auch im Rausch aufgewacht? Keine Sorge, das war nur ein Rauschen. Jenes Signal, dass auch Radioantennen hören, die ins All gerichtet nach außerirdischem Leben forschen (rasanter Kurzflug in die Weite hier). Die Wissenschaft hat janz weit draußen jetzt ein neues Ziel: den Asteroiden Kamo´oalewa. Dieser könnte wegen seiner erdnahen Umlaufbahn womöglich Aliens als Beobachtungsposten auf uns dienen. Vielleicht also findet sich beim Rausflug einer chinesischen Raumsonde, der gerade vorbereitet wird, auf dem völlig losgelösten Gesteinsbrocken eine ganz andere Sonde von ganz anderen Geschöpfen, die Informationen über uns nach Hause telefonieren (Hintergründe hier). Was aber, wenn nicht? Für Physiker James Benford ist die Sache sonnenklar: „Wenn während der vergangenen Jahrmillionen noch keine fremde Sonde in unsere Nähe kam, sinkt die Wahrscheinlichkeit dafür, dass es überhaupt außerirdisches intelligentes Leben gibt.“ In diesem Fall blieben wir ganz unter uns in unserem zuweilen unintelligenten Leben. Und Berlin steht weiter im Stau auf der Allee der Kosmonauten.
Ein ziemliches Kuddelbuddel sind ja Berlins Baustellen. Zum Beispiel in der Parchimer Allee in Britz, wo binnen Jahresfrist zum dritten Mal ein ziemlicher Aufriss der Straße gemacht wird (Beweisfoto von Sabine Bangert hier). Eigentlich gilt in Berlin zur besseren Aufgrabenverteilung ein sogenanntes Aufgrabeverbot (Details hier), doch das scheint hier im Sande zu versickern. Allein die Wasserbetriebe haben nach eigenen Angaben in der Straße vier Baustellen. Welche Abschnitte diese betreffen, weiß die Zentrale jedoch nicht zu sagen, weil die Bauleiterin im Urlaub ist. Eine Schippe drauf kommt nun noch wegen „einer nicht geplanten und nicht planbaren Maßnahme der Stromnetz Berlin“, wie Christian Berg, Sprecher des Bezirksamts Neukölln, verrät. „Hintergrund ist eine Havarie im Stromnetz.“ Tja, gegen den Strom lässt sich nicht schwimmen. Gegen Wasser und Gas auch nicht. Die grüne Abgeordnete Sabine Bangert ist inzwischen ziemlich bedient. Klar müssten Bauarbeiten sein, aber wenn die Straße immer wieder aufgegraben werde, „ist das gerade für die vielen älteren Menschen und die Familien im Kiez eine ziemliche Belastung".
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Im gewachsenen Kern von Berlin-Pankow entsteht fußläufig zum Prenzlauer Berg und eingebettet in viel Grün ein großzügiges neues Wohnensemble mit sechs Stadthäusern. Die preisgekrönten Architekten kombinieren bodentiefe Fenster mit lebendigen Fassaden und vertikalen Gärten - umlaufende Balkone und Terrassen mit integrierten Pflanzkästen. Der Rohbau ist fertiggestellt, der Verkauf erfolgt provisionsfrei ab 249.500 €. Tel.: 030 44 353-114 www.immergruen.online
Hackedicht sollte man wohl am Freitag nächster Woche im Hackendahl erscheinen. In den Club an der Friedrichstraße lud die Junge Union Mitte zur Weihnachtsfeier ein, bis das Hackendahl gestern Nacht alle mehr oder weniger direkt wieder auslud. Denn das Motto des Abends ist selbst in besinnlicher Stimmung ziemlich besinnungslos: „Schlager gegen Links“. Und die Begründung absolut sinnfrei: „Aufkeimende Sozialismusfantasien, Enteignungsdebatten und Verharmlosungen des Unrechtscharakters der ‚DDR‘ durch den rot-rot-grünen Senat“ werden für die Musikauswahl angeführt. Zu solchen Stanzen lässt sich bestimmt gut tanzen. Als Alternative bleibt noch, sich ans DJ-Pult zu wanzen – denn: „Die Darbietung anderer Musikrichtungen kann im Einzelfall zwischen DJ und Tanzflächenpublikum abgestimmt werden.“ Ein Hit würde zumindest gut passen: Was soll das?
Für Frauen, die nicht nach anderer Männer Nase tanzen und dennoch in der CDU Karriere machen wollen, möchte Landeschef Kai Wegner ja wie berichtet ein Mentoringprogramm auflegen. Bei den Grünen in Brandenburg gibt‘s das schon. IT-Expertin und Frauensprecherin Alexandra Pichl betreut es, nachdem sie vor drei Jahren selbst über diesen Weg in die Politik kam. Aller Anfang war ein Kennenlerngespräch - „und das war es wirklich“, wie Pichl am Checkpoint-Telefon erzählt. „Da ging es um die eigenen Ziele, wie man sich engagieren möchte und welche Mentorinnen man sich vorstellen kann.“ Ihre Mentorin wurde schließlich Cornelia Behm, frühere Bundestagsabgeordnete aus Kleinmachnow, „und bis heute rufe ich sie an, wenn ich Fragen habe oder ihre Meinung einholen will“. Ermutigung gebe es auch von anderen Frauen, zudem Talent Coaching, Rhetoriktraining sowie Besuche im Bundestag. Der Weg zur Macht geht leichter, wenn frau ihn zusammen macht.
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Der Krieg von Troja: Grundlage vieler Mythen über die starken, männlichen Helden. Viel seltener wird von den Verliererinnen, den Frauenfiguren erzählt. Zurückgelassen und gedemütigt befinden auch sie sich im Krieg. Hekabe ist eine von ihnen – Opfer oder Heldin?
Hekabe – Im Herzen der Finsternis nach Homer / Euripides
Regie: Stephan Kimmig
Premiere: 22.11., Deutsches Theater
Die Schlingernde Partei Deutschlands (SPD) sucht weiter intensiv nach sich selbst – und findet gerade per Mitgliederentscheid eine neue Parteichefin nebst Parteichef (mit Olaf Scholz eher umgekehrt). Eine eigentlich aussichtsreiche Berlinerin wäre Franziska Giffey, die bei ihrer Plagiatsaffäre gerade mit einer Rüge davongekommen ist und damit politisch wieder ungerügt agieren darf. Da dies fürs Parteirennen aber zu spät kam, bleiben der Bundesfamilienministerin und Neuköllnerin der Herzen noch zwei Optionen auf eine dritte Karriere: spätere Kanzlerkandidatin der SPD, falls die Partei sich traut eine aufzustellen und falls sie dann an den neuen Parteichefs vorbeikommt, oder Kandidatin als Regierende Bürgermeisterin von Berlin. Laut einer repräsentativen Umfrage wünscht sich eine Mehrheit der Berliner, dass Giffey 2021 für die SPD antritt. Fragen wir doch mal Michael Müller, gerade wieder ganz gerne amtierender Regierender. „Sie kann schon noch Kanzlerkandidatin werden“, antwortet Müller dazu spontan.
Eine formal richtige Antwort – genauso möglich ist natürlich die andere Option. In der Berliner SPD wird gerade in vielen Runden Strategie gespielt; auch Juso-Chef Kevin Kühnert soll dabei noch Karten in der Hand haben. Formal sieht die Sache so aus: Im Mai 2020 wählt ein Parteitag den SPD-Landesvorstand neu, schon im Herbst könnte eine Spitzenkandidatin nominiert werden. Oder auch erst im Frühjahr 2021. Oder auch ein Spitzenkandidat. „Die Karten werden permanent neu gemischt“, heißt es aus Parteikreisen. Aufgemischt wird die SPD jedenfalls schon lange – von sich selbst.
In der „Berliner Zeitung“ wird weiter mit einem Reporterteam und mit externer Expertenhilfe versucht, die aufgeflogene Stasi-Vergangenheit des eigenen Verlegers Holger Friedrich so unabhängig wie möglich aufzuklären. Dass dies nicht einfach ist, zeigt sich in der von der Stasi-Unterlagen-Behörde herausgegebenen Täterakte, die dem Tagesspiegel vorliegt. Darin finden sich durchaus Indizien für Friedrichs Version, dass er zu seinen Spitzeldiensten nach eigenem Fehlverhalten gedrängt worden sei (er gibt den Verdacht einer möglichen Flucht in den Westen an). „Am 30.11.87 erfolgte die Realisierung des Operativvorgangs und Friedrich wurde auf Grundlage der Wiedergutmachung seiner begangenen strafbaren Handlungen kontaktiert“, notierte die Stasi zur Anwerbung. Dies ist die eine Seite, eine von vielen Schichten in Friedrichs Vergangenheit, zu der er sich öffentlich allerdings erst auf Nachfrage und bisher ohne ein Wort zu den Opfern der Stasi bekannt hat. Die andere Seite, die andere Schicht findet sich in den Berichten selbst, die Friedrich zwischen 1987 und 1989 als Unteroffizier der Nationalen Volksarmee und als inoffizieller Spitzel der Stasi mit dem Decknamen „Peter Bernstein“ geschrieben hat.
In einem Bericht über einen Soldaten im Juni 1988 heißt es etwa: „Er hat keine eigene Meinung, ist als relativ primitiv und beeinflußbar einzuschätzen.“ Über einen anderen Kameraden notierte der Inoffizielle Mitarbeiter „Klaus Bernstein“ im Juli 1988: „Steht [Name geschwärzt] unter Alkoholeinfluß, verliert er ungewöhnlich deutlich seine Selbstkontrolle. Neigt zur aggressiven Spontanität und Hemmungslosigkeit.“ Im Februar 1988, also noch vor seiner handschriftlichen Verpflichtung als IM, schrieb Holger Friedrich über einen anderen Soldaten an die Stasi: „[Name geschwärzt] hat kaum Umgang mit seinen Eltern, was meines Wissens aus persönlichen Differenzen resultiert.“
Für alle, die sich fragen, ob eine Stasi-Debatte wirklich noch sein muss bei einem wichtigen Berliner Verleger 30 Jahre nach dem Untergang der DDR, und natürlich neben der ebenfalls virulenten und universellen Frage, wie man selbst wohl gehandelt hätte in einer möglichen Zwangslage, seien zwei weitere, ebenso wichtige Fragen gestellt: Hätte man der Geheimpolizei einer Diktatur über Kollegen solche möglicherweise für sie folgenreichen Einschätzungen geliefert, nachdem man sie arglos in persönliche Gespräche verwickelt hatte? Und wenn ja, wie sollte man dann heute damit umgehen?
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Grüne Klimakonferenz am 29.11.19 im Tipi am Kanzleramt: Klimaschutz durchsetzen — jetzt erst recht!
Die Bundesregierung ist an der Menschheitsherausforderung Klimaschutz gescheitert. Nach den mickrigen Beschlüssen des Klimakabinetts und unzureichenden Gesetzentwürfen der GroKo wollen wir Grüne im Bundestag vor der UN-Klimakonferenz COP 25 in Madrid mit euch und Ihnen die Ausgestaltung einer wirksamen Klimaschutzpolitik diskutieren.
gruene-bundestag.de/klimakonferenz
Der Mord an dem Arzt Fritz von Weizsäcker, der am Dienstagabend während eines Vortrags in der Schlosspark-Klinik niedergestochen worden war, erschüttert Berlin. Die Polizei hat den 57-jährigen Gregor Sch., der in Berlin geboren wurde und in Rheinland-Pfalz lebt, nach seiner Tat festgenommen. Laut Aktenlage bei der Polizei soll es sich um einen „offensichtlich geistig verwirrten Mann" handeln. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft gab er im Verhör an, Fritz von Weizsäcker gezielt getötet zu haben; Tatmotiv sei demnach eine „wohl wahnbedingte allgemeine Abneigung des Beschuldigten gegen die Familie des Getöteten“. Der Täter begründete dies mit der Rolle Richard von Weizsäckers beim Ingelheimer Chemiekonzern Boehringer Ingelheim. Der spätere Bundespräsident war dort von 1962 bis 1966 Mitglied der Geschäftsführung, im Jahr 1967 lieferte Boehringer Ingelheim 720 Tonnen Trichlorphenolatlauge an den US-Konzern Dow Chemical. Und damit einen Grundstoff für Agent Orange, ein Entlaubungsmittel, das im Vietnamkrieg großflächig eingesetzt wurde und dort bis heute ungeborene Kinder im Mutterleib schädigt. Richard von Weizsäcker hatte angegeben, erst nach seinem Ausscheiden aus dem Chemie-Konzern von dem giftigen Geschäft erfahren zu haben.
Ein Polizist außer Dienst, der den Anschlag auf den Arzt spontan noch verhindern wollte und dabei schwer verletzt wurde, ist mittlerweile außer Lebensgefahr. Fritz von Weizsäcker hinterlässt eine Frau und drei Kinder.
Berliner Schnuppen

Telegramm
Diese Wahl war fast keine Qual. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) ist von seinen Koalitionspartnern CDU und Grüne in eine neue Amtszeit gestimmt worden. Drei Stimmen seiner Kenia-Koalition fehlten ihm dabei, dennoch nahm Woidke eine „nötige Grundfröhlichkeit“ bei seinen neuen Partnern wahr. Schon ein kenianisches Sprichwort weiß: „Ein Floh kann einem Löwen mehr Ärger bereiten als ein Löwe einem Floh.“
Schnee ist von gestern. Darüber regen sich leider immer weniger auf. Immerhin die Haushälter der Berliner Koalition lässt der Klimawandel nicht kalt. Sie wollen im Landesetat für die nächsten zwei Jahre fünf Millionen Euro streichen – „aufgrund der sinkenden Bedarfe beim Winterdienst“. So langsam verschwindet es, das alte Frost-Berlin.
In Marzahn-Hellersdorf sind nicht nur die Worte geflügelt. Der Bezirk sucht gerade per Ausschreibung jemanden, der 86 Klaviere stimmt – davon zwei in der Kantine des Bezirksamtes. Suppe gibt es hier nur in Tonschalen.
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Nach dem Hackerangriff vor vier Wochen ist das Berliner Kammer- eher ein Jammergericht. Der hausinterne Newsletter immerhin ist vom Datenklau nicht betroffen: Er hängt geduldig als Papierausdruck an der Pinnwand (Foto von Sven Kohlmeier hier). Über Berlins Behörden liegt weiterhin dicker Mail-tau.
Auch in der Bundesregierung wird manches auf die lange Datenbank geschoben. Zum Beispiel die Software für die „Finanzkontrolle Schwarzarbeit“ mit dem zu viel versprechenden Namen „ProFis 2.0“. Seit Jahren wird sie von Profis erfolglos installiert. Damit das Ding nicht ewig lädt, lud Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) einen externen Projektleiter ein. Der verdiente in den vergangenen zwei Jahren 646.000 Euro an Beraterhonorar – und damit mehr als die Kanzlerin, wie der Grünen-Abgeordnete Sven-Christian Kindler per Anfrage herausfand. Das nennt man wohl: beraten und verkauft.
Wenn in Berlin alles zu späti ist, gibt es immer noch die Tankstellen. Einige Bezirke hängen sogar am eigenen Zapfhahn. Bei der behörden-eigenen Tanke des Bezirksamts Neukölln wurden zum Beispiel letztes Jahr 8.423 Liter Super und 25.166 Liter Diesel geschluckt. Und hier ist gleich Zapfenstreich.
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Am 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag. Für uns Grund zu schauen, wie weit in Deutschland der politische Plan für das Ende der Aids-Epidemie gediehen ist. Wir diskutieren, inwiefern sich nationale, institutionelle und digitale Grenzen öffnen (müssen), um eine optimale Versorgung, Zusammenarbeit und Forschung im HIV-Bereich zu ermöglichen. Das Tagesspiegel Fachforum Gesundheit findet am 27.11.2019 statt, jetzt anmelden.
Neues aus der weiten Welt, die uns oft wahnsinnig erscheint, aber doch die unsere ist:
1.) Donald Trump könnte irgendwann noch über die Aussage des US-Botschafters bei der EU stürzen, wonach der US-Präsident die ukrainische Regierung tatsächlich zu erpressen versucht hat, um belastendes Material über die Familie seines Wahlkampfkonkurrenten Joe Biden zu sammeln. Trump beharrte später darauf, gesagt zu haben: „Ich will nichts.“ (verstörendes Video hier; verstörende Notizen hier) Das immerhin ist wohl wahr.
2.) Der britische Prinz Andrew ist endlich über seine Verwicklung in den Epstein-Skandal gestürzt und nimmt „auf absehbare Zeit“ keine offiziellen Aufgaben für die britische Königsfamilie mehr wahr. Jeffrey Epstein, der sich Anfang August in einem New Yorker Gefängnis das Leben genommen hatte, war erneut wegen sexuellen Missbrauchs und der Prostitution Minderjähriger angeklagt. 2015 wurde bekannt, dass eines der Missbrauchsopfer ausgesagt hatte, mehrmals zum Sex mit Prinz Andrew gezwungen worden zu sein. Das britische Königshaus bestreitet das. In einem BBC-Interview am Wochenende verstrickte sich Prinz Andrew in neue Widersprüche.
3.) Irgendwann ist Brexit. Oder auch nirgendwann.
Und schnell noch diese gute Nachricht: Zum ersten Mal ist es Ärzten offenbar gelungen, mit der Gen-Schere "Crispr" zwei Patientinnen mit zwei unterschiedlichen Bluterkrankungen zu heilen. Es wäre ein medizinischer Meilenstein, der häufige und deshalb schädliche Bluttransfusionen bei Erkrankten unnötig machen könnte. Vielleicht liegt das Gute ja doch in unseren Genen.
Achtung, Durchsage am U-Bahnhof Jungfernheide, morgens mitgehört von unserer Leserin Silke Hansen: „Derzeit können wir Ihnen nicht alle Fahrten anbieten.“ Und die Fahrgäste rufen wieder im Chor: Na warte!
BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:
Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.
Zitat
„Mein Privileg ist es, vielfältig zu sein.“
Berkay Gür, 18, Hamburger Junge mit türkisch-kurdischem Hintergrund, beim Empfang von Kindern und Jugendlichen bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue.
Tweet des Tages
Wir waren auf dem Mond. Wir betreiben eine permanent bemannte Raumstation. Wir erforschen die Tiefsee. Wir lassen Autos autonom fahren. – Die letzte große technische Herausforderung der Menschheit ist offenbar eine funktionierende Rolltreppe am Bahnhof Friedrichstraße.
Stadtleben
Essen – Checkpoint-Leserin Julia Henning fragte, wo man in Berlin gute Kartoffelpuffer essen kann. Checkpoint-Leser Gerhard Heß hat einen ersten heißen Tipp: Das Loretta am Wannsee (Kronprinzessinnenweg 260, S-Bhf Wannsee) kredenzt formidable Kartoffelrösti – wahlweise mit Bio-Tofu, Ziegenkäse, „Pulled Chicken“, Lachsfilet oder „Zweierlei vom Pommern Rind“ (15,50–21,50 Euro). Immer freitags lädt das Loretta schon jetzt zum großen Gänseessen in die Almhütte, in der am 31. Dezember auch ins neue Jahr gefeiert werden kann. Reservierung unter Tel. 030 80 10 53 33
Apropos Gänseessen: Im Brandenburgischen Brück (bei Beelitz) können noch Bio-Gänse und -Enten fürs Fest bestellt werden. Fertig zubereitet und modern interpretiert landet das Federvieh u. a. in der Alten Überfahrt (Insel Werder) auf dem Teller (mit Pinienkern-Miso mariniert und vakkuum gegart), klassischer mit Kohl und Klößen u. a. im Gutshof Britz. Mehr gute Adressen fürs Gänseessen finden Sie hier.
Trinken – Gonçalo de Sousa Monteiro muss sich in der Berliner Bar-Szene keinen Namen mehr machen. Und was macht man, wenn man mit seiner Bar unter den Top 50 der besten Bars der Welt landet? – Man eröffnet eine neue, direkt nebenan. Was im Buck & Breck extrem elaboriert daherkommt (zu Recht!), wirkt im Bean etwas legerer, mehr Wohnzimmer als Trinklabor, wenn auch nicht weniger speziell. Musik kommt hier vom Plattenspieler, in die Gläser ausschließlich Wein und Champagner (zukünftig auch Port und Sherry), als Zugabe werden „Dosen“, sprich Quality Food aus Konserven, gereicht. Cocktails sucht man hier vergebens, aber um 23.59 Uhr ist eh Schluss und eine Tür weiter klappen schon die Eiswürfel im Shaker. Brunnenstraße 177 (U-Bhf Rosenthaler Platz), Mitte, Do–So ab 17 Uhr
Berlinbesuch – Angesichts der Fifty Shades of Grey, die sich über Berlin gelegt haben, ist ein Besuch im Tierpark ab heute ein echter Lichtblick, denn bis zum 5. Januar werden Tüpfelhyäne und Silberäffchen mit einer illuminierten Winterwelt um den Schlaf gebracht. Der Zoo in Friedrichsfelde bleibt täglich bis 22.30 Uhr geöffnet und vor dem Schloss können Zweibeiner munter auf der Eisbahn kurven bis das Licht ausgeht. Tickets (ab 12,50 Euro) für „Weihnachten im Tierpark“ gibt es hier – oder bei uns, wir verlosen 2x2 Freikarten für einen Besuch morgen ab 19 Uhr.
Seit heute eröffnet: „Wilhelm und Alexander von Humboldt“ im Deutschen Historischen Museum. Sie haben bis zum 19. April Zeit, diese Ausstellung zu verpassen. Wir erinnern Sie rechtzeitig daran!
Noch hingehen – Wie es um aktuelle afrikanische Mode bestellt ist, zeigt noch bis zum 1. Dezember die Ausstellung „Connecting Afro Futures“ im Kunstgewerbemuseum. Matthäikirchplatz (Mitte), Di–Fr 1018 Uhr, Sa–So 11-18 Uhr, Eintritt: 8 Euro
Geschenk – Wann waren Sie das letzte Mal an der East Side Gallery? Ja ich weiß, wir Berliner scheuen die touristischen Ecken. Aber mal ehrlich: Wie oft schicken Sie ihren Berlinbesuch zur East Side Gallery? Genau, es ist eben doch ein faszinierendes Stück Historie, das da rumsteht, ungemein trotzig zwischen den überdimensionierten Wohntürmen der Gegenwart. Mauerbilder und -künstler dokumentiert der Bildband „East Side Gallery“, den der Tagesspiegel herausgegeben hat (9,95 Euro). Und anders als sein Vorbild passt dieser auch unter den Weihnachtsbaum – vorausgesetzt, Sie gewinnen einen bei uns.
Karten sichern – Heute schon an den nächsten Herbst denken: Für das alljährliche Taschenlampenkonzert am 12. September 2020 (!) mit der Band Pumpelstil in der Waldbühne gibt es bereits Karten. „Lichtsignalanlagen“ sind wie immer selber mitzubringen. Tickets (6-28 Euro) gibt es hier.
Last-Minute-Tickets – Die Deutsche Oper zeigt heute Abend das neueste Musiktheater-Stück von Chaya Czernowin „Heart Chamber“. Natürlich geht es um Liebe, klar, aber anders als sonst in der Oper, wo Eifersucht, Dünkel und Familie einem happy ever after im Weg stehen. Im Fokus der Inszenierung stehen die Gefühle der beiden Liebenden an sich, wobei Regisseur Claus Guth sich mal wieder als idealer Partner erweist. Los geht´s um 19.30 Uhr, Tickets ab 26 Euro gibt es hier.
Verlosung – Man merkt, dass es auf Weihnachten zugeht, wenn im Wintergarten die Zimt&Zauber-Zeit anbricht. In diesem Jahr präsentieren über 30 Nachwuchsartisten des Berliner Kinder- und Jugendzirkus Cabuwazi aus Marzahn (Standort „Springling“) die Abenteuer des Pinocchio, der in der Posdamer Straße 96 sogar auf Aschenputtel, Rapunzel und Schneewittchen trifft. Für die Premiere am kommenden Sonntag um 11 Uhr haben wir 3x2 Freikarten organisiert – wer möchte?
Einen zauberhaften Donnerstag wünscht: Stefanie Golla.
Berlin heute
Verkehr –Tagsüber vermeldet die Verkehrsinformationszentrale (VIZ) keine neuen Bau- und Staustellen. Wenn abends Alba Berlin gegen Olympiakos Piräus spielt, wird es allerdings wieder eng rund um die Mercedes-Benz-Arena (Beginn: 20 Uhr). Zwischen Baumschulenweg und Schönhauser Allee ist ab ca. 22 Uhr bis ca. 1:30 Uhr der Zugverkehr der Linie S8 unterbrochen. Die Züge fahren ab/bis Baumschulenweg nach/von Hermannstraße. Fahrgäste nutzen bitte zwischen Baumschulenweg und Treptower Park die S9, zwischen Treptower Park und Schönhauser Allee die Ringbahn.
Demonstration – Eine „Unterstützer-Demo des nationalen Streiks in Kolumbien“ zieht von 16 bis 19.30 Uhr von der kolumbianischen Botschaft in der Taubenstraße 23 in Mitte zum Pariser Platz (ca. 200 Teilnehmer, angemeldet von Kolumbienkampagne). Der „Ausschluss des AfDlers Michael Kossler aus der BVV“ ist der Anlass für eine Kundgebung vor der Max-Taut-Aula in der Fischerstraße Lichtenberg (16.15–20 Uhr). Fünf Aktivisten plädieren für „Klimaschutz“ und „GroKo beenden“ in der Schumannstraße in Mitte (18–18.45 Uhr). Die „Rote Karte für Gewalt gegen Schiedsrichter“ zeigen ca. 100 Demonstranten auf ihrem Weg durch Kreuzberg von der Skalitzer Straße, Ecke Wrangelstraße zum Haus des Sports in der Böcklerstraße 1 (19-20 Uhr).
Gericht – Sechs Männer, darunter ein 70-jähriger Strafverteidiger, müssen sich in einem Prozess wegen Einschmuggelns von Drogen in die Justizvollzugsanstalt Moabit verantworten. In einem Fall soll der Jurist 50 Gramm Haschisch, das in einer Shampoo Flasche versteckt gewesen sei, ins Gefängnis gebracht haben (9 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 504).
Berliner Gesellschaft
Geburtstag – Inka Bause (51), Schlagersängerin, Moderatorin und Schauspielerin / Otto Fricke (54), für die FPD im BT / Gabriele Hiller (60), ehem. für die Linke im AGH (2001-16) / Milena Opitz, „Meine liebste Nichte, die herzlichsten Grüße und Wünsche! Ich hoffe, auf diesen Weg klappt es... Dein Lothar aus Basel“ / Dagmar Thater, Medienberaterin Kultur beim Tagesspiegel
Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.
Gestorben – Dieter Anding, * 2. August 1935, ehem. Direktor des Goethe-Gymnasiums Berlin-Lichterfelde / Dr. Richard Bös / Elke Jürgens, * 11. September 1938 / Thomas „Tom“ Wetzel, Trommler der Band „Drafi Deutscher und his Magics“
Stolperstein – Im Sigmunds Hof 13 in Moabit (Hansaviertel) erinnert ein Stolperstein an Adeline Goldberg (Jg. 1858). Die Wissenschaftlerin wurde am 29. Oktober 1942 nach Theresienstadt deportiert und heute vor 77 Jahren ermordet.
Encore
So, zum Schluss drehen wir uns noch mal um; mit der Berlinale. Die Filmfestspiele wollen im Februar unter neuer Leitung eine gute Figur machen – und polieren deshalb schon mal die Figuren im Wachsfigurenkabinett. Der gleichnamige Stummfilm, der 1924 Premiere hatte und eine Art furioses Finale des expressionistischen Films darstellte, wird bald digital und musikalisch aufgefrischt neu aufgetischt. Oder um es mit Rainer Rother, Leiter der Berlinale-Retrospektive, zu sagen: „Eine traumhaft verspielte Filmarchitektur für eine zwischen Realität und Halluzination fluktuierende Geschichte, in der Emil Jannings lustvoll chargiert, Conrad Veidt düsteren Schrecken verbreitet und der unheimliche Werner Krauß dem biederen Wilhelm Dieterle nachsetzt“. Premiere ist am 21. Februar 2020 im Friedrichstadt-Palast. Drei Tage später läuft der Film dann auch auf Arte. Das muss großes Kino sein: wenn man schon beim Vorspann Augenflimmern kriegt.
Drehen Sie heute nicht durch. Und bleiben Sie morgen im Film – Regie führt hier dann Lorenz Maroldt. Ich halte die Klappe und grüße Sie,
