aus gegebenem Anlass starten wir mit einer Meldung in eigener Sache: In den vergangenen Tagen sind der Tagesspiegel-Chefredaktion im Zuge einer Buzzfeed-Recherche Fälle von unangemessenem Verhalten und sexueller Belästigung in unserem Haus bekannt geworden. Bis zur abschließenden Klärung wurde der Mitarbeiter, gegen den die konkreten Vorwürfe erhoben wurden, mit sofortiger Wirkung freigestellt. Der Tagesspiegel ist bereits dabei, eine Ombudsfrau einzusetzen, die aufarbeitet, was passiert ist und Ansprechperson wird.
Man kann das jetzt alles so stehen lassen. Man kann als junge Frau, die seit 2,5 Jahren im Haus arbeitet, aber auch was dazu sagen. Und das mache ich an dieser Stelle. Manche Dinge, die Buzzfeed recherchiert hat, waren unter uns Frauen bereits Thema, manche Dinge habe ich in den vergangenen Tagen erfahren, manche erst durch den Artikel selbst – bei einigen wurde mir kotzübel. Wir haben hier viel geredet in dieser Woche. Junge Frauen, die vielleicht in besonderer Weise betroffen sind, untereinander, alle Frauen miteinander, einige von uns mit Lorenz Maroldt. Verdammt viel Scheiße ist da auf dem Tisch gelandet. Das ist schockierend und bewegend und schlimm – aber es ist auch verdammt gut. Weil wir uns jetzt durch die Scheiße wühlen müssen.
Eine Kollegin sagte sinngemäß: „In Zeiten von Metoo haben wir überall Probleme aufgedeckt und recherchiert, was schiefläuft – nur nicht bei uns selbst.“ Dass das jetzt nachgeholt wird, ist wichtig und richtig und wünschenswert.