bevor es hier richtig losgeht, eine kleine Vorwarnung: Möglicherweise steckt in diesem Checkpoint eine Überdosis Tennis-Adrenalin, mit leichter Note von Schweiß und Ketchup. Denn während gestern Abend aus Brandenburg die ersten Hochrechnungen eintrudelten, lief in der Berliner Arena am Ostbahnhof im Laver Cup gerade das (vermeintlich) entscheidende Match der deutschen Nummer 1 Alexander Zverev gegen den US-Amerikaner Frances Tiafoe. Als klar war, dass die SPD es wohl knapp vor die AfD geschafft hatte, rollte die La-Ola-Welle durchs Tennisstadion, politischer Zusammenhang ist so gut wie ausgeschlossen, auch wenn hier ebenfalls die Roten (Team World) gegen die Blauen (Team Europe) kämpften. Boris Becker und Bastian Schweinsteiger machten ebenso mit wie Dirk Nowitzki und Turnier-Initiator Roger Federer. Im Gegensatz zu Brandenburg gewannen am Ostbahnhof am Ende knapp die Blauen – doch die Stimmung war mindestens so ausgelassen wie im Willy-Brandt-Haus.
Jetzt aber zu den wirklich wichtigen Ergebnissen des gestrigen Tages, vorläufiges amtliches Endergebnis der Landtagswahl in Brandenburg (23.18 Uhr):
SPD 30,9
AfD 29,2
BSW 13,5
CDU 12,1
Grüne 4,1
Linke 3,0
Freie Wähler 2,6
Sonstige (inkl. FDP): 4,6
Dietmar Woidke hat alles auf eine Karte gesetzt – und gewonnen. Auch wenn er sein Direktmandat an den AfD-Kandidaten verlor, die Jugend AfD wählt und die offen rechtsextreme Partei nun eine Sperrminorität im Landtag hat, stand Woidkes SPD in Brandenburg mal wieder ganz oben. Und das reichte vielen für den Moment für eine ausgelassene Party.
Als Siegerin sieht sich allerdings auch die AfD, und zeigte gleich mal wieder Deutschlandflagge: Bei der Wahlparty in einem Gasthof im Potsdamer Ortsteil Marquardt, sangen einige Teilnehmer fröhlich „Hey, was geht ab? Wir schieben sie alle ab.“ Die Polizei prüft das jetzt. Mittendrin bei dieser Party: Die Bundesvorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla, der Thüringer AfD-Vorsitzende Björn Höcke und ein alter Berliner Bekannter: Ex-Finanzsenator Peter Kurth (ehemals CDU), der nun offenbar endgültig neue Freunde gefunden hat.
Immerhin treibt die politische Lage die Menschen um und damit vor die Tür. Wie schon in Sachsen war die Wahlbeteiligung in Brandenburg mit 72,9 Prozent so hoch wie noch nie. Was Woidke mit dem Ergebnis anfangen kann, ist allerdings offen: Seine Koalition hat die Grünen verloren, die wie in Thüringen aus dem Landtag geflogen sind, die FDP wird auch in Brandenburg nur noch unter „Sonstige“ geführt. Das BSW hat die Linke pulverisiert – und zwischen SPD/CDU und AfD/BSW steht es in Sitzen 44:44. Anders als beim Tennis, wird es in Brandenburg kein Entscheidungs-Match mehr geben. Mit diesem Ergebnis müssen sich nun alle Beteiligten arrangieren – und vielleicht mal auf großer Bühne Konsequenzen ziehen.
Wenn Sie mehr wissen wollen, empfehlen wir Ihnen folgende Texte:
+ Alle Ergebnisse nach Gemeinden und Wahlkreisen gibt es in unseren interaktiven Live-Karten hier.
+ Alle aktuellen Ereignisse und Reaktionen gibt es in unserem Liveblog.
+ Wählerwanderung interaktiv: Woher AfD, BSW und SPD in Brandenburg ihre Stimmen holten.
+ „Woidke ist ein Anti-Scholz“: Wie die SPD in Brandenburg ohne Kanzler gewann.
+ Woidke sucht Partner: Wenige Koalitionsoptionen nach der Brandenburg-Wahl.
+ Woidkes Last-Minute-Sieg: Der Triumph des Pokerspielers.
+ Schadet das CDU-Debakel dem Kanzlerkandidaten? „Das schlechte Ergebnis hat nichts mit Friedrich Merz zu tun.“
+ Auch in Brandenburg nicht im Parlament: Ist der Osten für die FDP verloren?
+ AfD deutlich vorn, SPD abgehängt: So haben die jungen Brandenburger gewählt.
+ Sperrminorität im Landtag: Brandenburgs AfD sieht sich als Gewinnerin.
+ Von „Messermännern“ und „Ficki-Ficki“-Bereicherern“: In einer großen Datenanalyse hat unser Interaktiv-Team 340.000 Absätze und 15.831.486 Wörter durchsucht. Die Analyse aller Reden der AfD in deutschen Landtagen zeigt: Seit zehn Jahren bereitet die AfD dem Fremdenhass den Weg – im Herzen der Demokratie.
+ Wenn Sie auch in den kommenden Wochen über das Geschehen informiert bleiben wollen, können Sie unseren Newsletter „Im Osten“ hier kostenlos abonnieren, inkl. Sondermailing vom Sonntagabend.
Auch aus Berlin kamen selbstverständlich Glückwünsche am Abend, bekanntlich verstehen sich Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Dietmar Woidke (SPD) sehr gut. Wegner freut sich auf „die weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit“, betonte aber im Gespräch mit CP-Kollegen Daniel Böldt sogleich: „Dieses Ergebnis ist allein sein Verdienst.“ Woidkes gutes Ergebnis dürfe „nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Wahl ein weiteres Desaster für die Ampelregierung ist“.
Jetzt, wo die W-Frage auf beiden Seiten der Landesgrenze geklärt ist und in diesen Zeiten selbst Wahlempfehlungen der CDU für SPD-Kandidaten möglich sind (Kretschmer empfahl Woidke), dürfte die Berlin-Brandenburgische Zusammenarbeit stabil weiterlaufen. Welche Projekte denn besonders wichtig seien (und im Falle einer Regierungsbeteiligung der AfD womöglich gefährdet) wollte meine Kollegin Jessica Gummersbach mit einer Anfrage an alle Senatsverwaltungen wissen. Antwort Christine Richter, Sprecherin der Senatskanzlei:
„Vielen Dank für Ihre Anfragen an die Senatskanzlei und alle zehn Senatsverwaltungen, die ich als Senatssprecherin Ihnen beantworten möchte.“ Das war eigentlich nicht die Idee, aber bitte… „Das Land Berlin ist seit vielen Jahren durch eine enge Zusammenarbeit mit dem Land Brandenburg verbunden – etwa bei der gemeinsamen Landesplanung, in der Mobilitäts-, der Bildungs-, der Energie-, der Wirtschafts- oder auch der Gesundheitspolitik. Der Berliner Senat und auch das Land Brandenburg treffen sich regelmäßig zu gemeinsamen Kabinettssitzungen und informieren die Öffentlichkeit kontinuierlich über gemeinsame Vorhaben und die Umsetzung von Projekten. Sie finden alle Informationen dazu auf der Internetseite berlin.de oder den Veröffentlichungen der jeweiligen Senatsverwaltungen.“
Nachfrage: Wenn sie schon regelmäßig gemeinsam tagen, können die zehn (extra einzeln angefragten) Senatsverwaltungen bitte jeweils zwei Projekte angeben, die sie aktuell als besonders wichtig empfinden?
Antwort Richter: „Die Länder Berlin und Brandenburg arbeiten in vielen Bereichen wie der gemeinsamen Landesplanung, der Wirtschafts-, Energie-, Innen- oder Justiz-, der Bildungspolitik oder der Gesundheitspolitik seit vielen Jahren sehr gut und eng zusammen. Es wäre deshalb unangemessen, einzelne Projekte über andere zu stellen. Alle Informationen zu den Vorhaben und Projekten finden Sie auf der Internetseite berlin.de oder den Veröffentlichungen der jeweiligen Senatsverwaltungen.“
Es kommentiert Rainald Grebe: „Ich fühl mich heut so leer, ich fühl mich Brandenburg.“
Überall muss gespart werden, da bleibt keine Reise fern. An einigen Schulen ist die Aufregung groß, denn bislang hatten sie große Spielräume für Klassenfahrten. Das könnte sich nun ändern: Die Bildungsverwaltung bestätigte auf Anfrage, dass die Schulen für das Haushaltsjahr 2025 verpflichtet sind, „ihre geplanten Schülerfahrten den zuständigen Schulaufsichten mitzuteilen“. In mindestens einem Fall in Reinickendorf sind Angebote angeblich verfallen, weil die Schulaufsicht nicht rechtzeitig entschied.
Konkret geht es um die Reisekosten für Lehrkräfte, die vom Land übernommen werden. Zwar dementierte ein Sprecher der Bildungsverwaltung, dass hier wegen der Sparvorgaben im Haushalt gekürzt werden müsse, gab aber zu, dass man nun wohl etwas genauer hinsehen werde – wegen der „Verteilungsgerechtigkeit“.
Um wie viel geht’s? „Die Gesamtausgaben für Schülerfahrten werden statistisch nicht erfasst“, schreibt die Bildungsverwaltung aus CP-Anfrage. Allerdings auch das hier: „Die Ausgaben für die Dienstkräfte, die im Rahmen von Schülerfahrten ihre Kosten erstattet bekommen haben, beliefen sich im Haushaltsjahr 2022 auf 758.520,96 Euro und im Haushaltsjahr 2023 auf 1.663.510,51 Euro.“ Mathe mit dem Checkpoint: Im Ergebnis meist gut angelegtes Geld.
Unsere Stadt soll sauberer werden, das sehen Sie an jeder Ecke (nicht). Während die Stadt vielerorts immer mehr im Dreck zu versinken scheint, hat irgendjemand ohne Anweisung die Feuerwache Kreuzberg frisch gestrichen. Die Wache in der Wiener Straße war für die flammenden Wandzeichnungen stadtbekannt (zu sehen hier), die sind nun gelöscht. „Man hat der Feuerwache die Seele genommen“, kommentierte ein Kollege. Die einst bunten Pfeiler glänzen nun in tristem betongrau. Und niemand will’s gewesen sein. Die Malerarbeiten sollen von der BIM beauftragt worden sein (mit im Aufsichtsrat: Innensenatorin Iris Spranger) und sollten nach Checkpoint-Informationen nur das vorhandene Grau wiederherstellen und einige neue Graffiti entfernen, nicht aber die Hauptmalereien. Nur wurde offenbar die Auftragsbeschreibung nicht richtig verstanden. Wetten, dass es nicht lange dauern wird, bis hier wieder kreativ gezündelt wird (in Graffiti gesprochen)?
Dazu passt diese Meldung: Die Zahl der Mülleimer in Berlin ist gestiegen. Und zwar seit 2019 kontinuierlich von 24851 Abfalleimer auf 26927 im Jahr 2023. (Q: Anfrage Valgolio/Scheel/Gennburg, Linke). Es kommentiert die BSR: „Wo besonders viel Müll anfällt, stellen wir auch besonders viele Abfallbehälter auf.“ So einfach ist das nämlich. Muss sie nur noch jemand benutzen.
Und noch ein paar Leseempfehlungen:
+ Panda-Zwillinge, Giraffen-Mädchen und Zwergflusspferd-Babys: Warum lassen uns Tierbabys so ausflippen? Schuld allein ist nicht nur die Evolution.
+ „Ich bin ja nicht pleite“: Warum Unternehmer Christoph Gröner jetzt seine Villen und Sportwagen verkauft.
+ „Viele Geizhälse tragen ein rotes Halstuch und kommen aus Hamburg oder Berlin“ Stefanie Baumann arbeitet seit 20 Jahren auf dem Oktoberfest. Ein Interview über Alkohol, heruntergelassene Hosen – und die Hackordnung unter Kellnerinnen.
Berliner Schnuppen
Telegramm
Das BSW stellt heute ein „Eckpunkte-Papier für Berlin“ vor, der Checkpoint hat schon mal exklusiv reingelesen. Fazit: Wenig Neues, vor allem wenn es konkret werden soll. Aber lesen Sie selbst:
+ „Das BSW will die Mitte der Gesellschaft vertreten“
+ Das BSW steht für eine „aktive Friedenspolitik“
+ „Leistung soll sich auch in Berlin wieder lohnen“
+ „Meinungsfreiheit ist uns wichtig“ (Heißt konkret: Kampf gegen „Cancel Culture“ „Ideologien der Wokeness“ und „vermeintlicher ,Achtsamkeit‘“).
+ „mehr Demokratie in Berlin einführen“
+ „Das BSW traut sich, diese und andere Themen gegen den Strich zu bürsten“
Schauen wir mal, was dabei für die Landespolitik übrigbleibt.
Zurück zum Sport: Nicht nur die Zuschauer wurden am Sonntag beim Laver Cup überrascht von einem ganzen Tag voller spannender Tennis-Matches, auch die Uber Arena war darauf offenbar nicht vorbereitet. Schon am Vormittag gab es an den Essensständen Durchsagen, dass ihnen die Milch ausgehe. Kulinarisch ist ohnehin nicht viel zu gewinnen zwischen harten Brezeln, Pommes, Currywurst, Chicken Nuggets und Pizza (klar: Sportlernahrung!). Gegen 19 Uhr blickte ein Mitarbeiter panisch erst auf den Spielstand („Wenn Zverev gewinnt, gibt es hier noch ein Match!“) und dann auf seine leere Auslage. Da wurde ähnlich schlecht kalkuliert wie im Zeitplan so mancher Checkpoint-Autorin.
Gesucht wurde an diesem Wochenende aber vor allem Steffi Graf. War sie mit ihrem Mann André Agassi nach Berlin gekommen? Und während „Bild“(„Rätsel um Steffi Graf“) und „Stern“ („Alle suchen Steffi Graf“) noch suchten, hatte eine zuverlässige Checkpoint-Informantin das Ehepaar Graf/Agassi längst beim Inder am Potsdamer Platz entdeckt. Ganz locker, bestens gelaunt, und ganz und gar nicht heimlich. Geheimnis einer guten Ehe ist bekanntlich: Auch mal unter sich bleiben.
Im Innenausschuss geht es heute weiter mit der beliebten der Poller-Posse. Die Fraktionen von CDU und SPD haben eine Besprechung mit folgendem Titel auf die Tagesordnung gesetzt: „Der zweite Rettungsweg und effiziente Fahrten zum Einsatzort: Umgestaltung von Verkehrsflächen (z.B. durch Poller) nur mit frühzeitiger Beteiligung und Abstimmung mit den Sicherheitskräften.“ Vor zwei Wochen hatte Innensenatorin Spranger (SPD) die Poller-Politik der Bezirke kritisiert und fehlende Abstimmung der Bezirke mit Polizei und Feuerwehr bemängelt, Zitat: „Da muss etwas passieren, dass das rückgängig gemacht wird.“ Neukölln hatte widersprochen: Man habe die Poller am Richardplatz sehr wohl mit der Feuerwehr abgestimmt. Politisch allerdings sollen hier jetzt einige Poll…, äh: Pflöcke! eingeschlagen werden.
Derweil hat mein Kollege Thomas Loy eine wirklich interessante Idee aus dem Berliner Parkraum gebuddelt: Eine Börse für Parkausweise. Wie das funktionieren soll, können Sie hier nachlesen.
Nach tagelangem Umparken eines Besucherautos am Wochenende (es gibt nach wie vor keine Besucherausweise) trotz vieler freier Parkplätze vorm Haus, verfestigt sich der Eindruck, dass dieses System weder der Umwelt noch der Attraktivität der Stadt dient.
Genießen Sie heute die lauen Temperaturen und vielleicht die letzten Sonnenstrahlen heute, ab Dienstag kommt der Herbst nun wirklich mit all seiner Schönheit (und Kälte und Regen). Dafür ist morgen in drei Monaten Heiligabend (mehr dazu unten im Encore).
Der CDU-Abgeordnete Danny Freymark will für den Bundestag kandidieren. „Liebe Nachbarn, liebe Mitstreiter, für unseren Bezirk möchte ich gern noch mehr politische Verantwortung übernehmen“, schrieb Freymark auf X. „Daher werde ich für die nächste Wahl zum Deutschen Bundestag kandidieren. Es gibt viel zu tun.“ Könnte interessant werden, denn wie man hört, erwägt auch Sahra Wagenknecht in Lichtenberg anzutreten.
Die Jugendstrafanstalt Berlin sucht Fitnessgeräte per Ausschreibung, konkret: eine Bankdrückmaschine, mehrere Hantelscheiben und Hanteln aus verschiedenen Gewichtsklassen, eine Beinpresse, Fitnessmatten, einen Billardtisch, eine Tischtennisplatte und einiges mehr. „Aufgrund des jugendlichen Nutzerklientels ist eine besonders stabile Ausführung aller Geräte eine grundlegende Voraussetzung.“
Zitat
„Solange es noch Hoffnung gibt, dass eine dieser Geiseln zurückkommt zu ihren Familien, so lange wird die israelische Flagge vor dem Amtssitz des Regierenden Bürgermeisters hängen.“
Kai Wegner kürzlich beim Bürgerdialog „Kai Wegner vor Ort“. Es gebe keinen Genozid in Palästina, „Punkt“, sagte Wegner, „und ich lasse sowas auch nicht zu. Hier wird eine massive Stimmungsmache betrieben, wo ich einfach sage: Ich dachte, wir sind weiter und haben andere Lehren aus unserer Geschichte gezogen.“ Hier geht’s zum Video.
Stadtleben
Verlosung – Im Rahmen des zweiten Jubiläumskonzertes 120 Jahre Berliner Oratorien-Chor (1904-2024) am 29. September steht eine Uraufführung auf dem Programm. Zusammen mit dem Konzerthausorchester und Solisten wird der Chor das Auftragswerk „Ghasele“ von Thomas Hennig zum Besten geben. Es handelt sich dabei um ein Auftragswerk, das auf einem Text von Friedrich Rückert aus seiner „Ghaselen“-Sammlung basiert und dessen Vertonung Richard Strauss nicht mehr vollenden konnte. Eine kurze Video-Einführung des Chorleiters zu diesem Konzertabend finden Sie hier. Außerdem wird im Konzerthaus Berlin ab 18 Uhr Brahms‘ Nänie und Triumphlied und Janáčeks Glagolitische Messe auf die Bühne gebracht. Wir verlosen 2x2 Tickets. Gendarmenmarkt 2, U-Bhf Stadtmitte
Essen – Gesunder Lunch-Tipp zum Montag gefällig? Falls ja, dann probieren Sie doch mal das Cat Tuong. Ein Familienbetrieb im Prenzlauer Berg, der seit 15 Jahren die vietnamesische Küche konsequent vegan und mit einem Schwerpunkt auf saisonalem Gemüse umsetzt. Innen ist es gemütlich mit einer Einrichtung aus umweltfreundlichem Holz und anderen Naturmaterialien. Draußen sitzt man direkt im Treiben an der Kastanienallee – das funktioniert im lauen Herbst natürlich auch abends. Mo bis So 12-23 Uhr, Kastanienallee 89, Tram-Station: Schwedter Straße
Karten sichern – Im Rahmen der Reihe „Friedman im Gespräch“ ist am 7. Oktober um 20 Uhr der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck zu Gast im Berliner Ensemble und spricht mit Michel Friedman im Großen Haus über den Krieg in Nahost und Themen darüber hinaus. Ein Jahr nach dem Massaker der Hamas in Israel ist die Welt und auch die deutsche Gesellschaft eine andere. Angesichts des weiter zunehmenden Judenhasses, des Islamismus und des Rechtsextremismus auch in den Parlamenten (wie die jüngsten Landtagswahlen deutlich zeigten) drohe der Verlust unserer Demokratie, heißt es in der Ankündigung. Wie lässt sich nun die Menschenwürde verteidigen, und was können Bevölkerung und Politik tun, um sich denjenigen entgegenzustellen, die Hass und Gewalt verbreiten? Tatsächlich gibt es noch Restkarten. Bertolt-Brecht-Platz 1, S-Bhf. Friedrichstraße
Noch hingehen – Spielen, lachen, laut sein, toben, nichts tun, anfassen, mitmachen – und das in einem Ausstellungshaus! Mit BAUBAU hat die Künstlerin Kerstin Brätsch einen kostenlosen Spielort für Kinder gestaltet, in dem mehr erlaubt ist als verboten. Bunte Wandtapeten, Strukturen, Objekte und eine Reihe von „Loose Parts“ (losen Materialien) formen im Erdgeschoss des Gropius Bau Räume, die keine festen Vorgaben machen, sondern durch die Aktivitäten der Kinder bestimmt werden. BAUBAU ist Anfang September als Pilotprojekt gestartet und entwickelt sich kontinuierlich weiter. Mo, Mi, Do & Fr 12-19, Sa & So 11-19 Uhr, Niederkirchnerstraße 7, S-Bhf. Potsdamer Platz
Grübelstoff – Sieben Jahre ist es her, dass die UN-Generalversammlung den 23. September zum „Internationalen Tag der Gebärdensprache“ erklärte. Hätte man sich damals vorgenommen, jedes Jahr eine Gebärde zu lernen, wäre man heute in der Lage, mehr als zwei Sätze formulieren. Können Sie das?
Kiekste
Falkenhaft schweben wir ein in die neue Woche. Leser Lutz-Henrik Baschs Adlerauge sei Dank! Wir freuen uns immer über neue Hingucker aus der Hauptstadt. Diese können Sie uns Tag und Nacht an checkpoint@tagesspiegel.de mailen. Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.
>Berlin heute
Verkehr – A10 (Westlicher Berliner Ring): Vom 23. September 2024 bis 08. Oktober 2024 sind im Bereich der Anschlussstelle Spandau in Fahrtrichtung Autobahndreieck Havelland (Hamburg) die Zu- und Abfahrt gesperrt.
A113 (Schönefeld-Zubringer): In den beiden folgenden Nächten ist die Autobahn in beiden Richtungen von 21 bis 5 Uhr zwischen den Anschlussstellen Schönefeld-Nord und Späthstraße gesperrt. Alle Ein- und Ausfahrten sind in diesen Bereichen gesperrt. Aus organisatorischen Gründen wird ab 20 Uhr mit den Absperrmaßnahmen der ersten Zufahrten begonnen.
Unter den Eichen (Dahlem): Die Anbindung der Adolf-Martens-Straße sowie die Kreuzungsüberfahrt sind gesperrt.
Lüdersstraße – Alter Markt (Köpenick): Ab dem Morgen ist der Straßenzug in der Altstadt Köpenick gesperrt.
Möckernstraße (Kreuzberg): Die Straße ist ab 6 Uhr bis Mittwochabend zwischen Tempelhofer Ufer und Wartenburgstraße für den Kfz-Verkehr gesperrt.
Hönower Straße (Mahlsdorf): Zwischen Am Rosenhag und Greifswalder Straße ist die Fahrbahn ab dem Morgen bis Mitte Oktober in beiden Richtungen für den Kfz-Verkehr gesperrt.
Ebertstraße (Tiergarten): Ab 6 Uhr die Fahrbahn im Bereich des Brandenburger Tors zwischen Behrenstraße und Scheidemannstraße gesperrt. Die Sperrung wird am Abend des 1. Oktober 2024 wieder aufgehoben.
Nahverkehr – S3: In den folgenden Nächten bis 25./26. September 2024 ist die Linie jeweils von 23.30 bis 1.30 Uhr zwischen Friedrichshagen und Karlshorst unterbrochen. Es fahren Busse als Ersatz.
Regionalverkehr – RE3, RE5 und RB10: Von 10 Uhr bis zum 4. Oktober 2024, ca. 10 Uhr kommt es zu folgenden Fahrplaneinschränkungen:
* Die meisten Züge der Linie RE3 fallen zwischen Berlin Gesundbrunnen und Teltow aus.
* Die meisten Züge der Linie RE5 fallen zwischen Berlin Gesundbrunnen und Berlin Hbf/Berlin Südkreuz aus.
* Die meisten Züge der Linie RB10 fallen zwischen Berlin Hbf und Berlin Südkreuz aus.
Demonstration – Für heute sind 31 Demos angemeldet (Stand 20.9., 12 Uhr), u.a. „Schulzonenaktion von Changing Cities Teilnahme an den berlinweiten Aktionstagen“: 400 Protestierende, Am Rohrgarten (8-10.30 Uhr)
„Solidarische Prozessbegleitung: Schluss mit der Strafverfolgung durch Unis!“: 50 Demonstrierende, Turmstraße 91 (9.30-15 Uhr)
„100.000 Argumente für die Freiwilligendienste (FSJ und BFD)“: 100 Personen, Diakonisches Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V., ab Reinhardtstraße über Friedrichstraße, Reichstagsufer, Glinkastraße, Wilhelmstraße, Unter den Linden bis Pariser Platz (11-14 Uhr)
„Strukturelle Gewalt in psychiatrischen Einrichtungen in Bezug KEH“: 10 Menschen, Herzbergstraße 83 (14-17 Uhr)
„Frieden in Gaza“: 70 Demonstrierende, Dachverband arabische Vereine, Gontardstraße 7 (15-22 Uhr)
Gericht – Weil er an Ausschreitungen am Rande einer Luxemburg-Liebknecht-Gedenkdemo vor neun Monaten beteiligt gewesen sein soll, kommt ein 26-Jähriger unter anderem wegen Landfriedensbruchs und Körperverletzung auf die Anklagebank. Er soll mehrmals mit einer Fahnenstange auf einen Polizisten eingeschlagen haben. Der Helm des Beamten sei beschädigt worden (12.45 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 370).
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Suzanne von Borsody (67), Schauspielerin, von 1987 bis 1993 Engagement am Schillertheater / György Dalos (81), ungarischer Schriftsteller, ehemaliger Leiter des „Hauses Ungarn“. Erhielt 1995 den Adalbert-von-Chamisso-Preis, 2010 den Leipziger Buchpreis zur europäischen Verständigung / Ephraim Gothe (60), Politiker (SPD), stellvertretender Bezirksbürgermeister und Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung und Facility-Management in Mitte / Christina Große (54), Schauspielerin / Elke Hannack (63), Gewerkschafterin und Politikerin (CDU), seit 2013 stellvertretende Vorsitzende des DGB / Hartmut von Hentig (99), Pädagoge und Publizist / Georg Keßler (92), Fußballtrainer, führte Hertha BSC in der Saison 1974/75 zur Vizemeisterschaft und zur Teilnahme im Pokalfinale zwei Jahre darauf / René Lohse (51), Eiskunstläufer, arbeitet heute als Trainer in Berlin / Christina Moser (64), Hockeyspielerin, spielte beim SC Brandenburg in Berlin / Christian Schwochow (46), Filmregisseur und Drehbuchautor / Kevin Vogt (33), Fußballspieler, Verteidiger bei Union Berlin / „Unserem Freund Zappi die besten Wünsche zum 70! aus Schöneiche“
Nachträglich – „Liebe Grüße und alles Gute an meinen Enkelsohn Julius zu seinem 2. Geburtstag am gestrigen Sonntag! Wäre so gern persönlich bei Dir! Deine Oma aus Moabit“
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Dr. Alexander Dückers, * 26. Mai 1939, verstorben am 11. September 2024 / Jutta Hartung, * 28. August 1938, verstorben am 8. September 2024 / Hannes Schneider, * 1. August 1935, verstorben am 12. September 2024 / Klemens Walther, * 3. Februar 1949, verstorben am 18. August 2024 / Dieter Zilkenat, * 3. Oktober 1943, verstorben am 6. September 2024
Stolperstein – Bertha Blumenthal (geb. Lachs) wurde am 28. September 1867 (nach anderen Angaben 1869) in Breslau geboren. Bertha und ihr Mann bekamen zwei Töchter: Erna konnte nach New York auswandern und Käthe ging in den Untergrund und überlebte so die Shoah. Bertha Blumenthal lebte vor 1933 in einer Wohnung in der Altonaer Straße, später zog sie in die Paulsborner Straße. Bei einer Volkszählung im Jahr 1939 lebte sie als Untermieterin in der Konstanzer Straße. Am 4. September 1942 wurde sie von den Nazis in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie, keinen Monat später, am 23. September 1942 ermordet wurde. Heute erinnert ein Stolperstein in der Konstanzer Straße 62 in Wilmersdorf an Bertha Blumenthal.
Wer in Berlin über die Gedenktafeln stolpert und mehr wissen will: Mit einem Klick gelangt man über die App „Stolpersteine – Die Schicksale“ zu den Biografien der Verfolgten.
Encore
Zum Start (in die neue Woche und den neuen Job) beglückwünschen wir noch die drei neuen Bezirksschornsteinfegermeister, die in den nächsten sieben Jahren in ihren Kehrbezirken dem Weihnachtsmann den Weg frei machen: Marcel Rückert fegt in Charlottenburg-Wilmersdorf durch, Kai Hiller in Treptow-Köpenick und Heiko Fietz in Lichtenberg. Und wenn Sie jetzt schon vom Advent träumen (morgen in drei Monaten ist Heiligabend), dann haben wir noch diesen Funfact zum Frühstück für Sie: 200 Kehrbezirke gibt es in Berlin, alle verzeichnet auf dieser buten Karte. Machen Sie mit dieser Information, was Sie wollen. Damit wir auch was davon haben, gratulieren wir mit Handschlag, das soll bekanntlich Glück bringen. Und davon können wir in Berlin besonders viel gebrauchen (mindestens x 200).
Ein glückliches Händchen in der Recherche hatten am Wochenende Daniel Böldt, Alexander Fröhlich, Jessica Gummersbach und Isabella Klose. Tobias Langley-Hunt hat das Stadtleben serviert und Jasmine Dellé im Frühdienst noch mal durchgefegt. Morgen klettert hier Robert Ide in den Checkpoint-Schornstein.
Bis bald!