der Reichstag ist wieder verhüllt, zumindest virtuell. Und auch nur, wenn es dunkel ist – was bekanntlich in den nächsten Tagen abnehmend der Fall sein wird (bis zum Auftritt der Checkpoint-Band am 21. Juni bei der Fête de la musique). Einen Tag vorher endet die Lichtinstallation zum 30. Jahrestag des Kunstprojekts von Christo und Jeanne-Claude, dieden Reichstag wie damals verhüllt erscheinen lässt, sich aber schnell an- und ausknipsen lässt.
Angeknipst wurde das Ganze gestern Abend vom Regierenden Bürgermeister Kai Wegner, und das verlief in etwa so, wie unser Reporter Tobias Langley-Hunt berichtet:
„Im provisorischen Presse/VIP-Bereich wird aus einem kleinen Wagen Wein ausgeschenkt, es gibt Brezeln. Der Knopf, der die ganze Sache zum Leuchten bringt, ist mit einem originalen Stofffetzen eingewickelt. Siegward Hausmann, der damalige Assistent von Christo, ist mächtig stolz und freut sich über den großen Andrang. Die Fläche vor dem Reichstag ist vielleicht zu einem Viertel gefüllt. 21.45 Uhr, der Start verzögert sich, überraschenderweise ist es heute länger hell als gestern. Stargast: Wolfgang Kubicki.“
Weitere Herren am Knopf: Kulturmanager Peter Schwenkow, Unternehmer Roland Specker, Lichtdesigner Andreas Boehlke und Christo-Neffe Vladimir Yavachev, die sich nach erfolgreicher Drückung irritiert nach dem Effekt umschauen (wie Sie sehen, sehen Sie nichts), dann aber den Reichstag hinter sich finden (Video hier). Mit einsetzender Dunkelheit (überraschenderweise erst nach 22 Uhr) stellt sich bei den Schaulustigen dann doch Nostalgie ein. Machen wir wieder ein Volksfest draus?
Apropos Volksfest, da war ja noch etwas…
Vom Wetter her erinnerte der Karneval der Kulturen zu Beginn mit kühlem Wind und Regen noch an den winterlichen Kamelle-Umzug von Köln – doch später war es (fast) so schön wie immer (einen Bericht finden Sie hier, Fotos hier). Aber waren wirklich 750.000 Leute an der neuen Strecke, wie die Veranstalter stolz verkündeten? Bereits am frühen Nachmittag schickten die Caterer an den Getränkeständen etliche Servicekräfte wieder nach Hause – Ihre Erwartungen hatten sich nicht erfüllt. Stellt sich die Frage: Dauert etwa in Berlin der „Dry January“ bis in den Juni? Oder war es gar nicht so voll? Wir haben das im Kurs „Mathe mit dem Checkpoint“ mal durchgerechnet (Länge und Breite der Strecke minus Mittelstreifen und Fußweg, maximale Personenzahl pro Quadratmeter, verschiedene angenommene Zuschauerdichte zu unterschiedlichen Zeiten, verschiedene Modelle zum Wechsel- und Laufpublikum).
Das Ergebnis: Selbst dann, wenn alle so dicht zusammengestanden hätten wie die Bielefeld-Fans vor dem Olympiastadion und sich in drei Schichten mit anderen abgewechselt hätten, wären im Laufe des Tages maximal 600.000 dabei gewesen (gehen Sie also ruhig von weniger aus; die Polizei spricht vorsichtig von einer Zahl „im sechststelligen Bereich“). Aber ohne Wenn und Aber lässt sich sagen: Diejenigen, die da waren, hatten Spaß – und nur darauf kommt es ja an.
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Matou – Die Katze, die kein Mensch sein will
Was, wenn eine Katze bei den intimsten Gesprächen der Menschen dabei wäre, deren Sprache versteht und sprechen kann? Nach Michael Köhlmeiers Roman, in dem Katze „Matou“ mit sieben Leben durch die Jahrhunderte streift - von der Französischen Revolution bis in die Gegenwart.
Premiere in der Schaubude Berlin
12.-14. Juni, 20:00 + 15. Juni, 19:00
Im vergangenen Jahr, als sie noch bei den Linken waren, haben der Abgeordnete Sebastian Schlüsselburg und der frühere Lichtenberger Bürgermeister Michael Grunst im Vorstand die Strategie mitentwickelt, die ihrer damalige Partei später bei der Bundestagswahl überraschend zur Spitzenposition in Berlin verhalf (19,9%, vor der CDU mit 18,3% und den Grünen mit 16,8%).
Noch vor dem Erfolg traten sie aus, Schlüsselburg u.a. wegen „mangelnder Abgrenzung zum linken Antisemitismus“, Grunst u.a. wegen einem „Erguss von Parolen“ – und seit Januar 2025 sind sie bei der SPD. Für ihre neue Partei haben sie jetzt den Weg der Berliner Linken analysiert und daraus Schlüsse für die SPD gezogen – das zwölfseitige Papier („Bausteine des Linken-Wahlsiegs in Berlin – Was kann die SPD daraus lernen?“) liegt dem Checkpoint vor. Einige wesentliche Punkte:
+ „In der Form (nicht im Inhalt) der politischen Kommunikation nähert sich die Linke leider der AfD an.“
+ „Immer öfter wird bewusst Unzufriedenheit oder gar Wut und Zorn über die herrschenden Verhältnisse kommunikativ verstärkt.“
+ „Die Linkepräsentiert sich (…) zunehmend als revolutionäre Gegenkraft. Als Partnerin für ein progressives Projekt scheint sie auszufallen.“
+ „Die Botschaft (der SPD) muss lauten: Wir wollen Veränderung, aber wir machen sie auch möglich.“
+ „Wer Vertrauen will, darf keine Empörung inszenieren. Wer verändern will, muss regieren können. Und wer Demokratie stärken will, muss Klartext reden – ohne Extreme zu bedienen.“
+ „Die Linke hat sich einer Sprache bedient, die zunehmend an die Methoden der AfD erinnert (…). Das ist kein Zufall, sondern Strategie: Wer Empörung organisiert, braucht keine Lösungen.“
+ „Die SPD muss das Gegenteil tun: Sachlichkeit zurückholen, politische Vernunft verteidigen, gesellschaftliche Konflikte benennen, ohne sie zu dramatisieren.“
+ „Sie kann und muss die neue, glaubwürdige Kraft im linken Lager sein: reformfähig, gerecht, verantwortungsbewusst. Ohne die linke Pose, aber mit klarer sozialer Handschrift.“
+ „Die Linke (…) will nicht mehr gestalten, sondern entlarven, nicht verhandeln, sondern eskalieren.“
+ „Für eine moderne Sozialdemokratie ist das die Chance, den progressiven Raum neu zu ordnen: mit klarem Kompass, realistischen Lösungen und der Entschlossenheit, Berlin nicht dem Furor, sondern der Vernunft zu überlassen.“
Wie zum Beweis der Analyse von Schlüsselburg und Grunst postete der direkt gewählte Neuköllner Bundestagsabgeordnete Ferat Koçak auf TikTok ein Lip-Sync-Video von sich vor dem Reichstag mit einem Song des Rappers Dahabflex – hier ein Auszug:
„Alle zusammen auf die Barrikaden! Widerstand! Hisst die roten Fahnen. Antikapitalista!“
Nun ist die Musikwelt zwar voll von mal künstlerischen, mal ernst gemeinten Revolutionsschwärmereien (Koçak besingt auch die Romantik von Pyrotechnik im Straßenkampf: „Nieder mit Euren Führungsketten“), aber ein Parlamentarier vor dem Reichstag als Barrikadenstürmer, das hat schon eine besondere Symbolkraft – und wohl auch keine zufällige: Koçak tritt gerne mal als Redner im Kreis von Extremisten auf, so wie z.B. in der vergangenen Woche bei einer Linken-Demo vor PFLP-Anhängern und Hamas-Fans (Video hier).
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Der nächste Krach in der Koalition – diesmal geht‘s um den Entwurf der Verwaltung von Katharina Günther-Wünsch (CDU) zum neuen „Berliner Bildungsprogramm für Kitas und Kindertagespflege“ (als „Vertraulich“ gestempelt, liegt dem Checkpoint vor) – Alexander Freier-Winterwerb, jugendpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion und sonst eher als bedächtig bekannt, ist jedenfalls schwer empört. Sein Fazit, das er Ende vergangener Woche den Ausschuss-Mitgliedern der Koalition per Mail schickte:
„Im aktuellen Entwurf 2025 wurden zentrale Inhalte zur Anerkennung und aktiven Thematisierung von Diversität, queeren Lebensweisen, geschlechtlicher Vielfalt und diskriminierungskritischer Bildung komplett gestrichen oder auf ein Minimum reduziert.“ Anders als im noch aktuellen Programm von 2014 seien Begriffe wie „Sexuelle Orientierung“ nicht enthalten, auch fehle „jeder Hinweis auf diskriminierungskritische Pädagogik“. „Diversität“ finde sich im Entwurf nur ein einziges Mal, „und zwar ganz beiläufig in einem Satz zu Elterngesprächen.“ Damit gebe der Senat hier „den inklusiven Anspruch“ auf. Der konterte am Abend: Der verantwortliche Jugendstaatssekretär Falko Liecke (CDU) teilte mit, man befinde sich noch in der Abstimmung. Finale Version folgt – sensibel wird’s auf jeden Fall.
Der Fall von Manfred „Manne“ Moslehner steht für fast alles, was in der Berliner Wohnungspolitik über Jahre falsch gelaufen ist: fatale politische Entscheidungen, herzlose Investoren, fehlende staatliche Hilfen, Innenstadt-orientierter Aktivismus, überforderte Amtsgerichte. Seit seiner Geburt 1939 lebte Moslehner in „Kleinkleckersdorf“, wie die Reinickendorfer Siedlung „Am Steinberg“ von ihren Bewohnern genannt wird.
Vor 15 Jahren verkaufte der SPD-Linke-Senat das Landeseigentum an ein Immobilienunternehmen, das Modernisierungen und Mietsteigerungen durchsetzen wollte. Für Moslehner hätte das Mehrausgaben von 1360 Euro bedeutet – bei 1000 Euro Rente. Er widersetzte sich, der Investor kündigte die Räumung an, das Amtsgericht bestätigte deren Rechtmäßigkeit. Da war „Manne“ bereits 84 Jahre alt. Erst Ende 2024 erklärte das Landgericht die fristlose Kündigung im letzten Moment für unwirksam, zur großen Freude vieler Nachbarn. Viel Zeit blieb Manfred „Manne“ Moslehner nicht in seinem Reihenhäuschen: Vergangene Woche ist er gestorben.
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Der AI Act am Scheideweg:
Es mehren sich Zweifel, ob er wie geplant in die nächste Umsetzungsphase übergehen kann. Erst vor wenigen Tagen hat die polnische EU-Ratspräsidentschaft einen neuen Zeitplan angestoßen – ein Signal für wachsende Unsicherheit auf europäischer Ebene. Wie sollte es jetzt weitergehen? Diskutieren Sie mit unseren Expert:innen! Mehr
Nachtrag zur Meldung „Zebrastreifen-Pingpong“ (CP v. 5.6.): Selten zuvor haben wir uns so gerne geirrt wie hier: Unsere Prognose, dass die heutigen Erstklässler Abitur haben, bis sich die Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung und für Verkehr sowie der Bezirk geeinigt haben, wann der sichere Fußgängerüberweg vor der neuen Bergmannkiez-Gemeinschaftsschule wieder aufgepinselt wird (niemand fühlte sich dafür verantwortlich, dass der wegen Bauarbeiten überlebensnotwendige Behelfs-Zebrastreifen wie von Geisterhand entfernt worden war), ist überholt.
Per Mail teilte uns der BVV-Fraktionsvorsitzende der Grünen, Pascal Striebel, die frohe Kunde mit: „Ich kann Vollzug melden – das Pingpong-Match war glücklicherweise nur recht kurz.“ Demnach wurde die Situation „auf Intervention unseres Bezirksamts entschärft“. Klarer Fall von medial verursachter „self-unfilling prophecy“. Und damit hätten wir auch schon eine Präambel für das Gesetz zur Verwaltungsreform: Ganz egal, ob Tag, ob Nacht – es braucht halt einen, der es macht.
Und hier ein paar Tipps aus unserer Tagesspiegel-Redaktion – vielleicht ist ja für Sie etwas Passendes dabei:
+ „Ich sag es keinem, weil es mir weh tut“: Über die idyllische Siedlung an der Krummen Lanke berichtete kürzlich sogar die New York Times. Denn sie entstand 1938 für SS-Angehörige. Wie es sich in einer ehemaligen Nazi-Siedlung in Berlin lebt. Ein Ortsbesuch.
+ Das Kennenlernen trainieren: Acht erprobte Ideen, wie man im Fitnessstudio erfolgreich flirtet.
+ Schnell hin, bevor es teuer wird: Das sind die besten Berliner Restaurants ohne Stern.
+ „Vornehme Form der Ausbeutung“: Tiny Homes sind das Gegenteil von dem, was sie sein sollen, nämlich blanker Luxus, schreibt unser Kommentator Nikolaus Bernau. Warum „small“ nicht immer „beautiful“ ist.
+ Atemberaubend und ausgefallen: Sieben Zugreisen in Europa, die Sie begeistern werden.
Berliner Schnuppen

Telegramm
SPD-Prominenz versammelte sich am Pfingstsonntag auf der Rennbahn in Hoppegarten (Text hier). Ohne Hut, dafür eindeutig gemeinsam Florida-Eis löffelnd: Die Ex-Regierenden Michael Müller und Klaus Wowereit. Tagesspiegel-Bildunterschrift: Ruhestand am Rennbahnrand.
Berlin bleibt die Hauptstadt der Gründungen und Gewerbeanmeldungen (deutschlandweit Spitze) – aber auch der Insolvenzen (im vergangenen Jahr erstmals mehr als 2000). Tendenz in allen Kategorien: steigend. Spricht für eine Menge Mut, und was das Scheitern betrifft, halten wir es mit Samuel Beckett: „Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better“ (Q: Drs 19/22562, MdA Alexander King).
Heinrich von Treitschke (1834-1896) kämpfte gegen Demokratie und Meinungsfreiheit, von ihm stammt der Satz „die Juden sind unser Unglück“ – aber seit 1906 war eine Straße in Steglitz nach ihm benannt. Nach 25 Jahren Umbenennungsdebatte kommt Treitschke jetzt weg, für ihn zieht am 1. Oktober 2025 Betty Katz ein – sie war Direktorin des jüdischen Blindenheims in der Steglitzer Wrangelstraße (wo auch zur Erinnerung an sie ein Stolperstein liegt) und wurde von Treitschkes geistigen Nachfahren in Theresienstadt ermordet (Bekanntmachung im aktuellen Amtsblatt, S. 1579).
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Unser Beitrag zur Vornamensdiskussion (der Senat muss diese bei Verdächtigen von Messerrangriffen nach einem Urteil des Verfassungsgerichts auf Anfrage wieder nennen): Die Polizei bittet Maximilian und Aki per Bekanntmachung im Amtsblatt, sich innerhalb von vier Wochen ihre beschlagnahmten Messer abzuholen („Nach Ablauf dieser Frist werden die Messer vernichtet“).
Als eine Art Urknall empfand Tagesspiegel-Kritiker Udo Badelt im vergangenen November die Wiederaufführung des Oratoriums „Die sieben Todsünden“ von Adalbert von Goldschmidt in der Volksbühne, die er beseelt in einem „kosmischen Optimismus“ enden sah. Falls Sie Sophie Rois als Fürstin der Finsternis und die Chöre der Sing-Akademie verpasst haben sollten: Am kommenden Freitag und Sonnabend haben Sie noch eine Chance – und wegen eines kleinen technischen Versehens sind tatsächlich hier unter diesem Link unverhofft auch noch einige Tickets verfügbar. Absoluter Checkpoint-Tipp!
Falls Sie auch den Eindruck haben, dass Ihre Kinder viel zu schnell alt werden: Bei Galeria gibt es jetzt praktische „Kinder Frischhaltedosen“ für nur 4,99 Euro (entdeckt von CP-Leser Martin Dankert). Hinweis: Die Ware wird ohne Mindesthaltbarkeitsdatum ausgeliefert.
Mehr Taktgefühl hätte sich so mancher beim Kürzen im Kulturetat gewünscht. Heute Abend lädt Inforadio zur Krisenprobe ins Humboldt Forum (18 Uhr) mit der neuen Kultursenatorin Sarah Wedl-Wilson Titel der Runde: „Was bleibt von der Musikstadt Berlin?“ Hoffentlich nicht nur Pfeifen.
Da steht ein Pferd im Teich, eine Meldung wie aus dem Berlin-Buch, äh: aus Berlin-Buch (echt wahr!): Die Feuerwehr hat es gerettet. (Q: BZ)
Ging zum Glück auch ohne Hubschrauber…
Hub, Hub, Hubschraubereinsatz… Laut Koalitionsvertrag wird die Anschaffung eines eigenen Polizeihubschraubers geprüft – doch dem Hubi droht dasselbe Schicksal wie dem auf der gleichen Seite angekündigten Stahlboot für die Polizei (Plan versenkt, CP v. 30.5.): Mehr als „ergebnisoffene strategische Betrachtungen“, deren „Zeitrahmen für den Abschluss noch nicht prognostizierbar“ ist, gibt es nicht. Offenbar erweisen sich immer mehr Ankündigungen der Koalition als ziemlich abgehoben. (Drs 19/22573, Innenverwaltung / MdA June Tomiak)
P.S.: Falls Sie sich wundern, warum es dennoch über Ihnen knattert – die Berliner Polizei teilt sich einen Hubschrauber mit der Bundespolizei, und dessen Einsätze nehmen Jahr für Jahr zu (2024 waren es 451).
Korrektur zur Meldung „Nächster Feiertag erst im Oktober“ (CP v. 7.6.): In Berlin ist bekanntlich jeder Tag ein Feiertag (irgendein Grund findet sich immer), aber der 3. Oktober ist und bleibt der Tag der Deutschen Einheit (auch wenn es einiger Arbeit bedurfte, das zu schaffen). Den 1. Mai und den 3. Oktober zusammenzulegen und als „Tag der Deutschen Arbeit“ zu deklarieren, um einen Feiertag zu sparen, entspricht zwar womöglich den Wünschen von Arbeitgebern und Regierung, war aber nicht vom Checkpoint intendiert.
Zitat
„Wer heute auf das Ende Weimars zurückblickt, weiß: Es ist politisch leichtfertig, nicht mit dem Schlimmsten zu rechnen.“
Die letzten Worte Jens Biskys in seinem Werk „Die Entscheidung. Deutschland 1929 bis 1934“.
Stadtleben
Verlosung – Die Stiftung Schloss Neuhardenberg geht wieder „Ins Freie!“ und lädt zu einem Sommer voller Kunst und Musik auf die Neuhardenberger Schlossparkbühne. Am Sonntag, dem 22. Juni ab 20 Uhr etwa, spielt Sänger Clueso auf der Kastanienwiese ein Akustik-Konzert. Nach seiner Sommer-Tour 2024 startete der gebürtige Erfurter im Frühjahr 2025 eine exklusive Konzertreihe, die ihn unter anderen ausgewählten Orten auch nach Schloss Neuhardenberg führt. Das Akustik-Konzert unter dem Bogendach im Schlosspark ist dabei ein für Clueso ungewöhnlicher Auftritt: Statt vor riesigen Menschenmengen präsentiert er seine Musik in viel intimerer Atmosphäre. Tatsächlich ist der Abend schon ausverkauft, wir verlosen trotzdem noch 5x2 Karten. Schinkelplatz, 15320 Neuhardenberg
Essen & Trinken – „Mitho Cha“sagt man in Nepal nach dem Essen, wenn es gut geschmeckt hat. Passenderweise heißt ein nepalesisches Restaurant im Prenzlauer Berg (und auch Neukölln) genau so. Auf dem Menü steht traditionelle tibetische Küche. Neben Lamm- und Hühnchengerichten gibt es viele vegetarische und vegane Vor- und Hauptspeisen. Ganz besonders zu empfehlen sind die Momos, die nepalesischen Dumplings, die gedämpft, gekocht oder gebraten angeboten werden, außerdem der Salat mit gerösteten Erdnüssen. Zu trinken gibt es entweder Tee oder Reiswein. Gekocht wird bei Mitho Cha! übrigens nach der Ayurveda-Lehre. Mo bis So 12-24, So 12-23 Uhr, Rykestraße 40, U-Bhf. Eberswalder Straße
Noch hingehen – Die Kunstsammlung der Berliner Volksbank zählt mit ihren 40 Jahren zu einer der ältesten deutschen Kunstsammlungen, die von einem Unternehmen begründet wurden. Ihr anfänglicher Fokus auf Kunst aus der DDR entstand auf Initiative und in Zusammenarbeit mit dem Kunstberater und Galeristen Dieter Brusberg, später in Zusammenarbeit mit dem Direktor des staatlichen Kunsthandels der DDR, Rüdiger Küttner. Heute umfasst die Kunstsammlung über 1.500 Werke von Künstlern wie Cornelia Schleime, Werner Tübke, Markus Lüpertz und Angela Hamperl. Das Verhältnis ost- und westdeutscher Kunst ist mittlerweile ausgeglichen, sodass in der Jubiläumsausstellung „Mensch Berlin“, die nur noch bis zum 22. Juni läuft, Bilder von Menschen und Stadtlandschaften dies- und jenseits der Mauer zu sehen sind. Di bis So 10-18 Uhr, Kaiserdamm 105, U-Bhf. Kaiserdamm
Last-Minute-Tickets – Dass die Grenzen zwischen Volks- und Kunstmusik fließend sein können, ist für das Danish String Quartet selbstverständlich. In ihrem jüngsten Programm kombinieren die vier Skandinavier traditionelle Melodien des irischen Harfenisten Turlough O’Carolan aus dem 18. Jahrhundert mit Werken verschiedener Epochen. Strawinskys Drei Stücke für Streichquartett, die russische Tanzrhythmen und Kirchengesänge aufgreifen, sind dabei ebenso zu hören wie Mozarts F-Dur-Divertimento und Caroline Shaws Entr’acte, das von der Musik Haydns inspiriert ist. Zu hören gibt es das ganze heute Abend um 19.30 Uhr im Pierre Boulez Saal. Es gibt noch wenige Restkarten (ab 10 €). Französische Str. 33D, U-Bhf. Hausvogteiplatz
Grübelstoff – Mit dem gestrigen Pfingstmontag ist der Jahres-Feiertagsmarathon beendet. Jetzt stellt sich die Frage: Wie nur die Feiertags arme Zeit bis Oktober überbrücken?
Kiekste

Wir wissen nicht, ob derzeit in der Stadt besonders viel gesoffen wird oder ob die Container seltener geleert werden. Fest steht: Uns erreichen vermehrt Bilder dieser Sorte. Jenes hat Gerd Richter in Prenzlauer Berg gemacht. Prost Mahlzeit! Weitere Berlin-Aufreger gern an checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.
Berlin heute
Verkehr – Radickestraße (Adlershof): In Fahrtrichtung Zinsgutstraße ist bis Mitte Juli zwischen Gellertstraße und Friedenstraße die Straße für den Kfz-Verkehr gesperrt. Die Gesamtmaßnahme ist bis Mitte August geplant.
Max-Dohrn-Straße (Charlottenburg-Nord): Die Straße ist bis Mitte März 2026 in Richtung Tegeler Weg zwischen Lise-Meitner-Straße und S+U-Bahnhof Jungfernheide für den Kfz-Verkehr gesperrt.
Saatwinkler Damm (Charlottenburg-Nord): Die Fahrbahn ist in Richtung Beusselstraße zwischen Friedrich-Olbricht-Damm und Riedemannweg für ca. zwei Wochen auf einen Fahrstreifen verengt.
Tunnel Alexanderplatz (Mitte): Der Tunnel ist in Richtung Leipziger Straße bis 12.06.2025, ca. 6 Uhr gesperrt.
Nahverkehr – BVG – U1 und U3: Die Linien fahren bis 29.06.2025 nicht zwischen U Wittenbergplatz und U Gleisdreieck. Fahrgäste nutzen zur Umfahrung bitte die Linie U2.
S-Bahn – S41/42 und S8: In der Nacht von 21.45 bis 1.30 Uhr ist der S-Bahnverkehr auf der Ringbahn zwischen Ostkreuz und Frankfurter Allee unterbrochen. Es fahren Busse als Ersatz.
Regionalverkehr – RB22: In der Nacht von 21.15 bis 5 Uhr werden die Züge RB 18134-18139, 18100 und 18101 über Schönefeld (bei Berlin) (zusätzlicher Halt) umgeleitet. Der Halt in Flughafen BER entfällt.
Demonstration – Für heute sind neun Demonstrationen angemeldet (Stand 9.6., 12 Uhr), u.a. „Mahnwache von einer Impfgeschädigten für Impfgeschädigte, für die Kranken, den Verstorbenen und deren Angehörige (...)“: 50 Teilnehmende, „No Time to Die – wir zusammen“, Gendarmenmarkt 5 (8-13 Uhr)
„Corona-Pressespiegel - Wir informieren über die Opfer der Corona-Maßnahmen und der erzwungenen Massenbehandlung mit schädlichen Medikamenten“: Zehn Demonstrierende, Gendarmenmarkt 5 (10-18 Uhr)
„Für den Frieden in der Welt und das Ende aller Kriege - Frieden schaffen ohne Waffen“: 15 Menschen, „Omas gegen Rechts“, Alexanderplatz (11.30-13.30 Uhr)
„Menschenrechte in Nordkorea, Gefangene in Nordkorea gegenwärtig“: 30 Personen, Pariser Platz (14-16 Uhr)
„Omas-gegen-Rechts-Südwest - gegen Querdenker, Verschwörungsdenker und rechte Populisten“: 35 Personen, Schloßstraße (17-18.30 Uhr)
Gericht – Ein 76-Jähriger kommt wegen Hetze gegen den damaligen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck auf die Anklagebank. Er soll auf Facebook ein Bild veröffentlicht haben, das an ein Propagandaplakat einer nationalsozialistischen Organisation aus dem Jahr 1938 erinnerte. Ein Portrait von Habeck sei eingefügt worden, dazu die Parole „Frieren für den Endsieg“ (9.15 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 101).
Universität – Im Rahmen der Ringvorlesung „Antike im Zerrspiegel politischer Ideologien“ hält der FU-Professor Felix Weidemann vom Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften heute den Vortrag „Rasse und Altertum. Die Antike in rassistischen Geschichtserzählungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts“. Weitere Informationen finden Sie hier oder um 18 Uhr im Hörsaal 1b an der Habelschwerdter Allee 45, U-Bhf. Freie Universität
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Ute Frevert (71), Historikerin, ehemalige Direktorin des Forschungsbereiches „Geschichte der Gefühle“ am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung / André Hofschneider (55), ehemaliger Fußballspieler und heutiger Fußballtrainer / „Team-Checkpoint gratuliert Kollegin Cristina Marina aus der Berlin-Redaktion ganz herzlich zum Geburtstag“ / Thomas Prenn (31), Schauspieler / Jürgen Prochnow (84), Schauspieler / Ülker Radziwill (59), Politikerin (SPD), Mitglied des Abgeordnetenhauses, Vorsitzende des Ausschusses für Integration, Frauen und Gleichstellung, Vielfalt und Antidiskriminierung / Raed Saleh (48), Politiker (SPD), Mitglied des Abgeordnetenhauses, Vorsitzender der SPD-Fraktion / Georg Friedrich Ferdinand von Preußen (49), Geschäftsmann / Alexander von Stahl (87), Jurist, ehemaliger Staatssekretär der Berliner Senatsverwaltung für Justiz sowie ehemaliger Generalbundesanwalt / Katja Weitzenböck (58), Schauspielerin / Helena Zengel (17), Schauspielerin
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Jürgen Ganzer, * 1. Februar 1939, verstorben am 13. Mai 2025 / Götz Heymann, * 26. Juli 1935, verstorben am 4. Mai 2025 / Sigrid le Viseur (geb. Moderhak), * 9. Juli 1951, verstorben am 6. April 2025 / Roswitha Stiemerling, * 16. Oktober 1937, verstorben am 4. Juni 2025
Stolperstein – Emil Fridberg wurde am 13. Juni 1884 in New York geboren. In der Köpenicker Straße, wo er zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter auch wohnte, praktizierte er als Zahnarzt. Nach seiner Verhaftung, im Mai 1938, nahm er sich, vermutlich im Zusammenhang mit dem Entzug der Kassenzulassung, am 10. Juni 1938 in Berlin das Leben. Heute erinnert ein Stolperstein in der Köpenicker Straße 106 in Mitte an Dr. Emil Fridberg.
Encore
Wie lange durchschnittlich die Bearbeitung der Anträge von Leitungsunternehmen für die Sondernutzung des Straßenlandes durch das Straßen- und Grünflächenamt dauert, können wir Ihnen leider nicht sagen. Was wir Ihnen dagegen sagen können, ist, wie lange wir bereits auf die Beantwortung dieser Frage durch das Bezirksamt Mitte warten: Der CDU-Verordnete Klaus Mundt hatte das am 28. Januar 2025 schriftlich in Erfahrung bringen wollen, seine Kleine Anfrage mit der Nr. 0498/VI trägt den Titel „Schlafbaustellen“. Fällig wäre die Antwort spätestens am 10. März 2025 gewesen – vielleicht kann ja mal jemand die dafür Zuständigen wecken.
Äußerst wach recherchiert haben gestern mal wieder Isabella Klose und Alexander Fröhlich, Tobias Langley-Hunt hat die Brezeln getestet (Reichstag!) und Betthupferl serviert (Stadtleben), Jaqueline Frank in der Früh alles appetitlich angerichtet. Morgen begrüßen Sie hier Christian Latz und Jessica Gummersbach.

