die Schultüten sind voll, das Fass ist es auch. „Heute war es soweit“, sagte Norman Heise, Vorsitzender des Landeselternausschusses gestern Abend. „Das Fass ist übergelaufen.“
Während heute und morgen 36.800 Erstklässler (Rekord seit dem Mauerfall) ihre Einschulung feiern, eskaliert der Streit zwischen Eltern, Gewerkschaft und der Bildungsverwaltung. In der Zentrale der Bildungsgewerkschaft GEW formierte sich gestern ein Protestbündnis für einen Corona-Bildungspakt, es kamen Schüler, Lehrkräfte, Schulleitungen – die Senatorin fehlte. Wirkte es Ende der vergangenen Woche noch so, als hätte Sandra Scheeres (SPD) mit dem eilig einberufenen Hygienebeirat die Lage befriedet (ein Schulstreik wurde gerade noch verhindert), ist davon nun nichts mehr übrig. Nach Corona-Fällen an mindestens acht Berliner Schulen, sieht sich das neue Bündnis zum Handeln genötigt. Eine Milliarde Soforthilfe lautet die Forderung: für zusätzliches Personal, Räume und digitale Infrastruktur, „für echte Hygiene an den Schulen“.
Eine ähnliche wuchtige Wut war Scheeres bereits vor rund einem Jahr entgegengeschlagen angesichts schlechter Vergleichsarbeiten und fehlender Schulplätze. Auch damals berief sie zur Besänftigung eilig eine Kommission ein. Die Experten um den Bildungsforscher Olaf Köller sollen ihren Bericht im Herbst vorlegen, sagte Scheeres kürzlich, und lobte, dass die Qualitätskommission trotz Corona digital weiterhin getagt habe.
In der Senatsverwaltung wird derweil über den Einsatz von CO2-Messgeräten in Klassenzimmern diskutiert, die laut dem TU-Forscher Martin Kriegel helfen könnten, um die Luftqualität zu messen.