falls Sie sich derzeit wundern, warum in dieser Stadt kein Durchkommen ist: Für die einen wird der rote Teppich ausgerollt, für die anderen der grüne Rasen. Fangen wir mit dem Wichtigeren an:
Im City Cube findet heute und morgen die Wiederaufbau-Konferenz für die Ukraine statt. Präsident Wolodymyr Selenskyj hält heute eine Rede im Bundestag – und wohnt offenbar im Waldorf Astoria, weshalb der Bereich um den Hardenbergplatz schon gestern großflächig abgesperrt war. Auch der öffentliche Nahverkehr ist eingeschränkt. Beispiel gefällig? Eingetrudelt gestern Abend, 22.19 im Checkpoint-Postfach, Betreff: „Völliges Chaos am Südkreuz.“ Angehängt ein Foto der Bahnsteiganzeige „Staatsbesuch! Aktuell kommt es zu Einschränkungen im Zugverkehr“.
„Die Züge aus München haben 3 Stunden Verspätung, die Ringbahn ist außer Betrieb, die Ansagen sind unverständlich, die S-Bahn-App zeigt Verbindungen, die offenkundig gar nicht fahren. Niemand da, der Alternativrouten vorschlägt. Dit is Berlin, dit is die Deutsche Bahn. Eine toxische Kombination…“
Doch nicht nur hier zeigt sich Berlin mal wieder von seiner schönsten Seite: Auch den rund 2000 Gästen der Wiederaufbau-Konferenz bleibt der berüchtigte „Tunnel des Grauens“ am Messegelände nicht erspart, inkl. der altbekannten Probleme vom Horrorfilm-Ambiente mit authentischem Urin-Geruch bis zur kaputten Rolltreppe. Die Besucher nahmen es zum Glück mit Humor („Vielleicht muss die Ukraine beim Wiederaufbau helfen?“), uns ist das Lachen über diesen beschämenden Ort längst vergangen.
Beschämend ist auch, was sich derzeit an der Technischen Universität abspielt. Während das TU-Kuratorium den Gremien keine Abwahl der Präsidentin vorschlagen möchte, äußerten sich jetzt Mitglieder des Akademischen Senats namentlich im Tagesspiegel (das „Parlament“ der Uni hatte am Donnerstag mit 13/12 Stimmen für einen Rücktritt der Präsidentin gestimmt). Rauch hatte einen Tweet mit antisemitischer Bildsprache und israelfeindliche Posts auf der Plattform X mit „gefällt mir“ markiert. „Wenn man die Lage rational bewertet, müsste man daraus einen Rücktritt ableiten“, sagt Sören Salomo, Professor für Technologie und Innovationsmanagement. Er befürchtet Auswirkungen auf Forschungskooperationen. Auch andere Mitglieder des Gremiums bezeichneten die Lage als „untragbar“ und „besorgniserregend“.
Besorgniserregend ist allerdings vor allem die Situation für Jüdinnen und Juden. „Berlin ist gekippt“, titelte vergangene Woche die „Jüdische Allgemeine“. „Vielen gilt die deutsche Hauptstadt als ein offener, aufregender Ort. Für die jüdische Gemeinschaft ist damit seit dem 7. Oktober Schluss – wirklich frei kann sie hier nicht mehr leben“, heißt es im bedrückenden Titel-Text. „Und während der Bewegungsradius schrumpft, wächst ein Ghetto, von dem die Juden dachten, dass es nie wiederkommen würde.“
In derselben Ausgabe findet sich ein Kommentar von Noam Petri, Vizepräsident der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD). Er schreibt darin, dass es zwischen Rauch und der JSUD keinen Austausch gegeben habe – allerdings über Umwege. Als die JSDU (wie einige andere) den kürzlich von Rauch eingesetzten Antisemitismusbeauftragten Uffa Jensens kritisiert hat, habe eine Antwort darunter wörtlich gelautet: „Schämt euch für die Verleumdung eines klugen Menschen. Schämt euch!“ Geraldine Rauch habe auch diese Antwort mit „Gefällt mir“ markiert. Nachvollziehen lässt sich das nicht mehr.
„Auf der einen Seite wollte Geraldine Rauch bis zum großen Skandal mit terrorverherrlichenden Studenten einen Dialog führen“, schreibt Petri. „Auf der anderen Seite sollen sich jüdische Studenten nach sachlicher Kritik an ihrer Entscheidung schämen. Wie sollen sich jüdische Studenten so sicher fühlen?“
Den aktuellen Checkpoint-Podcast zum Thema mit unserem Hochschul-Experten Tilmann Warnecke gibt es hier (und überall, wo es Podcasts gibt), außerdem empfehle ich Ihnen diesen Texte zur Einordnung:
Fünf Lehren aus der Debatte um Geraldine Rauch: Eine teils maßlose Debatte, ein fragwürdiges Rollenverständnis und die Hochschulautonomie unter Druck – es geht längst um mehr als um Likes für antisemitische Inhalte.
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DT ATT: PEACES
(Fragments of Love)
Die eine ist Ukrainerin, die andere Russin. Beide waren Schauspieler-
innen an großen Theaterhäusern in Moskau und eng befreundet. Mit Kriegsbeginn trennen sich ihre Wege.
Das Dokumentartheaterstück von Kristina Isaikina, Nastya K. und Volker Schmidt fragt: Was passiert mit Freundschaften in Zeiten des Krieges?
11. + 12.06., Kammer
Tickets: www.deutschestheater.de
Nach dieser Roten Karte jetzt aber schnell rüber auf den teuren Rasen: An den Ausnahmezustand in der Stadt können wir uns schon mal gewöhnen. Momentan gilt der nicht nur verkehrlich, sondern auch nachrichtlich. Beispiele? Bitteschön:
+ Die BSR sorgt für die EM vor, und zwar mit eigenem Mülleimerdesign – rund um die Fan-Hotspots Ku’damm und Alex erhalten die Eimer einen neuen Aufdruck, Text wahlweise „Tooor!“ und „Tonnaldo“
+ Charlottenburg-Wilmersdorf hat die Fan-Verpflegung: Ab dem 14. Juni verkaufen vier Standorte, darunter das Bikini Berlin, das groß angekündigteBerlin-Müsli (Checkpoint vom 31.5.). Hauptzutaten: Dinkelvollkornflocken und Hafer, 400 Gramm kosten 6,49 Euro. Knuspriger Name: „Dit is Müsli“.
+ Wenn Sie trotzdem zuschauen wollen: Hier gibt es Tipps zum Public Viewing aus allen Bezirken.
+ Was mit dem 1,2 Millionen Euro teuren Kunstrasen passiert, können Sie hier nachlesen. Spoiler: Der soll auch nach vier Wochen Bier- und Bratwurst-Jubel noch in Topform sein.
Ach, und das noch:
+ Deutschland wird das EM-Eröffnungsspiel gegen Schottland gewinnen – das prophezeit jedenfalls „Fußball-Orakel“ Oscar. Und der muss es wissen! Der Bobtail hat angeblich alle Spiele der WM richtig vorausgesagt (via Petbook). Wir können doch auch nichts dafür.
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Ins Freie! Das Sommerfestival im Schlosspark Neuhardenberg vom 15. bis 30. Juni
Die Open-Air-Saison versammelt einmal mehr viele illustre Namen unter dem Bogendach im Schlosspark: Goran Bregovic, KARAT, Ute Lemper, Daniel Hope und Jan Vogler, Dota, Eckart Witzigmann, Burghart Klaußner und Margarita Broich.
Infos und Tickets hier...
Kein Wunder, dass da bis auf Österreich die EM-Teams lieber woanders nächtigen… Mit einem recht freundlichen „Griaß di“ empfängt das Berliner „Schlosshotel Grunewald“ die österreichische Nationalmannschaft (im 5-Sterne-Ressort kostet eine Übernachtung in der Kaiser-Suite rund 920 Euro). Hier hatte übrigens die deutsche Nationalelf 2006 residiert. Dem österreichischen Sommermärchen dürfte also nichts mehr im Wege stehen (vermutlich ein Taktik-Trick des deutschen Trainers Ralf Ragnick).
Den Heimvorteil der Region nutzt ansonsten nur (im weitesten Sinne) Kroatien: Das Team hat sein EM-Quartier im brandenburgischen Neuruppin im Vier-Sterne-Resort Mark Brandenburg, direkt am Ruppiner See, bereits bezogen (Grand Suite ab 500 Euro/Nacht). Die deutsche Nationalmannschaft nächtigt einer guten Tradition folgend in Herzogenaurach in Bayern, wie bereits zur EM 2021 und zur Nations League 2022 (die Bungalows sind für Privatpersonen nicht mietbar). Ein kleiner Gruß an den Ausstatter, bevor er ausgetauscht wird.
Und die anderen? Sind mehr oder weniger gleichmäßig über die Republik verteilt: Mit sechs Teams führt NRW die Liste der Mannschaftsquartiere an (Italien, Albanien, Slowenien, Frankreich, Portugal, Georgien). Fünf Teams residieren in Bayern (Deutschland, Ungarn, Schottland, Serbien, Rumänien), vier in Baden-Württemberg (Schweiz, Spanien, Dänemark, Belgien), drei in Niedersachsen (Polen, Niederlande, Türkei), jeweils ein Team in Brandenburg (Kroatien), Thüringen (England), Rheinland-Pfalz (Slowakei), Hessen (Ukraine), Berlin (Österreich) und Hamburg (Tschechien).
Zumindest namentlich auf sportliche Höchstleistungen hoffen lassen die Hotels von Deutschland (adidas Home Ground), Albanien (SportCentrum Kaisierau) und der Türkei (Sporthotel Fuchsbachtal).
Eher gemütlich-beschaulich kommen da die Unterkünfte von Ungarn, Schweiz, Schottland, Spanien, Slowenien und Portugal daher: Hotel Tannenhof, Waldhotel in Degerloch, Hotel Obermühle, Öschberghof, Hotel „Das Vesper“ und Hotel Klosterpforte. Klingt eher nach Konfirmation als nach Kadertraining.
Was alle Städter interessiert: Durch welche Kieze ziehen die nächsten Rollkoffergeschwader? Denn Berlin wird ja immer voller (in jeder Hinsicht), und fast überall sind neue Hotels und Hostels geplant. Der Abgeordnete Julian Schwarze wollte es jetzt genau wissen, eine Übersicht finden Sie hier.
Und, fällt Ihnen etwas auf? Richtig! Fast alle Bezirke haben konkrete Zahlen vorgelegt – nur das BA Mitte verweigert sich offensiv, und zwar mit dieser Begründung:
„Die Beantwortung der gestellten Fragen ist durch die bezirkliche Bauaufsicht nicht möglich, da die elektronische Fachsoftware eBG mit einem dem entsprechenden Suchsystem nicht ausgestattet ist. Eine Recherche außerhalb des eBG würde die händische und sehr zeitaufwendige Durchsicht einer sehr großen Anzahl von Bauunterlagen bedeuten. Dieser Aufwand würde in keinem Verhältnis zur Beantwortung der Anfrage stehen.“
Für Sie hier kurz in einer Geste zusammengefasst: Denken Sie an den dritten Finger von links (von rechts geht auch) – hier bestimmt das Bezirksamt, was die Mitte-Bewohner und die von Ihnen gewählten Vertreter zu interessieren hat und was nicht.

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Das kommende Wochenende im Humboldt Forum steht unter dem Motto „Ohne Ende Palast“.
Thematisiert werden die Geschichte und die Kontroversen des Palasts der Republik anlässlich der aktuellen Sonderausstellung.
Das abwechslungsreiche Programm umfasst Diskussionen, Führungen und künstlerische Darbietungen. Viele Angebote sind kostenfrei.
Hier mehr erfahren!
Nach dieser Logik haben es die Mitte-Bewohner auch gefälligst hinzunehmen, dass die Ausstellung von Anwohnerparkausweisen hier traditionell Monate dauert (zum Vergleich: Tempelhof-Schöneberg schafft das innerhalb von ein paar Tagen).
Die Folge: Überall in Mitte stehen Autos herum, an deren Windschutzscheiben statt Parkvignetten die Ausdrucke gestellter Anträge und Zahlungsnachweise kleben, um Knöllchen zu vermeiden – denn die penible Parkausweiskontrolle ist das einzige im Bezirk, das wirklich funktioniert.
Die Auslage der Anträge wird sogar offiziell vom Amt empfohlen, als Parkausweisersatz. Allerdings hilft das nicht immer – am Köllnischen Park steckte bei einem Anwohner jetzt das Knöllchen direkt unter der vom BA vor einem Monat ausgestellten Antragsbestätigung am Scheibenwischer. Seit dem Wochenende klebt darüber jetzt zusätzlich ein Din-A-4-großes, per Hand mit dickem Stift beschriebenes Protestschreiben:
„Liebes Ordnungsamt, ich verstehe nicht, warum ich einen Strafzettel habe! Ich warte immer noch auf meinen Anwohnerparkausweis, wie das Schreiben in der Windschutzscheibe bestätigt. Soll ich das Auto huckepack in meine Wohnung tragen? Oder was schlagen Sie mir vor?“
Wir finden, das hat eine Antwort verdient. Vielleicht nimmt sich die Bezirksbürgermeisterin ja dafür mal Zeit?
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Große Eröffnungsshow zum Fußballkultursommer am 12.6.
1 Monat, 100 Events. Umsonst und draußen! Mit der Eröffnungsshow am Brandenburger Tor startet der Fußballkultursommer – Mit Luciano, den PxP Allstars feat. Alvaro Soler, Elif und Leony sowie der eindrucksvollen Tanz-Performance „Murmuration“ von Sadeck Berrabah.
Fan Zone Brandenburger Tor,
19:30 Uhr (Einlass ab 16 Uhr) Mehr
Ganz im Zeichen der Europawahl wurden gestern Abend die Politawards 2024 im Tipi am Kanzleramt verliehen. Neben dem Ex-Regierenden Michael Müller, der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer, Kultursenator Joe Chialo, Grünen-Chefin Ricarda Lang und dem Ex-Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber war auch Verteidigungsminister Boris Pistorius da, klar: Er wurde als „Politiker des Jahres“ ausgezeichnet. Guter Anlass für Moderator Hajo Schumacher, mal nachzufragen: Wie viele Sozialdemokraten haben ihn denn im Laufe des Montags angerufen, um ihn zu bitten, die Kanzlerkandidatur für die SPD zu übernehmen? „Keiner“, behauptete Pistorius. Vielleicht ist er auch einfach nicht ans Telefon gegangen.
Alle Analysen zur Wahl in Berlin, Brandenburg, Deutschland und Europa finden Sie auf tagesspiegel.de und im aktuellen ePaper.
Auf die Frage, ob Pistorius Kanzler kann, antwortet der Französische Botschafter: „Mr. Pistorius ist auch in Frankreich sehr populär.“ Diplomatisch.
Und noch ein paar Leseempfehlungen:
+ Keta, Krawall und feministische Attitüde: Die Berliner Rapperin Ikkimel feiert die Frechheit
+ Quartier Heidestraße in Mitte: Wo sind die vereinbarten Sozialwohnungen?
+ Kampftraining in Berliner Sportanlagen: Tut der Bezirk Pankow zu wenig gegen Neonazis?
Berliner Schnuppen

Telegramm
Schüler und Eltern der Reinhardswald-Grundschule wehren sich gegen den Abriss ihrer Schule: Die Aktionswoche begann gestern mit einer „Lautstarken Menschenkette um die Schule“, wird heute mit einem Protest mit dem Schulsong „Rein, rein, rein in die Reinhardswald“ vor der Senatsverwaltung für Bildung fortgesetzt und endet am Freitag am selben Ort mit einer Regenschirmparade „Lasst uns nicht im Regen stehen“. „Im Zuge aktueller Bildungsdebatten erschüttert uns, dass ein bewährter Lernort wie die Reinhardswald-Grundschule keine Selbstverständlichkeit zu sein scheint“, sagt Schulleiterin Karin Jansen-Musolf.
Die Schule ist sanierungsbedürftig, da für die Zukunft jedoch weniger Kinder prognostiziert werden, steht nun der gesamte Standort auf der Kippe: 630 Kinder und ihre Eltern wissen derzeit nicht, wie es weitergeht. Die Bildungsverwaltung teilte auf Checkpoint-Anfrage mit: „Derzeit ist nichts definitiv entschieden, die Prüfungen laufen noch.“ Hoffentlich fällt niemand durch.
Falls es doch noch was wird mit dem Bildungserfolg, haben wir folgenden Aufruf für Sie:
Noch wenige Wochen bis die Berliner Abiturienten die Schule für immer verlassen. Wie jedes Jahr würdigt der Tagesspiegel ihnen eine ganze Beilage, die Abi-Beilage erscheint diesmal am 5. Juli. Da hätten wir noch Platz frei – und zwar für Glückwünsche: Wir drucken die emotionalsten, witzigsten und originellsten Grüße aus der Leserschaft. Außerdem wollen wir von den Abiturienten selbst hören: Welche Pläne habt ihr, welche Wünsche, welche Erwartungen an das Leben nach der Schule? Einsendungen (500-1000 Zeichen) mit Foto sowie Gratulationen von Uroma bis Patenonkel nehmen wir unter tagesspiegel.abi@tagesspiegel.de entgegen (Betreff: „Glückwunsch“ bzw. „Pläne“). Unter allen Einsendungen verlosen wir außerdem zehn Tagesspiegel-Plus-Abos, gültig bis zum Jahresende.
Funfact für Feinschmecker: Die PK zum zügigen Ausbau von Schienenwegen in Berlin und Brandenburg hat mit 30 Minuten Verzögerung begonnen.
Ob die Wartezeit mit Betriebsstörungsbingo überbrückt wurde, ist nicht bekannt. Nur das: Ergebnisse gab es keine.
Aber bevor sich hier jetzt alle wieder über Berlin lustig machen, hier noch die unterirdischen Nachrichten aus dem Rest der Republik:
Der zukünftige Bahnhof Stuttgart 21 wird frühestens im Dezember 2026 in Betrieb gehen, ob nun ein oder sieben Jahre später als geplant, hängt vom Blickwinkel ab. Es kommentiert Lukas Iffländer, Fahrgastverband Pro Bahn: „Wenn wir das in diesem Jahrzehnt schaffen, wären wir positiv überrascht.“ (Q: Abendschau) Nicht, dass da noch jemand anfängt, die Tage seit der Nichteröffnung zu zählen.
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Aber Halt! Da haben wir doch noch unsere Betriebsstörungsbingozettel wiedergefunden.
Runde I. ICE 706 von München nach Berlin, es berichtet Familie Donner (Danke dafür!): „Wir hatten heute schon – bei derzeit reichlich drei Stunden Verspätung – folgende Begründungen:
Umleitung wegen Unwetterschäden
Reparatur an einem Signal auf der Strecke
Feuerwehreinsatz wegen eines Brandes an der Strecke
Stein auf dem Gleis“
Runde II. ICE 770, Höhe Kassel, es berichtet Fahrgast Christoph Jungmann, Durchsage: „Wir wissen nicht, wo der Lokführer ist.“ Nach einigen Minuten fährt der Zug kommentarlos weiter. Ob wohl die KI übernommen hat?
Schade, dass Fahrradfahren auch nicht problemlos abläuft. Hier kommt der Klau-Counter:
Vergangene Woche wurden in Berlin 318 Fahrräder im Wert von 381.956 Euro als gestohlen gemeldet. Das sind mehr als in der Woche davor (304). Innerhalb des Rings wurden mehr (164) geklaut als außerhalb (154). Die meisten Diebstähle gab es im Gleisdreieck (Friedrichshain-Kreuzberg), Graefekiez Nord (Friedrichshain-Kreuzberg) und Unter den Linden (Mitte). Besonders häufig wurden Fahrräder um 20 Uhr sowie am Mittwoch gestohlen. Höchster Diebstahlwert: 9100 Euro. Das Rad stand in der Babelsberger Straße in Wilmersdorf.
2024 klauten Diebe bisher 8341 Räder im Wert von 10.431.736 Euro. Das geht aus einer Checkpoint-Auswertung von Daten der Berliner Polizei hervor. Der nächste Klau-Counter erscheint kommenden Dienstag.
Also rein ins Auto… Moment! Da hat der Senat schon den nächsten Dauerstau geplant, und (mal wieder) erzürnt sich ein CDU-Politiker über die Politik der CDU-geführten Verkehrsverwaltung: Die Senatsverwaltung für Verkehr habe es „mal wieder geschafft“, schreibt Christian Gräff, MdA und Bezirksstadtrat in Marzahn-Hellersdorf, auf X: „für täglich hunderttausende Pendler wird gleichzeitig und langfristig auf der Landsberger Allee und der Frankfurter Allee gebaut. Jedes Windows 98 Programm könnte das besser. Es ist wirklich zum Verzweifeln!“
Was der Senat von fast 30 Jahre alten Programmen lernen kann, erklärt Gräff uns hoffentlich bald selbst, bis dahin fragen wir: Vielleicht könnte die KI…?
Apropos voriges Jahrtausend: Das Landesverwaltungsamtsucht per Ausschreibung „Künstler- und Bastelbedarf“, konkret: Zeichenpapier, Tonkarton, Fotokarton und Farben. Die sollen nicht nur an rund 1000 Schulen geliefert werden, sondern auch an 332 „Dienststellen des Landes Berlin“.Vielleicht wird da an kreativen Lösungen für die Verwaltungsreform gearbeitet.
Wer es gern weniger kreativ hätte: Die Bauverwaltung sucht jemanden, der ihre „analogen Katasterunterlagen“ einscannt. Bestimmt meditativ.
Keine künstliche Intelligenz braucht man offenbar, um die Dummheit hinter diesem Plan zu erkennen: Der Senat streicht das Geld für Blitzer. „Muss der Senat mehr investieren, um die Raser zu stoppen?“, wollten wir gestern von Ihnen wissen. Klarer Fall: 89 Prozent derjenigen, die draufgeklickt haben, sagten „Ja, und zwar schnell!“. Rasende Ergebnisse sind leider nicht zu erwarten.
Es kommentiert Donald Duck (Happy Birthday!): „Vielleicht, wenn ich mich hier hinsetze und auf die Sumpfhühner starre, die im Sumpf rumsumpfen, vermeide ich allen Ärger.“
Hurra, wir sind Deutscher Meister! Das stand jedenfalls in der „Cuxhavener Zeitung“, und dann wird’s ja wohl stimmen: „Es siegte der Berliner SKV (3562 vor SKV Seenplatte/Vorp. mit 3521 Holz.)“ Aber wer jetzt denkt, dass es hier um die Baumfäller-Bundesliga geht, befindet sich, nun ja: auf dem Holzweg. Tatsächlich wurden an der Nordsee die Kegelmeisterschaften ausgetragen, und da gewann eben u.a. bei den „Herren B“ der Berliner Sportkegler-Verband. Hm, dabei ist es doch so gar nicht unsere Art, eine ruhige Kugel zu schieben.
Und hier ein wichtiger Servicehinweis für die Bewohnerinnen und Bewohner des Bezirks Lichtenberg: Sollten Sie heute einen haarlosen Herrn mittleren Alters mit Adonis-Figur dynamisch aus einem Reisebus klettern sehen, rufen Sie bitte nicht „Der sieht ja aus wie der Herr Wagner von der SPD“ (oder, noch schlimmer, „Schau mal, Kojak hat seinen Lolli vergessen“), sondern kundig-cool: „Ach ne, kommt der Herr Wegner auch mal hier vorbei“ – die dazugehörende Meldung lautet: „Die Senatspressekonferenz am Dienstag, 11. Juni 2024, entfällt, der Senat besucht den Bezirk Lichtenberg.“
Zitat
„Das Straßen- und Grünflächenamt steht subjektiven Gefühlen für Bürgerinnen und Bürger neutral gegenüber.“
Antwort des Bezirksamts Marzahn-Hellersdorf auf eine Linken-Anfrage zur Beleuchtung im Bürgerpark Marzahn (KA-353/IX), Frage: „Wie bewertet das Bezirksamt das subjektive Sicherheitsgefühl für Passanten und Passantinnen bei der Durchquerung des Parks bei Dunkelheit?“
Stadtleben
Verlosung – Bisschen viel Mainstream konsumiert in jüngster Zeit? Hier ein Gegenmittel: Der Multimediakünstler Adi Gelbart hat Gedichte von „Alpha“ – das ist ein Computer, der darauf trainiert ist, miese Lyrik zu schreiben – genutzt, um gute Musik für ein Streichquartett zu schaffen. Sie sind verwirrt? Macht gar nichts. Das Konzert morgen im Berghain mit dem Ensemble KNM Berlin kann man auch unverkopft auf sich wirken lassen. Start von „Poems by Alpha“ ist um 21 Uhr, wir haben zwei Karten im Lostopf (FSK 18). Regulär kosten sie 19,47 Euro, Wriezener Bahnhof, S-Bhf Ostbahnhof
Essen & Trinken – Burger gibt es viele in Berlin, aber keine schmecken so wie die von „Gully Burger“. Das Konzept hat sich Sachin Obaid ausgedacht, der aus Indien stammt, aber als Teenager in die USA zog. In der Markthalle Pfefferberg hat er gerade sein Angebot erweitert und serviert neue amerikanische Diner-Klassiker mit indischen Aromen. Bei den Cheese Burgern tanzen eine Minzsauce, mit Mango- und Chilipulver marinierten Zwiebeln und eingelegte Gurken mit dem mit Kebap-Gewürz Shami bearbeiteten Rindfleisch-Patty auf der Zunge. Vegan ist der Vada Pav Burger mit einem Patty aus frittiertem Kartoffelbrei mit Tamarinden Chutney und frittierter grüner Chili – ein Streetfood-Original aus dem Mumbai der 1960er-Jahre. Dazu schmeckt eine Dose Thums Up, eine indische, gewürzte Cola, die lange der populärste Soft Drink des Subkontinents war. Mo-So 12 bis 22.45 Uhr, Schönhauser Allee 176, U-Bhf Senefelderplatz
Noch hingehen – Putti schweben vor blauem Hintergrund, umgeben von vielzackigen Sternen, Schlangen und Krokodile bewegen sich am Grund. Es ist eine surreale Szenerie, die Francisco de Almeida da ausbreitet und das auf Blättern im Format drei mal eineinhalb Meter. Ja, es sind Blätter aus Papier, denn Almeida erschafft Holzschnitte. Um die enorme Größe zu bewältigen, hat er sich eine eigene Druckerpresse gebaut. Francisco de Almeida, geboren im Nordosten Brasiliens, stellt noch bis 5. Juli in der Botschaft seines Landes in Berlin aus. Er erschafft „Welten, von denen er sagt, dass sie in seinen Träumen leben“, zitiert Ausstellungskuratorin Tereza de Arruda den Künstler. Die Ausstellung „Der Vulkan in meiner Brust brach aus“ bietet Gelegenheit, sich in diese Traumwelt und damit in das Erbe der Volkskunst des brasilianischen Nordostens zu versenken. Ihr sind zum Vergleich großformatige Holzschnitte anderer Künstler beigegeben. Mo-Fr 10 bis 17 Uhr, Eintritt frei, Wallstraße 57, U-Bhf Märkisches Museum
Neu in Berlin – Larissa träumt vom Durchbruch als Comedienne, Sergej und Evgeny davon, ihre queere Identität endlich leben zu können und Stephano will sich in der Hip-Hop-Szene einen Namen machen. Vier Neu-Berliner:innen, die die Doku-Serie „Welcome to Berlin“ begleitet. Die Protagonist:innen kämpfen mit dem teuflischen Dreiklang Wohnungssuche-Ämterirrsinn-Berliner Winter sowie ihren ganz persönlichen Herausforderungen. Ab heute in der ARD-Mediathek.
Grübelstoff – Haben Sie manchmal sehr gut vorbereiteten Besuch, der Ihnen Ecken in der Stadt zeigt, an denen Sie selbst noch nie gewesen sind? Und kriegen Sie dann Komplexe oder freuen Sie sich einfach?
Kiekste

„Alles dabei, am Lietzensee“, schreibt uns Leserin Bettina zu ihrem freizügigen Bild. Schönen Dank! Weitere pikante Bilder gern an checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.
Berlin heute
Verkehr – A100 (Stadtring): Von 21 bis 5 Uhr ist die Straße in beiden Richtungen zwischen den Anschlussstellen Jakob-Kaiser-Platz bzw. Heckerdamm und Hohenzollerndamm gesperrt.
A111 (Reinickendorf-Zubringer): Am Vormittag wird die Baustelle in Höhe Seidelstraße umgebaut. Bis zum Ende der Fußball-EM stehen in Fahrtrichtung Oranienburg/Hamburg (stadtauswärts) wieder zwei Fahrstreifen zur Verfügung. Im Gegenzug wird die Überfahrt vom Abzweig Kurt-Schumacher-Damm kommend zwischen Abfahrt Eichborndamm und Seidelstraße gesperrt.
Innenstadt: Wegen der Ukraine-Wiederaufbaukonferenz ist ganztägig mit Verkehrseinschränkungen zu rechnen. Von 10 bis 18 Uhr sind in Tiergarten der Große Stern sowie der Spreeweg gesperrt.
Tunnel am Adenauerplatz (Charlottenburg): Der Tunnel ist von 9 bis 15 Uhr gesperrt.
Gneisenaustraße (Kreuzberg): Die Straße ist in Höhe Baerwaldstraße auf jeweils einen Fahrstreifen verengt. Aus Richtung Südstern kommend, ist das Linksabbiegen nicht möglich (bis Mitte Juli).
Nahverkehr – Wegen des Staatsbesuchs im Zuge der Ukraine-Wiederaufbaukonferenz kommt es von heute Mittag an zu teilweise erheblichen Einschränkungen im Busverkehr der BVG und bei der S-Bahn. Betroffen von Sperrungen ist vor allem der Hardenbergplatz mit den Haltestellen S+U Zoologischer Garten, auch auf dem Messedamm und am Spreeweg in Tiergarten kommt es zu Sperrungen. Bei der U-Bahn werden zwei Ausgänge des Bahnhofs Bundestag vorübergehend geschlossen. Bei der S-Bahn sind die S1, S2, S26, S3, S41/42, S45, S47, S5 und S85 betroffen.
S2 und S8: In der Zeit von 22.15-1.30 Uhr besteht S-Bahn-Pendelverkehr im 20-Minutentakt zwischen Pankow und Blankenburg.
Demonstration – Für heute sind 22 Demos angemeldet (Stand 10.6., 13.30 Uhr), u.a. „Solarenergie für die Ukraine“: zwölf Teilnehmende, Greenpeace, Messedamm 26 (6-20 Uhr)
„Aktion zur Sicherung frühkindlicher Bildung“: 2.500 Demonstrierende, ver.di, Rathausstraße 15 (8-12 Uhr)
„Protest gegen Lobbytreffen der Immobilienwirtschaft mit der Politik in Berlin. JA – zu Mieter:innen-Schutz jetzt. NEIN – zu Filz aus Politik und Wirtschaft“: 100 Menschen, Bündnis gemeinsam gegen Verdrängung und #Mietenwahnsinn, Möckernstraße 10 (8.30-18.30 Uhr)
„Warnstreik der Beschäftigten bei Sana Lichtenberg“: 200 Teilnehmende, ver.di, Hubertusstraße 47, Frankfurter Allee, Fanningerstraße (9-11.30 Uhr)
„Mieterprotest anlässlich einer Aktionärsversammlung des Wohnungskonzerns Adler“: 30 Protestierende, Lützowplatz 15 (9.30-11 Uhr)
Gericht – Zwei mutmaßliche Diebinnen müssen sich verantworten. Die 27- und 34-Jährigen sollen in einem Supermarkt Lebensmittel für 280 Euro gestohlen und auf der Flucht mit dem Auto eine Zeugin verletzt haben (9.30 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 739).
Universität – An der HTW finden diese Woche Studieninfotage statt. Heute und morgen kann man sich online informieren, am Donnerstag gibt es einen Tag der offenen Tür für Studieninteressierte mit Campusführungen, Einblicke in Labore und Werkstätten, Experimente, Gespräche mit Studierenden und Professor:innen, an beiden Standorten Treskowallee und Wilhelminenhof.
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Marianne Burkert-Eulitz (52), Politikerin (Grüne) und Rechtsanwältin, seit 2011 Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses / Joy Denalane (51), Soulsängerin („Gleisdreieck“) / „Liebe Doris, wir wünschen dir zum 80. Geburtstag viel Freude und herzliche Momente! Die Schlüssel-Davids“ / „Heute vollendet unser Harry in der Spreestraße sein erstes Lebensjahrzehnt. Du hast unser Leben bereichert und uns schon bisher viel Freude bereitet. Schön, dass es Dich gibt, sagen Omi und Opi und gratulieren Dir herzlich.“ / Paul Kalkbrenner (47), Musiker und Produzent elektronischer Musik (und Schauspieler in „Berlin Calling“), Berlin-Konzert am 14. September in der Waldbühne / „Tantissimi auguri, Orlando, mein geliebtes Kind! Nun bist du plötzlich erwachsen ... ich wünsche dir alles Glück auf Erden für deinen Lebensweg, Gesundheit, Mut und ein fröhliches Herz, glaube immer an dich! Deine Mama“ / „Zum 41. die besten Wünsche, lieber Paul – bleib, wie Du bist Deine Eltern“ / „An unsere Lieblingstochter Rebecca, wir wünschen dir nachträglich alles Gute zu deinem 44. Geburtstag, bleib gesund und so, wie du bist, mach uns weiterhin viel Freude, deine Mama Monika und dein Papa Siggi!“ / „Thilo Schmidt (50), stilvoll auf dem Tennisplatz, fließend in Koreanisch und meisterhaft in virtuellen Welten. Herr Schmidt ist Koch! Alles Liebe zum Geburtstag.“
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Prof. Dr. med. Jürgen Hammerstein, * 19. April 1925, verstorben am 19. Mai 2024 / Uwe Hand, *19. November 1952, verstorben am 1. Juni 2024 / Jürgen Persé, verstorben am 8. Mai 2024, Regierungsdirektor a.D. / Carola Käthe Sonnenberg, geb. Petermann, * 20. September 1951, verstorben am 26. Mai 2024 / Barbara Wehelye, geb. Wittkat, * 16. November 1942, verstorben am 3. Juni 2024
Stolperstein – Amalie Ritterband, geb. Kamnitzer, wurde am 16. Januar 1877 in Gilgenburg in Ostpreußen geboren. Verheiratet war sie mit Dr. Samuel Ritterband. Das Paar hatte eine Tochter, Susanne; ihr gelang die Emigration nach Palästina. Am 11. August 1942 wurde Amalie von den Nazis vom Anhalter Bahnhof nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 11. Juni 1944 ermordet wurde. An Amalie Ritterband erinnert ein Stolperstein in der Konstanzer Straße 3 in Wilmersdorf.
Encore
Prominenz allein bezahlt die Miete nicht, das wissen die wenigsten, wenigstens die Prominenten allerdings nur zu gut. Lösungsansatz 1: Man kann sich für alles Mögliche ablichten lassen oder in den wildesten Fernseh-Formaten zum Narren machen. Lösungsansatz 2: Man wahrt den Anschein der kreativen Kontrolle. Ehemals-Rapper Sido wählt (wie der Checkpoint erfuhr) letzteren: Nach seinem Einstieg ins legale Cannabis-Geschäft entwirft er jetzt Brillen für eine Schweizer Manufaktur. Checkpoint-Zwischenprognose: mit Weitsicht.
Alles andere als kurzsichtig agiert haben alle, die an diesem Checkpoint mitgewirkt haben: Jessica Gummersbach, Ann-Kathrin Hipp, Tobias Langley-Hunt und Lorenz Maroldt (Recherche). Antje Scherer hat das Stadtleben serviertund Lea-Marie Henn in der Frühalles appetitlich angerichtet (Produktion). Morgen begrüßt Sie hier Stefan Jacobs.
Bis bald!
