Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren. Das waren die Worte Christian Lindners, als er um kurz nach Mitternacht hinaustrat aus den Verhandlungen und den Traum von Jamaika beendete. Es wird sie nicht geben, die Koalition aus CDU/CSU, FDP und Grünen: Nach 56 Verhandlungstagen kamen die vier Parteien an diesem Wochenende zu den Punkten, die von vornherein als die schwierigsten identifiziert worden waren: Klimapolitik und Migration. Am Ende waren die Differenzen offenbar unvereinbar. „Wir werfen niemanden vor, dass er für seine Prinzipien einsteht. Wir tun es aber auch“, sagte Lindner, der seine Verhandlungspartner offenbar überrascht hat: Seine kurze Rede wirkte gut vorbereitet und ausformuliert. Es dauerte eine weitere Stunde, bis die Vertreter der anderen Parteien vor die Mikrofone traten. Tenor (auch Lindners): Es wäre möglich gewesen. Und dennoch ist seit gestern, 23.48 Uhr, Jamaika offiziell wieder nur eine Insel in der Karibik. (Alle Entwicklungen der Nacht finden Sie hier.)
Wohin also geht die Reise nun?
Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach um 1.01 Uhr von einem „historischen Tag“. „Ich bedaure es bei allem Respekt für die FDP, dass wir keine gemeinsame Lösung finden“, sagte sie. Sie wird nun Bundespräsident Steinmeier anrufen, der im Zweifel über Neuwahlen entscheiden muss. Der hatte schon am Nachmittag deutlich gemacht, dass er daran kein Interesse hat – ebenso wie alle anderen Parteien.