der Posten findet sich ganz am Ende einer langen Liste von weiteren Einsparungen. „Anzuhaltende Mittel“ steht da, darunter 950.000 Euro, die die Urania in diesem Jahr vom Land Berlin erhalten sollte. Dahinter steht der Vermerk „Einsparung“. Bedeutet: Die Kultur- und Bildungseinrichtung in Schöneberg erhält keine Zuschüsse mehr, das gilt dem Vernehmen nach ab dem 1. April. Die bereits geplanten Mittel für das laufende Jahr werden offenbar komplett gestrichen.
Die Direktorin der Urania, Johanna Sprondel, reagierte am Abend im Gespräch mit dem Checkpoint schockiert. „Berlin zerstört eine Institution, die es seit 1888 gibt.“ Das Haus versteht sich als Bildungsinstitution, die leicht zugängliche Angebote zur Wissensvermittlung für alle Berliner macht. „Das ist Volksbildung, das ist direkte Demokratieförderung“, sagt Sprondel. „Schalten Sie den Fernseher an und dann fragen Sie sich, ob Sie an dieser Stelle wirklich sparen wollen.“
Die Senatsverwaltung für Bildung bestätigte die Kürzung am Abend. „Die aktuellen Einsparungen sind eine große Herausforderung für viele Träger und Projekte“, sagte Sprecher Martin Klesmann dem Checkpoint. Die Senatsverwaltung sei sich des hohen Engagements und der langjährigen Arbeit bewusst, die in diesen Vorhaben steckt. „Angesichts der angespannten Haushaltslage des Landes Berlin waren Einsparungen notwendig. Sie sind das Ergebnis einer bewussten Priorisierung und wurden mit dem Ziel getroffen, die verfügbaren Mittel auch unter schwierigen finanziellen Bedingungen gezielt und nachhaltig einzusetzen.“
Einen nachhaltigen Aufbau hätte auch Johanna Sprondel gern fortgesetzt, die das Haus vor knapp zwei Jahren übernommen hat. Seither hat sich die Zahl der Besucher mehr als verdoppelt, die Einnahmen verdreifacht. Unklar ist, was aus der geplanten Sanierung des Hauses wird.
Von Seiten der Bildungsverwaltung heißt es: „Eine weitere Mittelbewilligung erfolgt zunächst nicht, bis Gespräche mit der neuen Bundesregierung stattgefunden haben.“ Worin die bestehen sollen bei einem Berliner Haus, das bisher ausschließlich Mittel aus dem Landeshaushalt erhalten hat, blieb am Abend ebenfalls unklar.
Im Koalitionsvertrag des schwarz-roten Senats von 2023 heißt es, Seite 110: „Die Urania als Bürgerforum für Demokratie wird bei ihrem Bauvorhaben und bei ihrer programmatischen Neuausrichtung begleitet und unterstützt.“
Davon will offenbar zwei Jahre später niemand mehr etwas wissen.
Welche Projekte noch von den Kürzungen betroffen sind, lesen Sie heute in der Checkpoint-Vollversion.
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+ Fünf Neonfische und ein Wels: Diese Haustiere wohnen bei den Senatorinnen und Senatoren.
+ Michael, 52: Das ist Deutschlands Durchschnittspolitiker – in Berlin dominiert Andreas.
+ Schluss mit lustig: Dortmund verbietet Lachgas, Berlin wartet auf den Bund.
+ Was der Ausfall eines Fahrzeugs für die Stadtteilbibliotheken in Treptow-Köpenick bedeutet.
+ Dienstag in Berlin ist wie Weihnachten! Eine Liebeserklärung von der Bühne.
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Während die Berlinale etwas Glamour über Berlin bringt, sehen viele Institutionen dieser Stadt nur noch schwarz: In einem kurzfristig angesetzten Video-Call hat Kultursenator Joe Chialo (CDU) gestern Abend den betroffenen Institutionen mitgeteilt, dass zusätzlich zu den bereits beschlossenen Einsparungen im Jahr 2026/27 weitere 300 Millionen Euro im Kulturbereich gekürzt werden. Die Vorgaben aus der ebenfalls CDU-geführten Finanzverwaltung seien nicht verhandelbar, sagte Chialo, „das läuft top down.“ Was auch einiges über die Kultur in seiner Partei aussagt.
Weil nicht alles glänzt auf der Berlinale, will CDU-Fraktionschef Dirk Stettner gleich die gesamte Förderung streichen (wieder was gespart!). Nach den antisemitischen Äußerungen des Regisseurs Jun Li am Samstag sagte Stettner, die Berlinale sei zwar „als tolerante, glänzende, in die Welt ausstrahlende Veranstaltung sehr unterstützungswürdig“, aber: „Eine Selbstbeweihräucherung von Halb- oder Ganz-Antisemiten mit Applaus des Publikums unter dem Mantel der Kunst- und Meinungsfreiheit brauche ich in Berlin nicht und sie soll auch keinen Cent Berliner Geld erhalten.“ (Q: BZ).
Was die SPD dazu sagt, lesen Sie heute in der Checkpoint-Vollversion. Hier geht’s zum Angebot.
Und was kommt dabei raus? Checkpoint-Kollege Robert Ide kommentiert: „Die Welt läuft aus dem Ruder. Und jetzt fährt nicht mal mehr die U-Bahn. Bei der Berlinale treffen brutale Welten auf unsere eigene Welt – genau darin kann man neue Hoffnungen finden. Und bei Hildegard Knef.“ Zur Kolumne geht es hier.
Und noch ein paar Leseempfehlungen:
+ Fachkräftezuwanderung und Bürokratieabbau: Was die Berliner Wirtschaft sich von der Bundestagswahl erhofft
+ Was 2000 Schülerinnen und Schüler erwartet: So soll die erste Aufnahmeprüfung an Berlins Gymnasien ablaufen
+ Fahrradleasing über den Arbeitgeber? Schön wär’s! Berliner Landesdiener bekommen kein „Jobrad“
+ Zweifelhafte Prognosen, verunsicherte Wähler: Berliner brauchen jetzt Aufklärung statt Alarmismus
Telegramm
1250 U-Bahnen, 380 Trams und fast alle der 1630 Busse stehen still: Bis Samstagfrüh bestreikt Verdi die BVG. Wie Sie trotzdem durch Berlin (und zum Hertha-Spiel) kommen, erklärt Kollege Jörg Hasselmann und kommentiert: Mit diesen Forderungen kommt die Gewerkschaft niemals durch – und die Konsequenzen tragen Arme, Alte und Arbeiter.
Die stillen Helden der Bundestagswahl arbeiten in den Bezirkswahlämtern. In Reinickendorf haben die beiden Vize-Wahlchefs meinem Kollegen Valentin Petri erzählt, was aus ihrer Sicht 2021 schieflief, was die Verantwortung für sie persönlich bedeutet – und warum jedes Wahllokal einen großen schwarzen Koffer bekommt.
Berlin ist wieder wer – zumindest für Touristen. Zum ersten Mal seit fünf Jahren haben wieder mehr als 30 Millionen Gäste hier übernachtet, meldet das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg. Der Corona-Knick ist damit offiziell beendet.
Kein Wunder, wenn man die nächsten Meldungen liest, schließlich ist hier ordentlich was los:
Von einem dreckigen Diebstahl berichtet Berlins Polizei auf X: „Sie sahen sich letzte Nacht diverse Fahrzeuge in Friedenau ganz genau an, entdeckten eines, das nicht verschlossen war und entwendeten daraus einen Handstaubsauger.“ Anschließend wollten sich die Diebe mit dem Nachtbus aus dem Staub machen, wurden dort jedoch von der Polizei festgenommen. Sauber.
Pöbeln Sie nicht, wenn Sie heute in der Dämmerung Diplomaten mit Bollerwagen im Tiergarten sichten. Verneigen Sie sich lieber vor der Majestät! Denn in der Entourage wandelt auch CDU-Europapolitiker David McAllister, den die British Chamber of Commerce zum neuen Grünkohlkönig krönt. Nach der traditionell norddeutschen „Kohlfahrt“ gibt es fürs „Kohlvolk“ Grünkohl und Pinkel.
Appetit auf etwas Gehaltvolleres? Kommen Sie in den Insel-Salon auf dem Historischen Schiff Helene: Die Direktkandidaten für Berlin-Mitte Lasse Hansen (CDU), Hannah Steinmüller (Grüne), Annika Klose (SPD) und Stella Merendino (Linke) sind heute ab 20 Uhr zu Gast. Moderiert wird der Abend von Chef-Checkpointer Lorenz Maroldt. Der Eintritt ist frei.
Zitat
„Die Wahrscheinlichkeit ist jetzt nicht gigantisch groß.“
Robert Habeck über seine Chance, noch Bundeskanzler zu werden.
Kiekste
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Diese beinharte „Bedrohung am Grunewaldsee“ hat Leserin Ursula Hohmann wohl nur knapp überlebt. Herzlichen Dank fürs Einsenden! Weitere Action-Bilder aus der Hauptstadt erreichen uns jederzeit per checkpoint@tagesspiegel.de!Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.
>Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Jasna Fritzi Bauer (36), Schauspielerin, spielte u.a. an der Schaubühne und der Volksbühne, seit 2021 im Bremer „Tatort“ als Kommissarin im Team Moormann und Selb / „Lieber Bernd, zu deinem Geburtstag wünsche ich dir 1 Jahr voller Glück und Freude, 12 Monate genussvoller Momente und 365 Tage Gesundheit. Ich freue mich auf ein neues und spannendes Lebensjahr an deiner Seite Lore“ / Julia Franck (55), Schriftstellerin, „Die Mittagsfrau“ (verfilmt mit u.a. Mala Emde), „Rücken an Rücken“, leitete Autor:innenwerkstätten im Literarischen Colloquium Berlin / Henry Hübchen (78), Schauspieler und Regisseur, war lange im Ensemble der Volksbühne, im Kino aktuell mit „Kundschafter des Friedens 2“ / Julia Jentsch (47), Schauspielerin („Die fetten Jahre sind vorbei“, „Sophie Scholl – Die letzten Tage“), studierte an der Hochschule Ernst Busch, 2017 war sie Teil der Berlinale-Jury / Bernd Schlömer (54), Politiker (FDP, zuvor Piratenpartei), bis 2021 MdA, aktuell Staatssekretär im Ministerium für Infrastruktur und Digitales von Sachsen-Anhalt / „Ein Ständchen von Herzen für unsere Uschi im Sopran der Herzschrittmacher!“
Nachträglich: „Dagmar wünscht alles Liebe für Uli Unglert (72) zum Geburtstag, der sich gerade in der Filmwelt der Berlinale vergnügt.“
+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++
Gestorben – Horst Bowitz, * 30. Januar 1928, verstorben am 6. Februar 2025 / Klaus Kreuter, * 15. Dezember 1940, verstorben am 26. Januar 2025 / Matias de Oliveira Pinto, * 14. Juli 1960, verstorben am 4. Februar 2025 / Elisabeth Pfefferkorn-Niggemeyer, * 23. Juni 1930, verstorben am 29. Januar 2025 / Ute Seiberth, * 2. Juli 1942, verstorben am 2. Februar 2025 / Eva Wenzel-Bürger, * 2. Februar 1932, verstorben am 31. Januar 2025
Stolperstein – Heinz Rosenberg (*1912) gehörte zum Berliner Arbeiterwiderstand und war in der Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation aktiv. Nach 1933 konnte er als Jude seinen kaufmännischen Beruf nicht mehr ausüben und schlug sich als Fensterputzer durch. Er lebte seit 1942 unangemeldet und mit falschen Papieren in einem Laden, den ein Freund ihm angemietet hatte. Am 6. Juli 1944 wurde er festgenommen, ins Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert und dort am 20. Februar 1945 von den Nazis erschossen. An Heinz Rosenberg erinnert ein Stolperstein in der Straße Märkisches Ufer 20 in Mitte.
Encore
Zeit für unseren täglichen Blick ins Berlinale Programm, heute mit dem Film „Ran Bi Wa (Eine Geschichte vom Feuer)“ aus der Sektion „Perspectives“.
Ein Affe wächst unter Menschen auf und begibt sich auf eine gefährliche Reise zum Heiligen Berg, um das Geheimnis der Wärme zu lüften. Durch einen Feuerstein verliert er sein Fell und wird zum Menschen.
Den Film können Sie sich heute um 9.45 Uhr im Filmtheater am Friedrichshain anschauen.
Tierisch gut recherchiert haben meine Co-Autoren Jessica Gummersbach und Sönke Matschurek. Antje Scherer hat das Stadtleben serviert und Jaqueline Frank hat alles ordentlich sortiert. Morgen begrüßen Sie hier Daniel Böldt und Ann-Kathrin Hipp.
Bis bald!
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