Jetzt aber schnell, es ist schon hell: Die Schule beginnt, Zeit verrinnt, Eile gewinnt – raus aus den Federn, schnell zum Kern: Berliner bringt man leicht zum Rasen. Was keine Entschuldigung ist, zumindest nicht auf der Stadtautobahn. Mit 102 km/h raste am Wochenende ein 33-Jähriger über eine 60er-Strecke – auch seine Ausrede bei der alarmierten Polizei war etwas vorschnell: Er müsse dringend auf die Toilette. Pipifax, dachten die Beamten und verhängten flugs ein Ordnungsgeld von 400 Euro sowie ein Fahrverbot. Langsam läuft’s in dieser Stadt sowieso besser.
Das Wort Wende ist eigentlich Quatsch. Es suggeriert, dass jemand, der 1989 den Überblick hatte, die Dinge zum Besseren gewendet hat. Aber es hatte niemand den Überblick vor 30 Jahren, als sich bei Revolution und Mauerfall die Tage überholten und sich Berlin mit selbst erkämpfter Freiheit selbst überraschte. Das Blatt der Geschichte wendete sich – und die Menschen, die diese einmalige Geschichte geschrieben haben, sind immer noch da, mitten unter uns. Der Tagesspiegel sucht 30 Jahre danach nach den kleinen und großen Geschichten von damals – von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Mit einer Erinnerungswerkstatt mit dem Bezirksamt Pankow wollen wir den Schatz der Stadt erfahrbar machen – denn „auch das Unerzählte trägt sich fort“, wie Pankows Bürgermeister Sören Benn erzählt. Und mit einem berlinweiten Schüler-Schreibwettbewerb rufen wir Kinder und Jugendliche auf, ihre Eltern und Großeltern nach Berlins bewegten Zeiten zu befragen.