ich krieg die Krise – was früher der Fluch einer schlechten Laune war, ist heute zum Merkmal unserer Zeit geworden. Es beginnt schon bei der Frage: Welche Krise? Die Klimakrise, die unser Leben bis in jede Tiefe verändert und vielleicht gerade deshalb von der Lobby der inneren Bequemlichkeit zu verdrängen versucht wird? Die Kriegskrise, die im Angesicht des russischen Imperialismus nun Deutschland seine gut gemeinten Gewissheiten nimmt – zum Beispiel die, man könne einfach Frieden schaffen ohne Waffen? Die Pandemie-Krise, die noch immer an unseren Nerven und an unseren Körpern zerrt? Oder die Preiskrise, die (auch aufgrund der anderen Krisen) heftig auf nahezu jeden Lebenstraum durchschlägt – und manch einen schon jetzt heftig zerschlägt? Fest steht auf alle Fälle: Schnell wird sich keine der Krisen lösen lassen, hektisch und aktionistisch schon gar nicht.
„Neue Krise, altes Gefühl“, scheibt meine Kollegin Deike Diening treffend. „Es ist dieser Anflug von Ohnmacht angesichts der Tatsache, dass es vielen Menschen im Land persönlich an die Existenz geht, während einige Unternehmen sich mit dem Notgroschen der Bürger die Taschen vollstopfen dürfen, weil staatliche Regelungen die Gelegenheit bieten.“ Das immerhin zeigt sich in der Krise: die wahre Wirklichkeit. Die Wahrheit zum Beispiel darüber, ob wir wirklich ein solidarisches Land sind.
Wie geht es den Menschen, die sich um ihre Existenz sorgen? Das erfahren gerade Berlins Sozialstationen. In die Beratungsstellen kommen vermehrt Menschen, die ihren Notgroschen nicht mehr umdrehen können, weil er ausgegeben ist.