Sonnig bei bis zu 29 °C, vormittags etwas bewölkt

Solidarität mit Kapitänin der Sea-Watch 3, Carola RacketeEin neuer Hitzerekord für BerlinSenat bespricht Hochhausleitbild

das Norwegische Nobelkomitee hat entschieden, dass der Friedensnobelpreis 2012 an die Europäische Union (EU) vergeben wird und „wünscht den Blick auf das zu lenken, was es als wichtigste Errungenschaft der EU sieht: den erfolgreichen Kampf für Frieden und Versöhnung und für Demokratie sowie die Menschenrechte; die stabilisierende Rolle der EU bei der Verwandlung Europas von einem Kontinent der Kriege zu einem des Friedens“. Mit dieser Begründung wurde der Europäischen Union am 10. Dezember 2012 der weltweit wichtigste Friedenspreis verliehen.

Knapp sechseinhalb Jahre später sind tausende Menschen an den Grenzen Europas ertrunken und der deutschen Seenotretterin Carola Rackete drohen Haft- und Geldstrafen, weil ihr Schiff, die Sea-Watch 3, unerlaubt in Lampedusa angelegt hat. Der Vorwurf: „Beihilfe zur illegalen Einwanderung“. Anders gesagt: Sie hat 42 Menschen das Leben gerettet.

Wo die Politik versagt, wird zumindest die Zivilgesellschaft aktiv. Die Fernsehmoderatoren Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf haben zu Spenden für die deutsche Hilfsorganisation Sea-Watch aufgerufen. Fast 690.000 Euro sind bereits eingegangen. Eine Petition fordert die Freilassung der Kapitänin. Mehr als 90.000 haben bereits unterschrieben. In Berlin startet die „Seebrücke“ heute ab 7:30 Uhr eine (Dauer-) Mahnwache vor der italienischen Botschaft. „Wir bleiben so lange bis unsere Kapitänin, der wir aus tiefstem Herzen für ihren Akt der Humanität danken, wieder frei ist!“

„Wenn uns nicht die Gerichte freisprechen, dann die Geschichtsbücher“, hatte Carola Rackete selbst vor wenigen Tagen in einem Interview mit Spiegel Online gesagt. Die Geschichtsbücher sind ihr sicher. Noch bleibt zu hoffen, dass darin von einem Freispruch die Rede sein wird.

Berlin, aber Sommerloch: Happy Birthday Kevin Kühnert! Der Juso-Chef wird heute 30 – und die BILD am Sonntag hat diesen Ehrentag bereits gestern zum Anlass genommen, um bei Kühnerts ehemaliger Grundschullehrerin nach dessen Parteivorsitzqualitäten zu fragen. Die Antwort: „Er könnte das, und er wird mal eine Führungsrolle einnehmen. Aber ich glaube, der Zeitpunkt könnte noch ein bisschen früh sein.“ Vorher müssen noch Kindergärtner und Hebamme zustimmen.

Gesine Schwan (SPD) vermutet übrigens, dass sich Kühnert (im Gegensatz zu ihr) nicht um den Parteivorsitz bewerben wird. Das ganze Tagesspiegel-Interview („Die Spitze der SPD ist immer wieder davor zurückgeschreckt, heikle Themen anzusprechen. Das war ein Teil des Problems.“) lesen Sie hier.

Unsere weiteren Ferienrubriken im Checkpoint für Abonnenten heute:

In Berlin um die Welt: Albanien
Sommerspaß: Flakensee
Sommersport: Hula 'Ōlapa
Jottwede: Grumsin

Zur Anmeldung für den kostenlosen Probemonat geht’shier.

Telegramm

Es ist offiziell: Der letzte Tag des Monats hat einen neuen Hitze-Rekord aufgestellt. In Tempelhof wurden 38,3 Grad gemessen – nie war es in Berlin im Juni heißer.

Der beste Ausklang für einen Hitzetag? Der Biergarten! Unsere Leute-AutorInnen haben besondere Tipps für alle zwölf Berliner Bezirke gesammelt (hier zu lesen).

Auf einem Industriegelände in Neu-Hohenschönhausen ist am Sonntagabend ein Feuer ausgebrochen. 100 Feuerwehrkräfte waren im Einsatz.

Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags hält den Mietendeckel für rechtswidrig. Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) hält davon wenig. Die vom Senat vertretene Auffassung zur landesrechtlichen Umsetzbarkeit des Mietendeckels werde dadurch nicht erschüttert.

Die Grünen halten der Bundesregierung vor, im Fall Anis Amri die Rolle der Bundesbehörden kleinzureden. Der Anlass: Auf eine Kleine Anfrage, die dem Tagesspiegel vorliegt, heißt es, man sehe keinen Grund, die Chronologie zum Behördenhandeln zu aktualisieren. Letzte Aktualisierung: Februar 2017 – zwei Monate nach dem Anschlag.

Die frisch gekürte Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) holt sich Verstärkung aus Berlins Landespolitik. Finanz-Staatssekretärin Margaretha Sudhof übernimmt den Posten als Staatssekretärin in ihrem Ministerium (Q: Berliner Zeitung).

Neue Umfragewerte für Berlin: Grüne 25 %, CDU 17 %, Linke 17%, SPD 15 %, AfD 10%, FDP 7 % (Q: Forsa / Berliner Zeitung). Beliebtester Politiker bleibt Klaus Lederer.

„Totgesagte leben länger“, sagt SPD-Fraktionschef Raed Saleh im Interview mit dem Tagesspiegel. Er glaubt daran, dass seine Partei in Berlin wieder stärkste Kraft wird und plädiert für eine behutsame Bebauung des Tempelhofer Feldes mit Sozialwohnungen am Rand und einem großen Kinderplanschbecken in der Mitte.

Apropos Baustelle und Tempelhofer Feld: Die Toiletten am Haupteingang sind seit dem 25. März gesperrt. Eigentlich sollten die Anlagen einem Aushang zufolge bis Ostern ersetzt werden – ehrlicherweise steht darauf nicht, in welchem Jahr.

Nach dem Görli bekommen jetzt auch andere Berliner Parks Manager, die „präventiv wirken“ (also Nutzer auf ihr Fehlverhalten ansprechen) sollen. Vier Millionen Euro investiert der Senat dafür bis zum Ende des Jahres.

Andere Länder, andere Preise, heute:

Jahresgebühr für Dauerparker (Anwohner): Stockholm 872 Euro, Kopenhagen 148 Euro, Wien 90 bis 120 Euro, München 30 Euro, Berlin 10 Euro (Q: Spiegel).

Strafgebühr für eine E-Roller-Fahrt auf dem Geweg: Paris 135 Euro, Berlin böser Blick. (Q: NDR)

Der Berliner Fotograf Andreas Mühe hat Porträts von Rammstein, Helmut Kohl und Angela Merkel aufgenommen und wurde berühmt mit Serien wie „Schreibtische“, „Obersalzberg“ oder „Jagd“, die deutsche Geschichte und romantische Mythen sezieren. „Mischpoche“ lautet nun der Titel seiner aktuellen Ausstellung im Hamburger Bahnhof, in der es um die Geschichte seiner eigenen Familie geht. Was das Projekt für ihn bedeutet, erklärt Mühe diese Woche Donnerstag in einer exklusiven Checkpoint-Führung.  Wir vergeben 20 Plätze an Abonnenten (zum kostenlosen Probemonat geht‘s hier).

Außerdem eine kleine Erinnerung: Am Mittwoch (3. Juli / 19 Uhr / Akanischer Platz 3) sprechen wir in unserer Gesprächsreihe „SportCheck“ mit Orthopädin und Sportmedizinerin Margrit Lock und dem Ernährungswissenschaftler und Buchautor Dr. Wolfgang Feil über das gesunde Laufen. Für Checkpoint-Abonnenten ist der Eintritt frei, für alle anderen kostet er fünf Euro. Da die Plätze begrenzt sind, bitte eine kurze Anmeldung (Betreff „SportCheck“) an checkpoint@tagesspiegel.de.

Zwei Rückblicke zum Schluss:

Am 1. Juli 1979 kam der erste Walkman auf den Markt. Kollege Christian Vooren gratuliert zum 40. und erinnert an die schönste aller popkulturellen Erscheinungen: das Mixtape.

Am 1. Juli 1989 zog die erste Loveparade über den Kudamm. „Eigentlich haben wir das Grundgesetz getanzt“, sagt Mitgründer Dr. Motte heute und denkt darüber nach, elektronische Musik aus Deutschland für das immaterielle Weltkulturerbe vorzuschlagen.

BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:

3073

Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.

Zitat

„Doch der Fahrstuhl am Westkreuz riecht noch immer nach Pisse. Und du weißt nicht wie doll ich dich vermisse.“

Die Band „Von wegen Lisbeth" macht aus Berliner Alltagswahrheiten Liebeslieder. Wie und warum haben sie meiner Kollegin Madlen Haarbach im Interview beim Minigolfspielen erzählt.
 

 

Tweet des Tages

Steige vorgestern in den Bus, zeige mein Handyticket, Busfahrer nickt, ich setz mich hin. Dann habe ich gesehen, dass ich nicht das Ticket gezeigt habe, sondern ein sonniges Berlin-Foto. Frage mich immer noch, wieso der Fahrer genickt hat.

@Maori

Stadtleben

Essen – Im Sommer schwindet oft der Appetit. Irgendwann muss aber trotzdem was in den Magen. Am besten etwas Leichtes, das trotzdem satt macht. Asiatisch essen gehen ist da eine gute Wahl. Zum Beispiel in der dritten Dependance der Pho Noodlebar, die letzten Monat am Zoo eröffnet hat. Neben der namensgebenden Pho-Suppe gibt's am Hardenbergplatz 2 temperaturadäquate Sommerrollen, Glasnudel-, Papayasalat und erfrischende Limos. Liegt alles nicht schwer im Magen, man muss also nicht nach Hause rollen. Tägl. 12-24 Uhr

Trinken – Der Blick auf den Landwehrkanal, der Kaffee auf Eis. So kann man es sich gutgehen lassen! Im Plan Café ist obendrein auch das Gewissen befriedigt: Denn die Bohnen kommen fair gehandelt aus Nicaragua und die Schokolade, die im Affogato landet, ist vegan. Dazu noch Vanilleeis, Espresso und Erdbeeren, und fertig ist das kleine, italienische Dessert. Zur Abkühlung empfiehlt sich ansonsten einer der selbstgemachten Eistees oder Fruchtsäfte. Wer möchte, bestellt dazu ein Stück „Strawberry Crepe Cake" oder „Blueberry Cheesecake", ebenfalls selbstgemacht und verdammt lecker! Mo-Sa 8-20 Uhr, So 8.30-20 Uhr, Planufer 92b, U-Bhf Schönleinstraße

Wo man sich abkühlen kann, wenn die Fahrt zum See nach Feierabend nicht mehr lohnt, welche Argumente es für einen Besuch im Gropius-Bau abgesehen von klimatisierten Räumen gibt, und wie Sport auch bei diesen Temperaturen Spaß machen kann, lesen Sie mit dem Checkpoint-Abonnement.

Das Stadtleben zum Wochenstart von: Maria Kotsev

Prominent verraten

Der in dieser Woche gesuchte Berliner lebt nicht nur hier, sondern auch in Düsseldorf, wo er 1959 geboren wurde.

Bekannte Berliner fotografieren für uns eine Woche lang täglich Ausschnitte aus ihrem Leben. Die Auflösung kommt immer freitags - mit einem Selfie

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Berlin heute

Welche Demonstration den Verkehr in Mitte genau zum Berufsverkehr lahmlegt - und welche Straßen Sie besser umfahren sollten - lesen Sie mit dem Checkpoint-Abo.

Berliner Gesellschaft

Geburtstag Stefan Aust (73), Herausgeber der Welt, ehem. Chefredakteur der Welt (2016) und des Spiegels (1994-2008) / Jochen Biedermann (40), Baustadtrat in Neukölln (Grüne) / Ludwig Hirsch, „alles Gute wünschen die 'Meyaner'" / Mainhardt Graf von Nayhauß-Cormòns (93), Journalist / Peter Plate (52), Sänger, Produzent und Komponist, Mitglied der Band Rosenstolz / Joachim Zeller (67), Mitglied des Europäischen Parlaments für die CDU/EVP, ehem. Landesvorsitzender der CDU (2003-05)

Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.  

Gestorben – Schauspielerin Lisa Martinek, * 11. Februar 1973 / Waltraud Beck, * 9. Juni 1934 / Vera Gramann, * 19. August 1967 / Ralf Rattunde, * 7. Februar 1957, Rechtsanwalt, Notar und Professor / Christa Seinsch, * 10. September 1938

Stolperstein Gitschiner Straße 70, Kreuzberg: Hier lebte Martha Scharff (Jhg. 1883) bis zu ihrer Deportation nach Theresienstadt heute vor 76 Jahren. Am 12. Oktober 1944 wurde sie nach Auschwitz weiterdeportiert, wo die Nazis sie ermordeten.

Im Tagesspiegel

Lange war die arabische Minderheit vom Hightech-Boom in Israel ausgeschlossen. Wie sich das nun ändert, lesen Sie in der Reportage von Astrid Herbold heute auf Seite 3 im Tagesspiegel und im E-Paper.

Encore

Weil es dieser Tage so verdammt heiß ist, hat Friedrichshain-Kreuzberg ein Grillverbot in allen öffentlichen Parks erlassen. Weil BerlinerInnen Verbote nicht so gut abkönnen, trudeln bei Pressesprecherin Sarah Lühmann "unheimlich viele Nachfragen" ein. Sie verstehe die Aufregung gar nicht, meint Lühmann. „Das Beste am Grillen sind doch eh die Beilagen." Und weil doch eigentlich alle wollen, dass alle zufrieden sind, hat Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann uns ihr Lieblings-Picknickrezept verraten  ganz ohne Grillen, erfrischend und gesund. Voilà:

Wassermelonen-Schafskäsesalat mit Minze: 1kg Wassermelone in kleine Stücke schneiden. Für das Dressing einen Esslöffel Zitronensaft und zwei Esslöffel Olivenöl mit Salz und Pfeffer verrühren. Einige Stängel Pfefferminze waschen, Blätter abzupfen und in feine Streifen schneiden. Melone, Minze und Dressing in einer Schüssel vermengen und im Kühlschrank eine Stunde ziehen lassen. Kurz vor dem Servieren mit 100 bis 200g zerbröseltem Schafskäse bestreuen. Dazu passen frisches Baguette, Brie (auf keinen Fall zu jung) und Birnencidre.

In diesem Sinne: Picknickkörbe raus und auf in die Parks! Lassen Sie es sich gut gehen. Morgen übernimmt hier in gewohnter Frische Laura Hofmann. Wir lesen uns am Mittwoch wieder.

Ihre Ann-Kathrin Hipp

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