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Kai Wegner zum Bürgerdialog in Kreuzberg Senat will Verordnung für Cannabis-Anbau beschließen Petition fordert Rückgabe der Nofretete-Büste Senat will vorerst keine Leichen-Kompostierung in Berlin

von Christian Latz
und Jessica Gummersbach

Kai Wegner (CDU) hat bestimmt schon schönere Abende verbracht. Aber Kreuzberg ist eben auch Berlin. So musste der Regierende auf seiner Bürger-Tour durch die Bezirke am Montagabend eben auch einen Stopp in der Höhle der alternativen Löwen einlegen – auch wenn es wegen Gegendemonstranten vor der Tür nur durch den Hintereingang reinging. Auch drinnen gings natürlich um den Görli-Zaun. „Ich bin mit dem Anspruch gewählt worden, die Stadt sicherer zu machen. Alles, was in der Vergangenheit versucht wurde, hat aber nicht geholfen“, verteidigte Wegner seinen Zaun-Plan. Zum ganzen Bericht von Robert Kiesel geht’s hier.

Wo Kreuzberg ist, ist Marihuana nicht weit. Und damit zum nächsten Thema: Der Senat will am Dienstag endlich die Rechtsverordnung zum Cannabiskonsum beschließen. Dieses Mal wirklich. Ganz im Ernst. Den Glauben daran konnte man zwischenzeitlich schon verlieren. Immerhin war Schwarz-Rot in dieser ungeliebten Aufgabe träger als der härteste Kiffer. Die Regelung hätte eigentlich am 1. Juli vorliegen müssen.

Das wurde selbst einem Berliner Cannabis-Club zu bunt. Warum es selbst Kiffern in Berlin zu chaotisch wird und wo in der Nähe der Verein stattdessen ab sofort anbauen darf, lesen Sie in der Checkpoint-Vollversion mit Tagesspiegel-Abo.

Dort finden Sie außerdem:

+ Was aus den Maßnahmen vom Sicherheitsgipfel des Senats geworden ist und wo es bei den Angeboten für Crack-Konsumenten hapert

+ Warum der Ton im Koalitionsstreit um Berlins Fahrradparkhäuser jetzt noch schärfer wird

+ Unsere tägliche Verlosung: Heute gibt’s 3x2 Karten für das Transvocale-Festival in Frankfurt (Oder)

+ Und natürlich können Sie all unsere Plus-Artikel lesen. Heute unter anderem zum Fall des Clan-Kriminellen Khalil El Zein, der sieben Monate nach seiner Abschiebung wieder in Deutschland ist. Doch in Abschiebehaft kommt er vorerst nicht, entscheiden die Richter – weil er einen Asylantrag gestellt hat. Den ganzen Fall über den hilflosen Rechtsstaat lesen Sie hier.

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„Sie ist der unangefochtene Star des Neuen Museums“: So beschreiben die Staatlichen Museen zu Berlin die Nofretete-Büste. Jährlich pilgern Hunderttausende Besucherinnen und Besucher zur Museumsinsel, um das Bildnis der Gattin des Pharaos Echnaton zu sehen. Seit 1913 ist sie Berlinerin – und seitdem gibt es Rückgabeaufforderungen. Die neueste kommt von Dr. Zahi Hawass, dem ehemaligen Minister für Altertümer Ägyptens. Er hat eine Petition auf change.org gestartet, die bisher von knapp 30.000 Menschen unterstützt wird (Stand Montag, 15 Uhr). Ziel sei es unter anderem, „eine würdige Antwort von Seiten der deutschen Behördenzu erhalten”, erklärte Hawass. Die Umstände, unter denen die Büste nach Berlin kam, sind bis heute umstritten. Die Petition läuft noch bis Donnerstag. Wie stehen Sie dazu?

Opinary: Sollte die Nofretete-Büste zurück an Ägypten gegeben werden?

Halloween-Vibes im Berliner Abgeordnetenhaus? Susanna Kahlefeld (Grüne) interessiert sich jedenfalls brennend für Bestattungsformen und fragt via Schriftlicher Anfrage, ob der Senat Kenntnisse zu „Reerdigungen“ habe. Dabei verwandeln Mikroorganismen den Körper des Verstorbenen innerhalb von 40 Tagen zu Erde. Gemeinsam mit den gemahlenen Knochen wird diese Erde auf einem Friedhof beigesetzt. Seit zwei Jahren läuft ein Pilotprojekt in Schleswig-Holstein, die Erde darf bereits in Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg beigesetzt werden. Aber nicht in Berlin: Der Senat wisse zwar Bescheid, sehe jedoch keinen Handlungsbedarf – erst mal abwarten, wie man im Norden mit dieser „Bestattungsmethode der Humankompostierung“ zurechtkommt. Vielleicht besser so. Einige Experten kritisieren die Methode mittlerweile vehement.

Apropos schaurig: Hier kommt unser heutiges Geisterhaus.

Berliner Geisterhaus-Quartett: das Haus an der Ecke Königswinter/ Andernacherstraße

Der Checkpoint präsentiert: das Berliner Geisterhaus-Quartett! Spielkarte (14/16): das Haus an der Ecke Königswinter/ Andernacherstraße. Gewinner-Kategorie: „Lage“.

Wenn es mich statt in den Journalismus zur Polizei verschlagen hätte, dann wohl auch wegen der Möglichkeit, Sonderkommissionen (Soko) und Ermittlungsgruppen (EG) kreative Namen zu geben. Den Berliner Beamten scheint es ganz ähnlich zu gehen. Einige leben sie sich dabei intensiv aus. In der „EG Westwind“ geht es um Auto-Diebstähle durch litauische Gruppen, die „EG Funke“ wiederum klärte Straftaten durch Jugendliche in der Silvesternacht 2022 auf. Zu welchen Themen aber ermitteln folgende Gruppen? Machen wir ein Quiz!

„EG Grill“
a) Mangelnde Hygiene in Imbissen
b) Vertrieb von vergammelten Dönerspießen
c) Auto-Brandstiftungen

„EG Sattelschlepper“
a) Kontrolle von Verstößen beim Rechtsabbiegen
b) Verfolgung bandenmäßiger Fahrrad-Diebstähle
c) Überwachung der Dieselfahrverbote

„EG Bavaria“
a) Ermittlungen wegen gewerbsmäßigen Bandenbetruges
b) Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung im großen Stil
c) Ermittlungen wegen ständigen Berlin-Bashings aus Bayern

Die Auflösung gibt’s im heutigen Encore.

Telegramm

Neues vom Berliner Landesamt für Einwanderung (LEA):Alle sogenannten „Altfälle“ wurden digitalisiert (Q: Anfrage Elif Eralp, Linke). Wir erinnern uns: Anfang des Jahres übernahm das LEA rund 40.000 offene Einbürgerungsanträge von den Bezirken – in Papierform. Der Bearbeitungsstau ist immer noch enorm. In diesem Jahr wurden bis Ende September mehr als 32.000 digitale Einbürgerungsanträge gestellt und rund 13.500 Personen eingebürgert – also nicht einmal die Hälfte.

Haben Sie Lust, die Sache zu beschleunigen? Das LEA sucht “Personal (m/w/d) für die Sachbearbeitung in schwierigen Fällen. Die aktuell 135 Beschäftigten, die sich um Alt- und Neufälle kümmern, freuen sich auf stressresistente Kolleginnen und Kollegen.  

Wir hoffen natürlich sehr, dass dieser Tag für sie bislang – auch dank des Checkpoints – gut gestartet ist. Falls nicht, hat Kollegin Miray Caliskan hier sieben Tipps von Psychologen, wie sich auch schlechte Tage noch drehen lassen.

Vielleicht hilft Ihnen dabei auch die neue Folge unseres PodcastsUnter Mördern“, die seit heute früh draußen ist. Dieses Mal widmen sich Katja Füchsel und Teresa Sickert in der Co-Produktion mit dem RBB den größten Gefängnis-Mythen: Fluchtversuche, prügelnde Wärter und Luxus-Zellen – und wie es wirklich ist.

Gute Nachrichten für alle Schlittschuh-Freunde: Das Neuköllner Eisstadion öffnet nach zweijähriger Pause am Samstag endlich wieder.

Sie wollen den BER aus der Vogelperspektive erleben? Der Flughafen sucht einen Manager Bird & Wildlife Control (m/w/d). Zu den Aufgaben gehört unter anderem die „aktive Vergrämung“ von Vögeln, die dem Flugverkehr gefährlich werden könnten. Kurz gesagt: Benötigt wird eine professionelle Vogelscheuche. Kreative Idee für ein Halloween-Kostüm

Und noch ein flauschiger Hilferuf: Hardy aus Hoppegarten sucht ein neues Zuhause! Der 9-jährige Schäferhund hat mit seiner liebevollen Art sein Herrchen durch eine schwere Krankheit bis zum Tode begleitet und seine Familie danach getröstet. Die kann aus organisatorischen und finanziellen Gründen aber nicht mehr für ihn sorgen. Hardy bringt 47 kg Liebe und Loyalität mit, er sucht tierliebe Menschen mit großem Garten. Schicken Sie eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de. Wir vermitteln den Kontakt!

Ihr Fahrrad suchten auch vergangene Woche hunderte Berliner vergeblich. 254 Fahrräder im Wert von 364.543 Euro wurden als gestohlen gemeldet. Höchster Diebstahlwert: 9999 Euro. Das Rad stand im Alt-Mahlsdorf. 2024 klauten Diebe bisher 17.681 Räder im Wert von 22.365.363 Euro. Auf unserer Fahrraddiebstahl-Karte sehen Sie, wie die Lage in Ihrem Kiez ist.

Was fehlt? Natürlich, die Auflösung des Matherätsels, das Lorenz Maroldt gestern gestellt hat: Wie viel Verspätung können sich Berliner Schülerinnen und Schüler laut verschärfter Verordnung zur Schulpflicht maximal erlauben? Die Resonanz war beeindruckend, danke für Ihre Bereitschaft, mitzuhelfen! 

Herbert S. versucht es mit einem langen Lösungsweg: „Wenn ich von 100 Unterrichtstagen ausgehe, so kann ich 5 x bis zu sagen wir 30 min verspätet sein = 150 min, 95 x 4min = 380 min, Summa 530 min.“ Stefan R.: „Jeden Tag maximal vier Minuten – dann passiert nämlich: Nichts.“ Christoph M.: „Antwort: 3h45 min.“ Und Josephine H. schließlich gab die Lösung, die wir selbst errechnet hatten: „24 Minuten.“

Nach längerer Diskussion mit unseren Checkpoint-Mathematikern und Bildungsexpertinnen wurden alle Antworten als richtig anerkannt, weil der Umgang mit der Minutenregelung der Willkür jedes Lehrers überlassen bleibt. Ob sie eine Verspätung ab fünf, zehn oder 30 Minuten als solche ansehen, bleibt in ihrem Ermessen – und so scheint die neue Verordnung ein Papiertiger zu sein.

Lorenz Maroldt spricht über das Thema übrigens heute im Kommentar auf radioeins, live um 08.05 Uhr und danach hier nachzuhören.

Zitat

„Mir wäre am liebsten, ich müsste den Zaun gar nicht bauen.“

Für Kai Wegner scheint der Zaun-Bau um den Görlitzer Park mehr Pflicht als Vergnügen zu sein.

 

Kiekste

„Langfristig ausgeliehen“ – dit kennt man ja, wa? Mahlzeit! Gesehen in der Kantine im Rathaus Schöneberg von Leserin Stefanie Goessl. Weitere Bilder gern an checkpoint@tagesspiegel.de! Mit Ihrer Zusendung nehmen Sie aktuell an unserem Kiekste-Fotowettbewerb in Kooperation mit DASBILD.BERLIN teil.

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Berliner Gesellschaft

Geburtstag – „Mein liebster EDWIN, zu Deinem 86. Geburtstag gratuliere ich Dir von ganzem Herzen und wünsche Dir (und natürlich auch mir), dass Du körperlich weiter so fit bleibst (...) Ich wünsche uns, dass wir uns auch in den nächsten Jahren noch mit unseren unterschiedlichen ‚Handicaps‘ gegenseitig unterstützen können, um noch ein schönes, kulturelles und soziales Leben mit unseren Freund:innen führen zu können! Ich umarme Dich inniglich, in Liebe, Deine Manka“ / Malik Fathi (41), ehemaliger Fußballprofi, bis 2008 bei Hertha BSC in der Abwehr, er war Cheftrainer der U16 bei Hertha BSC, jetzt VfB Stuttgart / Bettina Flitner (63), Fotografin („Frauen mit Visionen“), und Autorin („Meine Schwester“) lehrte unter anderem an der Kunsthochschule Weißensee / „Glückwunsch, Niko! Komplize, Musiker, Clown und so viel mehr. Glück auf. Mecki“ / „Hans-Norbert, alles Gute zum fünften Geburtstag, Home is where the Hund is!“ / Antonia-Johanna Halverkamps (24), Fußballerin, spielt bei Union Berlin / „Tobias Przytarski (65) Dompropst des Erzbistums Berlin“ / Tino Schopf (50), Politiker (SPD), MdA, bis 2023 Staatssekretär in der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe / Claudia Sünder (55), 2017 bis 2020 Sprecherin des Berliner Senats, selbständig in der Kommunikations- und Strategieberatung, 2023 kürte der Tagesspiegel sie zu einem der „100 wichtigsten Köpfe der Berliner Wirtschaft“

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie uns bis Redaktionsschluss (11 Uhr) einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

GestorbenKlaus Brzezinski, * 21. Januar 1936 / Erika Kothe, geb. Rybakowski, * 27. Juni 1938 / Ute Lanske, langjährige Neuköllner CDU-Bezirksverordnete, verstorben am 25. Oktober 2024 / Karin Tzschätzsch, geb. Fehr * 21. Dezember 1942 / Marlies Wanjura, * 7. Januar 1945

StolpersteinAlfred Goldstaub wurde am 12. Januar 1912 in Berlin-Schöneberg geboren. Er studierte Medizin und promovierte, doch der Doktortitel wurde ihm zwei Tage später auf Basis der antisemitischen Bestimmungen des Reichsbürgergesetzes aberkannt. Alfred ging daraufhin in die Schweiz, kehrte aber wegen seiner Eltern nach Berlin zurück. Er arbeitete unbezahlt im Jüdischen Krankenhaus. Am 26. Oktober 1942 wurde er nach Lettland deportiert und drei Tage später von den Nazis in der Nähe von Riga erschossen. An Alfred Goldstaub erinnert ein Stolperstein Unter den Linden 6 in Mitte.

Wer in Berlin über die Gedenktafeln stolpert und mehr wissen will: Mit einem Klick gelangt man über die App „Stolpersteine – Die Schicksale“ zu den Biografien der Verfolgten.

Encore

Kommen wir zur Auflösung für unser Quiz. Diese Ermittlungen stecken wirklich hinter den Namen folgender Polizei-Gruppen:

„EG Grill“: c) Autobrandstiftungen im Umfeld von Gefängnissen

„EG Sattelschlepper“: b) Verfolgung bandenmäßiger Fahrrad-Diebstähle (Berlins Polizisten haben wirklich Sinn für Wortwitz!)

„EG Bavaria“: a) Ermittlungen wegen gewerbsmäßigen Bandenbetruges

Wir finden ja, das ständige Berlin-Bashing aus dem Süden ist nah am Rufmord. Trotzdem kümmert sich die Polizei bislang nicht darum. Offen bleibt, ob es bei dem gewerbsmäßigen Bandenbetrug um Maskendeals von CSU-Politikern geht.

Verboten gut waren heute wieder die Recherchen und Beiträge von Lorenz Marold, Margarete Gallersdörfer und Alexander Fröhlich. Auch Antje Scherer (Stadtleben) und Jaqueline Frank (Frühproduktion) waren besser als die Polizei erlaubt unterwegs. Morgen fahndet Ann-Kathrin Hipp hier nach den besten Geschichten der Stadt.

Bis bald und machen Sie es gut!

Ihr Christian Latz

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