es gibt an diesem Abend einen deutlichen Sieger. Es ist nicht Friedrich Merz, auch nicht Markus Söder und schon gar nicht Olaf Scholz oder Robert Habeck. Es ist: Gregor Gysi. Die selbsternannte Silberlocke von der Linkspartei hat seinen Wahlkreis in Treptow-Köpenick mit fulminanten 41,8 Prozent gewonnen und wird Alterspräsident im nächsten Deutschen Bundestag. „Wer mich kennt, der weiß, dass ich gern länger spreche, aber ich werde es bestimmt nicht übertreiben“, sagte Gysi im Gespräch mit meinem Kollegen Robert Kiesel.“ Die Wiederauferstehung der Linken ist nur eine von vielen Überraschungen an diesem Wahlabend.
Aber erst einmal das vorläufige Endergebnis der Bundestagswahl. Die Wahlbeteiligung lag mit 82,7 Prozent so hoch wie seit 1987 nicht mehr.
Während die ganze Republik noch zitterte, ob es für das Bündnis Sahra Wagenknecht reichen würde (und damit nicht mehr für eine Zweierkoalition aus CDU/CSU und SPD), stand in Berlin bereits um 0.14 Uhr das vorläufige Endergebnis fest. Und das hat es in sich:
Ergebnis der Zweitstimmen:

Ergebnis der Erststimmen:

+ Erste Nachricht: Es würde wieder reichen für Rot-Grün-Rot – allerdings haben die Roten die Plätze getauscht: Linke-Grüne-SPD. Und damit kommen wir zur eigentlichen Nachricht des Tages:
+ Die Linke wird überraschend stärkste Kraft in Berlin. Sie holte vier Direktmandate, mit 19,9 Prozent der Zweitstimmen hat sie ihr Ergebnis von 2021 fast verdoppelt. Was wohl die kürzlich ausgetretenen Abgeordneten Klaus Lederer, Elke Breitenbach, Sebastian Scheel, Carsten Schatz und Sebastian Schlüsselburg dazu sagen? Warum die Linke so stark geworden ist, hat mein CP-Kollege Christian Latz hier analysiert.
+ Der ehemalige Regierende Michael Müller (SPD) landete in Charlottenburg-Wilmersdorf nur auf Platz 3 hinter Lukas Krieger (CDU) und Lisa Paus (Grüne). Seine politische Karriere findet damit ein bitteres Ende. „Ich hoffe, dass ich noch eine andere Aufgabe finden werde – vielleicht auch außerhalb der Politik“, sagte Müller gestern Abend. „Ich möchte auf keinen Fall zu Hause auf dem Sofa sitzen.“ Müller fand deutliche Worte für seinen Landesverband, der ihm einen aussichtsreichen Listenplatz verwehrt hatte: „Die Berliner SPD-Funktionäre genügen sich oft selbst und bestärken einander in ihren eigenen Positionen – ohne hinreichend zu gucken, wie das öffentlich wahrgenommen wird.“
+ Überhaupt, die SPD. Die einst stolze Berlin-Partei, die hier seit der Wiedervereinigung ununterbrochen mitregiert, landet nur noch auf Platz 5. Für ein einziges Direktmandat hat es noch gereicht, und zwar für Helmut Kleebank in Spandau. Kian Niroomand, Kreisvorsitzender der SPD in Charlottenburg-Wilmersdorf, sagt: „Das Ergebnis dieser Wahl ist beschissen.“
+ Das liegt auch an der AfD, die bundesweit auf Platz 2 kommt, in allen ostdeutschen Ländern stärkste Kraft wurde und in Berlin immerhin 15,2 Prozent der Zweitstimmen holte – und das erste Direktmandat in Marzahn-Hellersdorf. Besonders bitter für Mario Czaja (CDU), der mit nur 481 Stimmen gegen Gottfried Curio verlor. Um 1.30 Uhr, als die Ergebnisse des vorletzten Wahllokals eintreffen, konstatiert Czaja konsterniert: „Freunde, dit wird nüscht mehr“, und verlässt schweigend den Raum.
+ Die Grünen haben zum ersten Mal seit 2002 Friedrichshain-Kreuzberg verloren: Das Direktmandat holte Pascal Meiser für die Linke. Eine Übersicht, welche Direktkandidaten gewonnen haben, finden Sie hier, alle Zweitstimmenergebnisse der Bezirke hier. Alle Ergebnisse im Überblick und wie in Ihrem Kiez abgestimmt wurde, finden Sie auf unserer interaktiven Seite.
+ Fehlt noch was? Ach ja, die CDU! Die hat in Berlin ihr Wahlergebnis zwar leicht verbessert, aber zufrieden ist sie dennoch nicht. Der Regierende Kai Wegner macht Friedrich Merz dafür verantwortlich: „Die CDU hat die Bundestagswahl mit deutlichem Vorsprung gewonnen und einen klaren Regierungsauftrag erhalten. Dennoch kann das Wahlergebnis nicht zufriedenstellen“, sagte Wegner dem Checkpoint. „Von der Debatte um die Brandmauer haben vor allem die politischen Ränder profitiert.“ Warum das Ergebnis Wegner dennoch einen Schub für die nächsten Wochen geben könnte, habe ich hier kommentiert.
+ Die große Party bei der CDU fiel jedenfalls aus, dafür war das Ergebnis zu unsicher – und die lange Zeit einzig mögliche erscheinende Koalition aus Union, SPD und Grünen versetzte nicht nur Markus Söder in Angst und Schrecken. Als das Endergebnis tief in der Nacht endlich feststand, als feststand, dass dem BSW 0,028 Prozentpunkte fehlten und es doch noch für eine Zweierbündnis aus Union und SPD reichen würde (ehemals GroKo), hörte man die Sektkorken bis an den Askanischen Platz knallen.
Um 3.15 Uhr in der Nacht holte sich Kollege Ingo Salmen, Stellvertretender Ressortleiter Berlin, ein Kinder Bueno. Kai-Wegner-Kraftriegel, sagte er, und arbeitete weiter.
Apropos Party: Bei der Wahlparty von Tagesspiegel, Zeit und Handelsblatt im Borchardt wurden noch bis weit nach Mitternacht minütlich die Wahlkarten aktualisiert. Auffallend viele Handyakkus hatten sich angesichts der Spannung des Abends schon verabschiedet.
Mit anerkennendem Blick auf das Wahlergebnis der Linken sagte Berlins Justizsenatorin Felor Badenberg (CDU), man müsse jetzt „genau analysieren, was die richtig gemacht haben“.
Caren Miosga kam nach ihrer Sendung vorbei und rief gleich noch Ingo Zamperoni an, der direkt von aus dem Tagesthemen-Studio rüberfuhr. Es gab natürlich das weltberühmte Schnitzel mit Preiselbeeren auf Kartoffelsalat – und jede Menge gute Gespräche.
Die Formel Reinickendorf = Deutschland passt auch diesmal recht gut: Bei den letzten drei Bundestagswahlen wählte der Fuchsbezirk fast exakt so wie der deutsche Durchschnitt. 2021 lag kein Wahlkreis bei den Zweitstimmen näher am Bundesergebnis. Und tadaaa: Auch 2025 kann Reinickendorf den Titel als Durchschnitts-Wahlkreis verteidigen. Kein anderer Bezirk liegt näher am Bundesergebnis – auch wenn Spandau inzwischen ähnlich durchschnittlich ist. Besonders groß sind die Reinickendorfer Abweichungen diesmal bei den politischen Rändern: Die Linken schneiden besser ab als im Bund, die AfD liegt unter ihrem gesamtdeutschen Ergebnis. Was uns Reinickendorf über die Stimmung im Land verrät, können Sie hier nachlesen.
Und für Zahlenfans, das vorläufige Endergebnis im Kampf Bund vs. Reinickendorf:
CDU 28,5% – 26,4%
SPD 16,4% – 17,3%
Grüne 11,6% – 12,8%
FDP 4,3% – 4,5%
Linke 8,8% – 11,8%
AfD 20,9% – 17,4%
BSW 4,9% – 5,3%
Sonst. 4,5% – 4,5%
Eine Analyse der Bundestagswahl gibt es auch heute Mittag, 12 Uhr, in unserem digitalen Expertentalk „High Noon“. Mit dabei für die Tagesspiegel-Chefredaktion sind Christian Tretbar und Anja Wehler-Schöck. Die Experten sind Brigitte Geißel, Professorin und Leiterin der Forschungsstelle Demokratische Innovationen an der Goethe-Universität Frankfurt a. M., Stefan Marschall, Professor für Politikwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Gefjon Off, Politikwissenschaftlerin der Leuphana Universität Lüneburg und Janek Treiber, Politikwissenschaftler der TU Dresden. Hier geht’s zur kostenlosen Anmeldung.
Und ich bin heute Abend zu Gast beim radioeins Kommentatoren-Talk im Tipi am Kanzleramt. Außerdem dabei: Michael Bröker (Table.Media), Markus Feldenkirchen (Der Spiegel), Wiebke Hollersen (Berliner Zeitung) und Hajo Schumacher (Publizist und Podcaster), moderiert von Marco Seiffert. Der Abend ist ausverkauft, wird aber live auf radioeins übertragen und läuft um 22 Uhr im rbb-Fernsehen.
„Der Probeunterricht war gut vorbereitet und ist nach meinen bisherigen Erkenntnissen reibungslos verlaufen“, sagte Schulsenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) am Freitag. Ihre Schulgesetzreform führt in diesem Jahr erstmals dazu, dass nicht mehr jedes Kind aufs Gymnasium gehen kann, wenn Eltern dies wünschen. Wer einen schlechteren Notendurchschnitt als 2,2 hat, muss zum Probeunterricht kommen. Am Freitag fand der zum ersten Mal statt. „Dieses positive Bild möchte die Senatorin gern verbreiten“, sagt eine Lehrerin, die selbst einen Probeunterricht geleitet hat. „Es wird ein krasser Schock für Kinder und Eltern, wenn die Ergebnisse kommen.“ Der Test sei ganz klar darauf ausgerichtet, dass ihn höchstens 20 Prozent der Kinder bestehen. „Das Ziel ist Auslese und Selektion und nicht, Kinder zu fördern.“ Die Kinder hätten nicht interagiert, das sei kein Probeunterricht, sondern ein Test. „Wollen wir wirklich einen Test an einem Tag darüber entscheiden lassen, auf welche Schule unsere Kinder gehen?“ Die Frage reichen wir mal weiter.
Berliner Schnuppen

Telegramm
Bei der Urania, einer der ältesten Institutionen der Wissenschaftsvermittlung rätselt man weiterhin, wie es nun weitergehen soll. Neben den 950.000 Euro, die aus dem Topf der Bildungsverwaltung kommen sollten (und nun gestrichen sind, CP von Donnerstag), erwartet die Urania zusätzlich 32,75 Millionen Euro für den Umbau und die Sanierung des Hauses an der Kleiststraße in Schöneberg. Die sollten aus dem Innovationsförderfonds des Landes (insgesamt 500.000 Euro) kommen. Auch diese Gelder stehen offenbar zur Disposition. „Hierbei befindet sich der Senat aktuell noch in Abstimmung“, sagte ein Sprecher der Finanzverwaltung dem Checkpoint. „Bei der Nutzung der Mittel des Innovationsförderfonds ist dieser Fonds in Gänze und nicht maßnahmenindividuell zu betrachten. Zu einzelnen Maßnahmen können wir daher zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussage treffen.“
Besonders ärgerlich: Die Landesmittel sollten durch die gleiche Summe Fördergelder vom Bund ergänzt werden. Ohne Landesmittel keine Bundesmittel. Wenn das Geld gestrichen würde, „stünde innerhalb absehbarer Zeit eine Bauruine mitten in der Stadt“, sagt Urania-Chefin Johanna Sprondel.
Wie muss sich die Berlinale verändern, damit sie noch stärker in der Stadt verwurzelt und weiter Treibstoff für Toleranz liefert? Das hat CP-Kollege Robert Ide zum Abschluss der 75. Filmfestspiele aufgeschrieben, und zwar hier.
Klick, klick… Brumm. In Berlin werden immer mehr Autos online ab-, an- oder umgemeldet. 2024 stieg der Anteil von digitalen PKW-Zulassung von 13 Prozent im Januar auf 30 Prozent im Dezember (Q: Anfrage Ziller, Grüne) – und das bei 460.000 Zulassungen jährlich.
Wir versprachen Chaos, Chaos folgte (sorry dafür). Die Verkehrsverwaltung hat nach dem Checkpoint von Freitag offenbar die Pläne verworfen, Leihroller verstärkt auf Autoparkplätzen parken zu lassen. Aus dem Entwurf mit neuen E-Scooter-Regeln ist zumindest das Wort „vorzugweise“ verschwunden. „Wir machen keine Parkplatzvernichtung“, kommentierte CDU-Fraktionschef (und Hobby-Verkehrssenator) Dirk Stettner einen CP-Post auf Instagram – und räumt die Idee beiseite.
Heute vor drei Jahren überfiel Russland die Ukraine. Mehr als 470.000 Ukrainerinnen und Ukrainer flüchteten nach Berlin, rund 54.000 haben hier Schutz gefunden – vor allem Frauen und Kinder. Berlins Sozialsenatorin Kiziltepe (SPD) ist dankbar für „die offenen Arme und großen Herzen der Berlinerinnen und Berliner.” Fünf teils beschwerliche Ankunftsgeschichten hat unsere Kollegin Valeriia Semeniuk hier aufgeschrieben.
Heute um 17 Uhr erinnern Blaschöre mit Friedensliedern vor der russischen Botschaft an den Angriff – und treffen vermutlich auf taube Ohren. Um 18 Uhr startet die Soli-Demo „Wählt die Ukraine“ am Lustgarten zum Brandenburger Tor, wo auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) spricht. Damit wir nicht vergessen.
Apropos Kai Wegner: Der legte sich am Wochenende beim VBKI-Ball der Wirtschaft fest. Er werde die Verwaltungsreform bis zur Sommerpause durchs Parlament bringen. Wir sind gespannt, wann wir dann wirklich die letzte Runde Behördenpingpong spielen werden.
Ohne Moos nix los, das gilt hier mal wörtlich. Wegen der Sparvorgaben schießen die Eintrittspreise für die Gärten der Welt empor: Ab dem 1. März zahlen Besucher neun Euro (statt bisher sieben). Auch im Britzer Garten werden künftig fünf statt drei Euro fällig.
Grün bewuchert bleibt es vorerst im Wedding. Im Kulturhof Kolonie 10 lassen Spatzen Bauträume platzen. Per Eilantrag stoppte das Verwaltungsgericht die Abrissarbeiten von Garagen, weil dort zwischen Ligusterhecken und Efeuberankung der Haussperling nistet. Unklar nun die Zukunft des geplanten Studentenwohnheims. Im November hatten die Vögel bereits den Abriss des Jahn-Sportparks gestoppt. Damit lautet der Zwischenstand: Spatzen 2, Bagger 0.
Das Bezirksamt Pankow sucht im Amtsblatt einen Sachbearbeiter für die Durchführung von „belastenden Verwaltungsverfahren“. Resilienz kann sicher nicht schaden, denn dahinter verbergen sich: Räumungsaufforderungen, Zwangsgelder und Ladenschließungen. Hoffentlich belastet Sie das jetzt nicht.
Nicht die kalte Schulter zeigen. Das gilt bei der Kleidersammelaktion von BVG, Johannitern und Stadtmission. „Aktuell besteht ein besonderer Bedarf an Männerkleidung und Schlafsäcken.“ Spenden werdenheute und morgenvon 7 bis 9 Uhr am U-Bahnhof Leopoldplatz entgegengenommen.
Derweil bereitet sich die Berliner Polizei schon auf den Frühling vor. Auch sie sucht passende Montur für ihre Fahrradstreifen: 220 kurzärmlige Fahrradshirts, 50 Softshell-Jacken und 50 Fahrrad-Gerätewesten stehen auf der Wunschliste. Weit kann es bis zum Frühling nicht mehr sein.
Wer am Freitag im Olympiastadion war, weiß es bereits: Hertha BSC hat sechs neue Motive für ihre Stadionbecher. Neben fünf blau-weißen „Abbildungen der Hingabe und Emotionen unserer Fans“, ehrt ein Bechermotiv in schwarz-weiß den verstorbenen Präsidenten Kay Bernstein. You’ll never walk alone.
Zitat
„Es war ein doller Wahlkampf.“
Friedrich Merz, CDU, designierter Bundeskanzler.
Stadtleben
Verlosung – Manchmal sieht man sie in Clubs, manchmal in Demonstrationskontexten auf der Straße – Brass Riot. Eine Band, die in minimaler Besetzung Punk, Jazz und elektronische Tanzmusik zusammenbringen. Mit der außergewöhnlichen Kombination aus zwei Saxophonen und einem Schlagzeug spielen sie kreative Sets mit eingängigen Drum-Beats und ausgewählten Synthesizern. So konnten sie sich eine Fangemeinde über Genregrenzen hinaus aufbauen. Brass Riot haben mehrere Straßenmusik- und Clubtourneen gespielt und sich als Protestband als allgegenwärtiger Teil der Klimabewegung etabliert. Mit ihrem Debütalbum „The Never Acting Story“ geben sie am Dienstag den 25.2. ab 21 Uhr ihre erste offizielle Berlin-Clubshow im Gretchen. Es gibt noch Tickets uuuund wir verlosen 2x2 Gästelistenplätze. Obentrautstraße 19-21, U-Bhf. Mehringdamm
Essen – Wenn es aktuell einen Food-Trend gibt, dann heißt er wohl „Hand pulled Noodles“. Wobei „aktuell“ nicht ganz stimmt, seit einigen Jahren schon, sind die längsten Schlangen vor Restaurants zu finden, die ihre Nudeln von Hand ziehen. Der bei jungen Leuten dieser Tage angesagteste heißt Mr. Noodle Chen und befindet sich im Wedding. Tatsächlich handelt sich es hier um den ersten deutschen Ableger einer chinesischen Kette – authentisch ist es also schon mal. Weites Pro-Argument: ein Nachschlag ist kostenlos. Ansonsten unterscheidet das Lokal sich nicht von der Konkurrenz (und die ist groß). Nudeln in unterschiedlichen Formen, werden als Suppe oder mit Chilliöl, mit Fleisch oder Gemüse serviert. Täglich 11.30-14/17-21 Uhr, Willdenowstraße 12, U-Bhf. Leopoldplatz
Noch hingehen – Was für ein Ungetüm doch so ein Webstuhl ist! Dabei ist es ein eher kleines Exemplar, für den Gebrauch in den niedrigen Stuben Graubündner Häuser. Eines bewohnte Lise Gujer, die Weberin der Vorlagen von Ernst Ludwig Kirchner. Im Brücke-Museum sind jetzt die Bildteppiche zu sehen, die sie zunächst ab 1922 zu Lebzeiten Kirchners, dann nach einer langen Pause seit den 1950er Jahren bis zu ihrem Tod 1967 auf eben diesem Webstuhl geschaffen hat. Kirchner suchte Anfang der zwanziger Jahre jemanden, der seine Ideen für Bildteppiche verwirklichen konnte. Er lernt Lise Gujer kennen und vertraut ihr seine Teppich-Projekte an. Eine Auswahl der Werke ist noch bis zum 16. März im Brücke-Museum zu sehen. Mi bis Mo 11-17 Uhr, Bussardsteig 9, Bushaltestelle Brücke-Museum/Kunsthaus Dahlem
Last-Minute-Tickets – Treffen sich zwei. Sagt der Eine zum Anderen: „Meine Frau braucht Raum für sich.“ Was wie ein Witz beginnt, wird für den Anderen zum Albtraum. Denn kaum beim Anderen eingezogen, zeigt der Eine dem Anderen, wie er ab jetzt zu leben hat: gendergerecht, verpackungsfrei, vegan! Sprachsensibel und woke!Und weil der Andere sich nicht ändern will, klebt sich der Eine auf den Fußboden. Das ist keine wahre Geschichte, sondern die Kabarettkomödie von Philipp Schaller in Zusammenarbeit mit Hannes Sell. Das Duo bringt den Streit vom Küchentisch auf die Bühne und führt ihn ad absurdum. Für Musik sorgen Jens Wagner und Volker Fiebig, die Regie führte die Kabarettistin Ellen Schaller. Für die Vorführung heute um 19.30 Uhr im Kabarett-Theater DISTEL gibt es noch Tickets (ab 21 €). Friedrichstraße 101, S-Bhf. Friedrichstraße
Grübelstoff – Gestern wurde gewählt und weil wir immer noch in Berlin leben, stellt sich nur eine Frage: Hat bei Ihnen alles funktioniert?
Kiekste

Und wie war Ihr Wochenende so? Leser Nils Lindemann hat uns diese Impression aus dem Kollwitzkiez übersandt. Danke! Weitere Bilder gern an checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.
>Berlin heute
Verkehr – A117 (Treptow-Zubringer): Von 20 bis 5 Uhr ist die Autobahn stadteinwärts zwischen Dreieck Waltersdorf und Dreieck Treptow gesperrt. Im Anschluss wird die Fahrbahn in Richtung Berlin wieder geöffnet.
Die Fahrtrichtungssperrung stadtauswärts (AD Waltersdorf) bleibt voraussichtlich noch bis Mitte des Jahres bestehen.
Siemensdamm (Charlottenburg-Nord): Bis voraussichtlich zum 6. März ist die Fahrbahn in beiden Richtungen Höhe Letterhausweg auf jeweils zwei Fahrstreifen reduziert.
Darßer Straße (Neu-Hohenschönhausen): Richtung Malchower Weg ist die Fahrbahn in der Kreuzungszufahrt Ribnitzer Straße auf einen Fahrstreifen verengt. Das Linksabbiegen ist nicht möglich.
Nahverkehr – S7: In den folgenden Nächten bis zum 27./28. Februar st der Streckenabschnitt zwischen Marzahn und Springpfuhl unterbrochen. Es fahren Busse als Ersatz. Fahrgäste beachten bitte, dass die Linie zwischen Ahrensfelde und Marzahn nur im 20-Minutentakt fährt.
Regionalverkehr – RB32: Die Züge dieser Linie fallen von 21 bis 5 Uhr zwischen Oranienburg und Berlin-Lichtenberg aus. Als Ersatz nutzen Sie bitte alternative Verbindungen.
Demonstration – Für heute sind 21 Demos angemeldet (Stand 21.2., 12 Uhr), u.a. „Mahnwache zum dritten Jahrestag des Krieges Russlands gegen die Ukraine“: 15 Teilnehmende, Meckenheim hilft e.V., Unter den Linden/ Schadowstraße (6-14 Uhr)
„Die Demokratie in Bangladesch ist seit August letzten Jahres bedroht. Wir möchten friedlich für Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit in Bangladesch demonstrieren“: 60 Personen, Werderscher Markt 1 (13-15 Uhr)
„Solidarität mit Ukraine! Kampf dem russischen Faschismus! Ein Aufruf zum Handeln am 24. Februar 2025 zum dritten Jahrestag der russischen Invasion“: 50 Demonstrierende, ab Neptunbrunnen über Spandauer Straße bis zum Berliner Dom (17-18 Uhr)
„Wählt die Ukraine“: 1.000 Demonstrierende, ab Lustgarten, vorbei an der russischen Botschaft bis zum Pariser Platz (17-19 Uhr)
„Trauertag“: 1.500 Teilnehmende, Bebelplatz (20-21 Uhr)
Gericht – Einem 19-Jährigen, der eine Frau beim einvernehmlichen Sex heimlich gefilmt und mit den intimen Aufnahmen später erpresst haben soll, wird der Prozess gemacht. Er habe Überweisungen auf sein Konto und die Herausgabe ihrer EC-Karte erzwungen. Etwa 1.900 Euro habe er erbeutet (9.15 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 700).
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – „Lis Appenzeller (72), mit lieben Wünschen und Dank für alles von Nina und Gerd“ / „Liebste Freundin Beate, Du wolltest in den Checkpoint, also kommst Du in den Checkpoint. 😀 Herzliche Glückwünsche in das hoffentlich sonnige Andalusien mit allerliebsten Grüßen von Deiner ‚besten‘ Freundin mit dem Gatten und den Doggies“ / Jennifer Cramer (32), Fußballerin, Abwehrspielerin bei Turbine Potsdam / Klaus Viktor Darga (91), Großmeister im Schach und ehemaliger Bundestrainer des Deutschen Schachbundes, 1954 und 1959 gewann er die West-Berliner Meisterschaft / „Jürgen Bertram zum 80. Geburtstag die herzlichsten Glückwünsche von der Wirthschaft“ / Norwin Panocha (20), Eishockeyprofi, Verteidiger bei den Eisbären Berlin / Moses Pelham (54), Rapper, Sänger, Songwriter und Musikproduzent, war im vergangenen Jahr auf Abschiedstour und spielte im ausverkauften Huxleys / Philipp Rösler (52), Wirtschaftsmanager und ehemaliger Politiker (FDP), kurzzeitiger FDP-Bundesparteivorsitzender und Bundesgesundheitsminister im Kabinett Merkel II / Christopher Trimmel (38), Fußballer, Abwehrspieler beim 1. FC Union
Nachträglich: „Nur das Beste für unsere Lieblingstochter CARA zum 23.!“ / „Meinem lieben Enkel Jan Soltkahn wünsche ich zu seinem 30. Geburtstag alles erdenklich Gute und viel Glück 🍀 im neuen Lebensjahr – Oma Rosi“
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Sonja Langguth, verstorben am 23. Januar 2025 / Jürgen Meißner, * 1937, verstorben 2025 / Kurt Willi Werner Rippich, * 14. September 1932, verstorben am 20. Februar 2025 / Prof. Dr. Renate Rott, * 1. August 1937 1937, verstorben am 31. Januar 2025 / Gisela Tischer, * 12. April 1934, verstorben am 9. Februar 2025
Stolperstein – Heinrich Uetzfeld wurde am 22. Juli 1906 in Berlin-Neukölln geboren. Der gelernte Maschinenbauer war Mitglied der SAPD – einer linkssozialistischen Abspaltung der SPD. Ende Dezember 1933 wurde Uetzfeld wegen eines chiffrierten Briefes, den die Polizei abgefangen hatte, verhaftet und im April 1934 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Anklage lautete: Vorbereitung zum Hochverrat und Verbrechen gegen das Gesetz gegen die Neubildung von Parteien. Im März 1940 wurde er erneut festgenommen und ins Konzentrationslager Dachau verschleppt. Dort wurde er am 24. Februar 1941 ermordet. In der Parchimer Allee 7 in Britz erinnert heute ein Stolperstein an Heinrich Uetzfeld.
Encore
Stühlerücken im neu gewählten Bundestag. Eine gute Gelegenheit, mal wieder vorbeizuschauen? „Das Essen in der Kantine lässt sehr zu wünschen übrig“, warnt eine Besucherin in ihrer Google-Bewertung. „Sehr viele Treppen und viele Räume, lädt zum Verwirren ein.“ Trotzdem: fünf Sterne. Das kann keine Berlinerin sein.
„Der Deutsche Bundestag mag seine politischen Probleme haben, aber die Führungen, die kostenlos angeboten werden, sind wirklich super!“, schreibt ein anderer.
„Unsere Steuergelder bei der Arbeit“, wirft Denis D. ein. „Es wird auf den Stühlen gedreht und außer der eigenen Partei nicht wirklich Gehör geschenkt.“ Zeit, dass sich was dreht.
Aber im Ernst! „Sollte sich jeder Bürger mal ansehen und anhören und mit den Abgeordneten ins Gespräch kommen“, schreibt Tanja P. „Hilft vielleicht gegen das ewige Bashing unserer demokratischen Abgeordneten.“ Dafür gibt’s fünf Sterne vom Checkpoint-Team.
Fünf Sterne gibt es auf jeden Fall für meinen Co-Autor Sönke Matschurek, glänzende Hinweise gab es von Elisabeth Binder, Alexander Fröhlich, Valentin Petri und Ingo Salmen. Tobias Langley-Hunt hat das Gourmet-Stadtleben serviert und Jaqueline Frank hat morgens alles ordentlich sortiert. Morgen begrüßen Sie hier Jessica Gummersbach und Ann-Kathrin Hipp.
Bis bald!
