ich krieg die Krise – was früher der Fluch einer schlechten Laune war, ist heute zum Merkmal unserer Zeit geworden. Es beginnt schon bei der Frage: Welche Krise? Die Klimakrise, die unser Leben bis in jede Tiefe verändert und vielleicht gerade deshalb von der Lobby der inneren Bequemlichkeit zu verdrängen versucht wird? Die Kriegskrise, die im Angesicht des russischen Imperialismus nun Deutschland seine gut gemeinten Gewissheiten nimmt – zum Beispiel die, man könne einfach Frieden schaffen ohne Waffen? Die Pandemie-Krise, die noch immer an unseren Nerven und an unseren Körpern zerrt? Oder die Preiskrise, die (auch aufgrund der anderen Krisen) heftig auf nahezu jeden Lebenstraum durchschlägt – und manch einen schon jetzt heftig zerschlägt? Fest steht auf alle Fälle: Schnell wird sich keine der Krisen lösen lassen, hektisch und aktionistisch schon gar nicht.
„Neue Krise, altes Gefühl“, scheibt meine Kollegin Deike Diening treffend. „Es ist dieser Anflug von Ohnmacht angesichts der Tatsache, dass es vielen Menschen im Land persönlich an die Existenz geht, während einige Unternehmen sich mit dem Notgroschen der Bürger die Taschen vollstopfen dürfen, weil staatliche Regelungen die Gelegenheit bieten.“ Das immerhin zeigt sich in der Krise: die wahre Wirklichkeit. Die Wahrheit zum Beispiel darüber, ob wir wirklich ein solidarisches Land sind.
Wie geht es den Menschen, die sich um ihre Existenz sorgen? Das erfahren gerade Berlins Sozialstationen. In die Beratungsstellen kommen vermehrt Menschen, die ihren Notgroschen nicht mehr umdrehen können, weil er ausgegeben ist. „Die Menschen haben panische Ängste vor der nächsten Rechnung“, erzählt Renate Stark, Leiterin der Caritas in Prenzlauer Berg, am Checkpoint-Telefon. „Die Sorge vor Armut geht durch alle Schichten.“ Viele Menschen würden bereits an Obst und Gemüse sparen und damit an ihrer gesunden Ernährung.
Renate Stark, jahrzehntelang als Sozialarbeiterin im Kiez engagiert, ist von den Ängsten selbst nicht ausgenommen. „Meine Gasrechnung pro Monat hat sich verdoppelt“, erzählt die 64-Jährige. „Ich frag mich auch, ob ich bald als Rentnerin in der Kälte hocken muss.“ Viele Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter würden nicht viel verdienen, obwohl sie den Ärmsten helfen. „Ich kenne einen, der hat gerade auf U-Bahn-Fahrer umgeschult“, berichtet Stark. Sie selbst geht in ihren Beratungsgesprächen gegen die Angst der Menschen an. Ihr wichtigster Satz lautet: „Wir kriegen das hin.“ Im Zweifel greift sie zum Telefon und bittet Menschen, die sie kennt, um schnelle Hilfe für eine bedürftige Person. Damit wenigstens eine Armut gelindert wird. Und die Angst nicht obsiegt.
Kommen wir zu einem Vorhaben, das uns alle langfristig das Leben erleichtern soll: der Umbau der autogerechten in eine menschenfreundliche Stadt. Die neue Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt fordert „eine kritische Revision der bestehenden Stadt“ und den „Rückbau der stadtzerstörenden Verkehrsräume“, etwa der Autobahnverlängerung A104 zum Breitenbachplatz, der A103 zum Steglitzer Kreisel oder der Leipziger Straße am Spittelmarkt in Mitte. Unterstützung erhält sie jetzt von der Architektenkammer.
„Die autogerechte Stadt bietet uns viele Möglichkeiten, die Verkehrs- und Bauwende hin zu einer klimaresilienten Stadt der Zukunft zu entwickeln“, sagt Präsidentin Theresa Keilhacker dem Checkpoint. So sollte man „vom Auto dominierte Flächen für andere wertvolle Nutzungen frei machen und in großem Stil entsiegeln, um die Versickerungsfähigkeit des Bodens zu vergrößern und damit dem Klimawandel standzuhalten“. Es brauche einen stärkeren Nahverkehr und eine „massiv ausgeweitete Parkraumbewirtschaftung“, um große Parkplatzflächen zurückzugewinnen – auf diesen könnten dann etwa Bäume gepflanzt werden. Kurzum: Parkflächen werden zu Parkflächen.
Und es bewegt sich schon was. Für den Rückbau des Autobahnstücks A104 am Breitenbachplatz ist gerade der Schinkel-Wettbewerb für Nachwuchs-Architektinnen und -Architekten ausgelobt worden (Details hier). Hierbei ist laut Keilhacker die Nutzung der vorhandenen Autobrücken mit geringeren Lasten möglich, so dass nicht im großen Stil „graue Energie“ abgerissen werden müsse. Auf Brücken können ja auch kleinere Bäume wachsen. Und größere Träume sowieso: Die Architektenkammer fordert für den Stadtumbau viele lokale Gestaltungswettbewerbe, um eine ausgewogene Mischung von Freiraum und Dichte zu finden. Damit Berlin nicht mehr andauernd dicht ist.
Und was denken Sie? Sollte Berlin seinen Straßenraum entsiegeln? Wenn ja: wo genau? Und was soll dort stattdessen entstehen? Schreiben Sie uns gerne an checkpoint@tagesspiegel.de. Und erzählen Sie uns, welche Parkflächen Ihnen vor Ihrer Haustür die liebsten wären. Danke!
Ich hab noch einen Koffer bei Berlin: In Schönefeld ist das Flugfeld längst zur Gepäckanlandebahn verkommen. Nicht weniger als 5 Stunden und 35 Minuten saßen Menschen am vergangenen Freitag am BER im Flugzeug, konnten dabei aber nur innerlich in die Luft gehen. Unser Leser Sebastian Westhoff beschreibt es so: Um 14:05 soll Easyjet-Flug EJU4545 nach Nizza starten – doch das Gepäck wird nicht eingeladen und steht stattdessen im Regen. Stundenlang. In der Maschine werden Essen, Getränke und frische Luft knapp, die ersten Passagiere wollen den Flieger wieder verlassen.
Plötzlich kommt ein Mann vom Bodenpersonal, der laut Westhoff „zehn Koffer aufs Band legt, dann nach oben fahren lässt, das Band anhält, nach oben läuft und das vollkommen durchweichte Gepäck verstaut“. Daraufhin lässt sich sogar der Pilot erweichen, steigt aus dem Cockpit und hilft mit, die aufgeweichten Koffer zu verladen. So könnte sie doch noch beginnen, die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug. Alles roger? Oder over?
Die Landung erfolgt in der Realität des BER: Knapp sechs Stunden nach dem geplanten Abflug wird der Flug doch noch gestrichen. Westhoff schreibt dazu: „Am Ende gab es keinerlei Informationen von der Airline, das Flughafenpersonal hat einen stehen gelassen, da sie in den Feierabend wollten. 14 Flieger wurden anscheinend gecanceled und tausende Fluggäste komplett planlos stehen gelassen.“ Da Easyjet keinen Ersatzflug gestellt habe und das Umbuchen auf andere Airlines zu teuer gewesen sei, mietete unser Leser ein Auto und fuhr durch die Nacht nach Frankreich – „mal gucken, ob für die Kosten jemand aufkommt“.
Auf unsere Anfrage teilt Easyjet zu dem Bruchstart mit: „Wir bedauern sehr, dass der Flug EJU4545 am 26. August aufgrund von wetterbedingten Einschränkungen des Flugbetriebs durch die Flugsicherung annulliert wurde, da schwere Gewitter zu Verzögerungen des Flugbetriebs in der Region geführt haben.“ Die Besatzung habe alles getan, „um die Auswirkungen der Verspätung für unsere Kunden so gering wie möglich zu halten“. Alles roger, oder?
Wie es zu dem ganzen Desaster kam und ob zumindest der Pilot fürs Kofferschleppen vergütet wird, wollten wir auch vom zuständigen Bodendienstleister Swissport wissen. Doch hier verwies man uns zurück an Easyjet – der Linie, dessen Pilot im verrückten Flugzeug die Bodendienstleistung am BER per Durchsage als „einfach nur ätzend“ bezeichnete: „Das ist keine Dienstleistung, die seh‘ ich nicht, und so geht das schon über Wochen.“ Und so warten wir auf weitere Antworten wie die Passagiere auf den Abflug. Vorher müssen wohl noch ein paar Koffer verladen werden. Over and out.
Berliner Schnuppen
Telegramm
Seit mehr als einem halben Jahr wehrt sich die demokratische Ukraine gegen die russische Invasion. Hier die wichtigsten Informationen und Entwicklungen:
- In der südukrainischen Region Cherson ist ein früherer Abgeordneter erschossen worden, der in den Dienst der russischen Besatzungstruppen getreten war.
- Ukrainische Truppen haben nach Angaben der Regierung in Kiew bei ihrer Gegenoffensive nahe Cherson die russischen Verteidigungslinien an mehreren Stellen durchbrochen.
- Russland wirft einem Medienbericht zufolge der Ukraine vor, Raketen auf die besetzte Stadt Nowa Kachowka abgefeuert zu haben.
Alle aktuellen Ereignisse können Sie in unserem Live-Blog (hier) und auf unserer Live-Karte (hier) verfolgen. Spenden für die Ukraine in Not können Sie weiterhin hier.
Eine Botschaft aus dem Krieg bekam jüngst auch ein Holländer, der eine Postkarte aus dem Zweiten Weltkrieg aus seinem Briefkasten holte. Adressiert war sie an eine Lotte Schulze in Berlin-Tempelhof; nun wurde sie fast 80 Jahre später ganz woanders zugestellt (Foto hier). Wie genau und warum dies geschah, ließ sich gestern bei der niederländischen und Deutschen Post nicht klären. Ein Nutzer des Online-Netzwerkes Reddit machte sich aber sogleich die Mühe, die Sütterlinschrift zu entziffern: „Ihr Lieben! Liebe Lotte! [Zunächst?] unsern herzl. Glückwunsch zum Geburtstage. Wir hoffen, daß ihr alle drei noch gesund seid, trotz der letzten schweren Angriffe auf Eure Gegend. Unser Haus ist voll besetzt, 5 Berliner sind da. Hugo (Brandt?) ist heute nach Berlin zurückgefahren, wer weiß, ob er sein Ziel erreicht. Es ist eine sehr unsichere Zeit. Hoffentlich sehen wir uns nochmal im Leben wieder.”
Zeilen der Endgültigkeit wurden auch in Charlottenburg-Nord gesichtet. Auf einer leer geräumten Holzkiste am Straßenrand (Foto hier) ist in Handschrift folgende Botschaft hinterlassen: „Nun habe ich nichts mehr, was mich an Dich erinnern kann. Ich habe Dich mehr geliebt als Christiane, aber Du hast es anders gesehen.“ Berliner Liebe, sie geht immer ins Herz.
Mit Liebesentzug und notfalls mit Pachtvertragskündigung drohen die Berliner Bäderbetriebe dem Betreiber des Strandbads Grünau, sollte er weiter seine Gäste nach Postleitzahl aussortieren (Checkpoint vom 23.8.). Beschwerden über Rassismus beim Einlass weist das Bad nun zurück, verteidigt aber die Türpolitik, die offensichtlich Ost-Berliner bevorzugt. „Wir sind Lokalpatrioten“, sagt ein Sprecher des Strandbads. Gute Erholung noch auf kleinkarierten Badetüchern!
Kommen jetzt schon die guten Nachrichten? Die Berliner Koalition werkelt weiter an einer Nachfolge für das 9-Euro-Ticket, das Brandenburg einschließt, wofür man aber in der Mark nicht genug Euro übrig hat und bei dem die Bundeskoalition sowieso noch um jeden Cent feilscht. So kam es zumindest, dass Verkehrs- und Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) gestern Abend eine Debatte mit der Initiative „Deutsche Wohnen enteignen“ eine Stunde vor Beginn absagte. Auch in der Verkehrspolitik gilt manchmal die umgekehrte Wagenreihung.
Beim Buddeln im Dreck findet man ja immer was. Ein portugiesischer Gärtner hat unter seinen Beeten den womöglich größten Dinosaurier-Fund Europas freigelegt. Forscher identifizierten das Skelett nun als Brachiosaurier. In Berlin wäre der Fund wohl ein anderer: eine Brachioratte.
Da schlau her. Ein britisches Kind kannte bereits mit sechs Jahren das Periodensystem der Elemente auswendig. Mit elf Jahren und einem IQ von 162 ist Kevin Sweeney nun intelligenter als Stephen Hawking. Und relativ schlauer als Albert Einstein.
Ganz so schlau ist die Humboldt-Universität nicht. Sie wirft alte Lehrbücher stapelweise auf die Straße (Foto hier). Doch aus weisen Seiten wird kein weißes Papier mehr.
Sonst noch was? Brandenburg sucht einen Landespilzberater (via „Schweriner Volkszeitung“). Berlin bräuchte angesichts der herb-derben heimischen Gebräue eher einen Landespilsberater.
Krumm gelacht hat sich ein Obstlieferant in Groß Kreutz. In angelieferten Bananenkisten entdeckte er 660 Kilogramm Kokain (via PNN). Nun hat irgendein Groß-Dealer einen kleinen Schnupfen.
Schneefall auch in Berlin: Die ersten Weihnachtsstollen hat mein Kollege Christian Latz entdeckt (Foto hier). Freuet Euch, Ostern kommt bald.
Zitat
„Berliner kennen alles, wissen alles.“
Die frühere Justizsenatorin Lore Maria Peschel-Gutzeit setzt sich auch mit fast 90 Jahren noch für die Frauenrechte ein – und für ihre Heimatstadt.
Tweet des Tages
Ich heize meine Wohnung diesen Winter mit den rund 80.000 Teelichtern, die ich völlig sinnentleert in den letzten 20 Jahren bei Ikea gekauft habe.
Stadtleben
Trinken – In dämmerigem Licht im Kellergeschoss der Krausnickstraße 1 kredenzt die Bar „Mr. Susan“ in diesem Sommer die besten Spritzer. Die Getränkekarte steht unter dem Motto „Puttin' on the Spritz“ und listet gleich vier unterschiedliche Crémant-Mixturen. Wer generell gern neue ausgefallene Cocktails trinkt, der ist an der Theke in guten Händen. Mi/Do 18-1, Fr/Sa 18-2 Uhr, Mitte, S-Bhf Oranienburger Straße
Spritzhörig geworden? Unter allen Abonnet:innen verlosen wir zwei Runden vom Spritzmenü für zwei Personen. Cheers!
Last-Minute-Basteln – Am letzten Dienstag im Monat wird in der Bezirkszentralbibliothek „Mark Twain“ upgecycelt: Von 17 bis 19 Uhr dürfen alle kreativen Köpfe ab 14 Jahren Kunst aus alten Büchern entwerfen – ob „Bookogami“, Fensterbild oder Tischdeko. Die Buchseiten werden gestellt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung erbeten. Marzahner Promenade 54/55, Marzahn, Tramstation: Freizeitforum Marzahn
Grübelstoff – Ob im Volkswagen-Haus, in der „Mark Twain“-Bibliothek oder unter der Bettdecke: Wo liegt Ihr idealer Leseort?
Berlin heute
Verkehr – Grünbergallee (Bohnsdorf): In Höhe Feldweg ist die Fahrbahn ab 7 Uhr auf einen Fahrstreifen für beide Richtungen verengt (bis Mitte September).
Adlergestell (Grünau): Sperrung zwischen Adlergestell und Bruno-Taut-Straße/Richterstraße von 7 bis 22 Uhr in beiden Richtungen.
Osdorfer Straße (Lichterfelde): Die bestehende Leitungsbaustelle geht in eine neue Bauphase. Ab 7.30 Uhr kommen zwei neue Bauabschnitte dazu (bis Ende Februar).
Seestraße (Wedding): Die Straße ist in beiden Richtungen zwischen Indische Straße und Müllerstraße auf jeweils einen Fahrstreifen verengt und verschwenkt (bis Mitte Oktober).
Detmolder Straße (Wilmersdorf): Sperrung Richtung A100 (Stadtring) zwischen Bundesplatz und Weimarische Straße.
Demonstration – „Nutztiere“: 35 Teilnehmende, Campact e.V., Wilhelmstraße 54 (8.45-9.45 Uhr)
„Schluss mit der Kriminalisierung antifaschistischer Proteste – Gegen Nazis und Rassist*innen protestieren ist kein Verbrechen – Solidarität mit den Betroffenen“: 25 Demonstrierende, Aufstehen gegen Rassismus Berlin, Wilsnacker Straße (13-15 Uhr)
“Protect Ukrainian sky”: 50 Protestierende, Willy-Brandt-Straße (14-16 Uhr)
„Für eine temporäre Spielstraße in der Barbarossastraße“: 75 Menschen, IG Potsdamer Straße, Barbarossastraße (15-18 Uhr)
„Wir bleiben (Diese, unsere Anlage muss erhalten bleiben)“: 20 Demonstrierende, Wir sind Brandenburger und Berliner, Pirolgimpelweg (18-20 Uhr)
Gericht – Einem 51-Jährigen wird wegen Volksverhetzung und weiterer Taten der Prozess gemacht. Er soll an verschiedenen öffentlichen Orten den Holocaust geleugnet haben. In einem anderen Fall habe er bei einer Demonstration zu Straftaten aufgerufen (9.15 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal B 136).
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Stefan Bollinger (68), Politikwissenschaftler und Historiker / Barbara König (53), SPD-Politikerin / Siegfried Lorenz (77), Opernsänger / „Auf dich, Mamsi! Du bist wunderbar!! Wir wünschen dir alles, was du dir wünscht in Hülle und Fülle, damit du immer glücklich bist. Wir haben dich ganz doll lieb. <3 S+F“ / Christoph Meyer (47), MdB (FDP) / André Niklaus (41), ehem. Zehnkämpfer / Wolf Roth (78), Schauspieler / Marcus Weichert (47), CDU-Politiker und Geschäftsführer für Personal, Finanzen und Controlling bei der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Babette Conradt, * 1961 / Prof. Dr. Jan Eickelberg, * 14. Oktober 1972 / Rolf Kühn, * 29. September 1929 / Horst-Heinz Lüdtke, * 3. Oktober 1928
Stolperstein – Lilli Günther-Gutermann (geb. Gallinek, 1883) lebte mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder in unterschiedlichen Bezirken in Berlin. 1905 heiratete sie den Opernsänger Arthur Gutermann. Zwischenzeitlich lebte das Ehepaar mit ihrer ersten Tochter in Italien. Zur Geburt der zweiten Tochter zogen sie vermutlich wieder zurück nach Berlin. Während des ersten Weltkrieges wurde Arthur in Davos interniert und so zog auch Lilli Gutermann mit den Kindern erst in die Schweiz, dann wieder nach Italien und später in die Nähe von Genua. 1932 schied sich das Ehepaar. Lilli zog mit ihrer jüngeren Tochter zu ihrem Bruder in die Güntzelstraße 66. Ein Jahr später floh Arthur nach Frankreich. Als Lillis Bruder im KZ Buchenwald inhaftiert wurde, zog Lilli in ihr letztes selbst gewähltes Zuhause: eine Wohnung in der Helmstedter Straße 24 in Wilmersdorf. Dort lebte sie mit ihrer älteren Tochter, die jüngere verstarb 1936. Mit einer Überdosis Schlafmittel wachten Lilli Gutermann und ihre Tochter im Jüdische Krankenhaus in Berlin-Wedding wieder auf. Zwei Tage später – heute vor 80 Jahren – starb Lilli dort. Ihre Tochter einen Tag zuvor.
Encore
Berliner Hausnummern (VIII): Mahlzeit! 192.000 Currywürste werden in Berlin jeden Tag gegessen – das sind 70 Millionen im Jahr. Zur Mit-Darm-Ohne-Darm-Ratio gibt es leider keine Zahlen (Q: Visit Berlin).
Gehste inne Stadt, watt macht Dich da satt? Morgens auf jeden Fall der Checkpoint. Ordentlich Infos gefuttert haben mit mir Thomas Lippold (Recherche und Redaktion), Sophie Rosenfeld (Stadtleben) und Kathrin Maurer (Produktion). Morgen tischt hier Lorenz Maroldt das Neueste auf. Guten Appetit und juten Tach! Ich grüße Sie,
Ihr Robert Ide