und willkommen in einer neuen Woche, für die meisten ist es – wie so oft in diesem Mai – eine kurze. Beim Baukonzern Strabag ist gerade rund um die Uhr Brückentag: Bis Monatsende soll das Unternehmen die hinfällige Wuhlheide-Brücke abreißen, damit Treptow-Köpenick nicht länger vom Rest des Berliner Straßenbahnnetzes abgeschnitten ist und zumindest die Geh- und Radwege unter der Ruine wieder freigegeben werden können (Bewegtbildmaterial gibt es hier). Für die Anwohner um die Brücke bedeutet das allerdings Baulärm rund um die Uhr. Aber hey, irgendwas ist ja immer. Und der nächste Brückentag kommt bestimmt.
Brückenbauen gehört nicht unbedingt zu den Stärken so mancher parteilichen Jugendorganisation. Die Vorsitzende der Grünen Jugend, Jette Nietzard, hat mit ihrem jüngsten Post in einer Instagram-Story einige Brücken eingerissen und mit einem ACAB-Pulli („Alle Polizisten sind Bastarde“) die eigene Partei gegen sich aufgebracht. „Wer verteidigt denn unsere Versammlungsfreiheit, wer schützt uns, wenn wir bedroht werden, wer holt uns aus der brenzligen Situation raus und bezahlt im schlimmsten Fall mit der eigenen Gesundheit oder gar dem eigenen Leben dafür?“, fragte die Grüne Landesvorsitzende Nina Stahr gestern Abend. „Ich bin dankbar, dass es Menschen gibt, die in der Polizei jeden Tag für Demokratie, Menschenrechte und Freiheit einstehen!“
Ein wiederentdecktes Gemälde von Johann Michael Rottmayr ist eines der Spitzenlose der Kunstauktion bei Bassenge (28.-31. Mai) – bester Wiener Barock, theatralisch, anmutig, sinnlich. Außerdem erwarten neun Kataloge Ihre Gebote: Kunst von 1466 bis zu Warhols Campbell Soup, Miniaturen, Contemporary, ein Katalog zur Mode und zur Fotografie (4.6.).
Apropos Nachwuchs: Dank der vor kurzem in Kraft getretenen StVO-Novelle könnte die Verkehrsverwaltung viel einfacher Tempo 30 dort anordnen, wo viele Kinder unterwegs sind.
Wie glücklich sind Sie in Ihrem Bezirk? Heute erscheint die erste Folge zu den Ergebnissen unserer Umfrage. Vielen Dank allen, die sich beteiligt haben. In Folge eins geht es um die allgemeine Zufriedenheit, anschließend um Aspekte wie Wohnsituation, Sicherheit und Lokalpolitik. Spoiler: Es sind nicht die Szenekieze, in denen Berlinerinnen und Berliner am glücklichsten sind. Und ein Bezirk – nein, nicht Steglitz-Zehlendorf! – ist immer ganz weit vorn dabei.
Weniger glücklich war Checkpoint-Leser Norbert Gundacker, dessen Einschreiben eine Woche von Wilmersdorf nach Lichtenberg gebraucht hatte (CP von Freitag). Nach der ersten zerknirschten Reaktion verkündetet ein DHL-Sprecher am Wochenende eine „entscheidende Wendung – zu unseren Gunsten“. Weitere Recherchen hätten ergeben, dass Gundacker einen Zahlendreher in der Postleitzahl hatte. „Eine Erstattung können wir in diesem Fall verständlicherweise nicht zahlen, da es ja eben sein Fehler war.“
Gundacker gesteht seinen Fehler vollumfänglich ein, hat allerdings weitere Fragen: Auch die Geburtstagskarte an eine Freundin, aufgegeben am 9. Mai als Einschreiben in der Nähe des Bayerischen Platzes, sei erst eine Woche später zugestellt worden – in Friedenau. Luftlinie circa drei Kilometer, 30 Minuten Fußweg. Mal schauen, wer diesmal die Schuld trägt.
Haben Sie Ähnliches erlebt? Schreiben Sie uns an checkpoint@tagesspiegel.de. Wir versprechen: Die Antwort wird sicher keine Woche dauern.
Wir bleiben noch kurz im Verkehr (stecken). Post von der Treptow-Köpenicker Verkehrsstadträtin Claudia Leistner (Grüne): Die CDU-geführte Verkehrsverwaltung habe im Gefolge ihres Kiezblock-Stopps leider die beantragten Mittel für die Bändigung des Autoverkehrs rund um die Bouchéstraße nicht bewilligt. Die Verkehrsberuhigung sollte Anwohner und Schulkinder vor dem absehbaren Verkehrschaos schützen, das die Freigabe der A100-Verlängerung in Kombination mit der Baustelle Elsenbrücke produzieren dürfte. Sie nehme die Absage „mit großem Bedauern und vollständigem Unverständnis zur Kenntnis“, schreibt Leistner und stellt klar, dass der durch zwei BVV-Beschlüsse erteilte politische Auftrag, Durchgangsverkehr im Kunger-Kiez zu vermeiden, weiter gelte. Nun würden alternative Finanzierungsmöglichkeiten geprüft. Vielleicht düst ja zufällig ein privater Investor um die Ecke?
Anlässlich der Messerattacke auf einen Schüler in Spandau hatte Stephan Weh, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei, hier am Freitag gesagt: „Es ist seit Jahren zu erkennen, dass die Auseinandersetzungen auf Schulhöfen auch mit dem Einsatz von Waffen mehr werden, der Einfluss von Social Media steigt, Kompromissfähigkeit sinkt.“ Und dennoch gebe es weder ein generelles Messerverbot in der Öffentlichkeit noch sei das Thema Medienkompetenz fest im Lehrplan verankert.
Die Bildungsverwaltung möchte das nicht so stehen lassen und weist darauf hin, dass Medienbildung „als zentrales, fächerübergreifendes Querschnittsthema fest in den Rahmenlehrplänen in Berlin und Brandenburg verankert ist“ (Material gibt es hier).
Fest steht: Es braucht weitere Impulse. Deswegen haben wir vor knapp zwei Jahren unsere Schulprojekte gestartet, die das Thema Medienkompetenz in den Fokus rücken. Heute feiern wir das erfolgreiche Projekt mit Sarah Wiener zum Thema Medienkompetenz und Ernährung – und starten am Abend bereits das dritte: „Tagesspiegel macht Schule – engagiert & couragiert“ mit der BVG als Partnerin. Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch und Verkehrssenatorin Ute Bonde werden zur Eröffnung im Tagesspiegel-Verlagshaus kommen. Zivilcourage und Medienkompetenz – es könnte keinen besseren Zeitpunkt geben.
Und noch ein paar Leseempfehlungen:
+ Sollen gewalttätige Schüler die Schule wechseln?: „Das kann im schlimmsten Fall die kriminelle Karriere beschleunigen“, sagt Schulpsychologe Thomas Schenk.
+ „Die Leute trinken dann Alkohol wie Wasser“: Ein Berliner Barkeeper erzählt, wie seine Gäste sich durch den steigenden Kokainkonsum verändern.
+ „Ich habe alles verloren“. Ein Großbrand verwüstet eine Spandauer Autowerkstatt – es ist nicht das erste Mal, dass es hier im Gewerbegebiet brennt. Nun machen Händler Polizei und Feuerwehr Vorwürfe.
Berliner Schnuppen
Telegramm
Am Wochenende war übrigens SPD-Parteitag in Berlin. Haben Sie nicht mitbekommen? Das könnte hieran liegen: „Es war ein ausgesprochen langweiliger Parteitag“, kommentiert CP-Kollege Daniel Böldt.
Weniger langweilig ging es gestern in Potsdam zu, auch wenn ebenfalls die SPD im Spiel war: Oberbürgermeister Mike Schubert wurde per Bürgerentscheid abgewählt. Alle Hintergründe gibt es hier.
Zur Abwechslung spielen wir eine Runde Betriebsstörungsbingo. Durchsage am Samstag, 19.25 Uhr, im ICE 594 zwischen Fulda und Eisenach bei Halt auf offener Strecke: „Liebe Fahrgäste, vor uns kraxelt ein Güterzug etwas langsam den Berg hoch. Wenn er dann oben angekommen ist, fahren auch wir weiter.“ (Mitgehört von CP-Leserin Gabriele Elmendorf, vielen Dank!)
Entdecken Sie den Secret Champagne Garden im The Ritz-Carlton, Berlin und genießen Sie in dieser Oase inmitten den Großstadtdschungels eine luxuriöse Etagere mit feinen Petit Fours und frischen Früchten, begleitet vom sommerlichen Cocktail „Golden King Kong“. Jetzt buchen!
„Vermüllung im Wedding – ein unlösbares Dauerproblem?“, hat der SPD-Abgeordnete Mathias Schulz den Senat gefragt. Eine klare Antwort scheitert auch daran, dass die BSR keine kiezgenaue Vermüllungsstatistik führt. Aber sie nennt ein interessantes Gegenmittel: Die Ungarnstraße, früher ein Hotspot für sog. illegale Ablagerungen, sei „seit der Umwandlung in eine Fahrradstraße weniger stark betroffen“. Stadtweit sichert die Beseitigung illegal abgekippter Abfälle bei der BSR 44 Vollzeitstellen.
Mitteilung aus dem neuen Amtsblatt für Maria R. und Elena B.: Sie können Ihre von der Polizei am 27. August 2022 beschlagnahmten Handys auf dem Abschnitt 35 abholen. Ansonsten werden die Geräte in vier Wochen vernichtet (oder kommen ins Museum).
Jetzt ist der Harald-Juhnke-Platz amtlich: Zum 1. September wird die Fläche vor dem Kurfürstendamm 33 – an der Ecke Uhlandstraße und dem Abzweig der Grolmanstraße – nach dem Entertainer benannt. Die Adressen der Anlieger ändern sich nicht.
Das landeseigene IT-Dienstleistungszentrum sucht Testadminstratoren, Testentwickler und Testmanager für die Digitale Akte. Alles unbefristet, aber nichts für Testosterontypen.
Der Zwerg groovt: Berlin hat die drittgrößten Gärten im Vergleich der 15 größten deutschen Städte, hat das Portal „Immoscout“ anhand der Kaufangebote ermittelt: Mit durchschnittlich 486 Quadratmetern Garten pro Einfamilienhaus liege Berlin hinter Dresden (578 m2) und Leipzig. Am unteren Ende der Liste steht Frankfurt am Main mit durchschnittlich 187 Quadratmetern. In der Uckermark, dem Gesamtsieger aller Landkreise (1780 m2), würden sie da kaum den Komposthaufen unterbringen.
In der Gärtnerei Pomona bei Ahrensfelde am Berliner Stadtrand wird heute symbolisch die Erdbeersaison eröffnet. Der Gartenbauverband Berlin-Brandenburg nennt es die „echte Erdbeerzeit“, nicht zu verwechseln mit der im Januar begonnen Laden-Erdbeerzeit. Die Freiland-Anbaufläche im Berliner Umland ist seit 2017 allerdings um etwa 70 Prozent auf nur noch 150 Hektar gesunken. Hinzu kommen 21 Hektar unter Folientunneln oder in Gewächshäusern, wo die Erträge mehr als doppelt so hoch sind.
Fünf Tage lang fuhren Mitte Mai planmäßig keine S-Bahnen zwischen Neukölln und Baumschulenweg. Freitagfrüh stellte sie plötzlich wieder den Verkehr dort ein – wegen „Reparatur an der Strecke“, den ganzen Tag lang. Kein Zusammenhang mit den vorherigen Bauarbeiten, hieß es auf CP-Anfrage. Und warum wurden keine Ersatzbusse losgeschickt? „Busnotverkehr wird nicht eingerichtet, da Fahrgäste a) in der Station Treptower Park umsteigen können und b) es in Berlin ja auch andere öffentliche Verkehrsmittel gibt.“ Nimm das, Kunde!
Kiekste
„Nech viel schnacken, Kopp in Nacken“, dachte sich die Taube und legte diesen hochdramatischen Over-the-Neck-Move in Steglitz auf die Theke. RuPaul hätte wahrscheinlich genauso gestaunt wie Leserin Lena Wilkens. Danke fürs Teilen! Weitere Bilder mit dem gewissen Twist gern an checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.
Alles, was Sie brauchen, haben Sie hoffentlich auch in diesem Checkpoint gefunden. Hinweise und Recherche lieferten Alexander Fröhlich und Christoph Papenhausen. Tobias Langley-Hunt hat Nahrung und Schlafplätze serviert (Stadtleben), Jasmine Dellé in der Früh einmal durchgefegt (Produktion). Morgen nehmen Sie hier Robert Ide und Jessica Gummersbach mit auf die nächste Reise durch Berlin.
Bis bald!
