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CDU kann sich Deckelung der Mieten vorstellenHinter Aroundtown stehen Offshore-FirmenRechte haben 2019 in den ersten vier Monaten 5000 Delikte verübt

die Lage ist ernst, jetzt will auch die Berliner CDU die Mieten deckeln. „Ich fände einen Mietendeckel durch eine rechtsverbindliche Einigung mit allen, die am Tisch sitzen, voll okay“, sagte Christian Gräff, der wohnungspolitische Sprecher der CDU im Abgeordnetenhaus, dem Checkpoint. Dafür lädt er am 28. August zum Runden Tisch „Stabile Mieten und Neubau“. Die Einladungen gehen diese Woche raus, kommen sollen alle städtischen Wohnungsbaugesellschaften, Genossenschaften, größere private Immobilienfirmen, Vertreter der Bauindustrie. Außerdem der Berliner Mieterverein.

Nicht eingeladen ist die Initiative „Deutsche Wohnen und Co enteignen“ oder wie Gräff sie nennt „selbst ernannte Gruppen, die sich nicht auf dem Boden des Grundgesetzes bewegen“. Dem Checkpoint sagte er aber auch: „Das ist eine öffentliche Veranstaltung, wir schmeißen niemanden raus.“  Vorbild für die CDU ist das Hamburger Bündnis mit Vermietern, allerdings erweitert um eine Einigung zu stabilen Mieten – also einen Mietendeckel. Merke: Die Zeiten, in denen die CDU allein auf Neubau setzt („bauen, bauen, bauen“), sind vorbei.

Glatt aus der Feder der CDU könnte das Motto des diesjährigen Tages der Immobilienwirtschaft stammen, der am Donnerstag in der Verti Music Hall am Mercedes-Platz stattfindet: „Miteinander statt Gegeneinander“ will der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA), Spitzenverband der Immobilienwirtschaft, mit „hochkarätigen Sprechern und Gästen“ wie Horst Seehofer, Peter Altmaier, Svenja Schulze, Ralph Brinkhaus und Christian Lindner über „geeignete Maßnahmen diskutieren, wie die Wohnungs- und Wirtschaftsimmobilienmärkte entlastet werden können“. Mieterinitiativen rufen wiederum unter dem Motto „Miteinander gegen Mietenwahnsinn“ zur Demo auf, um „dem Immobilienkongress auf die Pelle zu rücken“.

Taktisch interessant, aber durchsichtig, findet mein Kollege Ulrich Zawatka-Gerlach den Vorstoß der Deutschen Wohnen, Mieterhöhungen auf 30 Prozent des Nettoeinkommens der Mieter zu deckeln (CP vom 22.6.). Denn vertragliche Zusicherungen will die Deutsche Wohnen wohl nicht machen. Außerdem droht der Konzern, die zweifelhafte Offerte bei „weiteren regulatorischen Eingriffen in das Mietrecht“ zurückzunehmen. Das klingt schon eher nach Erpressung des Senats. Und es erhärtet sich der Verdacht: Die Aktionäre sollen mit einer Imagekampagne beruhigt und Mieterverbände, kommunale Wohnungswirtschaft sowie rot-rot-grüne Koalition gegeneinander ausgespielt werden, um den Mietendeckel für Berlin noch zu verhindern. Mit mieterfreundlicher Unternehmenskultur hat das nichts zu tun.

Den Mietendeckel anfechten will wie berichtet Unions neuer Hauptsponsor Aroundtown (CP vom 22.6.). Wer genau steckt hinter dem Konzern? Dem größten Besitzer von Gewerbe-Immobilien in Deutschland, zu dem in Berlin Bürokomplexe, Hotels, Logistikparks und mehrere Shopping-Center gehören, darunter das Clou in Reinickendorf, das Schillerpark-Center in Wedding oder das Park-Center in Treptow? Eine Recherche von „Berliner Zeitung“ und „Handelsblatt“ stößt auf ein Geflecht von Offshore-Firmen auf Zypern, auf drei Kanzleien, die die sogenannten „Limiteds“ auf der Insel verwalten und als ihre Stellvertreter fungieren. Für die Öffentlichkeit sind die Eigentümer damit praktisch nicht identifizierbar. Alles legal, so scheint es. Doch auf Presseanfragen reagiert der Konzern mit mehreren Anwälten. Mit 39 Prozent beteiligt ist Aroundtown auch an Grand City Properties, ein ebenfalls börsennotierter Konzern mit mehr als 80.000 Wohnungen – der auf der Liste der Initiative „Deutsche Wohnen und Co enteignen“ steht.

Berlin, aber Sommerloch: Wer sich angesichts der anrollenden Hitzewelle schon reif für die Insel fühlt, für den dürfte dieses Job-Angebot interessant sein: Norderney sucht eine/n Inselblogger/in für die zweite Jahreshälfte. Egal ob 18 oder 80, „Hauptsache Spaß am Berichten, Fotografieren und vielleicht auch am Videos drehen“, sagt Wolfgang Lübben, stellvertretender Marketingleiter der Tourismus-Organisation Staatsbad Norderney (Q: dpa). Aufgaben: Mit offenen Augen über die nordfriesische Insel gehen, Angebote mitmachen und Veranstaltungen besuchen. Dafür gibt’s eine möblierte Wohnung und eine Kamera gestellt. Und ein monatliches Taschengeld von 450 Euro. Wenn Sie den Job haben wollen, müssen Sie sich allerdings auf Konkurrenz einstellen: Team Checkpoint plant schon die Gruppen-Bewerbung.

Unsere weiteren Ferienrubriken im Checkpoint für Abonnenten heute:
– In Berlin um die Welt: Schweden.
– Sommerspaß: Picknick auf dem Drachenberg
– Sommersport: Jugger.
– Jottwede: der Kamelhof Nassenheide

Zur Anmeldung für den kostenlosen Probemonat geht’s hier.

Telegramm

Drama an der Müritz: Am Montagmittag kollidieren zwei Eurofighter der Bundeswehr bei Luftkampfübungen in Mecklenburg-Vorpommern und stürzen ab. Beide Piloten betätigen den Schleudersitz – nur einer überlebt. Er wird aus einer Baumkrone gerettet. Ein Flugzeug stürzte am Ortsrand von Nossentiner Hütte auf eine freie Fläche. Die Unfallursache ist noch ungeklärt.

Sag mir quando, sag mir wann – ein Klassiker unter den BER-Hits. Weil das mit dem Zeitplan unseres neuen Hauptstadtflughafens bekanntermaßen nicht ganz so einfach ist, wollten wir bei unserer gestrigen Checkpoint-Flughafentour zumindest wissen, wann der Count up (2579 Tage seit Nichteröffnung!) endlich in einen sicheren Countdown verwandelt werden kann. Die Antwort von Unternehmenskommunikationschef Hannes Hönemann: Ende 2019/Anfang 2020. Dann nämlich, so der Plan, soll der Eröffnungstermin (ein hoffentlich letztes Mal) verkündet werden. Ein Tag im Oktober im kommenden Jahr.

Weitere Erkenntnisse unsere BER-LeserInnentour (Insta-Story hier): Der Genuss von Alkohol oder Drogen ist auf der Baustelle streng verboten. Auf einem Computer im Abflugbereich läuft Windows XP. Steckdosen für Gäste gibt es hier aktuell nicht („Dieser Flughafen wird so fertig gebaut, wie er geplant wurde und das hat eben sehr lange gedauert“). Es wird insgesamt acht Gepäckbänder geben (ja!). Und: „Man kann sicher vieles besser machen. Das wird am Flughafen versucht – was nicht automatisch heißt, dass es dann auf einmal ganz schnell vorangeht. Das ist ein sehr kompliziertes und verfahrenes Projekt. Gar keine Frage. Es ist total kompliziert, das zu Ende zu bringen.“

So geht Verkehrswende in Berlin: Weil der TXL-Bus auf dem Weg vom Alexanderplatz zum Flughafen Tegel so oft im Stau stand, fährt er jetzt nur noch bis Hauptbahnhof. Was sich bei den BVG-Bussen sonst noch ändert und was es mit der neuen „Touristenlinie“ 300 auf sich hat, steht hier.

Wer findet, die Aufregung um Falschparker auf Radwegen sei übertrieben, sollte sich mal dieses Video anschauen. Aufgenommen vor der Blücherstraße 61 in Kreuzberg.

E-Mail von der BVG: Die von sehr genauen Malern gestrichene Treppe am U-Bahneingang Schloßstraße in Steglitz (nur die ausgebesserten Stufen weiß, CP von Freitag) sieht nicht mehr aus wie ein kaputtes Klavier. Macht zwar ein Kunstwerk weniger im Bezirk, ist aber eine gute Nachricht vor allem für sehbehinderte Menschen. Checkpoint wirkt. Beweisfoto hier.

Mehr als 5000 rechts motivierte Delikte wurden in den ersten vier Monaten dieses Jahres bundesweit bereits verzeichnet. Darunter 226 Gewalttaten, bei denen mindestens 125 Menschen von Neonazis oder anderen Rechten verletzt wurden (Q: Antwort der Bundesregierung auf monatliche Anfragen von Petra Pau, Linke, die dem Tagesspiegel exklusiv vorliegt).

Die SPD macht den Weg frei für die Doppelspitze. Doch er wird kein leichter sein: Tandems oder Einzelbewerber können sich zwischen 1. Juli und 1. September bewerben. Und sich dann auf 20 bis 30 Regionalkonferenzen der Basis vorstellen. Die Mitglieder haben das Wort, der Bundesparteitag muss die Führung Anfang Dezember dann noch bestätigen. So schindet die Partei Zeit, das Go-or-No zur GroKo wird weiter hinausgezögert.

Zur Debatte über AfD-Anhänger bei der Polizei: Gunnar Berndt war Abschnittsleiter im Berliner Regierungsviertel. Jetzt ist er Pensionär und für die AfD Stadtverordneter in Hennigsdorf. Oder Norbert Bury, Jg. 1954, ebenfalls Pensionär, zuvor Leitender Polizeidirektor, vier goldene Sterne, Studiendekan an der Brandenburger Polizeihochschule. Bis Anfang 2019 CDU-Mitglied, dann trat er aus Protest gegen Merkels Flüchtlingspolitik aus. Bei der Kommunalwahl holte er in Wandlitz die meisten Stimmen – für die AfD. Deren Abgeordneter Karsten Woldeit beklagt diese Nachricht meines Kollegen Alexander Fröhlich auf Twitter als „Outing“ nach linksextremem Vorbild.

Der Streit um das Hostel in der nordkoreanischen Botschaft in der Glinkastraße läuft schon seit Jahren. Der Betrieb verstößt gegen UN- und EU-Sanktionen, doch noch immer können die 435 Zimmer gebucht werden (Q: Antwort des Senats auf Anfrage von Tom Schreiber, SPD). Gerade läuft ein Rechtsstreit zwischen Betreiber und Bezirk Mitte, verhandelt wird wohl erst in der ersten Hälfte des kommenden Jahres. „Der Senat betreibt keine eigenständige Außenpolitik“ schreibt Christian Gaebler, Chef der Senatskanzlei, und verweist bei einigen Fragen an die Bundesregierung.

Merkt man, denn in der Senatskanzlei dachte man am Montag kurzzeitig, dass Istanbul die Hauptstadt der Türkei sei (die Pressemitteilung, in der Michael Müller seinen zum zweiten Mal gewählten Amtskollegen Ekrem İmamoğlu beglückwünschte, wurde aber nach einer Stunde und 39 Minuten korrigiert).

Wir laufen weiter. Am Donnerstag zum zweiten Mal nach Feierabend. Treffpunkt der Checkpoint-Laufgruppe ist um 19 Uhr am Schloss Charlottenburg, auf dem Parkplatz der Orangerie. Von dort geht es 6 bzw. 12 Kilometer durch den Schlosspark.Laufgruppen-Chef Felix Hackenbruch bringt wie immer einen Twingo für Wechselklamotten und Getränke mit. Auch neue Läuferinnen und Läufer sind herzlich willkommen!

BER Count Up – Tage seit Nichteröffnung:

3073

Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup hat das Wunder vollbracht: Am 31. Oktober 2020 ist der Flughafen BER offiziell eröffnet worden. 3.073 Tage nach der ersten Nicht-Eröffnung stellen wir damit unseren Count Up ein. Wer nochmal zurück blicken will: Im Tagesspiegel Checkpoint Podcast "Eine Runde Berlin" spricht Lütke Daldrup mit Tagesspiegel Chefredakteur Lorenz Maroldt und Checkpoint Redakteurin Ann-Kathrin Hipp über detailverliebte Kontrollen, politische Befindlichkeiten und aufgestaute Urlaubstage.

Zitat

„Antisemitismus war schon immer in der Mitte der Gesellschaft verankert. Er war nie randständig. Heute wird er nur anders ausgedrückt.“

Berlins neuer Antisemitismusbeauftragter Lorenz Korgel im Interview mit der Berliner Zeitung.

 

Tweet des Tages

Stop in Berlin Spandau. Durchsage: „Wir brauchen noch etwa 10 Minuten länger. Es sind betrunkene Personen im Gleis. Ja, um kurz nach 15:00 Uhr. Es ist halt Berlin.“

@Pokerbeats

Stadtleben

Essen & Trinken – Austern sind so etwas, das man entweder hasst oder liebt. Wenn Sie zu letzterer Kategorie gehören, dürfen Sie das Pop-Up-Event von Caliente und Leticia heute im Arkaoda Berlin auf keinen Fall verpassen  ab 17 Uhr können Sie vorbeikommen und sich ohne Ende Ceviche und Austern gönnen, die Preise für die einzelnen Gerichte bewegen sich zwischen 6 und 8 Euro. Klingt nach dem perfekten Ausklang für einen Dienstagabend? Dann heute zum „Ceviche and Oysters" am Karl-Marx-Platz 16-18 kommen, mehr Infos zum Menü gibt es hierU-Bhf Karl-Marx-Straße

Checkpoint-Abonnenten erfahren heute im Stadtleben außerdem, mit welchem Geschenk man dem weltweiten Bienensterben entgegenwirken kann, welche institutionelle Neueröffnung sich ab heute ganz dem Thema „Zeit“ widmet und in welcher Ausstellung Sie bis Ende des Monats noch selbst aktiv werden können.

Zur Anmeldung geht es hier.

Mit diesen Stadtleben-Tipps wünscht Ihnen Carmel Schnautz einen schönen Dienstag.

Prominent verraten

Nach dem Sport frühstückt unser Berliner der Woche erstmal gesund, bevor es zur Arbeit geht - er ist Musiker.

Bekannte Berliner fotografieren für uns eine Woche lang täglich Ausschnitte aus ihrem Leben. Die Auflösung kommt immer freitags - mit einem Selfie.

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Erraten Sie, wer sich diesmal hinter den Bildern versteckt?
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Berlin heute

Wegen welcher Demonstration es heute Staugefahr in Adlershof gibt und welche Straßen in den nächsten Tagen gesperrt sind, erfahren Sie als Checkpoint-Abonnent. Zur Anmeldung geht's hier.

Berliner Gesellschaft

Geburtstag – Pegah Ferydoni (36), Schauspielerin und Synchronsprecherin / Kirsten Harms (63), Theaterregisseurin und Intendantin / Noah v. Scheinitz (8), „Grüße zum Geburtstag von Grandma" / Jutta Thiel (65), „die besten Glückwünsche zu Deinem Geburtstag, in Liebe Dein Spatz"

Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de

Gestorben – Harry Eichberg, * 14. Januar 1937 / Renate Hennig, * 14. August 1940 / Hans-Gerhard Kolat, * 12. Oktober 1935

Stolperstein – Anna Bergmann (geb. Oktober 1878) lebte in der Liegnitzer Straße 4 (Friedrichshain-Kreuzberg), sie wurde heute vor 76 Jahren in der nationalsozialistischen Tötungsanstalt Meseritz-Obrawalde ermordet.

Im Tagesspiegel

Zwangsweise eingewiesen, drei Wochen lang festgehalten – es ist 40 Jahre her, doch Martina Blankenfeld erinnert sich noch gut an ihre Angst und ihre Wut in einem DDR-Krankenhausgefängnis in Berlin. Lesen Sie das Portrait von Andreas Austilat heute auf Seite 3 im Tagesspiegel und im E-Paper.

Encore

Was tun bei Temperaturen bis zu 34 Grad (heute) oder sogar 37 Grad (morgen)? Da ist doch was Passendes in die Mailbox geflattert: Die tibetische Konstitutionslehre weiß Rat. Experte Dr. Herbert Schwabl empfiehlt Safranwasser und Heilyoga, außerdem Früchte, Gemüse oder Brot zum Frühstück und statt Kaffee lauwarmen grünen Tee. Mittags gibt’s dann wieder Gemüse, roh oder gekocht, und Rindfleisch oder Fisch. Von Hähnchen, Schwein oder Lammfleisch wird abgeraten. Ingwer-Tee kurbelt nach Salat oder Rohkost die Verdauung an, abends stehen Joghurt, Suppen, Linsen, Salat und frischer Fisch auf dem Speiseplan. Absolute Don't’s: harter Alkohol, scharfes Essen, Gebackenes und Frittiertes.

In diesem Sinne: Kommen Sie gesund durch die Hitze! Morgen hält hier wieder Lorenz Maroldt eine Abkühlung für Sie bereit.

Bis nächsten Dienstag,

Ihre Laura Hofmann

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