Jeder Tag ist für jeden Menschen ein Schicksalstag. An manchen Tagen aber bündeln sich schicksalhafte Geschichten zur Geschichte eines ganzen Landes und unserer wieder ganzen Stadt. Der 9. November erinnert uns daran, was Berlin und Deutschland alles sein kann: Geburtsstätte von Demokratie und Diktatur, als am 9. November 1918 zwei Republiken ausgerufen wurden – eine bürgerliche und eine sozialistische. Das Ende der Kaiserzeit markierte die Geburt der Weimarer Republik und den Beginn der legendären Zwanziger Jahre in Berlin. 20 Jahre danach wurde Deutschlands Hauptstadt zur Heimstatt des Hasses und des Terrors, als am 9. November 1938 bei der Reichspogromnacht systematisch jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger verfolgt und getötet, Geschäfte und Synagogen von Nationalsozialisten in Brand gesetzt und zertrümmert wurden. Von vielen ermordeten Nachbarinnen und Nachbarn ist uns nur die Erinnerung geblieben – erkennbar an den Stolpersteinen, die es im Stadtbild zu bewahren und besonders heute zu pflegen gilt.
Nach den Pogromen ging von Berlin ein Europa zerstörender Krieg aus, der Millionen Tote forderte und bleibende Wunden in die Stadtgeschichte schlug. Eine weitere Diktatur später fiel am 9. November 1989 die Mauer zwischen Prenzlauer Berg und Wedding, zwischen Deutschland und Deutschland, zwischen Ost- und Westeuropa. Seitdem ist Deutschland frei, vereint, souverän und demokratisch. Dass dies so bleibt, ist kein Schicksal – so wie es Geschichte auch nie ist. Gegenwart und Zukunft liegen in unseren Händen. Nicht nur am 9. November.
Berlins Vereinigung in Freudentränen in der glücklichsten Nacht dieser Stadt erlebte ich auf der Bösebrücke an der Bornholmer Straße. Mit 14 lief ich mit meinen Eltern und meiner Schwester an der Hand in die Freiheit auf der anderen Seite der Gleisanlagen – auch wenn sich uns der goldene Westen zunächst nur mit abblätternden Altbauten im Arbeiterkiez am Gesundbrunnen präsentierte. Dass an dieser Brücke zwischen den Welten in den Jahrzehnten zuvor vier junge Menschen für den Traum eines freien Lebens getötet worden waren und dass auch mancher Fluchtversuch auf spektakuläre Weise gelang, das habe ich erst vor kurzem herausgefunden. Wie die Geschichte von Hans-Dieter Wesa: Der 19-jährige Transportpolizist hat bei seiner Flucht im August 1962 schon die westliche Seite erreicht, als ihn ein Schuss seines Wachkollegen, mit dem er immer Streife gelaufen war, tödlich in den Rücken trifft.
Oder die Geschichte eines 26-jährigen Hausmeisters und eines 24-jährigen Hilfsmaurers aus Prenzlauer Berg: Im September 1986 überwinden sie mit Leitern aus den Bornholmer Gärten den Steinwall zum Grenzübergang. Ein Signalzaun ist defekt, der Wachturm kurzzeitig nicht besetzt. Unerkannt gelangen sie in die weiträumige Grenzstelle Bornholmer Straße und laufen über die Brücke in den Westen – auf dem für Diplomaten reservierten Durchgang werden sie vor der letzten Grenzlinie nicht mehr kontrolliert. Es sind Geschichten wie diese (nachzulesen hier), die zeigen wie viel Geschichte in unserer Stadt steckt. Und dass wir diese niemals vor uns selbst verstecken dürfen.
Da wir gerade beim Finden unserer gegenwärtigen Vergangenheiten sind: Susann sucht Basti. Zusammen gingen beide in den Kindergarten Pünktchen in Hennigsdorf, zwischen 1986 und 1989 muss das gewesen sein. „Von uns gibt’s ein Foto, du verkleidet als Katze, ich verkleidet als Sterntaler“, schreibt die heute 38-Jährige in einem vielfach geteilten Twitter-Aufruf. Auch hinter Susanns Kitasuche steckt eine spannende Mauerfall-Geschichte, denn am 8. November 1989 packten ihre Eltern den Trabi voll, fuhren zu Verwandten ins Erzgebirge und flohen von dort über Tschechien in den Westen – einen Tag vor dem Mauerfall. Susanns Vater sollte in der DDR nur seinen Meisterbrief als Koch machen dürfen, wenn er in die Staatspartei SED eintritt; auch Susanns Mutter hatte genug. Die Familie fasste wie so viele Ostdeutsche einen Entschluss: Wir hauen hier ab. Viele dieser Menschen fehlen dem Osten bis heute.
„Ich kann mich noch erinnern, wie ich als Fünfjährige irgendwo in einem fremden Aufnahmelager aufgewacht bin“, erzählt Susann am Checkpoint-Telefon. Ihre erste Frage an die Eltern lautete: „Wann fahren wir wieder nach Hause zu Basti?“ Nun, 33 Jahre später, soll sich Bastian (wie er wohl wirklich heißt), bei Susi (wie sie damals genannt wurde) melden. Die Kita in Hennigsdorf gibt es noch, sie heißt jetzt Pünktchen und Anton. Ob die Erzieherin Frau Hase (oder Haase) noch lebt, weiß niemand. „Das Faschingsfoto von uns Kindern ist irgendwo auf dem Dachboden meiner Eltern“, erzählt Susann, die inzwischen in Augsburg wohnt und als Krankenschwester im Hospiz arbeitet. „Wenn sich Basti meldet, suche ich das Foto für ein Wiedersehen raus“, verspricht sie. Falls Sie, liebe Leserinnen und Leser, das auch sehen möchten, dann helfen Sie Susi und Basti durchs Verbreiten ihrer Suche beim Sich-finden – und senden uns bitte Hinweise an checkpoint@tagesspiegel.de. Denn in unserer Vergangenheit steckt immer ein besonderes Geheimnis: wir selbst.
Und diese Geschichten zum deutschen Schicksalstag haben mich beim Erzählen und Hören, Schreiben und Lesen auch berührt:
- Wie die Hoffnung in Neukölln starb: Ein historischer Podcast zeigt die Verstrickungen des proletarisch geprägten Berlins in den Holocaust. Die Synagoge in Neukölln wurde in der Reichspogromnacht zerstört; im Bezirk wurden Gaswagen zur Vernichtung von Menschen gebaut.
- Hoffnungslos verliebt am Strand: Sie aus dem Osten, er aus dem Westen – in Bulgarien stehen ihre Zelte zufällig nebeneinander. Sie knutschen im Sand, dann müssen beide zurück in getrennte Welten. Wie sollen Gitte und Gerd je zusammenkommen? Eine wahre deutsch-deutsche Liebesgeschichte
- Tag der Hoffnung und der Trauer: Demokratie, Holocaust, Freiheit – die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts spiegelt sich in einem einzigen Gedenktag. Wie drückt sich die komplexe Spannung des 9. November im öffentlichen Gedenken aus? Ein Zwischenruf des Historikers Andreas Rödder

Schicksalhafter Tag auch für Amerika und damit für die Welt: Die Zwischenwahlen in den zerspaltenen USA sind auch zur Abstimmung über die Demokratie geworden, und schon vor der Auszählung aller Stimmen wird das Spaltende noch sichtbarer: Viele Bürgerinnen und Bürger haben ihre Skepsis angekreuzt – mit Stimmen für republikanische Politikerinnen und Politiker, die die letzte demokratische Wahl nicht anerkennen. Doch die vergleichsweise starke Wahlbeteiligung, sichtbar an 45 Millionen Briefwahlstimmen und vielen langen Schlangen vor den Wahllokalen, könnte den Demokraten in dem knappen Ringen um die Parlamentssitze doch noch helfen (Live-Blog hier). Zwischenwahlen-Zwischenstand um 5 Uhr deutscher Zeit: Alles bleibt offen, auch das Hoffen.
Dazu die morgendliche Checkpoint-Einschätzung aus dem nächtlichen Amerika von unserer US-Korrespondentin Juliane Schäuble: „Die Welt ist hier längst nicht untergegangen. Viele junge Menschen sind zur Wahl gegangen, so dass die Key Races nicht mit dem Abstand entscheiden worden sind, wie es sich die Republikaner erhofft haben. In Virginia etwa liegen die Demokraten bei zwei von drei wichtigen Rennen derzeit vorn. Und die ganz irren Kandidaten rund um Donald Trump scheinen nicht zu gewinnen. Für den wichtigen Senat droht nun eine Hängepartie, besonders in Georgia. Hier könnte erst eine Stichwahl am 6. Dezember entscheiden. Und Amerika müsste wieder warten – Georgia on my mind.“
Auf den falschen Zettel hat es auch Andreas Lorenz erwischt. Der langjährige Berliner, der jetzt in Kaiserslautern wohnt, war vor kurzem in seiner alten Heimatstadt zu Gast und lernte sie von einer ihm unbekannten Seite kennen: der peniblen. Weil er seinen Suzuki Swift Hybrid ohne für die in Berlins Innenstadt vorgeschriebene Umweltplakette in Moabit geparkt hatte, erhielt er ein Ordnungsgeld. Lorenz entschuldigte sich für seine Nachlässigkeit, reichte seine am nächsten Arbeitstag in Kaiserslautern gekaufte Plakette für seinen Kleinwagen nach und bat: „Lassen Sie Gnade mit einem ’Touri‘ walten.“
Dazu der mündliche Bescheid des Ordnungsamts Mitte: „Könn‘se ja schreiben, dass es ein Versehen war, hilft Ihnen aber nüscht.“ Dazu der schriftliche Bescheid des Ordnungsamts Mitte: „Ihre Einlassung konnte sie nicht entlasten.“ Lorenz hält das für „Abkassieren bei unachtsamen Berlin-Besuchern“ aus angeblichen Umweltschutzgründen, selbst wenn sie schadstoffarme Autos fahren, und bietet nun an: „Wenn das Geld erlassen wird, spende ich es für einen wohltätigen Zweck.“ Mal sehen, ob das noch Zweck hat. Sinn würde es zumindest machen.
Nun noch nachdenkenswerte Worte der Zwillingsschwester der von einem Betonmischer an der Bundesallee totgefahrenen Radfahrerin. Anja Umann appelliert an die Berliner Politik, gefährliche Stellen im Straßenverkehr „generell im Sinne der Radfahrer zu überdenken, um Unfälle zu reduzieren“ (via „Spiegel“). Klimaaktivisten, die mit ihren Protestaktionen potenziell auch lebenswichtige Rettungseinsätze aufhalten, bittet die 44-Jährige, zu hinterfragen, „ob es nicht vielleicht doch einen anderen Weg gibt, für das Überleben unseres Planeten zu kämpfen, ohne dass andere Menschen möglicherweise zu Schaden kommen“. Die Ziele der Bewegung hätten sie und ihre Schwester geteilt, jedes Mittel aber nicht. Anja Umann muss nach dem schrecklichen Unfall nun ohne ihre Zwillingsschwester weiterleben: „Sie ist meine Welt gewesen, so wie ich ihre Welt war.“
Und darüber denken wir heute bei Tagesspiegel Plus nach:
+++ Die Krankheit nach der Krankheit: Long-Covid gibt immer noch zu viele Rätsel auf. Ingo Bach berichtet, was bisher über Ursachen und Therapien bekannt ist.
+++ Die Zeche am Zähler: Im Winter summieren sich im Homeoffice eine Menge Mehrkosten für Energie. Ein Report von Franziska Telser.
+++ Deine Beziehung, mein Problem: Darf ich mich ins Liebesleben von Freundinnen und Freunden einmischen? Carolin Rückl hat eine Paartherapeutin befragt.
Berliner Schnuppen

Telegramm
Zunächst zu den neuesten Nachrichten aus dem Krieg in der Ukraine:
+++ Die russischen Besatzungstruppen in der Ukraine machen sich nach Einschätzung von Militärexperten bereit für Durchbrüche der Ukrainer entlang der Front. Dafür seien rund um die besetzte südukrainische Hafenstadt Mariupol Verteidigungsanlagen errichtet worden, so der britische Geheimdienst.
+++ In der umkämpften Region um die südukrainische Stadt Cherson setzt sich offenbar die organisierte Plünderung durch russische Soldaten fort. Nach Angaben aus Kiew seien Konvois mit gestohlenen Haushaltsgeräten und Baumaterialien beobachtet worden, zugleich werde die Demontage von Mobilfunkmasten und -anlagen fortgesetzt.
+++ Russische Kriegsflüchtlinge lösen in Georgien einen Wirtschaftsboom aus. Mittlerweile sind mehr als 100.000 Russen nach Putins Ankündigung der Mobilmachung ins Land geflüchtet.
Alle aktuellen Ereignisse können Sie in unserem Live-Blog (hier) und auf unserer Live-Karte (hier) verfolgen. Spenden für die Ukraine in Not können Sie weiterhin hier.
Was dieser Krieg leider auch zeigt: Die Propaganda aus dem Kreml greift bis tief in die Partei Die Linke hinein. Dessen Bundestagsabgeordneter und Ausschussvorsitzender Klaus Ernst behauptete gestern Abend allen Ernstes, „dass die Ukraine nicht im Geringsten an einem Ende des Krieges interessiert ist“. Am 258. Tag des russischen Angriffskriegs zerstört sich die Linke selbst.
Und damit – rette uns, wer kann – zu den guten Nachrichten:
Wenn in Berlin mal wieder eine friedliche Revolution stattfinden sollte, dann beginnt sie in Marzahn-Hellersdorf. Schon jetzt verkündet Bezirksbürgermeister Gordon Lemm (SPD) den Zeitenumbruch: „Im Bezirksamt kann man endlich die Heizkörper einzeln regulieren. Außerdem haben wir herkömmliche Leuchtmittel durch LED-Birnen ersetzt. Und eingestellt, dass alle Computer bei uns automatisch um 22 Uhr runterfahren.“ Das tritt … nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich.
Ja, Berlin kann auch größere Brötchen backen – und das ohne Weizen, Backhilfsmittel und künstliche Zusätze. Christa Lutum ist die frischgebackene „Bäckerin des Jahres“, als erste Frau in Deutschland. Mehr als 20 Jahre lang führte sie die Geschäfte der Bio-Bäckerei „Beumer + Lutum“, danach machte sie sich mit ihrer kleinen regionalen Backstube „Christa Lutum“ in der Giesebrechtstraße in Charlottenburg selbstständig. Das Credo der 60-Jährigen: „Das Backen ist ein zutiefst befriedigendes Handwerk – es ist eine Arbeit, die erdet und zudem eine anspruchsvolle, denn man muss sich mit natürlichen Rohstoffen auseinandersetzen.“ Und mit den Menschen, die die frischen Schrippen zu essen kriegen. Alles andere wäre brotlose Kunst.
Erst ham‘ wa keen Pech, jetzt kommt auch noch Glück dazu. Eine Lottospielerin, ein Lottospieler oder eine Tippgemeinschaft aus Berlin hat den Eurojackpot geknackt. Das teilte die Westdeutsche Lotterie am Dienstagabend mit. Die Gewinnzahlen 15, 17, 23, 35 und 38 sowie die Eurozahlen 4 und 9 waren ja irgendwie naheliegend und der Jackpot war mit 120 Millionen Euro nicht allzu knapp gefüllt. Nun werden Träume bar.
Uff! Hertha BSC gewinnt weiterhin nur an späten Niederlagen hinzu und verliert in der achten Minute der Nachspielzeit noch 1:2 in Stuttgart. So bleiben Berlins Kellerkicker trotz allem Aktionismus im Abstiegskampf kleben. Der 1. FC Union, am Wochenende unsanft von der Tabellenspitze gelöst, will es heute gegen Augsburg wieder gut und besser machen.
Wuff! In Berlin bellen laut Umweltverwaltung offiziell 3849 Mischlinge, 3012 Labrador Retriever sowie 1599 Französische Bulldoggen. Allerdings handelt es sich dabei nur um die angemeldeten Tiere, wie eine FDP-Anfrage ergab. Im Berliner Hunderegister erfasst sind 47.154 Hundehalterinnen und Hundehalter, steuerlich gemeldet sind allerdings mit 119.654 mehr als doppelt so viele – die haben sich wohl die Meldegebühr vom Hunde abgespart.
Druff! Heute ist wieder „Das-Chaos-nimmt-kein-Ende-Tag“ – diesmal steht er sogar im „Kleinen Kalender“. Als Gedankenstütze soll dieser Tag „helfen, die chaotischen Begebenheiten hinzunehmen und damit klar zu kommen“. Bloß gut, dass das Expat-Magazin „The Local“ das passende „German word of the day“ gekürt hat. Es heißt: „Bemühen“. Und war stets vorhanden.
Spätestens Weihnachten gibt‘s eins auf die Glocke. An der Gedächtniskirche erklingt schon jetzt Berlins Adventsschlager: Oh, Pannebaum! Dieses Jahr ist der Weihnachtsbaum für den Breitscheidplatz 22 Meter hoch, fast 30 Jahre alt – aber eben auch 90 Zentimeter zu voluminös für den Britzer Tunnel. Der geplante Transport von Bohnsdorf nach Charlottenburg musste so scheitern. Nun braucht der Weihnachtsmann einen neuen Rutenplaner.
Zitat
„Museen müssen mehr sein als Gedächtnisse“
Max Hollein leitet das Metropolitan Museum of Art in New York und setzt auf eine vielschichtige Digitalstrategie, von der sich Berlins Museen einiges abschauen können.
Tweet des Tages
‘Martinsumzug am Freitag nicht vergessen!‘ – ‘Martin zieht um?‘
Stadtleben
Essen & Trinken – Das Restaurant „Dóttir“, angelehnt an die isländische Namensendung für „Tochter“, feierte vor Kurzem sein kulinarisches Comeback. Das skandinavische Lokal gehört nun als Hotelrestaurant zum „Chateau Royal“ in Mitte. Die Küche unter Victoria Eliasdóttir serviert seit dem Soft Opening im Oktober u.a. trocken gereifte Makrele, Austern und Beef Tatar. Wer sich einen Tisch freihalten möchte, klickt hier. Lunch von Di-Sa ab 12 Uhr, Abendessen von Mi-So ab 18 Uhr. Mittelstraße 41, Mitte, S/U-Bhf Friedrichstraße
Berlinbesuch – Auf dem Atelier Gardens Campus kuratiert Ayham Majid Agha noch bis zum 12. November das transdisziplinäre Outdoor-Festival „Die Hängenden Gärten der Oberlandstraße“. Mehr als 20 internationale Künstler:innen interpretieren den mesopotamischen Mythos der „Hängenden Gärten von Babylon“ neu: Um den Kummer einer Königin zu lindern, entstanden besagte Gärten nach dem Vorbild den grünen Tälern ihrer Heimat. Vor diesem Hintergrund beziehen sich u.a. Malerei, Skulptur, Kalligrafie, Installation und Musik auf die aktuellen Migrationsbewegungen und greifen auf den Ort zurück, an dem sie „zu Hause“ sind. Oberlandstraße 26-35, Tempelhof, Bushaltestelle: Oberlandstraße Mitte
Noch hingehen – Um die Barrieren in der Fotografie- und Kunstbranche zu überwinden, verlieh das Kühlhaus Berlin am vergangenen Wochenende den BBA Photography Prize, bei dem auch die Meinung der breiten Öffentlichkeit ins Gewicht fiel. Mit dem Preisgeld kann sich der glückliche Gewinner seine eigene Ausstellung gestalten. Wer die zeitgenössischen Fotografien von 22 Fotograf:innen und 50 One-Shot-Award-Kandidat:innen sehen sowie einen Blick auf die triumphierende Arbeit werfen möchte, ist in der Luckenwalder Straße 3 in Kreuzberg am richtigen Ort. Tickets kosten 7 Euro. Bis 13. November. U-Bhf Gleisdreieck
Last-Minute-Konzert – Für Musikliebhaber:innen, die es laut und live mögen: Heute Abend spielt die ukrainische Musikgruppe Velür im Art Stalker. Die Event-Bar schafft eine Bühne für die Kombi aus Disco-Pop gepaart mit der Stimme des Solisten. Das Synth-Pop Konzert beginnt um 20 Uhr. Karten ergattern Sie für 13,10 Euro – oder bei uns: Wir verlosen 2x2 Tickets für das abendliche Hörvergnügen! Kaiser-Friedrich-Straße 67, Charlottenburg, U-Bhf Bismarckstraße
Grübelstoff – Von den Hängenden Gärten der Oberlandstraße bis zu Albrecht dem Bär: Welche Geschichte über Berlin prägt das Stadtbild im Geheimen?
Berlin heute
Verkehr – Aufgrund mehrerer Gedenkaufzüge kann es in Charlottenburg, Mitte und Moabit zu erhöhtem Verkehrsaufkommen am Abend kommen.
A115 (AVUS): Sperrung zwischen den Anschlussstellen Hüttenweg und Spanische Allee kurzzeitig ab 10 Uhr in beiden Richtungen. Der Kronprinzessinnenweg ist bereits ab ca. 9.15 Uhr gesperrt.
A100 (Stadtring): Sperrung der Einfahrt Alboinstraße in Fahrtrichtung Neukölln von 22 bis 5 Uhr.
Mollstraße (Friedrichshain): Die Fahrbahn ist ab 6 Uhr in Richtung Torstraße vor der Büschingstraße auf einen Fahrstreifen verengt (bis morgen Abend).
Grünbergallee (Altglienicke): Zwischen Feldweg und Rosenweg steht ab 6 Uhr für beide Richtungen nur ein gemeinsamer Fahrstreifen zur Verfügung (bis 11. November, ca. 13 Uhr).
Demonstration – „Für den Weiterbetrieb der deutschen Kernkraftwerke (Stuttgarter Erklärung)“: 20 Teilnehmende, Konrad-Adenauer-Straße 1 (7-11 Uhr)
„Gedenken an die Revolution 1918/19“: 100 Protestierende, Paul Singer Verein, Ernst-Zinna-Weg 1 (10-20 Uhr)
„UN-Klimakonferenz: Klimaschutz geht alle an. Einladung, sich aktiv zu beteiligen.“: Zehn Menschen, Platz der Republik (10.30-14.30 Uhr)
„Tag der offenen Mauer: Protestaktion gegen Ermordung Regimekritiker im Iran“: 2.000 Personen, Mühlenstraße 30 (14-20 Uhr)
„Mahnwache zum Jahrestag der Novemberpogrome“: 100 Teilnehmende, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Berlin, u.a. Wittenbergplatz (18-19.30 Uhr)
Gericht – Ein 25-jähriger Autofahrer kommt wegen fahrlässiger Tötung vor das Amtsgericht Tiergarten. Er soll einen Fußgänger, der von einem Motorradfahrer erfasst und auf die Fahrbahn geschleudert worden war, aus Unachtsamkeit übersehen und überrollt haben (9.15 Uhr, Kirchstraße 6, Saal 2108).
Universität – Das Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität lädt von 18 bis 20 Uhr zur zweiten Sitzung ihrer Ringvorlesung „Unter Beschuss. Kunsthistorische Revisionen im Zeichen des Ukrainekrieges“. Thematisch werden das jüngste Kriegsgeschehen in Europa und interdisziplinäre Ansätze der Kunstgeschichte miteinander verknüpft. Unter den Linden 6 (Hörsaal 3075), Mitte, S/U-Bhf Friedrichstraße
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Uwe Brockhausen (59), Bezirksbürgermeister für Reinickendorf / „Erik (49), Stadtentwickler und Dorfbaumeister“ / Peter Hahne (70), Fernsehmoderator und Autor / Sonja Kirchberger (58), österreichische Schauspielerin und Synchronsprecherin / Karin Kiwus (80), Lyrikerin / Massiv, bürgerlich: Wasim Taha (40), Rapper / Thomas Quasthoff (63), Bassbariton und Professor für Gesang an der „Hanns Eisler“-Hochschule für Musik
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Dr. Dietrich Berwanger, * 17. Juni 1938 / Angelika Boos, geb. Jendreieck, * 18. Mai 1949 / Dr. Volker Pickerodt, * 24. November 1943 / Brigitta Scheel, * 14. April 1964, Steuerberaterin / Professor Dr. Jens Schneider, * 4. September 1940 in Berlin-Heiligensee / Herbert Fischer-Solms (* 11. Dezember 1946 in Löbau), Sportjournalist und Doping-Aufklärer
Stolperstein – Betty Gortatowski (geb. Wrzeszinski, 1879) war mit Georg Gortatowski verheiratet und hatte einen Sohn. Das Ehepaar wurde am 3. Oktober 1942 gemeinsam aus dem Sammellager in der Großen Hamburger Straße nach Theresienstadt deportiert. Der Sohn emigrierte vor 1939 nach New York. Georg Gortatowski wurde am 11. Februar 1943 in Theresienstadt ermordet, seine Frau Betty Gortatowski heute vor 79 Jahren.
Encore
So, wir machen hinne und kommen noch fix zum Berlinischen. Justizsenatorin Lena Kreck (Linke) zumindest hört am liebsten das Wort „Yallah“ auf den Straßen und meint dazu etwas vorschnell: „Der ursprünglich arabische Begriff ist inzwischen in vielen Kiezen einberlinert worden.“ Immerhin versteht Kreck in der gesprochenen Aufforderung „Beeil Dich“ einen Auftrag an die Senatspolitik, keine Zeit zu vertrödeln. Und so fällt auch hier auf der Stelle uff die Schnelle der Vorhang:
---- ENDE ----
Es folgt der Abspann:
Recherche: Lotte Buschenhagen
Stadtleben: Sophie Rosenfeld
Produktion: Lionel Kreglinger
Fortsetzung folgt – morgen mit Lotte Buschenhagen als Regisseurin.
Man sieht sich und ich grüße Sie,
