Kaum an der Spitze der Umfragen angekommen (da wird einem ja schwindelig!), arbeiten die Grünen schnell daran, wieder zu ihren (Gras-)Wurzeln zurückzukehren. Beim Berliner Parteitag am Wochenende haben sie nicht nur den Frauentag beschlossen (dazu gleich mehr), sondern nach langem Streit auch einen Antrag, der sich für die Gemeinschaftsschule als beste Schulform ausspricht und das Gymnasium (wenn überhaupt, dann doch bitte) für alle öffnen will – ohne Probejahr. Moment, was wäre dann noch gleich der Unterschied zur Gemeinschaftsschule? Die Berliner Bildungsbürger dürfte das ebenso wenig begeistern wie die mitregierende SPD, die sofort klarstellt: Mit uns nicht! Dort kann man sich bekanntlich keine weiteren Verluste mehr erlauben, sonst sind die Graswurzeln bald von unten zu sehen. Wie sich der Absturz in die Realo-Welt (ohne Flügel) anfühlt, kann den neueren Grünen bei Gelegenheit vielleicht Renate Künast erklären.
Tief gefallen ist bekanntlich auch Hubertus Knabe, seit gestern nun wirklich Ex-Direktor der Gedenkstätte Hohenschönhausen (zumindest bis zum nächsten Gerichtsverfahren). „Mal sehen, wie es hier aussieht, hier ist ja bestimmt schon lange nicht mehr geputzt worden“, witzelte Knabe, als er vorrübergehend in sein altes Büro stapfte, mit Blumen und Konfekt im Arm, überreicht von SED-Opfervertretern am Eingang. Dass er bald wieder gehen musste, liegt offenbar nicht nur daran, dass er sexuelle Belästigungen seines Vizes jahrelang geduldet haben soll. Die als Vertrauensperson eingesetzte Marianne Birthler berichtete von Gesprächen mit 40 Mitarbeiterinnen, von denen keine die Sexismus- und Belästigungsvorwürfe angezweifelt habe.
Und der erste Bericht des nun kommissarisch eingesetzten Nachfolgers Jörg Arndt nach einem Monat vor Ort liest sich auch nicht unbedingt wie das Dokument einer vorbildlich geführten Behörde.