auch dieser Tag vergeht nicht mit News vom Nabel der Berliner Welt, besser bekannt als Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Das ganze Wochenende hat es gedauert und dazu noch fast den ganzen ersten Arbeitstag zum Wochenstart, bis Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) endlich Fehler in der Affäre um unvollständige Akten eingestanden hat. Von rascher Einsicht kann also keine Rede sein. „Meine Aussagen während einer internen Fraktionssitzung im Rahmen einer hitzigen Debatte waren misslich und unangebracht. Dafür möchte ich mich bei allen Beteiligten entschuldigen“, erklärte er gestern Nachmittag in einer Pressemitteilung, die mit Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (ebenfalls Grüne) abgestimmt wurde.
Zur Erinnerung: Die Friedrichshain-Kreuzberger SPD hatte am Freitag öffentlich gemacht, dass Schmidt den Bezirksverordneten keine vollständige Akteneinsicht im Fall der „Diese eG“ ermöglicht hatte. Der Bezirk hatte der Genossenschaft das Vorkaufsrecht für Mietshäuser übertragen. Teilnehmer der gemeinsamen Fraktionssitzung von Grünen, Linken und SPD am vorigen Mittwoch, bei der es um „Diese eG“ ging, berichten allerdings, dass es gar nicht so hoch herging bei der Debatte. Schmidt hatte dort das Fehlen von Unterlagen damit begründet, dass Inhalte der Akten von CDU und FDP „instrumentalisiert“ und „von einem Redakteur des Tagesspiegels zur politischen Agitation“ genutzt werden könnten. Allerdings wäre das ein klarer Rechtsbruch.
Am Montag hieß es nun seitens des Bezirksamts: Es sei zu „formalen Fehlern“ bei der Akteneinsicht gekommen, und man werde Abläufe intern überprüfen. Für Versäumnisse, zu denen auch fehlende Seitenzahlen in den Akten gehören, übernehme Schmidt die Verantwortung.
Damit sind die Akten aber noch lange nicht zu den Akten gelegt. Denn das Polit-Beben auf Bezirksebene hat inzwischen auch die Landespolitik erreicht. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) spricht mittlerweile von „weitreichenden, sehr schwerwiegenden Vorwürfen gegen den Baustadtrat“.
Außerdem interessiert sich der Landesrechnungshof laut „Berliner Zeitung“ für die Vorgänge. Es sei ein Sonderprüfungsteam „Wohnen“ gebildet worden. Ferner hat die FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus beantragt, Schmidt vor den Hauptausschuss zu zitieren, und die CDU droht mit einem Untersuchungsausschuss. Deren Fraktionen in Friedrichshain-Kreuzberg wiederum wollen Strafanzeige gegen Schmidt erstatten.
Und als ob das nicht genügte, legte die bezirkliche SPD – Juniorpartner in der Rathaus-Kooperation mit Grünen und Linken – am Montagabend nach. Sie äußerte Zweifel an der „charakterlichen Eignung“ des Stadtrats. Es werde versucht, ungeheuerliche Vorgänge schönzufärben. „Er zeigt weder Reue noch Einsicht, sondern bagatellisiert“, schreibt der SPD-Kreisvorsitzende Harald Georgii auf Twitter. Das sehen die Bezirks-Grünen allerdings anders: Schmidts Äußerungen seien zwar unangemessen gewesen, die Anschuldigungen aber nicht haltbar. Offizieller Kommentar der Landes-Grünen? Nach Aktenlage bisher – keiner.
Ein bisschen neidisch soll ja so mancher ja nach Großbritannien gucken, wo sie noch echte Prinzen und Königinnen haben. Sind ja auch dolle Geschichten, die Harry und seine Meghan da verzapfen. Hier in Deutschland, zumal in Berlin und Brandenburg, müssen wir uns hingegen mit Nachfahren des letzten Kaisers herumplagen. Die fordern Kunstschätze zurück und wollen am liebsten ein paar ihrer früheren Herrschersitze besetzen.
Seit 2014 streiten der Bund, Brandenburg und Berlin mit den Hohenzollern um weit mehr als um Kaisers Bart, nämlich um tausende Objekte und mehr als eine Millionen Euro. Auch wenn Kultursenator Klaus Lederer (Linke) dieses Ansinnen als grotesk bezeichnet hat – seine Verwaltung sucht den Ausgleich mit den Ex-Kaisers. „Ziel der Gespräche mit dem Haus Hohenzollern ist die Herbeiführung einer gütlichen Einigung“, teilte Lederers Staatssekretär Gerry Woop jetzt auf eine Anfrage des Grünen-Politikers Daniel Wesener mit.
Ärger machen nämlich die Grafen, pardon: Paragrafen: Landet der Streit vor Gericht, könnten laut Woop im „Worst Case“ – einer Entscheidung zugunsten der Hohenzollern – Objekte „in erheblichem Umfang“ aus Schlössern und Museen abgezogen werden. Eine Befürchtung, die übrigens auch das Büro von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) teilt. Fast derselbe Wortlaut stand in dem Brief aus ihrem Haus, der vor ein paar Wochen an die Brandenburger Landesregierung ging, die den Ex-Kaisers damals noch mächtig Kontra gab.
Werden Berlins Haltestellen so umgebaut, dass dort keine Obdachlosen nächtigen können? Dies befürchten die beiden Parlamentarierinnen Anne Helm und Stefanie Fuchs (Linke). Sie haben beobachtet, dass an einer Straßenbahnhaltestelle am Alex und auf dem S-Bahnhof Baumschulenweg Sitzbänke mit Seitenbügeln montiert wurden, so dass sich niemand mehr langmachen kann (Quelle: Parlamentarische Anfrage).
Via Senatsverwaltung für Verkehr gab zumindest die BVG den Umbau am Alex zu. Allerdings sollen die neuen Bügel vor allem älteren und mobilitätseingeschränkten Menschen das Aufstehen erleichtern. „Das Verhindern einer liegenden Nutzung von Sitzgelegenheiten ist nicht Zielsetzung des Austauschs“, heißt es in der Antwort auf gut Amtsdeutsch. Gleichwohl beeinträchtige „die liegende Nutzung von erheblichem Maße diejenigen Fahrgäste, die auf diese Sitzangebote aus gesundheitlichen Gründen angewiesen sind“. Dieser Meinung schloss sich die Senatsverwaltung im Übrigen gleich mal an.
Für wenig Geld mit Bus und Bahn fahren – das 365-Euro-Ticket soll es möglich machen. Berlin bewirbt sich jetzt um Fördermittel des Bundes für das Projekt nach Wiener Vorbild. Allerdings geht das – wie so oft – nicht ohne Zwist in der SPD aka Streitbare Partei Deutschlands über die Bühne.
Kaum, dass der Brief des Regierenden ans Bundesverkehrsministerium raus war, meldete sich Parteifreund Tino Schopf zu Wort: „Wir können nicht den dritten Schritt vor dem ersten machen“, sagte der verkehrspolitische Sprecher. Erst müssten neue Fahrzeuge gekauft, mehr Personal eingestellt und das Netz ausgebaut werden (was ja eigentlich sogar schon drei Schritte wären). Jeder Euro – auch aus den Ticketeinnahmen – müsse Berlin dafür verwenden.
Der Lichtenberger AfD-Politiker Uwe Dinda hatte offenbar Stress mit dem Ordnungsamt. Wer nicht?, mag sich der eine oder andere jetzt fragen. Wie Tagesspiegel-Kollege Robert Klages in seinem „Leute“-Bezirks-Newsletter schreibt, soll Dinda aber nach übereinstimmenden Aussagen ausfallend gegenpber zwei Mitarbeitern geworden sein – und das als Vorsitzender des Ausschusses für öffentliche Ordnung.
Die Ordnungshüter hatten dem AfD-Politiker ein Ticket verpasst, weil sein Auto ohne die erforderliche Parkscheibe am Rathaus stand, was er wohl vom Fenster des Bezirksamts unüberhörbar kommentierte (Näheres zur Wortwahl Dindas, den Folgen und allen anderen Bezirks-Newslettern gibt es unter diesem Link.) Eine Reaktion des Politikers fehlt bislang.
Aber falls er den Vorgang doch noch bestreiten möchte, sollte er an die Worte von Ordnungsstadtrat Daniel Krüger (parteilos, für AfD) aus dem benachbarten Pankow denken: „Grundsätzlich sind die Auskünfte der Mitarbeiter*innen des Ordnungsamtes gegenüber den Bürger*innen wahrheitsgemäß“, schrieb er in der Antwort auf eine Anfrage eines Bezirkspolitikers der Linken. Von wegen „Tränen lügen nicht“: Auch Ordnungsamtsleute sind wahrhaft ehrliche Häute. (PS: Der Gendernstern * ist original AfD).
Wer sich schon immer mit dem Gedanken getragen hat, zur Bundespolizei zu gehen, aber Sorgen wegen der Aufnahmeprüfung hatte, kann aufatmen. Das orthografisch herausfordernde Wort „Chrysantheme“ ist aus dem Test gestrichen worden. Nein, es wird auch nicht etwa durch das aus polizeilicher Sicht näher liegende „Crystal Meth“ ersetzt. Vielmehr wurden die Anforderungen an Bewerber bei Rechtschreibung und Grammatik „angepasst“, wie es heißt. Das gilt auch für den Sport: keine Liegestütze mehr und keinen Weitsprung aus Stand, stattdessen Pendellauf (als Übung für den Einsatz bei Pendelverkehr?). Die „Anpassung“ soll helfen, das Personalproblem zu lösen. Aber nicht, dass es am Ende heißt, die Bundespolizei habe von Duden und Blasen keine Ahnung!
Berliner Schnuppen
Telegramm
Eigentlich wollte Till Brönner hier sein „House of Jazz“ eröffnen, jetzt wird aus der „Alten Münze“ nahe dem Roten Rathaus das – Zentrum für Jazz und improvisierte Musik. Am Konzept für das Haus, in dem früher tatsächlich Münzen geprägt wurden, war der Trompeter zwar beteiligt. Aber wie der Name des Zentrums schon sagt, soll hier – entgegen früherer Ideen – nicht nur gejazzt werden.
Es ist Berlins schrägste Herberge – das Hostel auf dem Gelände der nordkoreanischen Botschaft an der Glinkastraße in Mitte. Das zuständige Bezirksamt hatte den Betreibern unter Verweis auf die Sanktionen gegen das Kim-Jong-Un-Paradies den Betrieb untersagt – jetzt steht deswegen laut „B.Z“ am nächsten Dienstag ein Termin vor dem Verwaltungsgericht an.
Im Herbst stand es schon im Tagesspiegel, jetzt kam nochmal die Bestätigung der Landes-CDU: Ole von Beust, früherer Erster Bürgermeister Hamburgs, berät die Berliner Christdemokraten bei der Vorbereitung der Abgeordnetenhauswahl 2021. Bemerkenswert ist seine Aussage zum Thema Verkehr: „Die CDU ist nicht die Autofahrerrettungspartei.“ Es sei ein Irrtum, zu glauben, „dass man damit irgendeine Wahl gewinnen kann.“ Laut CDU arbeitet von Beust unentgeltlich.
Was die CDU bei von Beust spart, reicht allerdings bei weitem nicht aus, um die Mietsteigerung für die Landesgeschäftsstelle am Wittenbergplatz auszugleichen. Ein Umzug an den Lietzensee steht an (CP vom 14.1.). Jetzt gab es eine Solidaritätsbekundung von überraschender Seite: Unterstützer des Kreuzberger Kneipenkollektivs „Meuterei“, dessen Pachtvertrag für die Räume in der Reichenberger Straße nicht verlängert worden war, demonstrierten für die Christdemokraten vor deren Geschäftsstelle. Ihr Tipp: Es mal mit Hausbesetzung versuchen.
Berlin die Stadt der Rücksichtslosigkeit und Ignoranz? Zumindest scheint es nach der Beobachtung von CP-Leser Werner Mantel noch gegenteilige Hoffnung zu geben. „Ich stehe auf dem Balkon und schaue auf die Straße“, schildert er sein Erlebnis am Montagvormittag in Stralau. „Ein Mann, dunkle Jacke, Stoffmütze, nähert sich auf dem Fahrrad, stellt dieses ab, liest in einem Umkreis von ca. 15 Quadratmetern etwa zehn Papierfetzen auf. Er wirft sie in den Abfalleimer an der Bushaltestelle, besteigt sein Fahrrad und fährt weiter.“ Urteil des Lesers über den geheimnisvollen Aufleser: „Ein wahrer Held des Alltags!“
Die Berliner Stadtreinigung sucht noch Weihnachtsbäume – zum Einsammeln. Wer jetzt noch Exemplare am Straßenrand entdeckt, soll sie bitte unter dieser Internetadresse oder der Telefonnummer (030) 7592 4900 melden. Die offizielle Sammelaktion ist nämlich schon zu Ende (psst, in der Pasteurstraße in Prenzlauer Berg nahe dem Supermarkt liegt noch ein ganzer Haufen).
Ein explodiertes Handy hat am Montag im Oberstufenzentrum Nauen einen größeren Feuerwehreinsatz ausgelöst. Ein Schüler soll – wohl aus Verärgerung – im Unterricht sein Smartphone durch den Raum geworfen und es danach weiter zerstört haben. Plötzlich gab es eine Stichflamme und starken Rauch; 14 Schüler und die Lehrerin kamen danach vorsorglich ins Krankenhaus.
Er hat mehr Twitter-Follower als der Tagesspiegel und 1,8 Millionen Fans haben seinen YouTube-Kanal abonniert: Maximilian Knabe, 27-jähriger Star des E-Sports. Bekannt ist der professionelle „Fortnite“-Computerspieler bei seinen Fans als „HandofBlood“ oder kurz „Hänno“. Tagesspiegel-Kollege André Görke hat den derzeit wohl berühmtesten Spandauer interviewt – nachzulesen im „Leute“-Bezirksnewsletter, der heute Nachmittag erscheint.
Die Ursache für das Feuer, das im Oktober in einem Zug mit Freiburger Fußballfans auf Höhe des Bahnhofs Bellevue ausgebrochen war, ist offenbar geklärt. Laut einem Zwischenbericht der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung war wohl die Heizung in einem Waggon überhitzt. Anfangs gab es den Verdacht, Pyrotechnik habe das Feuer ausgelöst.
Sorry, nochmal CDU: Berlins Fraktionschef Burkard Dregger ist ja stolz wie Bolle, dass seine Rede im Abgeordnetenhaus zum Thema Gewalt gegen Einsatzkräfte ein Renner auf Facebook ist (CP von gestern). In einer internen Chatgruppe schrieb er nun: „Mit der Bitte um Weiterleitung an den Checkpoint: Die Reichweite meiner Rede (…) liegt jetzt bei 161.000!“ Da scheint ja jemand großes Vertrauen zu haben, dass Internes aus der CDU ganz schnell nach draußen dringt.
Die Finnen spinnen! CP-Kollege Leon Ginzel hat via Couchsurfing (sowas wie eine Übernachtungsagentur) eine Anfrage von Olli N. aus dem 1.350 Kilometer entfernten Jakobstad in West-Finnland bekommen. Betreff: Das Berlin-Derby Hertha gegen Union am 21. März. Er, Olli, wolle unbedingt zum Spiel, wie das denn mit den Tickets sei. Trockene Antwort des Kollegen Ginzel: quasi aussichtslos. Es sei denn, er sei Vereinsmitglied.
Warum wir Ihnen das erzählen? Heute, 10 Uhr, startet der Vorverkauf. Für Hertha-Mitglieder.
CP-Kollege Ginzel ist nicht nur bei Couchsurfern gut vernetzt, sondern er verkehrt regelmäßig auch in der ÖPNV-Nutzer-Szene. Folgendes Gespräch zweier etwa 17-Jähriger ist ihm da in der S3 zwischen Warschauer Straße und Alex zu Ohren gekommen: „Das Ding ist: Schule geht bei mir immer von 8 bis 16!“ – „Was? Wie krass ist das denn!“ – „Ja, was meinste, warum ich mir heute mal ‘ne Auszeit gönne...“
Machen wir's kurz und schmerzlos: Klage abgewiesen, Revision nicht zugelassen: So endet der Versuch von vier Gemeinden, den BER-Ausbau zu verhindern.
BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:
Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.
Zitat
„Sehr schön.“
Kommentar des SPD-Politikers Tom Schreiber dazu, dass die Staatsanwaltschaft im Prozess um den Goldmünzen-Diebstahl aus dem Bode-Museum mehrjährige Haftstrafen gefordert hat – und die Einziehung des Werts der Beute in Höhe von 3,75 Millionen Euro.
Tweet des Tages
Habe zum ersten Mal die stärkeren Kontaktlinsen drin und ich kann auf einmal so viel so klarer sehen. Ich weiß nicht ob das die beste Idee war, so oft wie ich U8 fahre.
Stadtleben
Essen & Trinken – Auch wenn wir die guten Vorsätze längst über den Haufen geworfen haben: Manche ziehen es durch und sind sogar erfolgreich – auf Kohlenhydratentzug zum Beispiel. Im Lowkal in Wilmersdorf nimmt man alle Low-Carb-Enthusiasten beim Wort und serviert Gerichte auf konsequent niedrigem Kohlenhydratniveau. Was nicht fleischlos bedeutet, wobei vegetarische Gerichte gleichrangig auf der Karte stehen. Diese Woche haben sie mittags die Wahl zwischen Hackfleischtopf und gefüllter Aubergine mit Tomaten-Feta-Topping (je 7,80 Euro). Erdacht hat sich das Konzept Ernährungsberaterin Nadja Müller, die Checkpoint-Leserin Sylvia Zimmermann ebenso sympathisch findet wie das Restaurant in der Pfalzburger Straße 72A. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich das Konzept als nicht ganz so low wie man vermuten würden, denn die Karte hält eine ordentliche Getränkeauswahl bereit. Statt Zucker kommt hier allerdings Xucker in die Cocktails. U-Bhf Hohenzollernplatz, tgl. 12-22 Uhr
Berlinbesuch die Exklave Steinstücken in der Nähe vom Griebnitzsee zeigen. Das Dorf am südlichsten Zipfel Wannsees ist fast vollständig von Potsdamer Gebiet umgeben, was dem 300-Seelen-Ort im Kalten Krieg einige Aufmerksamkeit unter den Allierten bescherte. Wie genau das Leben in der einzigen dauerhaft bewohnten West-Berliner Exklave aussah, erfahren Sie am Sonntag auf einer Führung von Cross Roads, die Stadt- mit Kirchenführungen miteinander verbinden. Los geht um 13 Uhr am Bahnhof Griebnitzsee, Anmeldung unter 030 52 68 02-135 oder crossroads@besondere-orte.com, Teilnahmegebühr: 10 Euro.
Geschenk – Wer schöne Dinge und gutes Essen schätzt, wird im Bellwinkel in Wilmersdorf sicher was finden zum Verschenken und beim Stöbern fast ebenso sicher auf eine Tasse Kaffee oder ein Stück selbstgemachten Kuchen bleiben. Der kulinarische Concept Store in der Güntzelstraße 26 (U-Bhf Hohenzollernplatz) wechselt einen Großteil seines Sortiments alle paar Monate durch, ein gleichbleibend feine Auswahl an Ölen, Gewürzen, Chutneys, Schokoladen und Küchenaccessoires findet man aber immer. Es gibt eine dezente Vorliebe für englische und orientalische Kulinarik, aber das spannende sind ja gerade die Geschichten aus aller Welt, die die Dinge hier erzählen. Mo-Fr 10-19 Uhr (mit Mittagstisch von 12-15 Uhr), Sa 10-14 Uhr
Last-Minute-Tickets sind noch zu haben für das Konzert des Orchestre National de France unter der Leitung von Lionel Bringuier um 20 Uhr in der Philharmonie. Mit dabei: Violinvirtuosin Julia Fischer. Karten ab 35 Euro gibt es hier.
Verlosung – Einen unerlässlichen Beitrag zur musikalischen Früherziehung der Berliner Kids leisten die vom Milchsalon organisierten Kinderkonzerte, die auch die Großen gern hören. Nächste familiäre Tanzgelegenheit gibt es am Samstag im Privatclub, wenn Eule und Lerche, aka Micatone, ihr erstes Kinderliederalbum „Zacki Zacki“vorstellen. Darauf u. a. zu hören: „Tanzsalat“ . Oder wie Sängerin Lisa Bassenge es ausdrückt: „Pfeif auf Walzer, Tango oder Samba, wir zähln bis vier und tanzen durcheinander!“ Los geht es m 12 Uhr (mittags), Tickets kosten 17, ermäßigt 13 Euro, und wir hätten 2x2 Freikarten Angebot. Wer möchte?
Mit diesen Stadtleben-Tipps wünscht Stefanie Golla einen beschwingten Dienstag.
Berlin heute
Verkehr – Die Verkehrsinformationszentrale (VIZ) vermeldet: nichts. Zumindest keine neuen Baustellen. Wir sind begeistert und wünschen viel Spaß bei der Umfahrung der bestehenden.
Demonstration – Die Naturfreunde Berlin fordern in der Budapester Straße vor dem Hotel Intercontinental: „Klimaschutz vor Konzernprofite – Konzernklagen stoppen“ (13-15 Uhr, ca. 30 Teilnehmende). Die „Umgestaltung des Hermannplatzes und der Abriss von Karstadt“ ist Thema einer Demo ebenda von 16 bis 19 Uhr mit ca. 15 Teilnehmenden. Vor der iranischen Botschaft in der Podbielskiallee 67 startet heute ein Protestkundegebung zur „Nichtanerkennung der iranischen Botschaft“ und zum „Andenken an das iranische Volk“, die bis zum 31. Januar täglich stattfinden soll. Erwartet werden 50 Demonstrierende.
Gericht – Wegen Verdachts auf Korruption müssen sich drei Männer verantworten. Zwei der Angeklagten sollen zwischen 2010 und 2013 als Mitarbeiter der Berliner Wasserbetriebe geldwerte Vorteile von einem mitangeklagten Mitarbeiter einer Baufirma angenommen haben (9.15 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 135).
Universität – An der TU wird heute Studierenden aller Fachbereiche und interessierten Gästen ein „Interdisziplinärer Zugang zu den Grundlagen und zur Interpretation der Quantentheorie“ vermittelt. 18.15-19.45 Uhr, Straße des 17. Juni 145, Erweiterungsbau, Raum EB 301
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Michael Braun (64), ehem. für die CDU im AGH (1995-2006), ehem. Justizsenator / Lars Eidinger (44), Theater- und Filmschauspieler, DJ, Taschendesigner / Nora Gregorowicz, „Herzlichen Glückwunsch von Inka und Wolfgang“ / Angelika (Kati) Katies (53), „die Liebe meines Lebens / forever Paul!“ / Günter Lamprecht (90), Schauspieler und Autor / Susanne Matthiessen (57) „aus Kreuzberg, Schriftstellerin (‚Ozelot und Friesennerz‘)“ / Günter Nooke (61), ehem. DDR-Bürgerrechtler, Afrikabeauftragter des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung / Christoph Rieth (44), „Alles Gute dem einzigen Favorieth. W.“ / Oskar Roehler (61), Filmregisseur / Marianne Seiring (85) - „Mama, Du bist eine großartige Kämpferin und Humanistin! Danke für alles.“ / Theresa Winkler, 35, „Wahlschönebergerin und engagierte Lehrerin im Produktiven Lernen an der Förderschule – Alles Liebe von Angela, Olly und Peter“
Korrekur: Carsten Engelmann, ehem. CDU-Stadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf (2011-2019) verstarb am 16. Januar 2019. Dass er gestern in der Geburtstagsrubrik stand, war ein Fehler, den wir sehr bedauern.
Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.
Gestorben – Iris Kirsch, * 2. Juli 1972 / Eleonore Schindler, * 18. April 1912 / Waltraud Schröder, * 15. Mai 1922 / Brigitte Schroedter, * Februar 1947 / Edelgard von Wedel, * 15. Mai 1930
Stolperstein – In der Müllerstraße 25 in Wedding erinnern zwei Stolpersteine an Elisabeth (Jg. 1886) und Julius Georg Woff (Jg. 1883), die in der Müllerstraße 30 einen Großhandel für Schokoladen und Konfitüren betrieben. Am 24. Oktober 1941 wurden beide mit dem „II. Transport“ nach Litzmannstadt/Lodz deportiert und dort ermordet.
Gedenken – Nicht weit entfernt, in der Müllerstraße 147, vor dem Rathaus Wedding, steht eine Gedenkstele, die einem Flugblatt nachempfunden ist, mit der Aufschrift: „Wache auf! Wir müssen uns von der Hitlerei befreien“. Sie erinnert an das Ehepaar Elise und Otto Hampel, die über zwei Jahre hinweg Widerstand gegen den Nationalsozialismus leisteten. Sie wurden denunziert und am 8. April in Plötzensee hingerichtet. Ihre Geschichte diente Hans Fallada als Vorlage für seinen Roman „Jeder stirbt für sich allein“.
(Foto: Stefan Seelke)
Am kommenden Montag, den 27. Januar, finden anlässlich des Holocaust Gedenktages berlinweit Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Nationalsozialismus statt. In Mitte beginnt um 12 Uhr im Foyer des Rathaus Tiergartens (Mathilde-Jacob-Platz 1) eine öffentliche Gedenkveranstaltung mit Schweigeminute und Kranzniederlegung. Über weitere Gedenkveranstaltungen informieren wir diese Woche im Checkpoint und in den Tagesspiegel Bezirksnewslettern.
Encore
Der Name des heutigen Wochentages lässt es kaum erahnen: Es ist nicht nur Diens(t)-, sondern auch Knuddel- sowie Jogginghosentag, letztgenannte sogar im Rang von Welttagen (wer auch immer das festlegt). Den K-Tag hat ein amerikanischer Pfarrer im Jahr 1986 ins Leben gerufen, um die trübe Stimmung im Winter zu heben. Der J-Tag geht auf wiederum auf vier Österreicher zurück, die im Jahr 2009 erstmals dazu aufriefen, dem bequemen wie verrufenen Beinkleid endlich mal Respekt zu zollen.
Kein Wunder: „Wer Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“, gab ja einst Karl Lagerfeld die Modelinie vor (wenn er wüsste, dass sie heute unter seinem Namen verkauft werden). Eine Warnung noch anlässlich des Doppel-Welttages: Bitte nicht jeden Fan sportlicher Kleidung mit spontanen Knuddeleien belästigen. Das geht garantiert in die Jogginghose.
Hoffentlich haben Sie heute einen bequemen Tag! Morgen knuddelt Sie mein Kollege Stefan Jacobs.
Bis bald,