden (Q: Amtsblatt) – mal sehen, wo das Ding wieder auftaucht.

New York gehört zu den am schlimmsten von Corona betroffenen Städten. Unser Kollege Klaus Brinkbäumer sitzt mittendrin, seinen Report finden Sie hier. Und für die „New York Times“ schaut sich Korrespondentin Melissa Eddy das Hilfspaket des Senats für Soloselbstständige und Kleinstunternehmer an und stellt fest: „‘Stress-Free’: Coronavirus Aid Flows Quickly to Berlin’s Self-Employed“.

Ganz so stressfrei lief’s zwar nicht, aber es lief schnell – für diejenigen, die selbst schnell waren. Darunter waren auch einige, die keine Hilfe nötig haben (z.B. ein Bundesbediensteter, der für sein Hobby jetzt ein paar tausend Euro zusätzlich auf seinem Konto hat), andere (Unternehmen mit mehr als zehn Angestellten) bangen weiter. Der Senat will diese Woche u.a. mit dem Berliner DGB-Vorsitzenden Christian Hoßbach, DIW-Chef Marcel Fratzscher und IHK-Präsidentin Beatrice Kramm beraten, wie es weitergeht.

Ein bedingungsloses Grundeinkommen fordern bereits 440.000 Menschen, die sich einer Petition der Berliner Designerin Tonia Merz angeschlossen haben (gestartet am 13.3.) – die Idee: In der Corona-Krise sollen zunächst ein halbes Jahr lang alle, egal ob Neugeborenes oder Rentner, Unternehmerin oder Angestellter, zwischen 800 und 1200 Euro bekommen, und zwar jeden Monat. Das Ziel: Existenzen sichern und die Kaufkraft erhalten. Die Kosten: 500 Milliarden Euro. Meine Kollegin Ronja Ringelstein hat sich das genauer angeschaut, das Ergebnis ihrer Recherche steht heute im Tagesspiegel. Und einen Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff dazu finden Sie hier.

Und jetzt ist Ihre Meinung gefragt – ich bin gespannt auf das Ergebnis:

Umfrage zum Bedingungslosen Grundeinkommen

Berliner Schnuppen

von Naomi Fearn

Die <strong>Berliner Schnuppen</strong> in voller Länge gibt's täglich mit dem <strong>Checkpoint-Abo</strong> – <a href="https://checkpoint.tagesspiegel.de/"><strong>hier</strong></a> geht's zur Anmeldung.

Telegramm

Was nach der Krise kommt: ein Run auf Friseure. Termine dürften dann dort genauso knapp werden wie heute im Supermarkt das Klopapier.

Apopos Klopapier: Falls Sie in Ihrem Laden schon länger keins mehr bekommen haben – hier können Sie mal schauen, wie es am Samstagabend in einem Kreuzberger Supermarkt aussah (bloß kein Neid, bitte!).

Und noch etwas zum Thema:

Blumenerde ist das neue Klopapier“, sagte der Mitarbeiter eines Berliner Gartencenters angesichts vieler Kunden, die säckeweise von dem Zeug herausschleppten, zu unserem Reporter Andreas Austilat – hier seine (kurze) Geschichte.

Ein Verein mit dem Namen „Hand in Hand“ wirkt in diesen distanzierten Zeiten tatsächlich etwas unpassend – die Auflösung (vom Amtsgericht gerade mitgeteilt) hat aber nichts mit Corona zu tun, und der Vereinszweck ist alles andere als gestrig: Vermittelt wurden Patenschaften für Kinder, und diese Idee wird jetzt in einem Netzwerk weitergetragen. Vielleicht schauen Sie mal rein.

Auf einen Aufzug am U-Bahnhof Neu-Westend warten viele Anwohner (und Hertha-Fans) seit Jahren vergeblich – und jetzt wissen wir auch, warum: wegen „komplexer Abstimmungen in der Ausführungsplanung“ (O-Ton BVG). „Gut vierzig externe Akteure“ sind „involviert“ – immerhin sollen die das Wunder demnächst vollbracht haben, genauer: „Im vierten Quartal 2021“. (Aus dem „Leute“-Newsletter von Cay Dobberke).

Kleine Vorhersage (nicht besonders gewagt): Der Schreibwettbewerb des Auswärtigen Amts für Kinder und Jugendliche (6-19 Jahre) wird dieses Jahr ein besonders voller Erfolg. Das Motto lautet „I have a dream“, und angesichts von geschlossenen Schulen, Kontaktverbot und Corona-Osterferien dürfte da einiges geträumt werden, das sich bis zum 1. Juli auszuschreiben lohnt. Als Medienpartner freuen wir uns auf viele interessante Geschichten – weitere Infos gibt’s hier.

Zum Spitzenspiel der Bundesliga zwischen Borussia Dortmund und Bayern München. Anpfiff war laut DFL-Spielplan am Sonnabend um 18.30 Uhr, wegen Corona wurde das Spiel von der Allianz-Arena in die Checkpoint-Playstation-Konsolen verlegt (CP vom 4.4.). Der Modus entspricht den Lektionen 1 und 4 des Kurses „Mathe mit dem Checkpoint“, Grundlage sind die Resultate, die Sie uns von Ihrem Spiel übermittelt haben (und unsere eigenen). Hier das Ergebnis: Die Bayern feierten mit 3,5 zu 1,25 einen auch in dieser Höhe verdienten Auswärtssieg.

Unsere zwölf „Leute“-Newsletter aus den Bezirken wachsen und wachsen… heute gehen die neuen Ausgaben für Lichtenberg und Treptow-Köpenick raus – hier eine Vorschau (Auszüge):

Lichtenberg: +++ Wohnen verboten: Hausprojekt „Wartenburg“ verliert erneut vor Gericht +++ Zwei Leichen im Rummelsburger See +++ Aus dem Tagebuch des Sicherheitsdienstes an der Rummelsburger Bucht +++ Der Honigprinz spendet Sana-Klinikum 1000 Gläser +++ Trotz Ausgangsbeschränkungen: Bars dürfen Getränke „To Go“ verkaufen +++

Treptow-Köpenick: +++ Amtsarzt empfiehlt Besuchsverbot im Pflegeheim +++ Supermärkte verschärfen Einkaufsregeln +++ Kietzer Sommer abgesagt +++ 12 Millionen Euro Hundesteuer, aber nur eine Hundebadestelle +++ Freiwillige Feuerwehr Adlershof wieder im Dienst +++ Segler müssen Saisonstart verschieben +++

Morgen geht’s weiter mit Spandau und Marzahn-Hellersdorf – hier der Link zur kostenlosen Anmeldung (wöchentliche Erscheinungsweise, einzeln zu bestellen).

Gestern war Halbmarathon… halt, nochmal: Gestern wäre Halbmarathon gewesen, aber heute startet die Aktion „Socialrunning“ – initiiert von Stephan Bischoff, unterstützt von Team Checkpoint. Die Idee: Unter dem Motto „individuell – virtuell – dezentral“ läuft wer will bis zum 16. April eine selbstgewählte Distanz, und mit einem persönlichen Kilometer-Sponsor wird ein Spendenlauf zugunsten verschiedener Corona-Hilfsprojekte daraus (alle Infos dazu hier).

Checkpoint-Abonnenten lesen heute außerdem:

+ Verwaltungsföderalismus: So unterschiedlich sind die Öffnungszeiten von Berlins Bürgerämtern (im Normalbetrieb)

+ Quarantäne-Soundtrack: Welche App zur akustischen Zeitreise einlädt

+ Skype statt Verona: Wo sich Romeo und Julia virtuell begegnen

+ Kurzfilme gegen Langeweile: Welches Filmfestival mit Humor der Isolation trotzt

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BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:

3073

Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.

Zitat

Die Auszahlung der Rente ist gesichert.“

Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung (Q: Interview im Tagesspiegel).

 

Tweet des Tages

Der Tweet des Tages entfällt heute aufgrund des Abstandsgebots. Es besteht die Gefahr einer Infektion, die zu schlechter Laune führt.

Dem Kiez helfen statt twittern

Stadtleben

Corona-Küche muss nicht nur zu Hause stattfinden. Viele Restaurants kämpfen derzeit ums Überleben – und haben weiterhin für Selbstabholer geöffnet. Deshalb gibt’s heute Corona-Takeaway: Unsere Leserin Antja Stantien empfiehlt dafür die Bar El Tinto in der Köpenicker Altstadt. Ein Blick auf die Tapaskarte bestätigt: Bei Muscheln, Datteln und Aioli sollte es sich fürstlich isolieren lassen – von der Crema Catalana ganz zu schweigen. Bestellt wird per Telefon unter der 0176 2180 6777, abgeholt werden darf in der Kirchstraße 1. Mo-Fr 16-21:30, Sa-So 11:30-21:30 Uhr.

Doch lieber Currywurst oder Soulfood von Tim Raue? Eine Übersicht über Berliner To Go-Restaurants finden Sie hier.

Prunk statt Pandemie – Das Ca’Rezzonico strotzt vor Gold, Protz und Malereien. Dank Google Arts & Culture flanieren Besucher auch virtuell durch die glanzvollen Säle des Palasts: Die Spiegel und Fresken des venezianischen Palazzos sind per 360-Grad-Bild zu bestaunen. Gäste klicken sich durch digitale Gemälde und wandeln entlang der marmornen Säulen – bis hoch ins mondäne Dachgeschoss. Checkpoint-Tipp: Der Blick nach draußen: Wer aufmerksam sucht, erspäht die Gondeln des Canale Grande. Nicht genug Pomp? Zum Dogenpalast bitte hier entlang.

Berlins heimliche HeldInnen

Laut Christine Sommer sind Hausmeister*innen „so ein bisschen Mädchen für alles.“ Die Lichtenbergerin ist bereits seit 20 Jahren als Schulhausmeisterin aktiv und arbeitet seit vergangenem Jahr an der Johanna-Eck-Schule in Tempelhof. Dort nimmt sie Waren und Lieferungen an, führt Reparaturen aus und schließt morgens das Schulhaus auf. Momentan gestaltet sich ihre Arbeit jedoch eher wie an Ferieneinsatztagen. „Andererseits ist einem bewusst, dass es keine Ferientage sind, sondern dass die Schüler*innen zu Hause lernen“, sagt Sommer. So gäbe es auch Dinge zu tun, die in den Schulferien nicht anfallen, wie z.B. die Abholschleuse für vergessene Schulbücher zu bewachen – also Schüler*innen in abgeschlossene Bereiche rein- und rauszulassen.“ Laut Sommer reagieren die Kinder je nach Temperament unterschiedlich auf die aktuelle Situation. „Ein Schüler fragte, ob ich in den Schließungswochen arbeite. Als ich das bejahte, tat ich ihm nicht etwa leid, sondern er beneidete mich: ‚Sie haben’s gut, Sie bleiben Hausmeisterin. Ohne Schule bin ich aber doch gar kein Schüler. Was bin ich denn jetzt eigentlich?‘“ Da wusste auch Frau Sommer nicht sofort Rat. „Aber der kleine Philosoph bekam die Antwort von einer schlagfertigen älteren Schülerin: ‚Du bist jetzt Home-Learner!‘“ Auch ihr als Optimistin mache die Situation ein wenig Angst. „Man weiß ja nicht, was uns noch alles blüht, wenn man die Bilder aus Italien sieht. Deshalb bin ich jetzt besonders gerne auf Arbeit. Jedes Stück Routine tut gut und macht Mut.“ (Text: Paul Lufter; Foto: Axel Jürs)

In den kommenden Tagen wollen wir an dieser Stelle Menschen vorstellen, die Berlin aktuell am Laufen halten. Wem wollen Sie danke sagen? Schreiben Sie uns gerne: checkpoint@tagesspiegel.de 

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Berliner Gesellschaft

GeburtstagJennipher Antoni (44), Schauspielerin und Hörspielsprecherin/ Christopher Franke (67), Musiker/ Andreas Huth (61), „Alles Gute!“/ Oliver Korittke (52), Schauspieler/ Thomas Koschwitz (64), Radio- und Fernsehmoderator/ „Hallo Masechaba, alles Liebe & Gute zum heutigen coronafreien Geburtstag wünschen Ch. & H.R.“ / Hartmut Moeller (77), „Familienmensch, moralisches Gewissen und Goethe-Oldie“ / Gerda Patschorke (88), „Mit Glück und Gesundheit wirst du das Virus auch in Berlin-Mitte überstehen!“/ Gisbert Piatkowski (67), Musiker/ Karl-Georg Spanke (71), „Berliner auf Zeit“/ Uljana Wolf (41), Lyrikerin/ „Dem großen Hasen Kussis von der ganzen Rasselbande und HvK“ / nachträglich: Christiane Weisshoff, „Am Fenster heute Morgen, da piepst es ohne Sorgen... Christiane Weißhoff hat Geburtstag, darum der Radau... Alles Gute wünschen die ‚Kretaner‘“ / Günter H. (84), „Von Herzen alles Liebe und Gesundheit wünschen Dir Gabi und Wolfgang und Filou“

Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.

Gestorben Dr. med. Wolfram Beer, *1928, Facharzt für Unfallchirurgie / Felix Dubois, * 01. August 1991 / Ralf Nolting, * 06. August 1968 / Christoph Rueger, * 03. Oktober 1942, Autor und Musikwissenschaftler / Hansi Wallbaum, Musiker der Gruppen „Interzone“ und „Hamburg Blues Band“

StolpersteinSiegfried Katzki (Jhg. 1893) wohnte in der Akazienstraße 3 in Schöneberg. Katzki kam vermutlich um 1920 nach Berlin, nachdem seine Heimatstadt Zempelburg (heute: Sępólno Krajeńskie) infolge des Versailler Vertrags an Polen abgetreten wurde. Im Oktober 1941 wurde er mit einem Sammeltransport in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) verschleppt, wo er sechs Monate später – heute vor 78 Jahren – ermordet wurde.

Encore

Vier Fragen zum Weiterfragen hatten wir Ihnen hier am Sonnabend gestellt. An den Tagen vor der Osterpause veröffentlichen wir hier Auszugsweise einige der vielen Antworten, heute auf die erste Frage: „Mit welchen Gedanken wachen Sie morgens auf?“

Ich bin sehr dankbar, dass ich in diesem Land lebe, wo ich eigentlich nicht um meine Existenz fürchten muss. Das war mir so noch nicht klar.“

Wenn ich aufwache, freue ich mich, dass ich noch gesund bin.“

Mein erster Gedanke morgens gilt der Position des Schiffes, auf der unser Sohn (17) mit etwa dreißig anderen Jugendlichen gerade unterwegs zurück aus seinem Auslandshalbjahr ist. Er segelt auf dem englischen Dreimaster ‚Pelican of London‘, organisiert von „Ocean College – Schule unter Segeln“. Seit der Corona-Krise dürfen sie nun nicht mehr an Land und aus dem Zielhafen Bordeaux wurde jetzt Cuxhaven, wo die Eltern sie voraussichtlich am 12.4. in Empfang nehmen können.“

Morgens wache ich mit der Überlegung auf, welche liegengebliebenen Dinge im Haushalt ich heute endlich erledigen kann, denn im normalen Alltag schaffe ich oft nicht alles.“

Schafft es Europa, die Corona/Flüchtlingsproblematik in den Griff zu bekommen, oder kehren die Nationalstaaten wieder zurück (na dann gute Nacht, Marie).“

Mir geht es so gut und ich bin gesund. Zum Glück denke ich das!“

Was mache ich heute (eine Haupt-Tätigkeit pro Tag).

Ich bete zu Gott.“

Jedenfalls nicht mit dem Gedanken an das Coronavirus.“

Wenn ich früh morgens aufwache... bin ich seit langer Zeit mal wieder entspannt und ganz bei mir. Ich bin im Jetzt, dank der Zeit, die ich habe.“

Dass ich mir Zeit lassen kann. Und dass ich dankbar bin, in dieser reglementierten Zeit im Grünen in einer großen Wohnung mit Garten zu wohnen.“

Geht es unseren Eltern – die nicht in Berlin leben gut – und hoffentlich geht der Tag ohne Hiobsbotschaften für mich, meine Familie und unseren Eltern zu Ende.“

Hoffentlich gibt es bald wieder normale Zeiten.“

Waren meine Frau und ich vorsichtig genug, um die Ansteckung mit dem Coronavirus zu vermeiden? Das morgendliche Fiebermessen wird einen Hinweis geben.“

Wie mag die aktuelle Corona-Statistik aussehen? Hoffentlich sind alle lieben Menschen um mich rum noch gesund. Hoffentlich haben die Vollpfosten (Trump, Johnson & Co) nicht neuen Blödsinn veranstaltet, der wieder Tausende das Leben kostet.“

Wie geht es meiner Nichte und ihrer Tochter, die nicht mehr aus Simbabwe ausfliegen konnten.“

Hoffentlich ist es nicht erst 8 Uhr. Je später, desto besser.“

Ich frage mich, wieviel Anträge auf Kurzarbeit mich heute bei der Arbeit erwarten.“

Morgens wache ich mit dem Gedanken auf, weiter schlafen zu wollen.“

Sind alle gesund? Gibt es jemandem, dem ich heute helfen kann? Wird es gelingen unser Theater über die nächsten drei Monate zu bringen und das Team zu motivieren weiterzumachen?“

Ist es fast pervers, dass ich mich irgendwie glücklich fühle?“

Meistens gehe ich morgens zuerst in die Live-Clownvisiten der ‚Roten Nasen‘ auf Facebook, weil ich für den Verein arbeite, und bin daher gespannt, was mich diesmal erwartet. Vielleicht ist das der erste Gedanke.“

Dankbarkeit, dass meine Liebste und ich gesund sind und – weil meine wirtschaftliche Situation nicht bedroht ist – dass ich die gedehnte Zeit als Lebensluxus empfinden kann.“

Wie lange hält die Wirtschaft das überhaupt noch durch, bevor alle pleite sind.“

Was macht mein Hund? (Habe einen 10 Wochen alten Welpen).“

‚Hoffentlich ist es nicht mehr dunkel‘, denn ich neige momentan zum frühen Aufwachen.“

Inzwischen wache ich nicht mehr ungläubig mit dem Gedanken auf: ‚Ich glaube das einfach nicht!‘, auch die (erste?) depressive Phase: ‚Warum überhaupt aufstehen?‘ ist erst mal überwunden. Ich denke jetzt gar nichts Besonderes mehr.“

Wie ich aus dem Bett komme, wenn Terminverpflichtungen mich nicht treiben, sondern nur die Aufräumverpflichtungen, die ich mir selbst gestellt habe, und die nur mir selbst nützen würden.“

Oh, mir ist schwindelig, warum? Warum muss ich so oft niesen? Mich selbst ermutigen, ablenken, ruhig bleiben ist angesagt!“

Gedanken an den Film ‚I am legend‘.“

Hoffentlich ist der Alptraum bald vorbei!“

Morgen geht’s weiter mit der Frage: „Was macht Ihnen die größte Sorge?“ Am Mittwoch folgt „Wen oder was vermissen Sie?“, und am Donnerstag schauen wir nach vorne: „Worauf freuen Sie sich?“ Wir freuen uns auf Ihre Antworten wie immer unter checkpoint@tagesspiegel.de. Morgen früh bezieht hier für Sie Robert Ide den Checkpoint – bis dahin,

Ihr Lorenz Maroldt

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Seit 2014 berichten wir exklusiv aus Berlins Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Wir stellten Berlins marode Schulen vor, bis die Politik reagierte. Wir standen vor dem Bürgeramt, bis es wieder Termine gab. Wir recherchieren hartnäckig und gründlich.

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