„Soziales Leben muss möglich sein“, sagte Michael Müller am Sonntag. Ein Satz, der nun seit zwei Tagen über der Stadt hängt, die zwischen Atemschutzmaske, Ausgehverbot und Aufgetautem irgendwie versucht, einen Alltag daraus zu machen. Schaffen wir das?
Den einen ist es zu viel, den anderen zu wenig – ist die Mitte das Maß? Eine Ausgangssperre mit ein bisschen Ausgang, die nicht so heißen darf, weil das hier eben R2G ist und nicht CSU? In Bayern steht auch nicht mehr drin. Oder ist nicht gerade die Mitte das Halbe und nicht Ganze, sodass uns ein halbes Virus ganz lange beschäftigt? Wer will das schon sicher sagen.
Die Polizei gibt sich jedenfalls alle Mühe, die recht offen formulierten neuen Berliner Verhaltensregeln (aka „Kontaktbeschränkungen“) freundlich umzusetzen, obwohl zum Beispiel bis heute unklar ist, ob ich denn nun auf der Parkbank sitzen darf oder nicht. Erlaubt ist „Sport und Bewegung an der frischen Luft, alleine, mit Angehörigen des eigenen Haushalts oder mit einer anderen Person, ohne jede sonstige Gruppenbildung“, das Verweilen allerdings wird nicht erwähnt. Also nein? Antwort aus dem Senat: „Soweit der Aufenthalt im Park – unter Einhaltung der Regelungen zu Mindestabständen usw. – dem Sport oder der Bewegung (auch Spaziergängen) dient, ist gegen eine Ruhepause nichts einzuwenden.“ Heißt: Sitzen darf man (kurz), dabei ist aber der Mindestabstand von 1,5 Metern zur anderen Person einzuhalten (egal, wo sie wohnt).
Die Polizei erklärte es gestern, als sie eine Mutter bat, sich nicht mit den Kindern auf eine Wiese zu setzen: „Wo einige auf der Wiese sitzen, kommen schnell andere dazu.“ Das Herdenprinzip gilt leider nicht nur für die Immunität, auf die wir alle hoffen, sondern auch an Roten Ampeln und gesperrten Spielplätzen.
Hätte es also vielleicht doch ein bisschen mehr sein dürfen?