die heutigen Urlaubsgrüße erreichen uns von Petra Clemens-Burkhardt. Sie liest den Checkpoint bereits seit zwei Wochen im schönen Ostseebad Heringsdorf.
Beach, Berge oder Balkonien – nehmen Sie uns mit! An dieser Stelle zeigen wir während der Sommerferien, wo Sie gerade den Checkpoint lesen. Schicken Sie uns ein Foto mit einem Satz zum Urlaubsort an checkpoint@tagesspiegel.de
Ohhhhhhhhhhäääääääiiii! Wir starten den Morgen mit einer La-Ola-Welle. Deutschland ist im EM-Finale! Alexandra Popp („Kein Schwein hat mit uns gerechnet“) hat die Nationalmannschaft am Mittwochabend gegen Frankreich mit 2:1 in die nächste Runde geschossen. Der Endgegner wartet am Sonntag vor 90.000 Zuschauer:innen in Wembley: England.
Kreuzberger Nächte sind künftig nicht mehr nur lang, sondern auch ein bisschen dunkler. Genauso wie die in Mitte, Schöneberg oder Charlottenburg. Um Energie zu sparen, beleuchtet der Berliner Senat rund 200 Gebäude und Denkmäler, darunter die Siegessäule, das Rote Rathaus, den Dom und die Ruine Anhalter Bahnhof nicht mehr. Eine Elektrofachfirma ist mit drei Kolonnen im Einsatz, um die Strahler nach und nach abzuschalten. In drei bis vier Wochen sollen alle Lichter aus sein. Aber wie sang schon Rio Reiser: „Wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten.“
Die Stadt München prämiert derweil Energiesparer: Wer seinen Jahresverbrauch um 20 Prozent senkt, erhält 100 Euro. 50 Euro gibt’s für 10 Prozent. Auch eine Idee für Berlin? „Ein Prämienmodell wie in München ist interessant, erfüllt aber in Anbetracht der steigenden Energiepreise wesentliche Anforderungen nicht. Was wir neben der Einsparung fossiler Energien brauchen, sind gezielte Entlastungen für finanziell schwache Haushalte“, sagt Finanzsenator Daniel Wesener (Grüne) auf Checkpoint-Anfrage und sieht vor allem den Bund in der Pflicht. Auch Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos) hält den „Gießkannen-Boni“ für „wenig sinnvoll und auch nicht für gerecht“. Mit den fast 200 Millionen Euro, die so eine Aktion Berlin kosten würde, könne man „zum Beispiel gezielter diejenigen unterstützen, die trotz Sparanstrengung in Schwierigkeiten geraten“.
Dass die Bayern „alles“ unternehmen, um Energie zu sparen, findet Schwarz natürlich trotzdem „gut“ und weist darauf hin, dass der Energieverbrauch pro Haushalt im Süden fast doppelt so hoch ist, wie hier in Berlin. Tatsächlich verbraucht die Hauptstadt bundesweit am wenigsten. Schlusslicht im besten Sinne.
Nächste Frage: Kommt die Vollbremsung für den A 100-Ausbau? Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg erwägt jedenfalls eine Klage gegen die Autobahnverlängerung. „Das ist vielleicht ganz am Schluss noch eine Möglichkeit“, sagt Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne). Ex-Bezirksbürgermeister Franz Schulz hatte bereits vor Jahren gegen den 16. Bauabschnitt der A100 geklagt. Damals sei das Verfahren nicht zulässig gewesen, weil das Land den Weiterbau geplant hatte. „Mittlerweile plant der Bund die Autobahn. Die Ausgangslage ist also eine ganz andere“, sagt Herrmann. Noch ist allerdings alles Zukunftsmusik. Geklagt wird – wenn überhaupt – frühestens 2030. Wenn’s bis dahin nicht nur noch Flugtaxis gibt.
Vollgas auf dem Wasser geben demnächst Berlins Polizeibeamte. Die Behörde schafft zwei Jetskis an; für die Gefahrenabwehr, die Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten und Straftaten („insbesondere Geschwindigkeitsüberschreitungen“), sowie für Vermisstensuchen oder Personenrettungen. Einziger Haken: Ein Jetski verbraucht bis zu 38 Liter pro Stunde, die Abgase halten sich auf der Wasseroberfläche und der Lärm stört die Tiere. „Insofern wird bei der Ausschreibung darauf geachtet, dass z.B. Abgas- und Geräuschemissionen eingehalten werden und den aktuellen Umweltanforderungen entsprechen“, teilt ein Sprecher der Polizei mit. SPD-Mann Tom Schreiber, der sich für die Anschaffung eingesetzt hatte, kommentiert: „Niemandem ist geholfen, wenn die Polizei in Einsätzen nicht zum Ort des Geschehens oder einer Notlage vorstoßen kann, weil es entweder aufgrund der Größe des Wasserfahrzeugs nicht möglich ist oder aber Personen im Wasser durch die Schraube des Bootes gefährdet würden.“
Nachdem die WHO bereits die Gesundheitliche Notlage ausgerufen hat, bleibt Berlin mit 1.272 Infizierten weiterhin Affenpocken-Hotspot. Impfmöglichkeiten? Begrenzt! Wer sucht, findet auf der LAGESO-Webseite einen Link zur Webseite der „Deutschen Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin“, die wiederum ein PDF mit 30 Berliner Praxen zusammengestellt hat, die man abtelefonieren kann. Mailadressen sind nicht immer vorhanden, dafür ein paar Faxnummern (Dr. med. Uwe Naumann & Kevin Ummard- Berger beispielsweise sind unter der 030/767333749 zu erreichen). „Absolute Lachnummer. Nicht einmal eine Online-Tabelle bekommt dieses Land hin, geschweige denn eine zentrale Terminvergabe, und meinetwegen sogar über Doctolib“, schreibt Twitter-User Lars Marowsky-Brée, der sich gerne impfen lassen würde – allerdings keine Möglichkeit findet.
„Ärzt:innen müssen den wenigen Impfstoff nach medizinischen Kriterien verteilen; und zwar prioritär an Menschen mit einem erhöhten Infektionsrisiko oder der Gefahr für einen schweren Krankheitsverlauf. Nicht zuletzt würde eine für alle offene Online-Terminvergabe diese Auswahl erschweren“, heißt es aus der Gesundheitsverwaltung auf Checkpoint-Nachfrage. 9.500 Impfdosen habe das Land bisher vom Bund erhalten. Bereits jetzt sei zu erkennen, dass die Impfbereitschaft in Berlin „sehr hoch ist“, weshalb es „dringend Nachschub“ brauche. Fest steht: Für das dritte Quartal hat das Bundesgesundheitsministerium 240.000 Dosen bestellt, „von denen Berlin einen großen Teil erhalten wird“. Die Frage ist nur: wie viele genau und wann.
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Telegramm
Weiter geht’s mit den wichtigsten Nachrichten rund um den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine:
+++ Die Bundesregierung hat den Verkauf von 100 modernen Panzerhaubitzen an die Ukraine genehmigt (Q: Spiegel).
+++ Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erneut zu einem Besuch eingeladen. (Q: Zeit)
+++ Die drei für die Getreideausfuhr bestimmten Häfen Odessa, Tschornomorsk und Piwdenny haben laut ukrainischer Marine ihre „Arbeit wieder aufgenommen“. Zuvor hatten die Ukraine und Russland zwei separate, aber inhaltlich identische Abkommen unterzeichnet, welche die Ausfuhr über das Schwarze Meer regeln.
Alle Entwicklungen lesen Sie weiterhin in unserem Liveblog.
Die Unterbringung von Geflüchteten gestaltet sich in Berlin immer schwieriger. Weil weniger als 400 der 26.400 Plätze in Gemeinschaftsunterkünften und Aufnahmeeinrichtungen frei sind, soll nun ein Notfallplan in Kraft treten. Alle Hintergründe lesen Sie hier mit T+.
Ein Kapazitätsproblem der anderen Art hat Berlins Verwaltung aufgrund zu vieler parlamentarischer Anfragen (der Checkpoint berichtete). AGH-Präsident Dennis Buchner will das jetzt ändern und das System verschlanken & digitalisieren.
Apropos: 546.000 Euro hat die Bezirke die Unterschriftenprüfung des Volksentscheids „Deutsche Wohnen & Co. Enteignen“ gekostet (2 Euro pro Unterschrift). Das geht aus einer Anfrage von Kurt Wansner (MdA CDU) hervor.
„Personal gesucht“: Diesen Aushang findet man derzeit in sehr vielen Restaurants und Kneipen. Aber auch am Flughafen fehlen Arbeitskräfte, beim Bäcker oder in der Hotellerie. Wir suchen nach den Geschichten von Menschen, die während der Corona-Pandemie Ihren Service-Job gegen einen anderen eingetauscht haben und jetzt nicht mehr zurück möchten. Wenn Sie Lust haben, darüber zu sprechen, schreiben Sie eine Mail an jana.weiss@tagesspiegel.de.
An dieser Stelle noch eine kleine Korrektur zu gestern: Die Lufthansa weist richtigerweise drauf hin, dass ihre Maschinen am Mittwoch von Berlin nicht ausschließlich nach Frankfurt oder München, sondern gar nicht geflogen sind.
Und: Goodbye Daniel! Schauspieler Brühl hat Berlin gemeinsam mit seiner Frau Felicitas und den beiden Kindern verlassen. Die Familie lebt jetzt in Spanien, wo Brühl geboren ist. „Eine der besten Entscheidungen, die ich in 22 Jahren gefällt habe“, sagt er (Q: dpa). Irgendwas hat er da falsch verstanden.
Zitat
„Auf jeden Fall wünsche ich es der Hauptstadt, dass es in Sachen Verwaltungsdigitalisierung eine produktive Zusammenarbeit zwischen Land und Bezirken gibt!“
Laura Sophie Dornheim auf die Frage, welchen Digitalisierungstipp sie zum Abschied hat. Die Grünen-Politikerin & Wirtschaftsinformatikerin verlässt Berlin und wird IT-Referentin der Stadt München.
Tweet des Tages
Wer ebenfalls im ICE 831 nach Berlin sitzt, der seit über 3h regungslos in Bad Hersfeld steht: Ich biete um 20 Uhr einen unentgeltlichen Yoga-Kurs auf dem Bahnsteig an. Wer Lust hat, namaste. @DB_Bahn
Stadtleben
Essen – Es gibt gute Gründe, die Eckkneipe „November“ in Prenzlauer Berg zu vermissen, die letztes Jahr schloss. Das Essen zählt nicht dazu. Das ist jetzt bei der „The Catch Family“ in besten Händen, die den Laden in eine japanische Brasserie mit viel Holz und smarten Beigetönen verwandelt hat. Die Gruppe betreibt vier Restaurants in Riga und eins in Charlottenburg, und ist für sehr gute Fischqualität bekannt. Wer sich was gönnen will, nimmt das Sashimi vom (gezüchteten, also nachhaltigen) Thunfisch mit Dashi-Gelee und einem dekadenten Klecks Kaviar. Für November-Nostalgiker gibt es Wiener Schnitzel mit Kombhubutter im Kartoffelbrei. Freitag bis Sonntag hat das November auch ab 10 Uhr auf und bietet etwa Ricotta-Pancakes, knusprige Hühnchen-Sandos und Udon Nudeln cacio e pepe. Di-Sa 18-24 Uhr, Fr/Sa zusätzlich 10-16, So 10-17 Uhr, Husemannstraße 15, U-Bhf Eberswalder Straße
Das ganze Stadtleben gibt’s mit dem Tagesspiegel-Plus-Abo.
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Jakob Augstein (55), Journalist und Verleger, Chefredakteur „Der Freitag“ / Santiago Calatrava (71), spanisch-schweizerischer Architekt, Bauingenieur und Künstler / Veronika Fischer (71), Sängerin / Hellmut Georg Richard Königshaus (72), ehem. Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft / Miriam Pede (47), Fernseh- und Radiomoderatorin / Inka Rehahn, Marketing-Managerin bei Visit Berlin / Juliane Reichert, Checkpoint-Stadtleben-Alumna und Expertin für Hochprozentiges: „Einen wunderbaren Ehrentag Dir!“ / „Angelika Rösler, liebste Partnerin und Lebensbegleiterin, Ruhepol und Antriebskraft, alle besten Grüße zum runden Geburtstag“ / Cornelia Yzer (61), Managerin, Rechtsanwältin und Politikerin (CDU)
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Reiner Huhs, * 26. Juli 1945 / Thies Lehmann, *1944 / Horst Leopold, * 17. August 1930 / Klaus Marx, * 24.10. 1968
Stolperstein – Erna Aufrecht kam am 11. Juni 1901 in Berlin als Tochter des Schlachtermeisters Leo Goldstein und seiner Frau Marie zur Welt. Die Mutter stammte aus einer angesehenen Berliner Konditorenfamilie und trennte sich, obwohl sie neun Kinder hatte, 1913 von ihrem Mann. Erna heiratete mit 23 Jahren den Bäckermeister Hermann Aufrecht und bekam zwei Kinder, Margot und Herbert. Im Jahr 1935 erstattete die jüdische Firma, in der ihr Mann arbeitete, gegen ihn wegen Unterschlagung von Kundengeldern Anzeige. Er floh nach Jugoslawien und stellte sich erst vier Jahre später, am 9. November 1938, der Polizei. Nach neun Monaten Haft kam er wieder zu seiner Familie nach Hause. Nur zwei Jahre später deportierten die Nationalsozialisten Erna Aufrecht mit ihrem Mann und den beiden Kindern Margot und Herbert in das Ghetto von Minsk, wo sie am 28. Juli 1942, heute vor 80 Jahren, erschossen wurde. An der Eichenstraße 16 in Niederschönhausen erinnert ein Stolperstein an Erna Aufrecht.
Encore
An dieser Stelle gibt’s in den Sommerferien jeden Tag einen Neun-Euro-Ticket-Tipp für Kurzentschlossene. Alles, was Sie tun müssen, ist: den Checkpoint lesen, um 9 Uhr am Hauptbahnhof stehen und losfahren. Heute zum Beispiel geht es nach W... Und zum Probe-Abo hier entlang.
Für den besonderen Checkpoint-Lifestyle und Berlin-Liebhaber-Zubehör haben heute Thomas Lippold, Joana Voss (Recherche), Sarah Borufka (Stadtleben) und Lionel Kreglinger (Produktion) gesorgt. Morgen übernimmt hier Lorenz Maroldt. Machen Sie’s gut!
Ihre Ann-Kathrin HippBerlin braucht guten Journalismus!
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