Mix aus Sonne und Wolken bei sommerlichen 26°C

Ausnahmezustand bei der FeuerwehrBerlins Radvorrangnetz kostet mehr als 670 Millionen EuroRot-Grün-Rot stellt Geld für Freitreppe am Humboldt-Forum bereit

Russland führt seinen Krieg gegen die Ukraine fort – mit weltweiten Folgen. Hier die Ereignisse der vergangenen Stunden im Überblick:

+++ 800 Zivilisten haben nach Angaben des Betreibers in einer Chemiefabrik in der heftig umkämpften ostukrainischen Stadt Sjewjerodonezk Zuflucht gesucht, hieß es am Dienstag auf der Unternehmens-Website. Unter den Schutzsuchenden seien 200 Fabrikarbeiter sowie 600 Einwohner der Stadt.

+++ Polen hat nach Angaben von Regierungschef Mateusz Morawiecki einen umfangreichen Vertrag über die Lieferung von Waffen an die Ukraine unterzeichnet. Es handele sich um „einen der größten, wenn nicht den größten Waffenexportvertrag der vergangenen dreißig Jahre“, sagte Morawiecki am Dienstag.

+++ Das russische Parlament hat den Rückzug des Landes aus dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) beschlossen. Die Abgeordneten stimmten am Dienstag in der Duma in dritter und letzter Lesung für ein Gesetz, wonach Russland nicht mehr der Gerichtsbarkeit des EGMR untersteht.

In unserem Newsblog halten wir Sie rund um die Uhr auf dem Laufenden.

Gegen den Strom zu schwimmen, gehört in Berlin fast schon dazu. Sogar die Spree macht mit und fließt wegen Trockenheit rückwärts. Wie oft das passiert, hat nun die Senatsumweltverwaltung ermittelt: Von Anfang 2010 bis Ende 2019 ging es an 211 Tagen für das Flusswasser zurück Richtung Quelle und somit durchschnittlich 21 Mal im Jahr, heißt es in der Antwort auf eine Anfrage des Abgeordneten Benedikt Lux (Grüne), die dem Checkpoint vorab vorliegt.

Doch zum Schmunzeln ist die Sache zu ernst. Langfristig droht Berlin eine Wasserkrise. Der Senat arbeitet an Strategien, um das Schlimmste zu verhindern – und droht auch damit, den Hahn abzudrehen. Zu Extremzeiten könne es zur „Reglementierung einzelner Wassernutzer“ kommen, schreibt die Umweltverwaltung. Um das zu verhindern, sollen zunächst unter anderem alte Wasserwerke reaktiviert werden. Berlin soll zur Schwammstadt werden. Bis es so weit ist, fließt noch viel Wasser die Spree wieder herauf.

„Die Zeiten, in denen Berlin viel Grundwasser hatte, sind vorbei“, sagt Lux. Es müsse mehr für Wasserkreisläufe und Wassersparen getan werden. Hilft das alles nicht, „kann es auch sein, dass unnötiger Wasserverbrauch in Spitzenzeiten – etwa mittags zur Grünbewässerung – erheblich teurer oder sogar verboten wird“. Bei so einem Luxusgut wird plötzlich klar, warum manche Hähne vergoldet sind.

Ob vor oder zurück, nach Plan plätschert das Spreewasser irgendwann auch an der Freitreppe am Humboldt-Forum vorbei. Bausenator Andreas Geisel (SPD) wollte den geplanten Stufenbau am Ufer des Spreekanals wegen gestiegener Kosten zuletzt stoppen. Doch die Abgeordneten der rot-grün-roten Koalition hielten dagegen und haben nun die Mittel für das Projekt im neuen Doppelhaushalt gesichert. 3,25 Millionen Euro werden allein in diesem Jahr für die Freitreppe berücksichtigt, weitere 742.000 Euro stehen für 2023 bereit. Geisel hätte das Geld gerne anders ausgegeben. Vielleicht kann der Bausenator das ja nachholen. Noch fehlten viel zu viele Genehmigungen, sagte er kürzlich. „Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir 2022 oder 2023 Geld für die Freitreppe ausgeben, sehr gering.“

Ein halbes Jahr hatte sich Angela Merkel aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Am Dienstagabend meldete sie sich in einem Fernsehinterview mit Spiegel-Journalist Alexander Osang erstmals seit ihrer Kanzlerschaft in aller Öffentlichkeit zu Wort. Merkel sprach ungewohnt offen über ihre Auszeit nach der Politik an der Ostsee („Ich habe jeden Tag einfach richtig gut rumbekommen“). Vor allem aber ging es um Russland und den Angriff auf die Ukraine. Dieser sei ein „brutaler, völkermissachtender Überfall“.

Merkels Kanzlerschaft hat auch unter dem Eindruck des russischen Angriffskriegs zuletzt einige Schatten bekommen. Doch Kritik wehrte sie ab: „Ich muss mir nicht vorwerfen, ich habe zu wenig versucht.“ Für ihre Russland-Diplomatie während ihrer Amtszeit werde sie sich „nicht entschuldigen“. Dass Deutschland auch wegen ihr heute mit seiner Abhängigkeit von russischem Gas kämpft, obwohl sie offenbar früh wusste, wohin sich Putin entwickelte, bleibt als Makel.

Die rot-grün-rote Koalition entdeckt neue Wege, den riesigen Lehrermangel in der Stadt zu beheben: Wenn es nicht genug Lehrkräfte für die Pflichtstunden gibt, genau, streicht man einfach die Pflichtstunden zusammen. Die Frage sei, „Wie viel Unterricht braucht es für gutes Lernen?“, überlegt SPD-Bildungspolitiker Marcel Hopp ernsthaft. Die Grünen gehen schon einen Schritt weiter und wollen Sportunterricht an Vereine oder Kunstunterricht an externe Anbieter wie Jugendkunstschulen auslagern. Oder wie wäre es damit: Berlins Kinder könnte man doch auch gleich in andere Bundesländer zur Schule schicken – immerhin sind die Lehrer dort ja auch in Berlin ausgebildet worden.

Mit „Bauen, bauen, bauen“ zog Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) im vergangenen Jahr durch den Wahlkampf und nannte als großes Vorbild dafür stets Hamburg. Die Zahl neuer Wohnungen ist dort durch ein Bündnis mit der Bauwirtschaft massiv gestiegen. Doch der Effekt ist mager. „Dummerweise scheint es gegen steigende Mieten aber nicht oder nur wenig zu helfen“, resümiert nun „Die Zeit“. Die Preise stiegen im Gleichschritt mit den Wachstumsraten anderer deutscher Großstädte.

Kann „Bauen, bauen, bauen“ in Berlin die Lösung sein? „Ja, wir gehen davon aus, dass eine Erweiterung des Angebots zu einer Entspannung auf dem Wohnungsmarkt führen wird“, erklärt Martin Pallgen, Sprecher von Bausenator Andreas Geisel (SPD) auf Checkpoint-Anfrage. „Unser ‚Bündnis für Wohnungsneubau und bezahlbares Wohnen‘ heißt nicht umsonst so“, sagt der Sprecher. „Überteuerte Neubauten hatten wir in den letzten Jahren ausreichend. Diese haben nichts zur Entspannung beigetragen“, sagt hingegen Katrin Schmidberger (Grüne) – und fordert auch bei privaten Bauprojekten einen verpflichtenden Sozialwohnungsanteil von 50 Prozent. In der Koalition dürften bei dem Thema weiter die Bauklötze durch die Luft fliegen – während die Mieten steigen.

Umfrage bauen gegen steigende Mieten

Telegramm

Für die Berliner Feuerwehr ist der Ausnahmezustand längst zum Normalzustand geworden: 120 Mal musste allein in diesem Jahr schon der „Ausnahmezustand Rettungsdienst“ ausgerufen werden – fast jeden Tag also. Die Eintreffzeit der Retter von zehn Minuten kann dann kaum noch eingehalten werden. Mit solchen Werten gehört die Berliner Feuerwehr selbst auf die Intensivstation.

Auch die neuen Radwege hinterlassen ihre Spuren im Landeshaushalt. Für Planung und Bau des 850 Kilometer langen Radvorrangnetzes in Berlin kalkuliert die Senatsverkehrsverwaltung in den nächsten Jahren mit 670 Millionen Euro. Hinzu kommen die Kosten für weitere 1000 Kilometer geschützte Radwege an Hauptstraßen. Doch wer jetzt Schnappatmung bekommt: Die A100 kostet mehr als 200.000 Euro je Meter.

Wenn in der Bundesliga ein Trainerposten offen ist, nennt die Gerüchteküche schnell alle Übungsleiter, die gerade ohne Job sind. Etwa so wirkt, wie die „Bild“ nun Sawsan Chebli (SPD) ins Gespräch für einen vakanten Staatssekretärsposten im Bundesinnenministerium bringt. Die ehemalige Berliner Staatssekretärin selbst nennt die Geschichte „soweit ich das beurteilen kann, frei erfunden“. Bessere Chancen als Chebli auf einen Posten scheint Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik zu haben. Wenn nicht als Staatssekretärin, dann als Chefin der Bundespolizei, berichtet Alexander Fröhlich.

Allem Papiermangel auf der Welt zum Trotz verschickt das Land Berlin fleißig Gehaltsnachweise per Post. Für die zu Ende 2021 148.017 Beschäftigten im öffentlichen Dienst und 67.383 Versorgungsempfänger geschah das im vergangenen Jahr 1.483.742 Mal. Zusammen mit Druck, Verpackung, Porto und der Dienstleistung kostete die Zettelwirtschaft im Jahr 2021 insgesamt 551.611 Euro, teilt die Finanzverwaltung auf Anfrage von Roman-Francesco Rogat (FDP) mit. Geht es auch digitaler? Natürlich nicht. Der Druck der Entgeltnachweise kann „ohne weitreichende technologische Änderungen, die sowohl Hard- als auch Software betreffen“, nicht umgestellt werden.

Sie wollten schon immer wissen, ob der Prenzlauer Berg seinen Namen wirklich verdient hat? Dann ist die interaktive Karte der Geländehöhe Berlins etwas für sie, die die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung im Netz veröffentlicht hat. Per Mausklick zeigt sie, wie viele Meter über dem Meeresspiegel jeder Punkt der Stadt liegt. Komisch allerdings, dass das Tagesspiegel-Verlagshaus am Askanischen Platz auf der Karte in einer sieben Meter tiefen Senke im Vergleich zu den Nachbarbauten steht. Liegt es vielleicht an der Bedeutungsschwere unseres Jobs? Nein, erklärt die Senatsverwaltung. Ist doch nur eine Messungenauigkeit.

Gestern hat Lorenz Maroldt an dieser Stelle treffend beschrieben, dass – Neun-Euro-Ticket hin oder her – Pfingsten bei der Bahn schon immer ein Chaos-Wochenende war. Um einen Naturzustand handelt es sich dabei jedoch nicht, wie unsere Nachbarn von den Schweizerischen Bundesbahnen beweisen: „Das Pfingstwochenende ging mit 25 Extrazügen, insgesamt 35.000 zusätzlichen Sitzplätzen sowie 750 mehr Veloverladplätzen erfolgreich über die Bühne“, twitterten die Schweizer genüsslich Richtung Bundesrepublik. Die Lösung aus deutscher Sicht ist ganz einfach: Statt nach Sylt fahren nächstes Jahr zu Pfingsten alle in die Schweiz.

Bei seiner Wohnungssuche stolperte „nd“-Redakteur Daniel Lücking über eine absolute Perle mit „hohem Instandhaltungsrückstand“. Obendrauf gibt es laut Hausverwaltung einen Legionellenbefall im gesamten Haus. Vom Anbieter, der Werz Goldstein & Werz Hausverwaltungsgesellschaft mbH, haben wir dann in der Deidesheimer Straße 27 in Friedenau ein ganz ähnliches Angebot gefunden. Hier besteht sogar „sehr hoher Instandhaltungsrückstand“ – und ja, ebenfalls Legionellen. Ob die Anbieter davon selbst krank geworden sind? Auf unsere Anfrage, wie man sich einen Einzug und das Leben in so einer Wohnung denn vorstellt, hat die Hausverwaltung bis heute nicht geantwortet.

Ausnahmsweise seiner Zeit voraus war am Dienstag das Lageso. Die Behörde meldete bereits den Corona-Lagebericht vom 8. Juni. Also schauen Sie mit uns in die Zukunft: Die Berliner Sieben-Tage-Inzidenz (falls Ihnen der Begriff noch etwas sagt) liegt demnach bei 173. Die höchste Inzidenz weist mit 471,1 Lichtenberg auf. Am besten ist die Lage mit einem Wert von 88,5 in Neukölln.

In Friedrichshain-Kreuzberg soll eine Straße nach der weltersten Rabbinerin Regina Jonas benannt werden – nur welche, ist offen. Wir baten Sie um Vorschläge, welche Straße eine Umbenennung vertragen könnte. Das sind die Ideen:

- „Wie wär‘s mit der Mohrenstraße? Die braucht doch eh einen neuen Namen, der nicht aus Versehen einem Nazi gehört“, schreibt Paulina Klein.  

- „Der Teil der Friedenstraße, der neben dem Volkspark Friedrichshain verläuft, könnte sehr gut im Gedenken an Frau Jonas umbenannt werden“ schlägt Bodo Zündorff vor. 

- Den Ernst-Thälmann-Park nominiert Harald Hipel. „Dessen Umbenennung ist überfällig. Die Abräumung des Denkmals sollte nicht vergessen werden.

An welchem Ort in der Welt es am furchtbarsten ist, wollte Wissenschaftsjournalistin Michaela Maya auf Twitter wissen. Und fast reflexhaft finden sich in den Kommentaren Menschen, die diesen in Berlin verorten.

- „Ich wollte sofort wieder weg, zu groß, zu laut, die Leute extrem unfreundlich, am Bahnhof hat es nach Pipi gerochen.“

- „Schlimmes Essen und Unterkunft, tatsächlich nichts Schönes gesehen (entweder wegen zu vieler Leute oder weil die Stellen ohne Leute nicht schön waren).“

- „Berlin – für mich die schlimmste und hässlichste Stadt ever und ich kenne Köln und Hagen, die auch schon hässlich sind.“Und spätestens hier muss ich als gebürtiger Rheinländer einschreiten. Denn gegen Köln ist Berlin zumindest optisch wirklich eine Perle.

Bleiben wir noch kurz bei unschönen Orten und kommen zu Leverkusen. Das hat mit Berlin zumindest so viel gemeinsam, dass es auch dort Widerstand gegen den Ausbau einer Autobahn (in diesem Fall A1 und A3) gibt. Den tragen die Leverkusener nun in die Hauptstadt. Ihrem Ärger machen sie Luft, indem sie einen vollflächig bedruckten Lkw laut Pressemitteilung „tagelang“ um das Bundesverkehrsministerium kurven lassen. In Mitte wird man sich bedanken. Unser Protest-Profi-Tipp aus der Hauptstadt: Sich stattdessen mit Sekundenkleber auf die Autobahn kleben.

Zitat

„Weil die Leute an mich gewöhnt sind, waren sie sehr schweigsam.“

Bundeskanzlerin a.D. Angela Merkel über die Menschen in ihrem Wahlkreis Vorpommern-Rügen – Vorpommern-Greifswald I an der Ostsee.

 

Tweet des Tages

‚Einen Cappuchino, bitte.‘ – ‚Mit welcher Milch?‘ – ‚Normale Milch.‘ – ‚Was ist für Dich normal?‘ — Wortlos umgedreht und einfach rausgegangen.

@janboehm

Antwort d. Red.:  

Stadtleben

Essen & Trinken – Die zwei polnischen Brüder Sokolowski kredenzen in ihrem Restaurant Bruderherz innovative Italo-Küche. Neben hausgemachter Bio-Pasta finden Flaneur:innen unweit des Stuttgarter Platzes eine appetitanregende Speisekarte, für die es sich lohnt, eine Vesper einzulegen: Spargel-Erdbeer-Pecorino-Risotto sowie hausgemachter „Nasch“-tisch à la Buttermilchmousse oder Lavendel-Crème Brûlée lassen sich zwischen gefüllten Weinregalen genießen. Draußen schmeckt es fast doppelt so gut. Wir sagen: Benvenuto in Italia & smacznego! Di-Do 17-0 Uhr, Sa/So 12-0 Uhr, Leonhardtstraße 6, S/U-Bhf Charlottenburg

Berliner Gesellschaft

Geburtstag – „Liebe Beate, zu deinem Geburtstag die herzlichsten Glückwünsche von deiner Gila“ / Naomi Fearn, „Berlins beste Comiczeichnerin und ‚Berliner Schnuppen‘-Erfinderin feiert heute ihren Geburtstag, das Team Checkpoint wünscht alles Gute und dankt, dass du den Checkpoint täglich schöner und bunter machst.“ / Niels Giffey (31), Basketballspieler bei Žalgiris Kaunas / „Herzlichen Glückwunsch meinem lieben Mann Karl-Heinz (57)“ / Erich Pätzold (92), Politiker (SPD), ehem. Berliner Innensenator und Senator für Gesundheit und Umweltschutz / „Monika Peters, geb. Schmidt (*1959) wird am 8. Juni 2022 nun schon 63 Jahre. Es gratulieren ihr Sohn Conrad und Mann Matthias von Herzen.“ / Klaus-Jürgen Scherer (66), Diplompolitologe und Publizist / Jochen Schümann (68), Segelsportler, begann seine Segelkarriere auf dem Berliner Müggelsee / Lutz Seiler (59), Schriftsteller / Ulf Stolterfoht (59), Schriftsteller, Gründer des Verlags „Brueterich Press“ / Jasmin Tabatabai (55), deutsch-iranische Schauspielerin und Musikerin / Jürgen von der Lippe (74), Fernsehmoderator, Showmaster und Musiker

+++ Sie möchten der besten Mutter, dem tollsten Kiez-Nachbarn, dem runden Jubilar, der Lieblingskollegin oder neugeborenen Nachwuchsberlinern im Checkpoint zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.+++

Gestorben – Klaus Bortoluzzi, * 29. Juli 1959 / Rudolf Johannes Gerwin * 27. April 1947 / Karin Hieronimus, * 22. Oktober 1936 / Gudrun Wendler, * 6. Januar 1944

Stolperstein – Clara Wollenberg (geb. Kessel, 1873) lebte mit ihrem Ehemann und vorherigem Witwer Dr. Salo Wollenberg und seinen drei Kindern in der Pallasstraße 25. Nach seinem Tod zog sie an den Tempelhofer Alboinplatz 8. Ihre zehn Geschwister sowie Stiefkinder emigrierten aufgrund der zunehmenden Entrechtung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung ins Ausland, doch Clara blieb aus unklaren Gründen in Berlin. Es folgten viele Umzüge. Als sie am 1. Juni 1942 aufgefordert wurde, ihre Vermögenserklärung abzugeben, sah sie ihre Deportation bevorstehen. Sieben Tage später – heute vor 80 Jahren – nahm Carla die Flucht in den Tod, um einer Deportation zu entgehen.

Encore

Wenig spektakulär klang zunächst der Titel der Mitteilung „Friedhöfe gemeinsam würdevoll halten“, die das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf am Dienstag veröffentlichte. Dabei geht es um Grabschändungen. Doch keine Satanisten treiben ihr Unwesen auf den Ruhestätten im Osten Berlins – sondern Krähen.

Durch die anhaltende Trockenheit finden die unter Artenschutz stehenden Vögel nur schwerlich Würmer und Getier. Frisch gegossene Grabstellen bieten für sie daher einen guten Anlaufpunkt. Doch dabei reißen sie Pflanzen heraus, fressen Kerzenwachs und verteilen dieses „weitläufig auf dem Friedhof”, schreibt das Bezirksamt. „Oft sehen die Grabstellen dann aus, als seien sie durch Vandalismus von Besuchenden zerstört worden.“ (Bild hier)

Die Zustände seien bedrückend. Alle Hinterbliebenen und Besucher der Friedhöfe bitte man um Verständnis und Unterstützung. Die Bitte des Bezirks: Keine essbaren Abfälle im Müll entsorgen und die Vögel auch nicht füttern, damit diese „den Friedhof nicht als guten Ort der Nahrungsaufnahme schätzen“.

Gefüttert mit Informationen und Texten hat Thomas Lippold diesen Checkpoint. Sophie Rosenfeld hat das Stadtleben beigesteuert und Kathrin Maurer den morgendlichen Feinschliff übernommen. Morgen begrüßt Sie hier Robert Ide. Machen Sie es gut!

Ihr Christian Latz

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