Tunnel am Messegelände soll verschwindenBER-Chef sieht FortschrittPankows Bürgermeister keilt gegen Müller

Ach, mit den Schmuddelecken der Stadt ist das doch so eine Sache: Erst regt man sich jahrelang über sie auf, aber wenn sie dann verschwinden sollen, kommt doch ein bisschen Wehmut auf. Schließlich ist die Unterführung zwischen Messe und ZOB mit ihrem markanten 70er-Jahre-Charme, den orangefarbenen Fliesen und den Ufo-Lampen ein echter Hollywood-Star. Sie war als Moskauer Flughafen in der Bourne-Verschwörung, „Hanna“ hat sich hier geprügelt, Shah Rukh Khan raste als „Don“ hindurch, Jennifer Lawrence hangelte sich durch die „Hunger Games“ und ständig wird irgendwer verfolgt (zuletzt: Captain America und Atomic Blonde). Dabei ist der Tunnel sehenswürdig nicht im eigentlichen Sinne, im Gegenteil entsteht der Film-Charme ja auch dadurch, dass sich hier niemand mehr hintraut zwischen Graffiti und Urin-Gestank (Lüftung und Toiletten sind längst außer Betrieb). Nun will die Verkehrsverwaltung die Unterführung dichtmachen: Nicht zeitgemäß, heißt es in der Ausschreibung, Relikt einer überkommenen Planungsphilosophie der autogerechten Stadt, nicht barrierefrei und teuer (345.000 €/J für Wartung, Betrieb und Beseitigen von Vandalismusschäden). Auch wenn lange nichts beschlossen ist und bis zur Nachnutzung noch Jahre vergehen können (Charlottenburgs Baustadtrat Oliver Schruoffeneger schlägt irgendwas mit „Jugendkultur“ vor, Tischtennis oder Skat), ist es ein weiterer Schritt zur stadtplanerischen Zeitenwende: Heute kommen die Autos unter die Erde und die Menschen dürfen oben bleiben.

Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup (schönster Name, schlimmster Job) glaubt weiterhin an seinen BER (den er liebevoll „Baukatastrophe“ nennt).