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Bußgelder werden höherAdliger Clan soll aus dem Straßenbild verschwindenBurkard Dregger hilft Obdachlosem bei Wohnungssuche

beginnen wir den Tag doch mal mit einer guten Nachricht: „Eltern müssen sich in Berlin keine Sorgen machen.“ Na wunderbar, dann können wir die Spritzen auf den Spielplätzen ja einfach links liegen lassen, über die blutverschmierten Radwege zur lausbefallenen Kita radeln... – ach, pardon, da kann die Schulsenatorin nun wirklich nichts dafür. Sandra Scheeres präsentierte gestern im Abgeordnetenhaus mit blüm’schem Optimismus („Die Rente ist sicher!“) ihre Zukunftsvision: Alle Kinder werden einen Schulplatz haben – garantiert! Wo sie die fehlenden neun bis 26.000 Plätze (je nach Grundrechenart) und die dazugehörigen Lehrkräfte in einem Jahr finden möchte, bleibt weiter ihr Geheimnis, aber: Sollen doch andere die Krise kriegen!

Mit Sicherheit ohne Diesel soll es ab Oktober auf ein paar handverlesenen Straßenabschnitten zugehen. Die Umsetzung der Fahrverbote verzögert sich allerdings berlinisch erwartbar, bis „voraussichtlich Oktober“, wie es gestern hieß, es soll sich aber ums laufende Jahr handeln. Grund: Die Abschnitte müssen ja noch markiert werden, und dafür braucht es Schilder, die müssen erst bestellt werden, dann bedruckt, dann wieder zurückgeschickt, neu bedruckt, aufgestellt...

...die BZ hat heute mal nachgezählt: 406 neue Verkehrszeichen werden fürs Berliner Klima aufgestellt, 90 Durchfahrt-Verboten-Schilder für 2,9 dieselverbotene Kilometer, 265 Tempo-30-Schilder für 10,5 schadstoffreduzierte Kilometer und 51 Tempo-50-Schilder für die Rückkehr in die Realität. Der Senat geht übrigens davon aus, dass alle Schilder gleichzeitig enthüllt werden. Na, hoffentlich gibt es dafür genügend Mitarbeiter.

CP-Leser Wolfgang Pohl hat in Friedenau ein besonders schönes Exemplar eines Schildbürgerstreichs gefunden, Stichwort: Behördenschäden, Beweisfoto hier.  

Ist aber auch nicht so wichtig, denn die angesetzten Bußgelder von 25 Euro pro PKW (LKW 75) lacht sich der erprobte Autofahrer doch ins Handschuhfach – zumal man den gemeinen Diesel bekanntlich auch nicht am Geruch erkennt (dem Trabi wäre das nicht passiert!). Eine Kennzeichnung ist bisher nicht vorgesehen (also am Auto, nicht an der Straße).

Dafür soll demnächst so ziemlich alles andere teurer werden, Verkehrsminister Scheuer von der Christlich-Sozialen Umweltpartei (CSU) will jetzt richtig ran an die StVo und auch Zweite-Reihe-Parker härter bestrafen (bis zu 100 Euro). Der Senat plant zudem höhere Bußgelder für hinterlassene Hundehaufen (ca. 100 Euro), Zigarettenkippen und Pappbecher (bis zu 120 Euro). (Q: rbb) Ach, und Touristenbusse sollen nicht mehr auf der Museumsinsel halten dürfen (Q: Mopo). Vielleicht wird ja doch noch alles besser.

Die Clan-Kriminalität nimmt in Berlin inzwischen absurde Züge an, der „Gier-Adel ohne Anstand“ treibt in der City West sein Unwesen und soll deshalb bitte vom Straßenschild verschwinden. Wegen der aktuellen Streitigkeiten um den Nachlass der Hohenzollern (und historischer Implikationen wie einer gewissen Mitschuld am 1. Weltkrieg) fordert die Linke in Cha-Wi die Umbenennung des Hohenzollernplatzes, sowie U-Bahn- und Busstation. „Mehr als 100 Jahre nach Ausrufung der Republik und dem Erkämpfen demokratischer Rechte gegen den Hohenzollern-Clan, muss ihre besondere Ehrung im öffentlichen Raum überwunden werden.“ Neu benannt werden solle der Platz nach einer Frau, die sich in besonderem Maße um demokratische Werte, soziale Gerechtigkeit und die Republik verdient gemacht hat.“ Spoiler: Franziska Giffey macht’s nicht.
(Mehr dazu heute im Bezirks-Newsletter meines Kollegen Cay Dobberke, Abo: leute.tagesspiegel.de)

Telegramm

Apropos Giffey: Sie macht‘s nicht. Also das mit dem Schleuder... pardon Vorsitz der SPD. Jedenfalls interpretiere ich die Meldung „Franziska Giffey gibt ihrer Partei einen Korb“ metaphorisch wohlwollend so: Um Obst geht es vermutlich nicht.

Dazu passt die Meldung heute im „Kurier“: „Ex-Dschungelkönigin Melanie Müller nimmt selten ein Blatt vor den Mund.“

Seit am Platz der Luftbrücke Wasser durch die Decke tropfte, gab es zuletzt immer mehr Beschwerden über lange Warteschleifen beim Notruf der Polizei. Wasserdichte Berliner Lösung: Die Warteschleife wird abgeschafft. Ab sofort hören notrufende Berliner nur noch das normale Tuten, damit ihnen das Warten nicht so lang vorkommt. CP-Tipp: Einfach Tatütata einspielen, dann wirkt es so, als sei die Polizei längst unterwegs.

Dass die Polizeipräsidentin jetzt bewacht wird, hat damit dem Vernehmen nach aber nichts zu tun.

Heute entscheidet das Kammergericht, ob ein Mädchen in einem Knabenchor singen dürfen muss. Wir sind gespannt auf die Tonlage.

Apropos: Wenn Sie wissen wollen, wie es um die Gleichberechtigung am Arbeitsplatz in diesem Land steht, „Die Zeit“ hat da mal ein paar Beispiele gesammelt, was Frauen sich so anhören müssen.

In zwei Wochen soll der erste Gesetzesentwurf zum Mietendeckel fertig sein, Schätzungen zufolge könnte etwa die Hälfte der Berliner den Anspruch auf Senkung ihrer Miete haben, macht 3000 Anträge pro Bezirk und Monat.

Heute beginnt die Bundesliga-Saison; auf einer Doppelseite haben die Kollegen mal die Derbystadt Berlin durchgecheckt (epaper.tagesspiegel.de). Und Glaskugel-Kolumnist Frank Lüdecke blickt in die Zukunft: Hertha schlägt heute Abend die Bayern, „der Erfolg bringt auch noch mal Bewegung in die Stadionfrage. Berlins Sportsenator Andreas Geisel erklärt, das Land könne einem Neubau von Hertha BSC möglicherweise doch zustimmen, solange der Verein seine Heimspiele im Olympiastadion austrage. Michael Preetz reagiert verhalten.“ Klingt logisch.

Die Parkeisenbahn im Britzer Garten muss monatelang im Depot bleiben. Die Hitze in diesem Sommer hat die Gleise verformt, Betreiber Peter Erk hofft, dass die Bahn im Frühjahr wieder fahren kann. Klimawandel in vollen Zügen. Oder in leeren.

Das Abgeordnetenhaus ist jetzt auch auf Instagram vertreten – Highlight: Die aktuelle Stunde als GraficRecording.

Apropos Internet. „Als kommunales IT-Unternehmen sind wir verantwortlich für die Digitalisierung Berlins – mit zahlreichen Leistungen für die Verwaltung und neuen Lösungen für die Bürgerinnen und Bürger der Hauptstadt“, heißt es auf der Website des IT-Dienstleistungszentrums (ITDZ). Und raten Sie mal, wie viele Verträge seit Inkrafttreten des EGov-Gesetzes 2017 geschlossen wurden? Die Antwort gibt's heute exklusiv im Checkpoint für Abonnenten

Hier geht's zur kostenlosen Probeversion.

Außerdem erfahren Sie dort in unseren Rubriken Berlin heute und Stadtleben: Ab wann Sie den Schöneberger Teil der Yorckstraße mit dem Auto am besten meiden sollten und wo am Wochenende gegen Rechts protestiert wird / Wo es heute zum Lachen in den Keller geht, was das Besondere an der diesjährigen Potsdamer Schlössernacht ist und wo man entsprechend der guten Vorsätze nachhaltige Geschenke kaufen kann.

BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:

3073

Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.

Zitat

„Du hast den Kompass auf Zukunftsfähigkeit gestellt.“

Annegret Kramp-Karrenbauer bei der Verabschiedung ihrer Vorgängerin Ursula von der Leyen gestern Abend. Die Militärmusiker spielten „Wind of Change“.

 

Tweet des Tages

Sauerei! Die ganzen Fahrradwege in Berlin voller E-Bikes. Da kommste mit m Auto gar nicht mehr durch!

@gemuellert

Stadtleben

Essen & Trinken – Wer darüber meckert, dass die Berliner Küche verloren geht, sollte dem Lausebengel mal einen Besuch abstatten. Das Restaurant will „traditionelle“ Berliner Küche in einem stilvollem Ambiente neu inszenieren. Dafür haben sich die Betreiber Tim und Janosch den ehemaligen Küchenchef des Tisk, Kristof Mulack, zur Hilfe geholt. Dabei herausgekommen sind Berliner Tapas zur Vorspeise – Fischstäbchen mit selbst gemachter Remoulade, Kartoffelsalat oder Berliner Knacker mit Apfelsenf. Beim Hauptgang hat man die Wahl zwischen Senfei, Matjes, Blutwurst oder Hummus – alles auf Roggensauerteigbrot von The Bread Station. Für die, die keine Lust auf Stullen haben, gibt es noch eine ordentliche Auswahl an Hauptgerichten, so wie die „Forelle Müllerin“, und auch eine vegetarische Lausebengel Platte gibt es. Und auch über die Auswahl an Bieren kann sich niemand beschweren. Teuer ist das Ganze auch nicht: Die Stullen kosten zwischen 2,90 und 9 Euro, Hauptspeisen 5 bis 13,90 Euro. Das Bier kostet 2,80 bis 6,90 Euro. Grimmstraße 21, U-Bhf Schönleinstraße, Mo.-Fr. 17-24 Uhr, Sa.-So. 16-24 Uhr

Mit diesem Stadtleben wünscht Ihnen Carmel Schnautz einen ereignisreichen Freitag.

Berliner Gesellschaft

Geburtstage – Antje M. Ansorge (81), „die liebste Mutter, Großmutter und Urgroßmutter Berlins" / Leslie Clio (33), deutsche Pop-Sängerin / Andreas Dresen (56), deutscher Regisseur / Rokas Giedraitis (27), Basketballspieler bei Alba Berlin / „Dr. Götz Kassner wird als bestem Zwillingsbruder der Welt zum Geburtstag gratuliert" / Melanie Kühnemann (47), Politikerin / Carsten Remmler (50), „Wir gratulieren unserem Sohn zu seinem besonderen Geburtstag und wünschen für die Zukunft alles Gute“ / Moritz Rinke (52), deutscher Dramatiker und Romanautor / Wolfgang Tillmans (51), deutscher Fotokünstler / Sjaak van Vliet (63), Verhandlungsberater

Sonnabend Axel Ekkernkamp (62), Chirurg, Hochschullehrer und CDU-Politiker / „Marathonmann Klaus Faber zum 65. Geburtstag von A.F.“ / Stephan Hauck (58), ehem. Handballer / David Janke (28), „mit lieben Grüßen aus der Eifel von KKk“. Frederick Lau (30), Filmschauspieler / Birgit Monteiro (50), stellv. Bezirksbürgermeisterin von Lichtenberg / Melitta (Litta) Morner (80) / Herta Müller (66), Schriftstellerin / Michael Preetz (52), Hertha-Manager / „Zum 50. für den lieben Sohn und bestem Reiseleiter Andre Zint“

SonntagCarolin Emcke (52), Publizistin / Maximilian Franzreb (23), Eishockeyspieler bei den Eisbären / „Lieber Johannes, alles Liebe zum Geburtstag und nur das Allerbeste fürs neue Lebensjahr wünscht Dir Herma“ / Rainer-Michael Lehmann (59), ehem. für die SPD im AGH / Theda Lübcke, „Rechtsanwältin sowie beste Mutter & Ehefrau“ / Klaus Mertes (65), Theologe und Pädagoge / Dirk Alexander Morlang (45), ehem. für die Piratenpartei im AGH / „Lukas Stankowski zum 30., herzlichen Glückwunsch von den Alpha Angels“ / Bodo Uebber (60), ehem. Mitglied des Vorstands der DaimlerChrysler AG / Carmen Vallero (30), „Herzlichen Glückwunsch der heißesten Kommunikationsberaterin seit es Schlafanzüge gibt.“ / Ulrich Woelk (59), Schriftsteller und Astrophysiker

Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.

GestorbenBernd Hoffmeister, * 1. Oktober 1944 / Johanna Kohlmetz, * 10. März 1926 / P. Gerhard Puhan OP, * 15. Oktober 1944 / Eva Rohner, * 27. April 1929 / Ursula Sixtus, * 5. Juli 1942

Stolperstein  Sybelstraße 62, Charlottenburg: Hier lebte Frieda Bernhard, die heute vor 134 Jahren geboren wurde. Am 17. November 1941 wurde sie nach Kowno / Litauen deportiert und dort am 25. November gemeinsam mit 1006 Menschen, darunter 25 Kindern, erschossen.

Encore

Huch, sind wir hier nicht im gediegenen Süd-Westen? „Licht Luft Scheiße“ steht derzeit auf Plakaten am Botanischen Garten, schreibt mein Kollege Boris Buchholz im Steglitz-Zehlendorf-Newsletter. Eine Ausstellung im Botanischen Museum fragt, wie ein anderes, alternatives Leben in der globalisierten Welt aussehen könnte. Mit Licht, Luft und...? Funfact: Es soll auch Installationen geben. Beschwerden über Geruchsbelästigung haben uns bisher nicht erreicht.

In diesem Sinne: Immer schön sauber bleiben. Morgen begrüßen Sie hier Lorenz Maroldt und Thomas Wochnik.

Ihre

Ihre Anke Myrrhe

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