Das Lotterleben ist vorbei, Jogginghose aus und raus. Auch ohne Fashion Week müssen Sie Ihre Kinder nun wieder einigermaßen adäquat gekleidet dauernd durch die Öffentlichkeit kutschieren, sogar zum Bus für die Klassenfahrt und zur Einschulungsfeier im August (Kaffeetrinken aber bitte weiterhin mit Abstand zur Oma). Wie viele Leute kommen dürfen, klärt der Senat gerade noch, die Eindämmungsverordnung wird erneut „gründlich überarbeitet“, hieß es gestern, wahrscheinlich irgendwann nächste Woche. Vielleicht zieht bis dahin ja auch noch jemand die „umfangreiche und ambitionierte Teststrategie“ für Lehrerinnen und Erzieher aus der Schublade, von der die Bildungssenatorin gestern sprach. „Es werden keine Wandertage zur Charité organisiert“, hatte uns der Regierende vor zwei Wochen gesagt. Ob das noch gilt? Am Ende einer fast einstündigen Pressekonferenz mit der Bildungssenatorin wussten wir gestern jedenfalls nicht viel mehr als: Alle kehren zum Regelbetrieb zurück, Kitas am 22. Juni („Sechs Wochen früher als geplant!“) und Schulen nach den Sommerferien (10. August).
„Kinder haben ein Recht auf Bildung“, sagte Sandra Scheeres. Ein richtiger, wichtiger Satz, der allerdings vor drei Monaten genauso galt. Was hat sich seither verändert? Was haben wir gelernt?
Zumindest eines: Die Abstandsregel von 1,5 Metern kann in Schulen nicht eingehalten werden. Also schaffen wir sie ab. Was vor drei Monaten noch mit einer recht plötzlichen Pandemie plausibel begründet werden konnte, liest sich heute eher als hilfloses Stochern nach Lösungen, die ein Recht auf Bildung mit der Infektionsgefahr abwägen.