ein letzter Blick in den Briefkasten, ob Sie die zugestellte Mieterhöhung übersehen haben. Wenn nicht, ist heute vielleicht der Tag, den Champagner von Großtante Else rauszuholen. „Ein Grund zum Feiern“ jubiliert der Mieterverein, Berlin macht tatsächlich den Deckel drauf: In den nächsten fünf Jahren dürfen die Mieten nicht erhöht werden. Ein deutschlandweit einmaliges Sozialexperiment und die kochenden Reaktionen der letzten Tage zeigen, dass niemand so recht weiß, ob sich die nun just vor der Sommerpause beschlossenen Eckpunkte des Deckels (klingt irgendwie falsch) nicht doch als Bermudadreieck für die Berliner Koalition erweisen. Bis Oktober soll der Gesetzesentwurf stehen, bis dahin muss das Eckige ins Runde, die Runde der Anwälte läuft sich schon mal warm für Klagen, in welcher (geometrischen) Form auch immer. Sicher ist jedoch: Hinterher werden es alle vorher gewusst haben. Ob der Topf nun explodiert oder die Koalition.
Die Berliner jedenfalls sollen unerhöht in den Urlaub gehen dürfen, jedenfalls diejenigen, die nicht schon erhöht wurden. Ziemlich häufig sei das in den vergangenen Tagen passiert, heißt es beim Mieterverein, auch die landeseigene Degewo hat noch schnell ein bisschen was draufgeschlagen, begründet das allerdings mit dem Mietspiegel und nicht mit dem Deckel. Also alles wie immer.
„Mieterhöhungen dank Mietendeckel“ titelt die BZ, „Senat kocht die Gier ab“ der Kurier. Die anderen halten es nachrichtlicher, was auch ein Ausdruck der allgemeinen Verunsicherung ist: „Senat: Ab sofort dürfen die Mieten in Berlin fünf Jahre nicht steigen“ (Morgenpost), „Der Mietendeckel gilt ab sofort“ (Berliner Zeitung), und der Tagesspiegel titelt (in Anspielung an den Streit des Vortags): „Senat ringt sich zu Mietenstopp durch.“ Wobei hier vielleicht erwähnt werden sollte (Gruß an alle Alt-Kreuzberger): Sie müssen Ihre Miete weiterhin bezahlen.