Ja, es sind alle müde vom Krieg. Wladimir Putin ist es nicht. Am Mittwoch folgte seine nächste Kriegserklärung gegen die Ukraine – in Form einer teilweisen Mobilmachung der russischen Armee und mittels Schein-Referenden in von Russland besetzten Gebieten im Donbass. Statt Frieden geht vom Kreml „blanker Imperialismus“ aus, wie auch Bundeskanzler Olaf Scholz vor der UN-Vollversammlung erkannte. Und damit geht wohl auch das Eingeständnis einher, mit der bisherigen Kriegstaktik in der Ukraine gescheitert zu sein. In Moskaus Straßen waren heute Nacht zum ersten Mal seit Monaten laute Sprechchöre zu hören: „Nein zum Krieg!“ Es gab 1300 Festnahmen.
Für uns in Deutschland heißt das alles: Es wird keine russische Energie mehr geben in diesem Winter und auch lange danach, denn die Demokratien in Europa, also wir, sind Putins eigentlicher Feind. Intellektuelle und Gefühlsexperten brauchen keine Briefe mehr zu schreiben oder Talkshowreden zu halten, dass schon irgendwie Frieden einkehren würde, wenn man der Ukraine nur keine Waffen zur Selbstverteidigung gegen die Kriegsverbrechen mehr lieferte. Und Politiker, die Deutschland abhängig von russischen Rohstoffen gemacht haben (sehr gute „Correctiv“-Recherche hier), sollten nicht mehr das Einfrieren eines Konflikts herbeizureden versuchen, dessen Ausbruch sie durch ihre Lobbyarbeit für den Kreml erst begünstigt haben. Dieser Krieg wird unser Alltag bleiben, solange Moskau glaubt, ihn führen zu können.
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