Bedeckt, ab dem Nachmittag zeitweise etwas Regen bei max. 20°C

Problematisches Verständnis von Gewaltenteilung: Grünen-Abgeordnete Ahmadi fordert BeweislastumkehrKronprinzessinnenweg: Eröffnung der Sperrung ausgefallenMit 119 km/h durch die Tempo-30-Zone: Mann in Berlin darf Führerschein behalten

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wir sind heute mit diesen winterlichen Grüßen von CP-Leser Peer Heinlein aufgewacht: „Wir lesen den Checkpoint am Mount Doom, dem Schicksalsberg in ‚Herr der Ringe‘ in Neuseeland. Hier ist Winter und wir haben heute einen Schneemann gebaut. Aber das macht nix – zum Aufwärmen geht es in die ‚Hot Pools‘, öffentliche heiße Quellen von den Vulkanen der Umgebung.“

Heinlein, Peer, Neuseeland KS

Beach, Berge oder Balkonien – nehmen Sie uns mit! An dieser Stelle zeigen wir während der Sommerferien, wo Sie gerade den Checkpoint lesen. Schicken Sie uns ein Foto mit einem Satz zum Urlaubsort an checkpoint-aktion@tagesspiegel.de.

Sich in aller Welt umzuschauen, weitet ja immer den Horizont, auch politisch. In Berlin gilt vielen z.B. Barcelona als Vorbild, nicht nur wegen der Lage am Meer und dem besseren Fußball – sondern vor allem wegen verkehrsberuhigter Kiezblocks und begrünter Straßen. Das scheint dort allerdings auch nicht allen zu gefallen: Bürgermeisterin Ada Colau wurde abgewählt, ihr Nachfolger Jaume Collboni hat viele ihrer Projekte mitten im Sommer erstmal auf Eis gelegt. Ob Berlin dennoch etwas von Barcelona lernen kann, hat unsere Kollegin Kato Krause die langjährige Stadträtin Silvia Casorrán gefragt – das Interview („Natürlich beschweren sich die Leute“) finden Sie hier.

Auch nach Paris geht von Berlin aus oft der Blick – anlässlich der Diskussion über mehr Sicherheit im Görlitzer Park (im ersten Halbjahr gab es hier acht Fälle von Vergewaltigungen, sexuellen Nötigungen und Übergriffen) haben wir deshalb unsere Korrespondentin Birgit Holzer gefragt, wie Frankreichs Hauptstadt mit dem Problem umgeht – hier ihre Antwort:

„In Paris werden seit Jahren fast alle Parks und auch kleinere Grünflächen abends zu- und am Morgen wieder aufgeschlossen, um Vandalismus, Drogen- und Gewaltdelikte zu verhindern. Das gilt für beliebte Gärten wie den Jardin du Luxembourg ebenso wie für die großflächige Anlage der Tuilerien beim Louvre. Bei großer Hitze hat Bürgermeisterin Anne Hidalgo die Parks als Orte der Abkühlung allerdings auch mal nachts offengelassen – zum Ärger der Anwohner. Allein das Marsfeld unterm Eiffelturm ist noch nicht umzäunt. Nach einer Massenvergewaltigung in der vergangenen Woche fordert die Opposition aber lautstark, jetzt auch hier ein nächtliches Zugangsverbot durchzusetzen.“

Diese Frage bewegt hingegen Ex-Senator Andreas Geisel (SPD): das Schicksal des seit 2018 (!) geplanten Radwegs auf der lebensgefährlichen Autorennbahn Rummelsburger Landstraße. Die Antwort des Senats: Das wird „noch einige Zeit in Anspruch nehmen“. Hinweis für Neuberliner: der präzise Hinweis „Noch einige Zeit“ bedeutet in Berlin „Kannste vergessen“ (auf Spanisch: mañana). Gilt übrigens auch für Bürgeramtstermine.

Ein etwas problematisches Verständnis der Gewaltenteilung offenbart die Grünen-Abgeordnete Gollaleh Ahmadi – per Anfrage möchte sie erfahren, was der Senat zu tun gedenkt, um „bei Aussage-gegen-Aussage-Konstellationen“ in Strafverfahren wegen des Verdachts einer Straftat gegen die sexuelle Selbstbestimmung „die Verurteilungsquote zu erhöhen“.

Innenstaatssekretär Christian Hochgrebe stützt sich bei seiner Antwort auf die Strafprozessordnung: „Auch bei Aussage-gegen-Aussage-Konstellationen entscheidet das zuständige Gericht in richterlicher Unabhängigkeit. Über das Ergebnis der Beweisaufnahme entscheidet das Gericht nach seiner freien, aus dem Inbegriff der Verhandlung geschöpften Überzeugung.“ Alles andere wäre auch alles andere, jedenfalls nicht eines demokratischen Rechtsstaats würdig. Der Anteil der Richterinnen beträgt in Berlin übrigens mehr als 55 %, Tendenz weiter steigend.

Unsere heutige Frage an die Künstliche Intelligenz: „Warum ist Berlin die bessere Hauptstadt als Bonn?“ Die Antwort von ChatGPT:

Berlin ist die bessere Hauptstadt als Bonn, weil hier die Bären nicht nur im Zoo, sondern auch auf der Tanzfläche abrocken! Außerdem gibt es in Berlin keine Kanzler-Helikopter-Staus, sondern nur flotte Fahrräder und U-Bahnen, die durch die Stadt düsen. Und ganz ehrlich, wer braucht Beethoven und seine Symphonien, wenn man in Berlin die wildesten Straßenmusiker und elektronischen Beats findet? Es ist Zeit für eine Hauptstadt mit Herz und Hüftschwung!“

Telegramm

Die neue Hauptstadt mit Herz und Hüftschwung? Das Ludwig-Erhard-Uferin Mitte gilt neuerdings als „Europas größte Freiluft-Tanzfläche für Tango, Kizomba, Bachata und Salsa“ (Dennis Godbersen, der für die Tänzer und DJs spricht). Oder muss es heißen „galt“? Am Sonntag beendete jedenfalls mal wieder die Polizei den Spaß, wegen einer Lärmbeschwerde. Hm, wer fühlt sich denn da gestört? Anwohner gibt’s ja keine, nur den „Tempel der stillschweigenden Kontemplation“. Aber der ist hier im Trubel zwischen Hauptbahnhof und Bundestag ohnehin so deplatziert wie eine Würstchenbude beim Veganerfestival.

Hier eine Meldung der Marke „Made in Berlin“: Die seit langem für gestern geplante Eröffnung der Sperrung des vor allem im Sommer beliebten Kronprinzessinnenwegs für den Rad- und Fußverkehr wegen Bauarbeiten der Wasserbetriebe ist ausgefallen – „aufgrund weiterer interner Abstimmungsprozesse, wie das Bezirksamt mitteilt. Vermutlich streiten sie dort noch um die Ehre des ersten Spatenstichs.

Heutige Lieblingsüberschrift im Tagesspiegel: „Weil er den Polizeihund nicht streicheln durfte: Mann soll versucht haben, Polizisten zu beißen.“ Der Angeklagte streitet den Vorwurf allerdings berlintypisch ab: „Warum sollte ich einen Polizisten beißen? Ich wollte schlagen!“

Es ist wieder da (I): Bei zwei Berliner Habichten wurde das West-Nil-Virus festgestellt – die Landestierschutzbeauftragte Kathrin Hermann spricht vom ersten Ausbruch in dieser Saison.

Es ist wieder da (II): Seit etlichen Monaten ohne Meldung gibt es einen neuen bestätigten Fall von Affenpocken – da der Betroffene Berlin nicht verlassen hatte, wird er sich hier angesteckt haben und dürfte damit also nicht der einzige sein. Ein guter Anlass, darauf hinzuweisen, dass es noch Impfstoff gibt.

Einfach nur Gas gegeben“ hat ein 21jähriger mit seinem BMW auf der Reinickendorfer Residenzstraße – das Ergebnis: 119 km/h in der Tempo-30-Zone, also viermal mehr als erlaubt. Seinen Waffen… pardon, seinen Führerschein darf der Mann dennoch behalten – der Richter beließ es bei einer Geldbuße von 800 Euro und sprach von einer „einmaligen jugendtypischen Verfehlung“ (bis zum nächsten einmaligen Mal).

Fälle wie den oben genannten ließen sich vermutlich selbst dann nicht vermeiden, wenn die Welt auf Gregor Bachmann hören würde: Der HU-Professor (Jura) fordert in der „B.Z.“ aus Klimaschutzgründen einen Benzinpreis von 100 Euro pro Liter. Das ist als Sommerlochfüller immerhin fast so gut wie eine Zeitungsente im Wildschweinkostüm, die sich als Löwe liest, und macht Herrn Bachmann ebenso kurzfristig berühmt wie den früheren CSU-Abgeordneten Dionys Jobst, der vor genau 30 Jahren vorschlug, Mallorca zu pachten und zum 17. Bundesland zu erklären (und es damit auf Seite 1 der Bildzeitung schaffte).

Korrektur: Die gestrige Verkehrsmeldung wurde offenbar verfasst von Andi Möller („Mailand oder Madrid – egal, Hauptsache Italien“) – jedenfalls war sie „wieder einmal komplett falsch“, wie Checkpoint-Leser Alexander Wolter ganz richtig erkannt hat: „Sowohl die Kreuzung An der Urania/Lietzenburger Straße als auch Kleiststraße und Wormser Straße liegen in Schöneberg, nicht in Charlottenburg.“ Aber ach, was soll’s: Schöneberg oder Charlottenburg – egal, Hauptsache Berlin!

Zitat

Es ist total absurd, zum hundertjährigen Jubiläum der Nazispiele 1936 auch nur darüber nachzudenken, sich als Berlin zu bewerben.“

Klara Schedlich, mit 23 Jahren jüngste Berliner Abgeordnete und sportpolitische Sprecherin der Grünen.

 

Tweet des Tages

Was man zu Hause an Komfort durch Klodeckel mit Absenkautomatik gewinnt, büßt man dann durch die Verursachung von unfassbar lautem Deckelknallen auf fremden WCs, deren Deckel noch wie 1993 ungebremst der Schwerkraft folgen.

@JoStowasser

Stadtleben

In Postleitzahlen durch Berlin: Während der Sommerferien bringen wir Sie jeden Tag an Orte zwischen 10115 und 14199. Heute 13599 in Spandau.

Menü sichern – Im Saatwinkel 15 lockt das gleichnamige „Fährhaus Saatwinkel“ mit Blick direkt auf die Havel. Als Ausflugsziel mit Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts wird in dem früheren Kranmeisterhause und heutigen Gartenlokal regional gekocht. Zurzeit wird u.a. Rettich-Carpaccio mit karamellisierter Ziegenkäse-Praline und Birnendressing, Zander- oder hausgeräuchertes Lachsfilet und (süßen) Flammkuchen serviert. Tipp: Zum Sonnenuntergang vorbeischauen! Wer mit dem Bus kommt, muss etwa anderthalb Kilometer zurücklegen. Fr-So 12-22 Uhr. Bushaltestelle: Daumstraße/Rhenaniastraße

Kiekste

Bei so viel Regen steht sogar das Brandenburger Tor Kopf. Vielen Dank an Tagesspiegel-Leser Rainer Dietz! Wir freuen uns auf wolkig bis heitere Berlin-Bilder via checkpoint@tagesspiegel.de.

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Berliner Gesellschaft

Geburtstag – Afrob (46), Rapper, im Oktober im Festsaal Kreuzberg zu sehen / Stephan Braunfels (73), Architekt, war an Projekten wie der Parlamentsneubau des Paul-Löbe-Hauses 2001 oder das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus (Parlamentsbibliothek) beteiligt. / „Anne-Lene Buchholz – Alles Gute zum 90. Geburtstag wünschen die Nachbarn der langjährigen Tagesspiegel-Abonnentin und weiterhin viel Freude beim Lesen des Tagesspiegels!“ / Marco Buschmann (46), Bundesminister der Justiz (FDP) / „Herzliche Glückwünsche an die aufmerksame Leserin Christine zu ihrem Geburtstag! Noch 2 Monate! Yippie! Alles Liebe und Gute wünscht Margret“ / „Für den liebsten Großvater, Schwiegervater und Vater: herzlichsten Glückwunsch, Henrich. Du bist der Allerbeste!“ / Hans Lindberg (42), dänischer Handballspieler bei den Füchsen Berlin / Enie van de Meiklokjes (49), Fernsehmoderatorin / Jörn Schlönvoigt (37), Schauspieler bei „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ / Ditmar Staffelt (74), ehem. für die SPD im AGH (1979-98) und im BT (1998-2009) / Christa Thoben (82), ehem. CDU-Bürgermeisterin von Berlin und Wissenschaftssenatorin (1999-2000) / Bastian Schweinsteiger (39), ehem. Fußball-Nationalspieler und Weltmeister 2014 / „Dr. Norbert H. Weber (82), ehem. Hochschullehrer der TU Berlin, Träger des Bundesverdienstkreuzes“

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

GestorbenChristiane Binder-Gasper, * 12. April 1935/ Wolfgang Müller, Dipl.-Ing. Architekt, * 23. September 1947 / Heribert Scharf, * 16. März 1957 / Erika Weidemann, geb. Makuth, * 7. September 1940

Stolperstein – Die Berlinerin Ella Rosenbaum (geb. Lewin) war Miterbin der 1901 gegründeten Leder- und Schuhefirma „Lewin & Glück“ und konnte dadurch ihren Lebensunterhalt finanzieren. Mehrere Jahre wohnte sie mit ihrem Ehemann, dem Polizeibauinspektor Egon Rosenbaum, auf der Westfälische Straße 41 in Halensee. Später lebte sie vermutlich unfreiwillig in der Wallnertheaterstraße 7. Dort beging sie heute vor 81 Jahren, zwei Jahre nach dem Tod ihres Mannes, Suizid.

Encore

Mit der Checkpoint-Vollversion würden Sie an dieser Stelle in den Lesegenuss unsere Sommer-Serie „Reihum Berlin“ kommen: An jedem Ziel, das hier empfohlen wird, erfragen wir die Empfehlung für den nächsten Tag. Zu lesen gibt es die Reihe exklusiver Berlin-Tipps von Montag bis Freitag. Wenn Sie sich den Spaß nicht entgehen lassen wollen, dann testen Sie uns – vier Wochen gratis!

Klassiker und Raritäten gesammelt haben heute auch Thomas Lippold (Recherche) und Sophie Rosenfeld (Stadtleben). Kathrin Maurer (Produktion) hat alles poliert. Wir sehen uns hier morgen früh wieder. Bis dahin,

Ihr Lorenz Maroldt

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